Samstag, 30. August 2008

Kriegsbericht Folge 6

Wasserballett

Unendliche Ovationen für den Gast und auch den Despoten.

Da hat der letztere seinem Volke Einhalt geboten.

Er wies mit dem Zepter zum Swimmingpool hin.

Das war das Zeichen fürs Ballett zum Beginn.

Drei Froschjungfern zartgrün und hübsch in der Form

Traten aufs Sprungbrett. Es sah aus enorm

Wie sie von dort aus im Fluge synchron,

Ins Wasser glitten in Lotosfasson.


Unter Wasser zu Ehren des Gastes und ihres Herrn,

Formten gekonnt sie einen Froschschenkelstern.

Dann formierten sie sich zum drehenden Rad

Und schwammen als solches quer durch das Bad.

Dann schwamm das Trio, ohne die Flossen zu spreizen,

Auf den Mausprinzen zu ohne mit Reizen zu geizen.

Der applaudierte erregt und er klatschte zu Recht,

Denn die Reize der Nixen wirkten reizend und echt.

Jeder Zoll an den Jungfern, die heute so rar,

Anmutig frisch und wohlgeformt war.

„Ach wäre ich ein Frosch, ich zöge mich aus

Und hüpfte ins Wasser. Doch ich bin eine Maus“.

So dachte der Prinz, „es ist zum ergrimmen.

Im Wasser das Glück und ich kann nicht schwimmen“

Ein Fröschlein hat Käslieb besonders gefallen.

Es war Blähbauchs Tochter, die schönste von allen.

Die schwamm auf ihn zu, das Volk johlte „Oh“.

Sie sahen sich an und entbrannten lichterloh.

Dann tauchte sie vor ihm in die Tiefe hinab.

Die Wellen verschlangen sie als wär es ihr Grab.

Mein Gott dachte er, sie wird noch ertrinken,

Doch dann sah er unter Wasser sie winken.

Wenig später tauchten alle drei wieder auf

Und die Vorstellung nahm ihren weiteren Verlauf.

Nun formte das Trio, um das Froschvolk zu necken

Ein Jungfernkränzchen mitten im Becken.

Dann tauchten sie weg und waren verschwunden.

Den Zuschauern schien es als wär es für Stunden.

Dann tauchten sie auf. Das Volk grölte „Oh“,

Direkt vor dem Prinzen, doch voraus mit dem Po.

Die Vorführung ging noch länger so weiter.

Das Froschvolk sah zu gar fröhlich und heiter.

Der Mausprinz indes, weil er nicht war aus Pappe,

Hatte Augen nur noch für des Froschkönigs Quappe.

Die, so hatte er von Blähbauch erfahren,

Hieß Quapphild. Die Freier kommen in Scharen

Und stellen sich vor dem Palast im Modenschein

Nacht für Nacht vor ihrem Schafgemach ein.

Einer der Schurken hatte erst letzte Nacht

Ihr einen unsittlichen Antrag gemacht.

So mancher Möchtegern wollte sie schon besitzen.

Doch sie ließ bis dato noch alle abblitzen.

Man erzählt sich von ihr, sie glaube die Mär,

Dass sie ein verzaubertes Menschenkind wär.

So wartet sie, bis einer kommt und sie küsst.

Doch es kamen schon viele mit anderem Gelüst,

Und keiner von denen hat sie erlöst.

Man hat ihr laut quakend nur Angst eingeflößt.

Im Wasser indes nahm die Ballettvorstellung ihr Ende.

Die grünen Froschnixen kletterten ans Ufer behände.

Doch Quapphild die Prinzessin schwamm unter Applaus

Noch eine Extrarunde und nahm Kurs auf die Maus

Welche am Beckenrande im Gras

Begeistert Beifall spendend noch saß.

Käslieb spontan, als besonderen Clou,

Warf ihr sofort sein Mausschwänzchen zu.

Daran, weil sie ja nicht sehr viel wog,

Er die Prinzessin herauf zu sich zog.

Das Gelächter im Rund schwoll an zum Orkan.

Die Frösche zollten Respekt dem Galan.

Als das Gejohle schließlich sein Ende dann fand

Reichte die Prinzessin dem Prinzen die Hand:

„Ich heiße Quapphild“ sprach sie, “der Rex ist mein Vater.

Verzeih mir von vorhin, das dumme Theater,

Das ich vor dir mit den anderen zwo

Veranstaltet im Wasser hab mit dem Popo“.

Während sie das sagte, ganz wundersam

Färbten sich ihre Wangen rötlich vor Scham.

Dann rief sie schnell „tschüß, ich hoffe ja doch,

Dass wir, bevor du weiterreist, begegnen uns noch“.

Verdattert blieb er am Poolrand zurück.

Sein Herz pochte laut und es schlug voller Glück.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.