Freitag, 29. August 2008

Kriegsbericht Folge 5

Käslieb wird vorgestellt


Das Volk stand indes in Ehrfurcht ganz stumm

Und drängte sich um den Herrscher herum.

Längst hatten sie alle den Gast ausgemacht,

Welchen der König hatte von See mitgebracht.

Käslieb des erlauchten Mauskönigs Sohn


Saß auf dem Teppich direkt unterm Thron.

Die Damen vom höfischen Nachmittagskränzchen

Schielten heimlich verhohlen hinauf zu der Maus.

Zu was alles gut sein könnt solch ein Schwänzchen

Malte gedanklich so manche sich aus.

Da dröhnte durch die Stille ein dreimaliges Pochen.

Beinahe wäre sein Stab ihm zerbrochen,

So laut gab der Oberzeremonienmeister das Zeichen.

Der König ließ ein paar Sekunden verstreichen.

Dann begann er mit dem was er hatte zu sagen,

Ohne Umschweife dem versammelten Volk vorzutragen.

„Holde Gattin und Königin, Allerliebste, mein Schatz.

Als erstes bitt ich euch alle, nehmt Platz.

Macht es euch gemütlich und vor allem bequem,

Setzt euch und streckt euch so wie es genehm.

Als alle ganz flugs nach ein paar Sekunden

Hatten ein lauschiges Plätzchen gefunden,

Fuhr Blähbauch mit gehobener Stimme, überlegt jedes Wort,

Zu den versammelten Fröschen beim Hofempfang fort.


„Liebe Frösche, ihr tapferen Helden und Froschreichsoldaten,

Die ihr weithin bekannt seid durch euere mutigen Taten,

Ihr geistreichen Führer, Leutnante, Oberste und Generale,

Die ihr so zahlreich versammelt im Saale,

Werte Minister, Eminenzen, Staatssekretäre und Schranzen,

Schlichtweg der gesamte Hofstaat im Ganzen.

Ihr ehrenwerten und erlauchten Fürsten und Grafen,

Ihr edle Ritter und Bauern und ihr all meine braven

Und lieben Veteranen und Kriegskameraden,

Die ich euch hab alle in den Palast heut geladen.

Ich habe, das mache ich euch hiermit kund

Zum Hof euch geladen aus zweierlei Grund.

Der erste Grund ist meine Frau,

Die einlädt uns zur Videoschau.

Der zweite sitzt vor euch, es ist diese Maus

Die etwas darstellt. Als Kronprinz zu Haus

Wird sie demnächst in unserem Nachbarreich

Monarch sein und Regierungschef zugleich.

Ich bitte dich Käslieb, stell selbst dich nun vor.

Und ihr meine Lieben spitzt alle das Ohr

Für das was der Fremde, der bei uns zu Gast

Uns zu berichten hat auf seiner Rast.

Käslieb sofort, ohne zu zaudern trat vor

Und dann begann er zu reden mit spitzem Humor:

„Ich möchte mit Förmlichkeit euch alle verschonen.

Den Gemeinen wie auch den Honorationen

Wünsche ich einen schönen vergnüglichen Tag.

Was ich als Beitrag zu geben vermag,

Dass der festliche Tag euch gelinge,

Ist nicht viel. Es sind nur zwei Dinge.

Als erstes entbiete ich euch einen Gruß

Meines Vaters, des Königs, der schlecht schon zu Fuß.

Er hätte die Mühe gern auf sich genommen,

Auf dem morastigen Weg zu euch her zu kommen

Wenn er nicht krank wäre und auch schon zu alt.

So blieb er daheim weil er denkt er stirbt bald.

Es grüßt euch ganz herzlich vom Totenbett aus,

Mein Vater, Käslieb der Erste , eine todkranke Maus.

Als zweites hab ich, nun gebt alle Acht,

Euch etwas Besonderes mit noch gebracht,

Das zu Feiern und Festen die von Belang

Unentbehrlich ist so wie schöner Gesang.

Etwas, ich will es nicht länger verhehlen,

Das bei keinem Bankette darf fehlen,

Kurz und bündig etwas das sehr wesentlich,

Bei jeder Festlichkeit ist, nämlich mich.


Mein Name ist Käslieb. Als einziger Sohn

Meines Vaters erbe ich demnächst den Thron.

Mit Zepter und Krone werd ich bald beehrt.

Ich hoffe, ich mach als Monarch nichts verkehrt.

Drum weil ich heut hier, von euerm modernen

König Blähbauch das Regieren zu lernen.

Möge der Tag mit euch im Verein,

Für unsere Völker ein Meilenstein sein.

Mögen wir lernen alle daraus,

Dass Koexistenz zwischen Froschtier und Maus

Der einzig richtige Weg ist zu existieren.

So wollen wir heute es dokumentieren,

Euer König Blähbauch und ich als der Sohn

Von König Käslieb dem Ersten und Erben des Thron.

Dann brachte der Mausprinz einen Hochruf noch aus.

Hoch lebe der Frosch und hoch lebe die Maus.

Nachdem er geendet und sich artig verneigt

Und den Fröschen seine Friedfertigkeit hatte gezeigt,

Mit der er zu ihrem Empfang war gekommen,

Hat den Jubel des Froschvolks er freudig vernommen.

„Hoch lebe Käslieb, willkommen im Reich

auf unserer Insel in der Mitte vom Teich.

Hoch lebe der Kronprinz, hoch lebe der Gast.


Hoch lebe Rex Blähbauch“, rief man ohne Rast.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.