Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 20-11
Als der
pensionierte Offizier
Vers eins / elf
aus dem Brevier
Der Weisheit grad
entschlüsseln wollte
Er ins Grübeln
kommen sollte:
"Auch
Frösche haben eine Seele;
So wie des
Manntiers die!
Und keine Lüge
tötet sie;"
War dabei das
Resultat!
"Die sitzt
im Bauch unter der Kehle!"
Er gleich daraus
gefolgert hat.
Er wollte wissen
ob auch wahr
Was er
entschlüsselt hatte war.
Und deshalb fing
Perrier spontan
Sogleich danach
zu suchen an.
Mit einem Eimer,
ach Herrjemine
Ging hinunter er
zum See
Um zu stillen
seine Verlangen
Und sich einen
Frosch zu fangen
Den er dann zu
Haus sezierte.
Als er die
Innerei studierte
Fand sieben
Fliegen er und eine Made;
Auch Niere,
Galle, Milz und Eierschnur;
Herz, Leber, Magen,
Darm; jedoch wie schade,
Von der Seele
keine Spur.
Am nächsten Tag,
'nem andern Frosch
Zog durch die
breite grüne Gosch,
Geschickt, ruck
zuck und ohne Graus
Er dessen Innerei
heraus.
Einmal hat es
kurz gezischt;
Da ward die Seele
ihm entwischt.
Den Leichnam
legte er auf Eis!
Tags darauf,
erneut mit Fleiß
Hat er sich einen
Frosch gefangen.
Doch auf was zu
finden er war erpicht,
Entdeckte im
Frosch er wieder nicht.
So hat das damals
angefangen
In Stäffis am See
im Schweizerland.
Am nächsten Tage
kurzerhand,
Sogleich am
frühen Morgen,
Ging neue Frösche
er besorgen.
Drei Stück fing
er, welche zu Haus
Nacheinander er
nahm aus.
Einundzwanzig
Fliegen und drei Maden
War das ganze
Resultat.
Die Frösche
hatten draus den Schaden;
Doch der
verkappte Theokrat
Hat dem Bibelwort
vertraut
Und jeden Tag
erneut geschaut
Wo des Frosches
Seele er
Finden würd' in
dessen Schmer.
Als er den
siebten Frosch sezierte
Was Sonderbares
ihm passierte.
Obgleich der
Frosch, was völlig klar,
Von ihm zuvor
getötet war,
Schlug, was
merkwürdig er fand,
Des Froschs Herz
in seiner Hand.
Im
Siebener-Rhythmus, poch, poch, poch,
Schlug es 'ne
gute Stunde noch
Obwohl des
Frosches Hülle
Lag bereits im
Mülle.
"Hurra, ich
habe sie gefunden"
Hat Francoise
Perrier gedacht
Und sich in den
Abendstunden
Erneut zum
Froschfang aufgemacht.
Sieben Frösche
bracht er Heim.
Als sechs er
hatte ausgenommen,
Ist beim siebten
aus Gedärm und Schleim
Plötzlich was
herausgekommen
Das wie ein
Schmetterling aussah.
"Aha"
dacht Perrier, "da ist sie ja!"
Da fing das Ding
zu flattern an
Und flog davon
wie ein Milan
Der von einem
Fuchs entdeckt
Sich flugs im
Baumwipfel versteckt
Und ward nicht
mehr geseh'n.
Fortan vierzehn
Tage lang,
Sah man Perrier
auf Fröschefang
Morgens zum Teich
hinunter geh'n.
Ein jedes Mal
fing er durchtrieben,
Sich aus dem
Wasser Stücker sieben,
Das war ihm die
Mühe wert.
Auf der Suche
nach ihrer Seele,
Und hat mittels Schlinge via Kehle
Das Innere nach
außen ihnen all gekehrt.
Täglich fand im
letzten Frosche,
Dem mit Geschick
die Eingeweide
Er zog aus seinem
grünen Kleide
Durch die breite
grüne Gosche
Etwas was der
Siebenzahl
Im Weisheitsbuch
entsprach kausal.
Sieben Bienen,
sieben Zecken,
Sieben Wespen,
sieben Schnecken,
Sieben Mücken,
sieben Läuse,
Sieben Krebse
samt Gehäuse,
Sieben Käfer,
sieben Wanzen,
Fanden sich im
grünen Ranzen.
Sieben Würmer,
sieben Falter,
Allesamt im
besten Alter;
Sieben Fliegen,
sieben Spinnen,
Fand er tief im
Frosche drinnen.
Sieben Hornissen,
sieben Hummeln
Konnte er aus dem
Innern fummeln;
Sieben Engerlinge
gar
Wurde der
Hauptmann dort gewahr
Wo die Seele
sitzen sollte,
Welche er
erforschen wollte.
"Die Sieben
verfolgt mich irgendwie"
Dachte da der
Froschgenie
Und zog erneut
zum See hinaus.
Fünf Frösche
bracht er mit nach Haus,
Die er gleich,
solang noch frisch,
Sezierte auf dem
Küchentisch.
Dem ersten, ohn'
mit ihm zu quasseln,
Entnahm er sieben
Kellerasseln.
Im zweiten,
Scheinwerfer beschienen,
Fand er sieben
Honigbienen;
Dem dritten,
nicht zu deren Schaden,
Sieben fette
Aasfleischmaden.
Im vierten, und
zwar ungesotten,
Sieben tote
Kleidermotten.
Im letzten, als
besondre Gaben
Fand er sieben
Küchenschaben;
Doch die Seele
zum Erkunden
Hat der Hauptmann
nicht gefunden!"
"Den Hinweis
auf die Siebenzahl"
So sprach im Feld
der Kardinal
Zum Prälat von
Mausenich,
"Nahm der Gardist
zu Herzen sich.
Fortan stetig und
hellwach,
Eiferte er Luther
nach,
Hat mit dem
Siebenkode jetzt,
Erneut die Bibel
übersetzt.
Doch bevor er das
begann,
Fing er noch was
andres an!
Einhundertsiebzehn
Leichen lagen
Zu Haus bei ihm
bereits seit Tagen.
Weil die Frösche,
all verblichen,
Toten Menschen
ziemlich glichen
Und weil sie ihm
als heilig galten,
Wollte er sie so
erhalten
Wie sie vor
dem Seziergeschehen
Noch lebend
hatten ausgesehen.
Er begann damit
die grünen Hüllen,
Mit feinem
Flusssand aufzufüllen,
Und sie so zu
konservieren.
Mit Glasaugen
dann ausstaffiert
Hat er die Toten
all versiert,
Zurechtgebogen
und lackiert
Und kreativ die
grünen Puppen,
Mit viel Humor
und einfallsreich,
So arrangiert in
kleinen Gruppen,
Dass sie Menschen
sahen gleich.
Wie brave Bürger
aus der Schweiz
So hat Perrier
sie dargestellt.
Beim Unterricht
ganz lebensnah,
So wie er sich
als Kind einst sah,
Auf der Schulbank
oder gar
In der Kneipe wo
er war.
Oder, so wie hier,
Bei Franz Zenger dem Barbier.
Sein Werk hat
heut noch großen Reiz.
Besucher aus der
ganzen Welt
Kommen nach
Stäffis an den See
Allsamt den
Fröschen wohl gewogen,
Zum Wallfahrtsort
der Froschologen.
(Walter Hirschberg, Frosch und Kröte
in Mythos und Brauch, Wien 1988, S. 321)
Sie reisen an mit
Sack und Pack;
Für manchen ist's
'ne Odyssee,
Ins Museè d'
Estavayer-le-lac.
Frösche in vielen
Varianten,
Als Sänger,
Priester, Musikanten.
Grad wie es
Perrier dereinst gefiel.
Man sieht sie
dort beim Billardspiel,
Als Schreiber,
Turner, beim Barbier,
Sogar als Torero
und als Stier.
Bei
feuchtfröhlichen Gelagen,
Oder auch beim Kartenspiel
Mit der Schummelei als Ziel.
Mancher gar mit
Schlips und Kragen.
Frösche beim
Spaghetti essen
Sollte man hier
nicht vergessen.
Auch ein paar
Soldaten,
Wunderschön
geraten
Mit geschulterten
Gewehren
Und
aufgepflanztes Bajonetten
Um im Kampf in
allen Ehren
Sich vor dem
Feinde zu erretten.
Auch ein paar mit
Degen
Beim Zweikampfe
verwegen.
Den eignen
Bruder, einen Notar,
Stellte auch als
Frosch er dar.
Als Pfarrer,
Doktor, Pfeifenraucher,
Bäcker, Lehrer,
Schmied und Taucher.
Der
Friedensrichter "Bullet" gar,
Spricht Recht als
Frosch dort im Talar.
Besonders
lehrreich, lustig, nett
Wirkt das
Froschmänner-Wahlbankett.
Einundzwanzig
Stück an einer Tafel
Bei Käse, Brot,
Wein und Geschwafel,
Ironisch, subtil
dargestellt
Verbessern
zechend sie die Welt.
Seit über
hundertsiebzig Jahren,
So hab von
Hirschberg ich erfahren,
Gibt es das
Museum schon.
Es gilt weltweit
heute, ungelogen
Als Pilgerstätte
froschbezogen.
Zigtausend
Besucher jedes Jahr
Ziehen die
Frösche heut noch an.
Wie es früher
einmal war
Man leicht daran
ermessen kann.
Francois Perrier,
der große Sohn
Von
Estavayer-le-lac,
Des Papstes
größter Schubiak,
Wurd
siebenundvierzig Jahre alt.
Er wurde verklärt
zur Lichtgestalt.
Obwohl in seien
Lebensstunden
Die Seele er hat
nicht gefunden,
Nach welcher der
Verruchte
Am See zu Stäffis
suchte
Gilt er dort seit seinem Tod,
-Man sagt, er wär
vom Orden
Eines Nachte
ermordet worden,-
Als jener, der
den Bibelcode
Entschlüsselt und
damit zuletzt,
Hat die Bibel
übersetzt!"
"An der
Sach' verwunderlich"
Sprach der Prälat
von Mausenich
Zum Kardinal von
Hoppefroh,
"Ist, dass
das Werk ich nirgendwo
Jemals zu Gesicht
bekam."
"Man sagt,
dass er's ins Grab mitnahm"
Erwiderte der
Kardinal.
"Andre
Stimmen, mehr real,
Behaupten, dass
sie's besser wüssten.
In Estavayer wir
suchen müssten.
Nicht auf dem
Gottesacker, nein,
Fallt auf so was
nicht herein.
Sucht besser im
Museum dort.
Das ist genau der
rechte Ort
Um was zu
verstecken!
Nehmt euch den
Friedensrichter vor.
Schlitzt ihm
seinen Schmerbauch auf.
Ich wette tausend
Euro drauf,
Dort werdet ihr,
was ihr sucht entdecken.
Francois Perrier,
mir viel Humor,
Hat den Text ganz
ungeniert
In seinen
Fröschen deponiert.
Im
Friedensrichter findet ihr,
Wenn ihr ganz
genau hinschaut,
Die Schablone,
glaubt es mir,
Von ihm kopiert
und nachgebaut."
"Eines
noch," sprach Hoppefroh,
"Ist unklar:
Keiner weiß wieso
Von den
hundertsiebzehn Exemplaren,
Die dereinst im
Bestande waren,
Ich will dir
dieses nicht verhehlen,
Stücker neun seit
Jahren fehlen.
Die Sache gilt
als ungeklärt.
Damit die Welt es
nicht erfährt
Wo diese sind verblieben,
Erzähl ich's nur
dir, ganz im Vertrau'n
Was keinem ich
gesagt noch hab.
Ich weiß, ich
kann bei dir drauf bau'n,
Dass du schweigst
so wie ein Grab."
Und dann fügte er
spontan
Was er darüber
wusste an:
"Ein
Dichter, den ich sehr verehrte,
Und mit dem ich
einst verkehrte,
Hat es mir
geschrieben.
"Acht Stück
ließ der Papst stibitzen.
Der Vatikan soll
sie besitzen.
Um einen Namen
nur zu nennen,
Benedetto soll
den Inhalt kennen.
( Heut wissen wir wie's ist gekommen.
Der hat seinen Hut genommen
Bevor Aristoquakes publizierte
Was in Rom er recherchierte )
***
Einen hat der
selbst geklaut.
Das hat er mir
einst anvertraut
Und überdies
verriet er mir,
Was ich
vertraulich sag nur dir;
Er hat den Frosch
dann in der Mitten
Mit einem Messer
aufgeschnitten.
Nun rate mal, was
er da fand!?
Ein Stück Metall,
stark angerostet.
Es hat viel Mühe
ihn gekostet
Zu entziffern,
was dort stand.
-Matthäus sechs-
konnte er lesen.
Da nahm er
schnell den Drahtentroster
Und einen weichen
Pinselbesen.
Das nächste Wort
hieß -Rananoster-.
Und dann folgte
ungelogen
Das -Vater unser-
froschbezogen
Geschrieben,
alles in Latein.
Das könnte ein
Hinweis darauf sein,
Dass die acht
Mumien im Vatikan,
Geklaut von einem
Sakristan,
Im Auftrag des
Klerus der Katholen
Um sie für den
Papst zu holen,
Heimlich einst
bei dunkler Nacht
Ins
Kongregationsarchiv gebracht,
Das Geheimnis in
sich bergen.
Der Heilige Vater
ohn' seine Schergen,
Auch dieses habe
ich vor Jahren,
Von meinem treuen
Freund erfahren,
Hat die Frösche
alle acht,
Als er allein
war, aufgemacht.
"Aha, aha,
hoho, hoho"
Hat der Brave
hoch betagt
Dabei grinsend
nur gesagt.
Streicht man das
"h" bleibt "A" und"O"
Nach Johannes
eins Strich acht."
"Und das
gilt heute noch in Rom
Als des Glaubens
Idiom!"
***
"Das ist ja
wirklich interessant"
Staunte da Maus
Mausenich.
Worauf der andre
konziliant
Erwiderte
geflissentlich:
"Wenn der
Krieg ist demnächst aus
Besuche ich dich
mal zu Haus.
Dann erzähl ich
dir noch mehr
Und berichte dir
auch wer
Mir das alles
einst zum Besten gab.
Doch eines jetzt
schon, hier vorab:"
So fügte der
Kardinal noch an,
"Was uns
Perriers hat angetan,
Hat unser Volk
nicht umgebracht.
Es kämpft
entschlossen in der Schlacht;
Man hört den
Kampflärm bis hier her!"
"Doch bald
gibt's keine Krieger mehr!"
Wandte der der
Mausprälat da ein,
"Wenn weiter
sie so wild sich streiten.
Ich denk, das
gilt für beide Seiten,
Könnt das auch
unser Ende sein!"
Hopsefroh der
Kardinal
Erwiderte darauf
loyal:
"Wir sollten
unser Blut auffrischen
Indem wir unsre
Rassen mischen,
So wie es einst
auf Amuns Rat,
Der Große
Alexander tat.
Zu einem großen
Volk vereint
Durch
Verschmelzungspolitik.
Auch wenn ihr
diese noch verneint,
In einer
Frosch-Mäuse-Republik,"
So sprach er
weiter stolzgeschwellt,
"Beherrschen
wir die ganze Welt.
Stell dir vor,
wie wir zusammen,
Die wir all von
Ihm abstammen,
Er wies, den
Daumen rechts erhoben,
Während er
sprach, ganz steil nach oben;
Wir könnten jeden
Gegner schlagen.
Die Menschen
würden es nicht wagen
Uns noch mal so
was anzutun,
Wie es Perriers
der Wachsoldat
Des Klerus in der
Schweiz einst tat."
"Gepriesen
sei dein Gott Amun,
Der dir diesen
Ratschlag gab!"
Erwiderte Maus
Mausenich.
"Doch nun
muss ich zurück zum Stab,
Denn sicherlich
vermisst man mich.
Und ich denk,
mein Freund auch du
Musst an die
Front zurück im Nu.
Es war schön mir
dir zu plaudern.
Doch nun lass uns
nicht länger zaudern.
Ich bin sicher,
es gibt nun
Für uns beide
viel zu tun.
Die Toten all,
der Seelen wagen
Brauchen dringend
unsern Segen.
Nach dem Krieg
gelegentlich
Werde ich
besuchen dich
Um an
friedlicheren Tagen
Als heut zu
besprechen all die Fragen
Die in der Sach'
noch offen sind.
Machs gut mein
Freund, ich muss nun geh'n,
Ich muss zu
meinem Volk geschwind.
Tschüß mein
Freund, auf wiederseh'n.
***
wird fortgesetzt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen