Sonntag, 14. Juli 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 20-5
 Achter Kriegstag

Zwei Frösche die auf Lauer lagen
Schienen staunend sich zu fragen
Ob der König noch ganz klar
Im Kopf unter der Krone war.


'Ne andre Sache nebenbei,
Damit sie auch erwähnt noch sei,
Die dem König ein paar Sorgen
Einbrachte und ihm zu denken gab,
Spielte sich am selben Morgen
In Mausulinas Straßen ab.

Die Mäusedamen protestierten
Gegen den Krieg. Sie demonstrierten
Gegen ihre Herrscher auch.
"Weg mit Parteckfresser" stand
Auf einem Schild das in der Hand
Ein Mäuseweib mit Recht und Fug,
So wie's beim Widerstand ist Brauch,
Mit sich durch die Gegend trug.
"Soldaten sind Mörder, Krieg ist Mord"
Das war jener Grund-Akkord,
Mit dem die Frauen zeitbezogen,
Vielleicht ein bisschen übertrieben,
Durch die Hauptstadtgassen zogen.
"Make love, not war" und "Frieden jetzt"
Stand auf den Tafeln und zuletzt
Haben lautstark sie skandiert:
"Wer in den Krieg zieht der verliert,
Hände weg darum ihr Affen
Auf beiden Seiten, von den Waffen!"


Um auch das noch kurz zu sagen:
Die Demo währte nicht sehr lang!
Der König vor den Weibern bang
Ließ seinen Abwehrchef mit Wagen,
Einmal kurz des Aufstands wegen,
Mit Karacho durch die Straßen fegen.

Da sind die ach so sangesfrohen
Weiber allesamt geflohen.
Die Schilder welche so gediegen
Von ihnen selbst beschriftet waren,
Sah man aus ihren Händen fliegen.
Man hat zum Müll sie schnell gefahren.
Der ganze Spuk war eins, zwei, drei,
So beendet und vorbei.

***

Micky und Lochkäsner derweil
Hatten das Binsenriff erreicht.

Dort wo das Meer war eingedeicht,
Taten sie nun ihren Teil
Um den Angriff abzuwehren,
Der durch über hundert Boote,
Wie eine schwimmende Lawine,
Der königlichen Froschmarine
Von See die Maus-Nation bedrohte.

Das Material war angekommen.
Die beiden haben es genommen
Und an die Kumpels schnell verteilt
Die just waren herbeigeeilt.


"Zwei Krieger eine Mausefalle!"
Hat Micky lauthals kommandiert;
"Und Kichererbsen, nehmt sie alle,
Damit wird gleich bombardiert.
Schau auf mich und macht es nach,
Seht her, so einfach ist die Sach!"

Die Froscharmada auf dem Meer,
Klar bereits zur Invasion
Kam just in Dwarslinie daher
Und war schon auf Gefechtsstation
Als Micky die Kanone löste.

Was dann kam war das allergrößte
Kichererbsenbombardement das je
Eine Flotte abbekam in See.

Geschossen wurd' mit Ziel und Maß.
Gleich die erste Salve saß.
Auch die zweite und die dritte
Traf zwei Zerstörer in der Mitte,
So dass die bombardierten
Kriegsschiffe explodierten.

Im Kichererbsenbombenhagel,
Von Katapulten recht gelenkt,
Wurde Schiff um Schiff versenkt
Bis hin zum letzten alten Potte
Von König Pausbacks stolzer Flotte.


Masten, Planken, Niet und Nagel
Brachen; selbst die Frösche zum Entsetzen
Des Froschadmirals flogen in Fetzen.
Sogar er selbst wurd bombardiert
Was ihm wie den andern allen
Ganz und gar nicht hat gefallen.

Die Mäuse, von Micky motiviert,
Schossen indem sie auf die Masten zielten
Was die Schleudern schleudernd hielten.
Ein jedermann sein Bestes gab.
Dann ist das Führerschiff gesunken.
Tausend Frösche sind ertrunken.
Für sie wurde die See zum Grab.

Was übrig blieb und keiner sah
War eine einzige Korvette.
Sie lag vor Anker an der Kette
Weil im Sturm ihr eine Rah
Gebrochen war vor Cap Binsente
Just rechtzeitig vor dem Momente
Als die Mäus am Binsenriffe
Bombardierten Pausbacks Schiffe.

Als man vor Anker war gegangen
Und just damit hat angefangen
Den Schaden zu beheben,
Sah aus der Ferne man mit an
Wie vorne auf dem Ozean
Die andern kämpften um ihr Leben.

Machtlos sah man das Geschehen
Und Pausbacks Flotte untergehen.
Alle sind dort umgekommen,
Versanken unterm Horizont.
Nur einer ist dem Tod entkommen
Weil er besser schwimmen konnt'
Als die Kameraden.
Die gingen alle baden!

Es war Krokratsch der Flottenchef.
Ihm war von Anfang an bewusst
Dass die Sache schief geh'n musst.

Der hinterlistige Ganeff,
Bevor die Schlacht hat angefangen,
War rechtzeitig von Bord gegangen.
Fix schwamm der Admirals-Filou
Auf den Ankerlieger zu.

"Die werden mich schon retten,"
Dacht er und begann zu winken.
Er wollt sein eignes Schiff drauf wetten
Dass man, wenn man ihn drüben sieht
Sofort aus dem Wasser zieht.
"Admirale lässt man nicht ertrinken!"


So wie er dachte, kam es auch,
Denn nach guten alten Brauch,
Nahm auf dem Ankerlieger man
Sich des Flottenführers an.

Ihn zu erretten aus der Not,
Flog von einem Rettungsboot,
Just bevor er unterging
Der ersehnte Rettungsring.


Schnell hievte dann an Steuerbord
Den tapfren Schwimmer man an Bord
Und bracht ihn zur Korvette
Die noch immer an der Kette,
Nun bereits seit einem Tag,
Auf hoher See vor Anker lag.
Dort als er hatte ausgespuckt
Was in Seenot er geschluckt,
Begann er sogleich zu befehlen:
"Ich möcht euch," sprach er, "nicht verhehlen,
Dass unsre Flotte ging verloren.
Doch ich, vom König auserkoren
Die Mäuse zu besiegen,
Werd' von ihm 'ne neue kriegen
Und ihr werdet sehen dann
Gewinnen wir auch irgendwann,
Wir haben ja dazu noch Zeit,
Gegen Mausland unsern Streit.

Doch nun bringt schnell das Beiboot aus
Und spannt ihm eine paar Fische vor,
Denn ich muss schleunigst jetzt nach Haus
Sonst kommt ein andrer mir zuvor
Und übernimmt die nächste Flotte.
Betet auf euerm alten Potte
Während ihr ihn klar macht hier,
Dass Pausback das Kommando mir
Überträgt ein zweites Mal."

Und dann fügte er spontan
Eine Lobeshymne auf sich an
Welche die just verlor'ne Schlacht,
Vergessen sogleich hat gemacht.

"Ich bin sein bester Admiral!
Das ist daheim im Vaterland
Wie bei den Mäusen auch bekannt.
Großadmiral Krokratsch von Krottenort,
Darauf geb ich euch mein Wort,
Geht, wie sollt es anders sein,
In die Seekriegsgeschichte ein.
Mein Name wird auf See noch hallen
Wenn der Anti- Bonarbartist
Lord Nelson längst vergessen ist.
Als größter Seeheld werd von allen
Ich hier auf unser aller Erden
Nach meinem Sieg gefeiert werden.
Scheer, Hipper, Spee, von Roon und Stosch
Waren als Admiral zwar gut
Aber ein Hochsee erfahrener Frosch
Wie ich es bin, der neben Mut
Auch Intellekt gar viel besitzt;"

So hat er die Rede zugespitzt
Und gipfelte im Abschlusssatz:

"Falls ich einmal auf hoher See
Mit einem Kampfschiff untergeh,"
Er blähte dabei stolz die Brust.
"Dann ist gar schmerzlich der Verlust,
Denn für mich einen Ersatz
Zu finden, dies zu meiner Ehr,
Das fällt der Nachwelt sicher schwer!"

Nach diesem seinen letzten Wort
Stieg er ins Beiboot und fuhr fort.


Die Rechte an der Ruderpinne
Steuerte der Admiral
Auf gradem Kurs zur Tiefsee-Rinne
Dann weiter durch den Schilfkanal,
Bis er schließlich irgendwann
Vor Pausbacks Seepalast kam an.


Was aus ihm wurd' ist nicht bekannt.
Homer hat es uns nicht genannt.
Weder in Odyssee noch in der Iliade
Ging er auf den Seeheld ein.
"Der wird auf See geblieben sein!"
Aristoquakes dazu sagte
Als ich ihn danach fragte.
Ojemine, wie schade!

***

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.