Mittwoch, 17. Juli 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 20-6
 Achter Kriegstag

Auch ohne den Herrn Admiral
Ging die Schlacht nun höchst brutal
Rund um Pausbacks Froschteich weiter.
Die grauen wie die grünen Streiter,
Stürmten entschlossen gnadenlos
Erneut nun aufeinander los.

Der erste der am achten Tag
Im Krieg verletzt wurde war Quag.
Als er sein Geschäft grad machte
Ein Pfeil ihm in den Hintern krachte.
Das Geschoss von Speckmauser dem jungen
Krieger war so tief in ihn eingedrungen,
Dass aus des Frosches Schenkel er
Herauskam wieder folgenschwer.


Ach was hat das weh getan,
Ach was ging dem Frosch es schlecht!
Er sah sich die Bescherung an
Und dann plärrte er laut los
Zur Maus hin der verrohten:
"Nach dem Kriegs- und Völkerrecht
Ist es strikt verboten!"
So ließ er es den Mauser hören,
"Einen Feind dabei zu stören
Wenn die Notdurft er verrichtet!"


Die Maus pfiff: "Das war absichtslos!"
Sie hat in sich hineingelacht,
Aus dem Staub sich schnell gemacht,
Und auf den zweiten Schuss verzichtet.

Was aus dem Frosch geworden ist
Hat nicht berichtet der Chronist.

***

An andrem Ort zur gleichen Zeit
Gab es einen andern Streit.
Frosch Unkner just an Land gestiegen
Um einen Mauser zu besiegen
Wurde, nicht zu seinem Heil
Dessen Lanzenspitz zuteil.


Vorn hinein und hinten raus
Fuhr der Stahl dem armen Lurch.
Ach es war fürwahr ein Graus;
Unkner ging es durch und durch.
Das Schwert noch fest in seiner Hand
Unverhofft den Tod er fand.

Sein Kumpel Unkrich, der es sah
Dacht: "Na warte, jetzt komm ich!"
Doch die Maus ohn' groß Trara
Hat mit dem Schwert verteidigt sich.
Mit aufgeschlitztem Bauch lag er
Kurz darauf am Hetschenmeer.


Frau und Kind sah er nie wieder.
Seine Seele fuhr zum Hades nieder.

***
Nicht weit davon im Ufergras
Eine Maus auf Wache saß.


Sie war gerade eingenickt,
Da hat Frosch Kroste sie erblickt.
"Oh fein" dacht er, "das ist nicht schwer!"
Dann stieß er zu mit seinem Speer.




Die Maus hat davon nichts gespürt
Denn sie träumte grad so schön
Einen Traum, der zwar obzön
Aber so sehr spannend war,
Dass ihren Tod sie nahm nicht wahr.

Der Frosch indes zog ungerührt
Den Speer zurück. Der war blutrot!
Da wusste er, die Maus ist tot.

***

Überall in Pausbacks Land
Herrschte wieder Kriegszustand.
Auch Zivilisten konnten  nun
Nicht mehr was sie wollten tun.

Mädchen, Frauen, Kinder gar,
Von den Fröschen, unfassbar,
Wurden aus dem Land gehetzt;
Manche dabei schwer verletzt.

Die Mausfamilie Troglodyte,
Mutter, Großmama, zwei Kinder,
Allesamt von Herzensgüte,
Ward von Ranaquax dem Mäuseschinder
Ohn' dass er hat den Grund gesagt,


In den tiefen Teich gejagt
Wo sie alle ganz geschwind
Im Quartett ersoffen sind.

Als der alte Troglodyte
Was geschehen war erfuhr,
Tobte er: "Du meine Güte"
Und dann sprach er einen Schwur:


"Ranaquax, der Weiberschinder
Und Mörder meiner beiden Kinder,
Der meine Maus nebst der Mama
Umbracht als ich war nicht da,
Soll verflucht sein ewiglich.
Ich werde, und das schwöre ich,
Zeus soll dafür mein Zeuge sein,
Töten das verdammte Schwein.
So wahr ich Troglodyte heiße
Und wenn dabei ins Gras ich beiße,
Gelobe und verspreche ich,
Dass ich rächen werde mich.
All ihr Götter hört mir zu:
Allah, Brahma, Jahwe und auch du
Verehrter Mausgott Smintheus.
Ich bring ihn in den Tartarus
Den verdammten Frosch den grünen.
Dort soll er schmoren und es sühnen
Bis in alle Ewigkeit
Und das Ende aller Zeit,
Für das was er mir angetan.
Ich bringe seinen ganzen Clan
Heut noch um, das schwöre ich.
Die werden kennen lernen mich
Wenn ich durch ihr Moor marschiere
 Und sie alle massakriere.
Ich werd, ihr Götter, glaubt es mir
Zu einem blutrünstigen Vampir,
Der jeden feigen Frosch am Teich
Befördert in das Totenreich.
So wahr ich hier vor euch all steh',
Ich murks sie ab wo ich sie seh'!
Ich werde kämpfen wie Achill
Weil ich Rache nehmen will.
Doch zuvor, der Ordnung wegen,
Bitt ich euch um euern Segen.
Verleiht mir Kraft, Geschick und Mut
Und vor allem schützt mich gut.
Haltet die Aegis fürsorglich
Während ich morde, über mich
Damit ich nicht muss bangen
Selbst etwas einzufangen!"

Nach diesem kurzen Racheschwur
Wollt Troglodyte eines nur.
Rache um der Rache willen
Und möglichst viele Frösche killen!

Wie er es sich hat vorgenommen
Hat er es auch hinbekommen.


Hopps Rana Croak von Quakecool
Erwischte es am Krötenpfuhl.
Er wollt sich grad 'ne Mücke pflücken
Da traf Troglodyte seinen Rücken
Und schrie als er dort stach hinein.
"Du verdammtes grünes Schwein!"
Und dann schob er ganz gemach
Die Lanze noch ein bisschen nach,
Dass dem Frosch zum Mücken fangen
Die Lust ist endgültig vergangen.
Als das Leben aus ihm schwand
Fiel der Dolch ihm aus der Hand.
Die Mücke war vergessen.
Er konnt sie nicht mehr essen
Denn stattdessen sah er rot.
Und dann war er auch schon tot.

Der nächste der dran glauben musste
War der sich keiner Schuld bewusste
Kröter Pulleworsch von Kuhlepoch.
 
"Ich hoff du Schuft, du weißt es noch"
Schrie die Maus den Krötenmann,
Als sie zustach keifend an,
"Was du mit meinem Weib gemacht
Bevor du sie hast umgebracht.
Das sollst Du sühnen nun du Schuft!"


Dann drang dem Frosch von hinten her
Die Lanze durch die Schulter quer
In die Mundhöhle hinein
Und trat aus durchs Nasenbein,
Dass wegblieb sogleich ihm die Luft.
Er konnt nichts quaken, seine Zunge
Folgte nicht und seine Lunge
War vermutlich angekratzt
Oder gänzlich gar geplatzt.
Er hat erst gar nicht aufgemuckt
Sondern stattdessen Blut gespuckt.
Und als die Maus total verroht
Den Speer herauszog, war er tot.

Weiter ging es ohne Pause.
Frosch Quaaks, an Pausbacks See zu Hause
Starb auch dort. Am Froschteichrand
Wo dereinst seine Wiege stand,
Fand ihn der Mauser Troglodyte.
Obgleich der Frosch sich sehr bemühte
Dem grauen Rächer klarzumachen,
Dass mit seinen Familiensachen
Er absolut hatt' nichts zu tun,
Musste der Grüne sterben nun.
Wie sich die Sach' hat zugetragen
Konnte nicht mal Pattich sagen,
Obwohl im Schilfrohr was geschehen
Er hatte grad mit angesehen.


Es ging zu schnell um zu erfassen
Wie fix man kann sein Leben lassen.
 
Die Maus war offenbar verrückt,
In ihrem wilden Rachewahn,
Hatte das Schwert sie wohl gezückt
Und Knorz mit einem Streich spontan
 Abgeschlagen seinen Kopf
Wie auch den linken Arm.




Die Leiche war noch halbwegs warm,
Als Pattich, um den armen Tropf
Trotz permanenter Kriegsgefahr,
Sich kümmern wollt um ihn zu retten
Oder zur letzten Ruhe ihn zu betten,
Falls doch nichts mehr zu retten war.

Die Reanimation schlug fehl.
Pattich die brave, gute Seel'
Wollt mit dem Schwert des Toten eben
Wie sich's gehört, ein Grab auszuheben.
Da traf es ihn und zwar so schwer,
Dass seine Beine hinterher
Um zwei Ellen kürzer waren.


"Du bist dir drüber wohl im Klaren"
So hörte er den Rächer sprechen,
"Dass ich dich nun werd erstechen;
Ach nein, mir fällt was bessres ein.
Deine Strafe soll es sein,
Dass dein Leben lang du nun
Alles das kannst nicht mehr tun
Was dir bisher Freude machte."

Während der Mauser giftig lachte,
Musst Pattich gleich ans Hüpfen denken.
"Ich werd die Arme mir verrenken
Und mit dem Schwimmen ist es aus.
Was wird mein Weib sagen zu Haus,
Wenn ich als Krüppel ohne Beine
In unserm Heim am See erscheine?"

"Andererseits," so dacht er heiter
Auch in die andre Richtung weiter,
"Muss ich nicht mehr in den Krieg.
Dass aus der Armee ich flieg
Macht mir keine großen Sorgen.
Dann bleib im Bett ich eben morgen
Wenn die andern, grad erwacht,
Ziehen wieder in die Schlacht."

So hat Pattich die Sekunden
Seiner tiefsten Schmach empfunden.
Dann schwanden ihm die Sinne. Es wurd Nacht
Um ihn herum und Dunkelheit.
Ob er je wieder ist erwacht
Ist nicht bekannt. Der Kriegsbericht
Aus jener kriegerischen Zeit
Erwähnt den Namen Pattich nicht.
                                                                      
***
Ein andrer Name, mehr bekannt
Wird im nächsten Teil genannt,
Wo er aufgeschrieben steht,
 Wenn es demnächst weitergeht.


wird fortgesetzt





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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.