Freitag, 12. Juli 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 20-4
 Achter Kriegstag

Plötzlich ging der wilde Lurch
Samt dem Reiter auf sich durch.
Mit Anlauf und mit vollem Schwung
Setzte Repetchke an zum Sprung
Über Stock und über Stein
Und tauchte in den Teich hinein.

Bevor Ham Nibbler sich versah
War sein Reittier nicht mehr da.
Es war im Wasser weggetaucht.
Für den Kurier gab es kein Hoffen.
Als seine Luft ward aufgebraucht
Ist im Teiche er ersoffen.

***

In Mausulina unterdessen
Trat, der Lage angemessen,
Wie jeden Morgen vor der Schlacht,
Der Stab zusammen kurz nach acht
Um den Schlachtplan auszufeilen
Und die Rollen zu verteilen.



In Crumbsnatschers Haus, dem jüngsten Sohn
Von Breadnibbler, der auf dem Thron
Immer noch im Mausland saß,
Plante man mit Augenmaß
Justament für den Tag acht,
Die Taktikpläne für die Schlacht.

Der General trug seinem Korps
Den Aufmarschplan gerade vor
Als ein grauer Wachsoldat
In die erlauchte Runde trat
Und mit der Nachricht, die er brachte,
Dem Generalstab Meldung machte:

"Herr General, ich melde dir
Dass eben, gar nicht weit von hier,
Ein Melder ist im See ertrunken.
Herr General, ich will nicht unken,
Aber ich kannt' die tapf're Maus.
Ham Nibbler hieß man sie zu Haus.
Sie war von Cheese-Eater der Spross.
Er ritt auf einem grünen Ross,
Das, weil es durchging offenbar,
Schuld an seinem Tode war."

"Erlaube General, dass ich
Zum Vorfall näher äuß're mich.
Ham Nibbler war zwar sonst nicht stur,
Doch ritt er stets auf Ratzig nur,
Denn das Turnierpferd war sein Eigen
Und das wollte er gern zeigen.
Wenn er 'nen Froschgaul hat genommen
Ist bestimmt was vorgekommen
Was, wenn die Entscheidung fällt,
Unsern Sieg in Frage stellt."

Und dann fügte er spontan
Gleich das Folgende noch an:

"Die Nachricht, die der Schnellkurier
Im Galopp sollt bringen dir,
Könnt, nun da er sie hat nicht gebracht,
Entscheiden vielleicht gar die Schlacht.
Ham Nibbler auf 'nem grünen Gaul....;
An der Sache ist was faul!
Ich schlage vor Herr General
Du fragst Micky den Korporal
Der steht mit Lochkäsner auf Wache
Und weiß bestimmt was von der Sache,
Denn das ist 'ne kluge Maus
Die sich in Kriegstaktik kennt aus!"

Der Wachmaus wurde anbefohlen
Die beiden sofort herzuholen.
Schon wenig später standen sie
In ihrem grauen Söldnerfell
Dem Generale vis a vis
Gegenüber zum Appell.


"Was willst du wissen General?"
Fragte Micky kollegial
Und Lochkäsner fügte spontan
"Wir wissen alles" schelmisch an,
Worauf der General gemach
Das Folgende zu ihnen sprach:

"Erstens sind wir nicht per Du
Und zweitens frage ich wozu
Ihr eigentlich auf Wache steht,
Wenn ihr nicht meldet was ich seht."

"Ja aber;" erwiderte ihm Micky fix:
"Außer der Froscharmada gibt es nix
Zu sehen auf dem großen Meer,
Und außerdem zur Gegenwehr,
Die Flotte ist entfernt noch weit,
Hast du ja noch genügend Zeit.

Du bist ja schließlich General!
Also beweis' es auch einmal.
Zeig was Du kannst, tu deine Pflicht;
Setze unseren Bericht
Schell," so sprach der Untertan,
"Um in einem Abwehrplan,
Dann wirst die Frösche du besiegen
Und dir wird hohe Ehr zuteil.
Auch wirst den Orden du dann kriegen,
Auf den du schon so lang bist geil!"

Der General war arg erbost.
Am liebsten hätte er losgetost.
Doch dann besann er sich und sprach:
"Mir scheint, ihr beide seid vom Fach"
Und dann ergänzend im Plural,
Notgedrungen jovial:
"Ich trage euch die Sache an
Und geb' dazu euch freie Hand.
Wenn ihr Pausbacks Schiffsverband
Zu Umkehr zwingt nach euerm Plan,
Zurückdrängt ihn in sein Revier,
Dann mach ich euch zum Offizier."

"Darauf sind wir nicht erpicht.
Nein das woll'n wir wirklich nicht.
Sonderurlaub, ein paar Tage,
Wäre uns lieber, keine Frage,
Und dazu lachten beide scheel.

"Zu erfüllen den Befehl"
Sprach Micky dann zum General,
"Beschaffe uns das Material!"
Dann zählte er die Sachen auf:

Kichererbsen nicht zu weich,
Am Besten eine Fuhre gleich.
Kastanien, allesamt schön hart,
Kerne und Disteln aller Art,
Und Nesseln die gut brennen."


"Stell es am Binsenriff bereit.
Und nun mach schon zu und lauf,
Du weißt ja selbst, es drängt die Zeit!"

Da sah man einen rennen!

Das erste Mal in seinem Leben
Hat Mausewitz klein bei gegeben.
Er machte auf dem Absatz kehrt,
So schnell, dass über's eigne Schwert
Er gestolpert wäre fast
Und flitzte los mit großer Hast,
Um zu beschaffen ohn' zu fragen
Was Micky ihm hat aufgetragen.

"Ein General der rennt, da schau!"
Pfiff Lochkäsner gar bauernschlau
Und er fügte gleich spontan,
Grinsend dazu weiter an:
"So was sieht man, keine Frage,
Selbst im Krieg nicht alle Tage!".

Auch Micky musste lachen nun:
"Für unsere Generalität
Ist Arbeit eine Rarität
Die sie nur vom Hörensagen
Kennt noch aus den alten Tagen,
Als vor vielen, vielen Jahren,
Auch Offiziere Mäuse waren
So wie wir beide ich und du!"

Und er fügte noch hinzu:


"Statt denken selbst mal was zu tun,
Ist für die lieben Leut' beim Stabe,
Denn dort ist jeder ein Genie,
Mehr als eine Opfergabe.
Doch im Reich der Theorie,
Die Leute sind mir all ein Graus,
Da kennen sie sich bestens aus.
Da schmieden, dass man sich dran gräme,
Sie die tollsten Angriffspläne,
Sodass im Felde die Soldaten
Wenn sie an den Feind geraten
Nach derer genial- und wundervollen
Planung nicht wissen was sie machen sollen.


Micky, der wütend war geworden,
Fügte zornig sogleich an.
"Auf dem Schlachtfelde die Kohlen
Wir stets aus dem Feuer holen.
Und wenn die Sache schief geht, dann
Bekommen sie dafür noch Orden
Oder man befördert sie.
Ich könnt verzichten gut auf die!"


"Was die wohl über uns so denken?"
Wollt Lochkäsner drauf dienstbeflissen
Von seinem Kumpel Micky wissen.

"Das ist mir momentan ganz gleich.
Jetzt gilt's die Flotte zu versenken
Die gefährdet unser Reich!"

***
So wie bestellt und abgemacht,
Ließ Mausewitz die schweren, vollen
Mit Waffen beladenen Wagen rollen.



Er hatte die Sache nun im Griff
Und hat alles hin zum Riff
Mit seinem eignen Tross gebracht
Was Micky brauchte für die Schlacht.

***

Daheim im Reich, zu gleichen Zeit,
Rückte die Truppe aus zum Streit.

Tausende wenn nicht Millionen
Mäuse marschierten aufgebracht
Zum achten Mal nun in die Schlacht.
Den König, das Zepter fest im Griff,
Sah man zufrieden dabei thronen
Indem er froh ein Liedchen pfiff.


"Muss i denn zum Städtele hinaus"
So pfiff die königliche Maus
Und die Garde, wie's sollt sein,
Stimmte lauthals sogleich ein.

***

Wie die Sache weitergeht
In der nächsten Folge steht



wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.