Mittwoch, 27. August 2008

Kriegsbericht Folge 3

An Bord bei der Marine

Dann führte die zwei in vornehmer Distanz

Zur Offiziersmesse hin eine Froschordonanz.

Als sie eintraten dort die zwei Passagiere

Standen stramm zum Gruße die Herrn Offiziere.

Der Erste Offizier stellte reihum alle vor:

„Leutnant vom Teich Graf Pogge de Quapp“

„Korvettenquakitän von Moorhold aus Sumpfheim am Cap“


„Quakitänleutnant Sümpfler, Erstling vom Laich“

Oberleutnant zur See Quaks von Schlicktau am Teich“


Das gesamte hochadelige glorreiche Korps.

Und nicht zu übersehen, hier Majestät,

„Quakiral Hops von der Quakiralität“

Zum Schluss noch damit die Reihe komplett

„Quakgern von der Krott, der Seekadett“


Bevor wir uns setzen zum Gala-Diner,

Ich selbst bin der IO, Graf Grünling in Spee

Und auf diesem Schiff nebst dem Quakitän,

und unserem lieben Herrgott der Souverän.


Doch heute, fügte er an, noch mehr aufgebläht,

Übergebe ich die Macht an sie Majestät“.

Blähbauch grinste, was sollte er sagen?

Solche Offiziere muss man ertragen.

Man kann ja nicht alle, die so sind entlassen.

Man muss sie erdulden und zwar ganz gelassen.


Dann trugen die Pantrys die Speisen herein:

Würmer und Asseln, geschnetzelt ganz fein;

Gegrillte Fliegen und Mücken flambiert,

Auf Mangoldblättern mit Seetang serviert;

Eine Suppe gab es mit den Augen vom Aal,

Herzmuschelschleim süß oder sauer nach Wahl.

Schmetterlingsfühler am Spieß fein gebraten,

Mückenohren mit Teichwasserfladen,

Leckere Spinnen in Sumpfschlick getaucht,

Wasserflohbeinchen vom Rauch angehaucht,

Flöhe und Läuse der Güteklasse A,

Alles was teuer und gut ist war da.

Erlesenen Käfer und nackige Schnecken

Ließen die Offiziere in der Messe sich schmecken.

Erlesene Schnecken und Lotussalat,

Engerlinge und Maden, höchst delikat

Lobten die Pantrys im weißblauen Tuch.

Raupenleberpastete der feineren Sorte,

Käslieb machte nicht erst den Versuch.

Und auch zu einem Stück Fliegendrecktorte

Ließ er sich nicht überreden.

Er sah nur belustigt die anderen speisen.

Die ließen die Grillfliegenfleischplatte kreisen.

Er bewunderte im vornehmen Kreise jedweden.

Was müssen die für Mägen nur haben,

Dacht er, wenn sie an Insekten sich laben.

Gar vornehm ging es zu in der elitären Runde.

„Doch vornehm geht die Welt zu Grunde“,

Dachte der Mausprinz mit knurrendem Magen,

Aber er konnte als Gast über das Essen schlecht klagen.

Auch Blähbauch, der König hielt sich sehr zurück,

Aß vom Mückenfilet nur ein winziges Stück

Und flüsterte zu Käslieb, „In deinem Interesse,

Gehen wir gleich hinab in die Oberfeldwebelmesse.


Die einfachen Leute verstehen zu kochen.

Besser als der Adel. Ich hab es gerochen

Das Düftchen das holde gar lieblich süße,

Das unten herausdrang aus der Kombüse.

Also gedulde Dich, warte es ab,

Wir gehen zum Essen zu denen hinab.

Dann kreuzte sein Besteck er diagonal

Auf seinem Teller. Das war das Signal

Für die vornehmen Herrn all erzogen so fein,

Ebenfalls satt nun, wie der König zu sein.

Blähbauch stand auf und sprach „es war nett

Zu dinieren mit euch auf eurem Bankett.

Doch nun muss ich, sonst sagt man ich wäre Partei

Noch kurz bei den Boostleuten und Maaten vorbei.

Heimlich, wie Käslieb dacht er indessen,

„Dort werden wir dann sicher erst mal gut essen.

Dort gibt man sich nicht so gekünstelt wie hier

Aber dennoch hat man Respekt genauso vor mir.

Auch machen Bootsleute, Maate und Matrosen,

Sich nicht gleich wie hier, vor mir in die Hosen.

Dort macht man nicht solche ein Gezeter wie hier,

Dort sitzt man gemütlich beim Wein oder Bier.

Dort macht man nicht um jeden Furz ein Getu’

Und außerdem bin ich dort fast mit jedem perdu.

Während er noch lästerte über die Offiziere im Spott

Standen sie bereits unten im Längsgang vor jenem Schott

Welches galt ihrem ganzen Interesse,

Mit dem Schriftzug darauf „Oberfeldwebelmesse“.

Man klopfte dreimal, so war es hier Sitte.

Von drinnen kam freundlich ein lautes „ja bitte“.

Dann traten sie ein, welch ein „Hallo“.

So wurde man sonst begrüßt nirgendwo.

Der Oberquaksbootsmann quakte, „kommt rein und nehmt Platz

Auf einen Schluck Wein und auf einen Schwatz.

Sie rückten zusammen, sie taten es gern

Für ihren Monarchen und im Mauspelz den Herrn.

Sie hatten für den Frosch aller Frösche im Staat

Und für den Mausprinzen so manches parat.

Die Backschafter kamen und sie backten auf,

Das Beste vom Besten und alles zuhauf.

Hummer, Langusten, Granat, frischen Fisch,

Alles für die Gäste ganz frisch auf den Tisch.

Wurst, Schinken und Fleisch, geräuchert, gegart.

Man ließ sich nicht lumpen und hat nicht gespart.

Käse aus Frankreich und Butterkremtorte,

Alles was gut ist ganz ohne große Worte

Trug man den beiden nun auf Gang um Gang.

Sie aßen weil’s schmeckte, satt war man schon lang.

Der Smut kam herein und sah nach dem Rechten

Und befahl „Kaviar her, alles frisch und vom echten“.

Alles was einem den Mund wässrig macht

Wurde den beiden zum Essen gebracht.

Salate und Soßen alles mit Rahm,

So dass man vom anschauen an Gewicht schon zunahm.

Dazu kredenzte man ihnen den Besten vom Wein

Denn gutes Essen soll schließlich begossen auch sein.

Alles war da und nicht nur in Tropfen,

Branntwein und Schampus und gebrautes vom Hopfen.

Erlesene Früchte, frisch und kandiert

Wurden mit Eiskrem zum Nachtisch serviert.

Schleckereien, Marzipan, Rosinen und Nüsse

Für alle erdenklichen Gaumengenüsse.

Schokolade, Pralinen, Pudding und Krokant,

Pasteten mit Trüffel, frischer Lachs und Fondant.

Ein Schnäpschen dazwischen, was jeder versteht,

Damit des Essen etwas länger noch geht.

Rollladen und Steaks , das Fleisch insgesamt,

Alles aus eigenem Zuchtbestand stammt.

So gehen wir sicher, sprach der Koch, dass kein Wahn

Ausbricht wie in England auch auf unserem Kahn.

Esst Pilze, greift zu, doch esst mit Verstand,

Denn solche gibt’s reichlich in unserem Land.

Wählt aus klug und weise und nicht erst verkehrt.

Ein Champion ist keinen Pfifferling wert.

Die meisten Sorten die wir hier servieren,

Dienen dem Auge, sind nur zum Garnieren.

Doch Bratkartoffeln mit Rührei und Zwiebeln und Speck,

Dienen heute dem schönen und alleinigen Zweck,

Von dir Majestät dem Froschgott auf Erden,

Genüsslich verkasematuckelt zu werden.

Knödel und Kartoffeln die brachte ich nur her,

Dass nicht wie vorher oben, der Tisch wirkt so leer.

Esst langsam und nehmt euch beim Auswählen Zeit.

Probiert auch von jener pikanten Köstlichkeit

Die aus Handkäs mit Öl und Zwiebeln gemacht,

Als kleine Anregung für den Appetit ist gedacht.

Und kostet auch hier, der ist delikat,

Der Ananas-Früchte und Matjes-Salat.

Doch spart eine Lücke im Magen euch aus,

Denn gleich tische ich den Labskaus euch auf.

Den macht, weil von Hamburg her abstammt mein Smut,

Wie kein anderer weltweit in der Marine so gut.

Selbst der Bürgermeister von Schlicktau erblasste vor Neid

Als er bei uns in der Messe einst saß

Und von dieser Köstlichkeit aß.

Er berichtete damals er wäre es leid,

Es mit dem Labskausrekord erneut zu versuchen.

Um einen Guinness-Rekord zu verbuchen

Er wollte, damit sich dort mehr daran laben,

Von unserem Koch das Rezeptbüchlein haben.

Doch der ist nicht dumm, gab nicht ihm das Buch.

So bleibt es wohl weiter Jahr für Jahr beim Versuch

Einen neuen Labskausrekord aufzustellen.

Doch ihr wisst Majestät, ich will euch nicht prellen.

Drum bitt ich euch herzlich, nur nicht so schänant ,

Greift großzügig zu direkt mit der Hand.

Und ihr edler Mausherr, esst nicht so verzagt,

Haut ordentlich rein so viel ihr vertragt.

Auch die Mandeln sind heute besonders pikant,

Ich hab sie für euch just grad frisch gebrannt.

Und meine Herren, rülpst ruhig auch einmal.

Das schafft Platz im Magen. Es wär ein Skandal

Wenn ihr aufhören müsstet obwohl es euch schmeckt

Nur weil euch im Bäuchlein ein Luftpolster neckt.

Rollmops und Herings- sowie Fleischwurstsalat,

Sind wie Oliven und Frikadellen bei uns obligat,

Sie gehören dazu bei jeglichem Mahl,

Beim Käse hingegen da habt ihr die Wahl.

Fünfzig Sorten bestimmt, ich muss es nicht sagen,

Das wisst ihr ja beide, die schließen den Magen.

„Wie macht ihr das bloß“ platzte Käslieb heraus.

Ihr lebt ja im Speck wie in der Stadt eine Maus.


Da antwortete Blähbauch an des Feldwebels Stelle.

„Die sitzen an Bord direkt an der Quelle“.

Er verkniff sich ein Schmunzeln, „das wär ja zum Lachen,

Die Lasten sind voll mit den leckersten Sachen.

Mit Proviantmeister und Smutje in den eigenen Reihen

Muss jedes Diner automatisch gedeihen.

Die anderen hält man dafür etwas knapper.

Ich hoffe, dass niemand hört unser Geplapper.

Sonst könnte es sein, dass der erste Offizier

Mit seinem Gefolge demnächst abheuert hier.


Vier Stunden hatten die beiden in der Messe gespeist.

So angenehm, sprach Käslieb, bin ich noch niemals gereist.

Und auch des Froschkönigs Bäuchlein quoll und schwoll.

Ach Gott stöhnte Blähbauch, ach Gott bin ich voll.

Sieben Mägen müsste man haben, bei euch hier an Bord

Und Appetit wie ein halb verhungerter Lord.

Habt Dank für die Bewirtung. Ich werde euch loben

Wenn ich von Bord geh und er zeigte nach oben.

Es ist bei euch noch so wie in Opas Kasernen.

Von euch kann mancher Offizier noch was lernen.

Ich danke euch nochmals, das war wahrlich ein Schmaus.

Er erntete Beifall dafür von den Chiefs und Applaus.

Und nun, sprach der König erklärend den Zweck

Gehen wir noch hinunter zur Mannschaft ins Deck.

Dort heben wir dann gemeinsam einen Kleinen

Und vielleicht, wenn er schmeckt, auch noch einmal einen.

Gesagt, getan, bald stießen sie an.

„Prost Blähbauch“, „Prost Käslieb“, so klang es spontan.

Hätte nicht der Pantrygast

Auf die beiden aufgepasst

Und unauffällig und diskret

Ihnen den Schnapshahn zugedreht,

Wären die beiden, die betroffen,

Obwohl kein Sturm blies abgesoffen.

So glättete die Zeit die Wogen

Und das Räuschchen war verflogen

Als das Kriegsschiff später dann

An Blähbauchs Insel legte an.


1 Kommentar:

saar-laender hat gesagt…

köstlich!!!!

gruß toni

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.