Samstag, 8. Dezember 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 3
 6. Kriegstag
 -Brutalität auf dem Schlachtfeld-
Einzelschicksale

Die meisten Mäuse immer noch
Saßen feig im Mausloch.
Nur die mutigsten von ihnen,
Parteckfresser treu zu dienen,
(Parteckfresser/ Troxartes, der Mäusekönig)
Wagten zögernd sich heraus.
Schwänzelgern `ne Haselmaus,
Bracht draußen auf dem Feld der Ehr
Mit ihrem selbst gemachten Speer
Den tapfer'n Krieger Kulldux auf.


In des Zweikampfes Verlauf
Rammte dem Feind von oben her,
Die Waffe durch den Rundschild er,
Dass dahinter sie dem Frosch
Durch die Zunge in der Gosch
Ihren weiteren Weg dann nahm.
Als sie zum Vorschein wieder kam,
Rot gefärbt von Kolldux's Blut,
War Schwänzelgernes Kampfeswut
Gestillt. Dem armen Schwanzloslurch
Indessen ging es durch und durch!
Erst hat den Kampf er aufgegeben
Und bald danach auch noch sein Leben.

Für die Mäus' des Kulldux's Ende,
Auf dem Höhepunkt des Streits,
Bedeutete die Kriegsglückswende
Und zwar zu Gunsten ihrerseits.
Sie kamen aus den Löcher nun,
Um Schwänzelgern es gleichzutun.
Sie stürmten einzeln und im Korps
Erneut gegen die Grünen vor.


Sie drangen tief ins Schilfrohr ein.
Ein jeder wollt dabei nun sein,
Denn nun würde es gelingen,
Die Frösch', so dacht man, zu bezwingen.

Auch die Mäusereiterei
War beim Angriff jetzt dabei.


Die berittenen Soldaten
Drängte es zu Heldentaten.
Sie ritten, auf jedem Rosse zwei,
Im Galopp in langer Reih,
Vor den Fröschen nicht mehr bang,
Beherzt am Seeufer entlang.
"Als Flankenschutz dem Fußvolk dienen,"
Ward anbefohlen worden ihnen.
Auf den Sieg fest eingeschworen
Gab man den Rossen nun die Sporen,
Dass die sich beinah überschlugen.
Doch die Reiter die sie trugen
Waren alle sattelfest.
"Den Fröschen geben wir den Rest"
Schrieen sie, sich Mut zu machen:
Doch keiner konnt' dabei recht lachen
Weil insgeheim sie alle wussten,
Dass ein paar von ihnen doch,
Im Feindesland dran glauben mussten.

Neben der Kavallerie auch noch
 Rollten Maus-Kampfwagen jetzt
Im Karacho Richtung Moor
Mit je zwei Maushelden besetzt
Zu den bösen Feinden vor.


Über die Stoppelfelder quer
Hetzten von Mausulina her
Die Krieger aus dem Mäusereich
Obwohl es ihnen grauste,
Ihre Gespanne hinab zum Teich,
Dort hin wo König Pausback hauste.

Über Stock und über Stein,
Ein jeder wollt der erste sein;
So jagten sie, mit Mord im Sinn
Zu den verhassten Fröschen hin.
Ein jeder dacht: "Wir werden siegen!"
Ein jeder wollt den Orden kriegen
Den in der Sache wohl erprobt,
Der Feldherr hatte ausgelobt.
Ein jeder wollt nun, ohn' zu zagen,
Seinen Teil zum Sieg beitragen.
Ein jeder wollt die Waffen schwingen
Um alle Frösche umzubringen,
Damit endlich auf der Erde
Glück und Frieden wieder werde!

Wie in Jerusalem Ben Hur
Das Rennen seines Lebens fuhr
Um seinen Todfeind zu vernichten,
Wollten auch sie die Sache richten
Und die Schlacht wie jener binnen
Einer Hetzjagd zu gewinnen.

Wie die Mäuse die er führte,
Und wie `nem Helden es gebührte,
So preschte mit gar forschem Sinn
Im Streitwagen Fürst Mus dahin.
Über die stinkenden Hetschenleichen,
Die vom Vortag dort noch lagen,
Lenkte er den Führerwagen


Entlang am meterhohen Rohr
Hinab zum Teiche durch das Moor.
Dann gab er das Angriffszeichen.
"Gleich ist" dacht er, "der Krieg gewonnen".
Doch der hat richtig nun begonnen.

Aus dem Schilfrohr mit Juchè,
Stürmte die neu formierte Froscharmee,
Angeführt von Hopperhoppling dem Major,
Aus ihrer Deckung nun  hervor
Und hat den Gegner attackiert.

Die Mäuse, allesamt schockiert,
Sahen sich genötigt nun,
Was sie nicht wollten, doch zu tun.
Den Zweikampf mochten sie nicht sehr.
Doch nun gab's kein Entrinnen mehr.

Fürst Mus verlor zuerst sein Leben.
Als er ein Beispiel wollt grad geben,
Dafür was man in der Schlacht
Auf keinen Fall im Kampfe macht,
Nämlich dem Feinde feiglingseigen
Seinen Mauseschwanz zu zeigen,
Drang ihm Eckeheppers Speer
Durch die Wange in den Kiefer.
Was er wollt, konnt' er nicht mehr!


Wie ein lästiges Ungeziefer
Wurde  am Speere er von oben
Aus seinem Prunkwagen gehoben.
Wie einen Fisch man aus den Fluten
An der Angel zieht heraus,
So tat der Frosch es mit dem guten
Mauser aus dem Adelshaus.

Wie Thestor einst von Patroklos
Aus dem Wagen ward gehievt,
(Ilias 16/400 ff)
So hob nach seinem Lanzenstoß
Der Frosch, das Mausblut hat getrieft,


Den Fürsten Mus, es war ein Graus,
Aus seinem Streitwagen heraus.
Als er ihn dann zu Boden warf,
Im Kampfeszorne gar verroht,
Schrie er ihn grinsend an und scharf.
"Du blöde Maus, nun bist du tot.
Wärst du daheim in deinem Loch
Bei deinem Weibe und deinen lieben
Grauen Kinderchen geblieben,
Dann lebtest du jetzt sicher noch.

Nach diesem Abschiedsworte dann
Nahm sich der Frosch der Mäuse an,
Welche ihm mit ihren langen
Lanzen nun entgegen sprangen.
Er hat verächtlich nur gelacht
Und beide sogleich umgebracht.



Wie Patroklos im sechzehnten Gesang
Der Ilias nicht erst lang
Gefackelt hat in seiner Wut,
So tat es ihm am Hetschenteich
Nun Frosch Eckehepper gleich.
Mit ungebroch'nem Angriffsmut
Ging er auf die Mäuse los.
So wie der Menoitiàde
(Ilias 16/420; Patroklos, Sohn des Menoitios)
Dereinst in Homers Iliade,
Kämpfte nun auch er. So furios
Hatte kein Frosch sich je geschlagen.
Als tot zehn Mäuse vor ihm lagen,
Gönnte er sich eine Paus.
Nachdem zwei Fliegen er als Jause
Hatte mit Appetit verspeist,
Erwachte neuer Angriffsgeist
In ihm, worauf er daran ging
Und eine Maus am Schwanze fing.
Er wollt ihr just mit breitem Lachen
Mittels Schwert den Garaus machen,
Als aus einem Mauseloch
Vor ihm 'ne Maus ins Freie kroch.


"Ich bitt dich" flehte sie ihn an,
"Lass ihn leben meinen Mann.
Schneid ihm seinen Schwanz nicht ab.
Er ist alles was ich hab.
Du siehst ja, dass ich schwanger bin.
Was hätt' das Leben für `nen Sinn
Wenn die Kinder ohne Vater
Aufwachsen müssten. Murner der Kater
Würde allesamt sie fressen.
Oh, das hätt' ich fast vergessen;
Du wirst sicher durstig sein.
Ich lad zu einem Trunk dich ein.
Ich bitte dich, komm in mein Loch,
Du hast ein bisschen Zeit ja noch."


"Der Krieg", sprach weiter sie mit Hohn,
"Läuft dir ganz sicher nicht davon!"

Eckehepper sah sie an:
"Wenn ich das Leben deinem Mann
Schenken soll, dann will ich mehr!"
"Ich geb' dir alles, bitte sehr;
Was du haben willst soll dein,
Wenn du ihn schonst, für immer sein!"

"Tu's nicht" hörte sie ihren Gatten.
"Das darfst dem Frosch du nicht gestatten!"

"Ach was" sprach sie, "er soll es haben
Und sich an all den Sachen laben
Die hier in unserm Mauseloch
Eingelagert liegen noch."

Der Frosch ging auf den Vorschlag ein.
Zu Gast beim Feind einmal zu sein
War ein Angebot das er
Noch nie bekommen hatt' bisher.

"Na gut", sprach er zu Madam Maus,
Ich ruh ein wenig bei euch aus."

Danach ließ er den Mauser frei.
Der mit einem Freudenschrei,
Erlöst von seiner Todesharm,
Nahm seine Gattin in den Arm.
Er küsste sie. Es flossen Tränen.

"Eines vergaß ich zu erwähnen"
Sprach der Frosch zum trauten Paar:
"Ich sage es euch klipp und klar;
Falls ihr mich betrügen wollt,
Das ist es, was ihr wissen sollt,
Dann bringe ich euch beide um!"

"Wir sind" sprach Madam Maus, "nicht dumm."
"Doch nun Herr Frosch, darf ich sie bitten,
Wie es entspricht hier unsern Sitten,
Den Waffenrock und auch den Degen
Vor dem Hause abzulegen.
Dann kommt herein, seid nur nicht bang.
Der Hausflur ist ein bisschen lang,
Und enger ist es sicher auch
Als bei es bei euch daheim ist Brauch.

Der Frosch tat wie er ward gebeten.
Dann hat das Mausloch er betreten.
Der Mauser sprach: "Sei nur nicht zag,
Auch wenn es draußen ist noch Tag,
Ist es ziemlich dunkel hier.
Doch sicherlich gefällt es dir."

Was in der guten Stube dann
Frau Maus bot ihrem Gaste an,
Ist nicht bekannt; auch was sie trieben,
Ist geheim bis heut geblieben.

Der Frosch ward niemals mehr gesehen.
Man sagt er lässt es gut sich gehen.
Er wohne bei Familie Maus
Als Untermieter nun im Haus.
Vermutlich leben glücklich sie
Zu dritt im Loch in Bigamie
Und warten all'samt im Verein
Darauf, dass Nachwuchs stellt sich ein.
Den Krieg hätten sie längst vergessen.
Man hätt' nun andere Interessen.

***

Wie die Sache weitergeht
In der nächsten Folge steht.

 wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.