Sonntag, 21. Juli 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 20-8
 Achter Kriegstag

So langsam kam die Schlacht in Schwung.
Obwohl der Tag war noch sehr jung,
Hatten die Sanitäter nun
Mehr als am Vortag schon zu tun.

Verletzte, Tote, Leichenteile,
Lagen als Sammelsurium
 Im Felde überall herum.
Geboten war wie immer Eile
Um die Verletzten zu versorgen.

Gäckser hat Frosch Utsch geborgen.
Der hatte einen Speer im Bauch.


Der Sani bracht' so wie's ward Brauch
Den Verletzten ins Revier.
Zwei andre Sanis schleppten vier
Abgeschlag'ne nicht grad kleine,
Blutig grüne Hinterbeine
Durch's Aufmarschgebiet der Nager
Eilig ins Frosch-Ersatzteillager
Damit sie nicht im Feld verwesen.
Aus ihnen machte man Prothesen.



Mit solch Ersatzteil ausstaffiert
Ist man dann wieder losmarschiert
Um für den König ohne Zagen
Weiter dazu beizutragen,
Dass endlich nun am Tage acht
Gewonnen wird die Schlacht.

Den General Quarz Hoppetan,
Verletzt am großen Zeh,
Und deshalb bewusstlos momentan,



Trug man hinunter an den See
Um dort seinen Fuß zu kühlen
Und um seinen Angstgefühlen,
Die ihn in Ohnmacht sinken ließen
Zu begegnen und sie auszuschließen
Für den nächsten Fronteinsatz.
Denn für so was ist kein Platz
In der Schlacht ein weit'res Mal.
Schon gar nicht bei 'nem General.

Auch einen Mäuse-Offizier
Brachte man ins Frosch-Revier
Weil er, es war ganz offenbar,
Zum Laufen  nicht mehr fähig war.

Der äußerlich ganz unverletzte
Mäusekrieger-Vorgesetzte
Schnarchte aber sprach kein Wort
Als ihn die Sanis trugen fort.
Die Frage ist bis heute offen
Ob krank er war oder besoffen.

Auch auf der Gegenseite nun
Hatten die Sanis satt zu tun.

Während die einen noch hinaus
Auf das Schlachtfeld zu marschierten.
Trug man die ersten schwer lädierten
Kriegshelden bereits nach Haus.


Auch die Toten aus der Schlacht
Wurden schnell nach Haus gebracht.
Wer Glück hatte, mangels Bahren,
Durfte heimwärts sogar fahren.


Der tapfre Schinkner hatte Glück,
Sein Sohn war Sanitäter.
Der brachte ihn zum Weib zurück
Die ihn begaben hat dann später.


Die Priester draußen auf dem Feld
Und zwar auf beiden Seiten,
Ganz allein auf sich gestellt,
So wie seit alten Zeiten,
Es wirkte oft verlegen,
Sprachen Beistand aus und Segen.

Am Weihwasser wurd nicht gespart,
So wollt's der Brauch so war es Art.
Und das mit Recht und Fug
Denn davon gab's genug.
In König Pausbacks Reich
War voll davon der Teich.



Während Pfarrer und Kaplan
Haben ihre Pflicht getan,

Hielt der Quakst der auch vom Fache
Sich aus der leid'gen Tierkriegssache
Die tobte zwischen Maus und Frosch
Heraus und hielt die Gosch.

Dem Klerus in Rom, höchst klerikal,
So schien es, war der Krieg egal
Und außerdem wollt's keiner wagen
Das was er dachte auch zu sagen.
Mit dem König sich deswegen
In der Sache anzulegen
Vermied in diesem Kreise
Ein jeder klugerweise.

Doch im Volk war längst bekannt,
Das hatte man erfahren
Dass Pausback und der Papst verwandt
Um ein paar Ecken waren.
Und dass andrerseits die Mäuse
Er schätzte wie im Bette Läuse,
Wusst' auch ein jeder Christ
 Und schwieg dazu mit List.

Doch nicht alle dachten so!
Der Kardinal von Hoppefroh
Unterhielt zu Hause sich
Mit dem Prälat von Mausenich.


"An unsrer Welt das meist Famose
Ist und bleibt das Numinose.
Unseres Herren Gottesmacht,
Die über Krieg und Frieden wacht"
Sprach Hoppefroh der Kardinal
Zu Mausenich den Mausprälat,
"Ist für mich das Piedestal
Einer Kirche von Format."

"Da hast du Recht," gab der sogleich
Antwort drauf und gestenreich
Fügte er spontan
Sogleich weiter an:
"Der Buchstabe lehret die Fakten!
So steht in Rom es in den Akten.
Die Allegorie hingegen,
Weil stets wir ihr Beachtung zollen,
Das was wir mit Gottes Segen
Im rechten Sinne glauben sollen!"

"Ja, ja, das ist ein weites Feld
Das da der Herr für uns bestellt!"
Erwiderte ihm Hoppefroh
Und fügte sogleich dann
Auch das Folgende noch an:

"Der Weg ist lang von A nach O
Und manches was auf der Strecke liegt
In Rom man oft zurecht so biegt,
Dass es zum Dogma wieder passt.
Manchmal, ich sag es dir ganz offen,
Bin ich wirklich sehr betroffen
Über das was ab und an
Man verzapft im Vatikan.
Schon vieles wurde dort verfasst
Was später wie von Geisterhand,
Im Archiv wieder verschwand!"

"Ja, ja, in Rom, im Kirchenstaat"
Sprach schmunzelnd darauf der Prälat,
"Geht es recht sonderbar oft zu.
Mancher Papst war ein Filou
Und hat die Lehre zeitbezogen
Wie es ihm frommte hingebogen.
Da wurde so manches ohne Scham
Schnell mal eben ausgeheckt
Damit Mammon in die Kasse kam.

Was ich hab im Archiv entdeckt,"
Erwiderte der Kardinal,
Ist wahrlich, glaub mir, ein Skandal!"

Und dann begann er, ohn' zu dichten,
Aus jenen Jahren zu berichten,
Als er für die Kongregation
In Anlehnung an das Postulat,
Für die Heilige Inquisition
Das Archiv geleitet hat.

***

Was er dort so alles fand
Mach ich demnächst Euch bekannt.

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.