Sonntag, 28. Juli 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 20-10
 Achter Kriegstag
- Homer-Apotheose -

Während Mausenich in Wissbegier
Überflog das Stück Papier,
Berichtete der Kardinal
Vom Leid der Frösche emotional,
Das aufgrund der Bulle dann
Überall im Land begann.

"Man hat, auch das solltest du wissen,
Uns in einen Topf geschmissen
Mit Katharern, Patarenern, Leonisten,
Mit Speronisten und mit Arnoldisten.
Als Gotteslästerer beschuldigt so
Fand das Froschvolk nirgendwo
Mehr einen Platz der sicher war.
In unseren Teichen einst sogar
Gerieten wir in Schimpf und Schande.
Der Papst und seine Meuchelbande
Warfen uns Fröschen damals vor
Wir wären der Spiritus Rector
Für Unrecht, Häresie und Hexerei,
Satanismus, Idolatrie und anderlei.

Den guten Ruf, den wir einst hatten,
Als wir am Nil noch Götter waren,
Darüber bin ich mir im Klaren,
Wird keiner uns zurück erstatten."

"Der Rufmord an der Froschnation
Durch Gregors Denunziation,"
Erläuterte der Kardinal,
"Ist nicht der einzige Skandal
Den ich in den Archiven fand.
Manches was dort in den Akten stand
Stank zum Himmel. Vieles auch
So ist im Vatikan es Brach,
Was beschlossen die Synode,
War verschlüsselt mit 'nem Code
Den nur der Pontifex alleine kannte.
An diesem Code das Interessante
Ist das was Aristoquakes schrieb!
Der Code, obgleich geheim er blieb,
Nennt sich Batrachomyomachie
Und das passt alles irgendwie
Zu uns beiden, denke ich!"

"Ach ja," erwiderte da Mausenich,
"Die Schlacht, die hab ich fast vergessen!
Doch ungeachtet dessen,
Erzähl von Roms Intrigen doch
Ein bisschen mehr mir bitte noch.
Die Schlacht, wird wie bereits seit Tagen,
Mit und ohne uns geschlagen
Und wer den Krieg gewinnt ist mir
Genau so schnuppe wie auch dir!"

"Na gut," sprach da der Kardinal.
"Besser ist es allemal
Hier mit dir zu diskutieren
Als dort das Leben zu verlieren""

"Erzähl mir doch," bat der Prälat,
Was im Archiv vom Kirchenstaat,
Während deiner Amtszeit dort,
Du im geheimen Aktenhort
In deinen Frosch-Recherche-Stunden
Noch alles hast herausgefunden."

Hoppefroh derart umschmeichelt,
Hat auf der Brust das Kreuz gestreichelt
Während er zum andern sprach:
"In einem antiken Almanach
Fand ich ein Bild auf dem wir beide,
Sind dargestellt im Adamskleide.
Das Bild, das arg vergilbt schon war,
Stellt die Homer-Apotheose dar.


Wir sitzen dort zu dessen Füßen
Lesend in einer Papyrusrolle.
Vor und hinter uns dort grüßen
Ein paar brave ehrfurchtsvolle
Griechen einen Dichter der
Ein Agon Homer zur Ehr
Im Wettstreite gewonnen hat.
Der steht wie auf dem Mist der Gockel,
Stolz erhöht auf einem Sockel
Und nimmt dankend allerwegen
Die Huldigung des Volks entgegen.


Was an dem Bilde, in der Tat,
Ziemlich merkwürdig ich fand,
War dass kein Name auf dem Sockel stand.
Vom Sieger in der Agonale
Nicht einmal 'ne Initiale.
Da wurde sofort es mir klar,
Dass an dem Bildnis faul was war.
Ich nahm die Lupe schnell zur Hand.
Nun rate mal, was ich da fand?"

"Ceasar pontifex maximus
Sòter, euergètes, Theos, patron"

Habe auf dem Sockelfuß
Vom Text der dort war ausradiert
Ich neu zusammen buchstabiert.
-Ein Hinweis auf den Gottessohn-!
Durchfuhr es mich und mir wurd klar,
Dass der Papst es selber war
Der das Bild manipulierte
Und was nicht sein durft' ausradierte.

Ich sah das Kunstwerk nun spontan
Mir etwas gründlicher noch an!
Und wieder durchfuhr's mich wie ein Blitz.
Ganz oben unterm Göttersitz
Wo Zeus mit seinem Adler saß,
"Alpha", "Rho" und "Chi" ich las,
Die Anfangslettern von Archelaos
Dem Künstler der, weil's sein Beruf
Gewesen ist, das Werk einst schuf.




Meine Freude war sehr groß
Denn mit dem Mundstück ihrer Flöte,
Als ob sie mir was Besond'res böte,
Zeigte eine hübsche, junge Dame,
Muse Euterpe war ihr Name,
Genau zwischen das Letterpaar
Rho und Chi. Da wurd mir klar,
Wie Schuppen fiel's mir von den Augen,
Wozu die schönen Künste taugen:


"Wenn "Rho und Chi" man fügt zusammen
Dann entsteht das Labarum.
Das soll von Konstantin zwar stammen
Doch das frühe Christentum
Kannte nebst dem A und O
auch das geschrieb'ne Chi und Rho,
Sowie die Zeichen Fisch und Lamm
Als ein Christusmonogramm.




Mit andern Worten ausgedrückt:
Es war mir im Archiv geglückt,
Nachzuweisen, dass Ceasar
Vom Papst wie seinem Archivar,
Für jenen wurde einst gehalten
Zu dem wir heut die Hände falten."

***
"Das gibt es nicht" pfiff Mausenich.
Das ist ja ungeheuerlich!

Doch bitte Freund, erklär mir nun,
Was haben wir damit zu tun?
Du sagst, wir sind dort auch im Bild!
Du wirst versteh'n, dass ich ganz wild
Nun auf deine Antwort bin!"

"Wir beide weisen auf etwas hin"
Sprach Hoppefroh in ernstem Ton,
Auf das R. W. Aristoquakes  schon
In seinem Werk, es sei gepriesen,
Hat mehrmals bereits hingewiesen.

Die Buchrolle, in der wir lesen,
Unter den Füßen von Homer
Ist nichts anderes gewesen
Als die Batrachomyomachia
Mit welcher vor seinem Tode der,
So wie es dort ist illustriert
Seine Ilias parodiert.
Sie ist der Code zur Fibel
Die damals auch entstand, zur Bibel!"

"Soso, aha, soso, aha"
Gab darauf Prälat Mausenich
Ungläubig staunend nur von sich.

"Du sagst es; richtig, genau so!"
Erwiderte ihm Hoppefroh
Und fügte an: Die Parodie
Auf Homers Iliade
Ist vom Bibelcode die
Äußere Fassade!"

Und zum Mauser weiter dann
Fügte er erklärend an:

"Des Schlüssels Schema, wie verhext,
Steckt verschlüsselt dort im Text.
Wer je enträtselt dessen Wesen,
Vermag die Bibel recht zu lesen
Und nur der wird je verstehen
Was damals ist geschehen
Als der pseudohomerische Autor
Für die zwei Werke mit Humor,
Das Codebuch das zu beiden passt,
Für die Nachwelt hat verfasst."

"Das ist ja toll," sprach der Prälat
Nachdem Hoppefroh geendet hat.

"Doch bitte nun, erklär mir auch
Wie man vom Schlüssel macht Gebrauch.
Wie entschlüssele den Schlüssel ich?"
So bat der Mauser Mausennich
Den Kardinal von Hoppefroh.

"Ja," sprach der, "die Sach' ist so;..."
Und dann hat in leisem Tone
Er dem andern vorgetragen
Was zum Thema war zu sagen.

"Der Schlüssel ist 'ne Art Schablone.
Sie gleicht beinah dem Davidstern.
Ich sah den Papst damit hantieren.
Um die Bibel zu studieren,
Legte er das Hexagramm
Auf den Text. Das Kryptogramm
Hat auf 'nen Zettel er notiert.

Ich hätt' natürlich allzu gern
Die Schablone einst kopiert;
Doch die hat seine Heiligkeit,
Damit vor Diebstahl sie gefeit,
Versteckt, das war das Kuriose,
In seiner schwarzen Unterhose.
Dabei sah ich die Ziffer Sieben
Die mehrmals war drauf aufgeschrieben.
Auch die Eins konnt' ich erkennen.
Ich kann dir nichts Genaues nennen.
Aber eines im Zusammenhang
Das mir bekannt ist schon sehr lang
Weil ich es miterlebt hab dort"
So fuhr er in der Rede fort,
"Darauf will ich nicht verzichten,
Möchte ich dir noch berichten."

Und dann, der andre war ganz Ohr
Trug er ihm die Sache vor
Die beim Studieren exklusiv
Er hatte im Geheimarchiv
Erlebt einmal im Vatikan:

"Damals, ich war noch ein Kaplan,"
So leitete er seine Rede
Erneut ein stante pede
Und dann fügte er spontan
Was er gesehen hatte an:

"Ein Offizier der Schweizer Garde,
Der dort stets auf Wache stand,
Stellte seine Hellebarde
Im Archive an die Wand,
Wonach zum Sessel er dann schlich.
Den Heiligen Vater im Gebet vor sich.
Hinter der Stuhllehne versteckt,
Hat seinen Hals er lang gereckt
Und richtete mit viel Geschick
Auf die Schablone seinen Blick,
Welche, so wie jeden Tag,
Bereit zum Bibelstudium lag.
Und dann fertigte spontan
Er eine Skizze davon an.

Als von der geheimen Sache,
Die den Papstcode stellte dar,
Die Kopie gefertigt war
Begab sich der Gardist wieder auf Wache
Wo er dann, wie vorher auch
Schweigend stand so wie's ist Brauch
Im Vatikan auch heute noch!"

"Ja was", hat Mausenich gefragt,
"Hat er mit der Kopie gemacht
Und was hat das Ganze nun
Mit Fröschen und mit mir zu tun.
Ich bitte dich, erzähl mir's doch!"

"Ja das," hat Hoppefroh gesagt,
"Berichtet W. Hirschberg uns, gib Acht"
Und dann erzählte er ihm das
Was bei jenem er einst las:

"Als Francois Perrie; so hieß der Mann
(Walter Hirschberg, Frosch und Kröte
in Mythos und Brauch, S 322 ff)
In Rente ging dann irgendwann,
Nahm den Code er mit nach Haus
Nach Estavayer-le-lac, am See.
Dort legte er die Bibel aus.
Sei Job war ja passee.

Nun stell dir vor, was er da fand
Als er den Code benutzte.
Mit der Schablone in der Hand,
Der einstige Gardehauptmann stutzte,
Als er im Buch der Weisheit las.
BATRACHO MYO MESSIAS
Sprang aus der Septuagintha
Ein Vers ihm in die Augen.
Dann las er weiter ebenda:
"TIERE DIE ZU GÖTTERN TAUGEN"
Entzifferte in Griechisch er
Und "BATRACHOS AMUN SÒTÈR".

Als wäre er vom Blitz getroffen
Hat fortan weiter er studiert.
Das Buch der Bücher vor ihm offen
Hat er so lange probiert,
Bis mit dem Code in der Hand
Er des Rätsels Lösung fand.

Dabei fiel im Studierverlauf
Ihm eine Notiz in Rotstift auf
Die an eines Blattes Rand
Im Buche hingekritzelt stand.

"Die Zahl ist..." so stand es da geschrieben
"...Nicht sechs, sechs, sechs sondern schlicht sieben!"
(Anspielung auf die Rätselzahl 666 in der Offenbarung des Johannes)

"Seit jenem sonderbaren Tag
Wusste Perrie dass er richtig lag
Und hat fortan sein Leben
Der Forschung hingegeben.

Als ehemaliger Schweizer Gardist
Kannte er jeden Kniff und jede List
Und war sich sicher, dass er fand
Wonach der Forschersinn ihm stand.

Tag und Nacht hat er gesucht
Und die Siebenzahl verflucht
Denn es war so wie verhext
Es ergaben sich statt Worten
Nur Letterreihen ohne Text
Die wie versprengte Kampfkohorten
Nicht mehr, so wie sie es sollten
Einheitlich gehorchen wollten.

Doch als mittels der Schablone
Die Bibel er von hinten las
Und vorging wie ein Epigone
Ohne Geist da fand er was.

Was in dem Werk war lesenswert
Wurd so ins Gegenteil verkehrt
Sodass wir Frösche wie Amun
Dort beschrieben wurden nun.

Wo Frösche die Bibel hässlich nannte
Hieß die entschlüsselte Variante
"Die Schönheit der Frösche sei gepriesen!!
Wo der Nil einst Frösche spie
Sprangen nun ins Wasser sie.
Wo Frösche Plagegeister waren
Wurden sie zu Engelsscharen.
Aus widerlich, feig, nutzlos, dumm
Wurd glorreich, schlau, beseelt mit Mumm.
Aus unrein, wie sollt's anders sein
Wurde in solcher Lesart rein.


Damit, so schien's ihm, war bewiesen
Was in der Kabbala schon stand.
Doch Francois Perrier bewies anhand
Der päpstlichen Schlüsselkopie
Noch viel mehr. Mit Akribie
Widmete der Mann vom Fache
Sich weiter der Entschlüsslungssache.

Er fand das Folgende heraus:"

"Nun mach schon!" Quiekte da die Maus
Zum Kardinal von Hoppefroh,
"Beeil dich und erzähl es mir!"

"Ja" sprach der Frosch im Bassbuffo
"Mein Freund es ist mir ein Pläsier!"

Und danach fuhr mit Stolz im Wort
Der Frosch in seiner Rede fort.

***

Was er erzählte dem Prälat
Mit dem Namen Mausenich
Ich Euch das nächste Mal verrat
Wenn weiter hier berichte ich.

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.