Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 6
6. Kriegstag
-
Ganz normaler Krieg -
Gestorben wurd
wie eh und je.
Auf dem
Schlachtfelde am See
Lagen die Toten
kreuz und quer
Zu Tausenden
bereits umher.
Hier ein Schwanz
nebst einem Ohr,
Dort eine Hand im
Froschdekor.
Nebenan ein
Eichelhelm
Von einem toten
Mäuseschelm.
Ein Schädel von
`ner toten Maus;
Ein Schwert, das
aus `nem Frosch heraus,
Der schwer
verletzt noch jammernd quakte,
Blutig in die
Gegend ragte.
Hier ein Schild
und dort ein Speer;
Eine Lanze die nicht
mehr
Nutzbar war, weil
sie zerbrochen
Im Feinde stak,
der tot gestochen
Ans Grün geheftet
ward durch sie.
Gefallene Krieger
in Lethargie,
Die im eignen
Blute lagen.
Arm und Beine
abgeschlagen
Krauchten Freund
und Feind umher
Und wollten
nichts als sterben mehr.
Hier einer, der
ohn' Beine kroch,
Ansonsten aber
lebte noch.
Dort einer der im
Krampfe zuckte.
Ein andrer,
welcher Galle spuckte,
Lag im eignen
Blut daneben
Und wollte nicht
mehr weiterleben.
Ein anderer, mit
lautem Schreien,
Lag in seinen Innereien,
Ach, es war
fürwahr ein Graus,
Denn es sah
beinah so aus,
Als ob am eigenen
Gedärm
Er die Hände sich
dort wärm,
Bevor im Felde
ihn der Tod,
Erlösen würd' aus
seiner Not.
Aus seiner kühnen
Denkerstirn
Tropfte
dampfendes Gehirn.
Es ging ihm
scheinbar nicht so gut
Denn er spuckte
nur noch Blut.
Neben ihm ganz
dicht anbei,
Lagen tot schon
andre drei.
Zwei graue Mäus
und ein einst kühner,
Nun aber
mausetoter Grüner.
Mit gebrochnem
Augenlicht,
Ruhend auf dem
Feld der Ehr,
Sahen das Elend
sie nicht mehr.
Sie übten still
darauf Verzicht
Sich das grausame
Geschehen
Um sie herum noch
anzusehen.
Dort ein Torso,
hier ein Bein,
Da ein Verletzter
nicht ganz rein,
Der im eignen Kote kroch
Und schon nach
Verwesung roch.
Daneben, zu
sterben fest entschlossen
Ein Kriegsversehrter
ohne Flossen,
Der verzweifelt
röchelnd im Gebete
Zu Gott im Himmel
innig flehte,
Dass der im Tode
steh ihm bei.
Gleich daneben
andre zwei,
Die anstatt zu
beten, fluchten
Und nach ihren
Schwänzen suchten
Welche der Feind
ohn' sie zu fragen,
Hatte ihnen
abgeschlagen.
Andre indes
suchten nach Waffen.
Um sich diese zu
beschaffen
Riss in der Not
man sie den Toten,
Leichen fleddernd
auf den Pfoten.
Neben Waffen ist so
mancher Orden
Heimlich auch
gestohlen worden.
Ach es war
fürwahr ein Graus.
Doch, so sieht es
eben aus
Wenn zwei Tiervölker
im Krieg,
Für ihres
erlauchten Königs Ehr,
Mittels Schwert,
Speer und Gewehr
Erkämpfen müssen seinen
Sieg.
Da fliegen zum
Entsetzen
Der Beteiligten
die Fetzen
Und liegen eben
drum,
Überall herum.
Über all den
Leichenteilen
Schlugen die
kriegs- und rachegeilen
Kämpfer, so musst
es wohl sein,
Sich weiter ihre
Köpfe ein.
Leichengestank
lag in der Luft.
Bestialisch, wie
in einer Gruft,
Stank es süßlich,
beißend, scharf.
Als Paddux in den
Kampf sich warf
Dachte er
insgeheim bei sich:
"Im Krieg
ist man nicht zimperlich!"
Er nahm Anlauf
und mit Schwung,
Hüpfte im
geschlossnen Sprung
Wütend,
tolldreist und verwegen,
Einer Spitzmaus
er entgegen.
Der ist vor
lauter Angst und Bangen
Ein Mausekötel
abgegangen.
Der tapfre Frosch
in seiner Wut
Warf den grauen
Tunichtgut
Auf den Rücken
sogleich nieder,
Dass er verlor
dabei sein Schwert
Und prellte sich
den Mausestert.
Ob er hoch kam
jemals wieder
Ist zu bezweifeln
denn Paddux
Machte sich
selten nur `nen Jux.
Wenn er angriff
war's kein Spaß.
Sein Würgegriff
noch immer saß.
Ein andrer
Frosch, er hieß Margacker,
Schlug im Feld
sich auch sehr wacker.
Er kämpfte zehn
Minuten lang
Bis schließlich
er im Waffengang
Gegen den Mauser
Rattenzahn,
Tapfer und gar
unerschrocken
Einen Schwerthieb
brachte an.
Den Gegenangriff
konnt' er blocken.
Dann schlug er
mit dem Langschwert zu.
Dem Gegner ist
der Schild zerbrochen.
Da hat er noch
mal zugestochen.
Der Mauser dacht
bei sich "Nanu,
Was ist das für
ein dummer Schmerz?"
Murgackers Schwert drang ihm ins Herz,
Durchbohrte es
und riss es aus.
Das war zuviel
für eine Maus.
Sie dacht,
"Was ist der Kerl verroht".
Dann sank sie
nieder und war tot.
Nicht weit
entfernt vom Ort der Tat
Sich etwas dann
ereignet hat
Was die Mäus' in
nah und fern,
Noch heute sich
erzählen gern.
Eine Maus gar
ungezogen
Hatte einen
Frosch, als der grad war verblichen,
Seine noch warme
Froschhaut abgezogen.
Und sich damit
zum Teich geschlichen.
So getarnt, den
Dolch im Gewande,
Traf Muttkraat
sie am Teichesrande.
Der dachte dass es
Mottgeck wär.
"Willst du
auch zum Militär?"
Wollte er gerade
fragen,
Da hörte er den
andern sagen:
"Hände hoch
du dummer Frosch!"
Muttkrats
Freundlichkeit erlosch
Als unter der
Froschhaut eine Maus,
Ihn zu bedrohen,
sprang heraus.
Was am Teich
danach geschah,
Im Schilf
versteckt Frosch Brettje sah.
Sein bester
Kamerad von allen,
Er konnt' nicht
helfen, musste fallen.
Der Mauser hat
ihn umgebracht.
So wie einst in
der Ilion-Schlacht
Der tapfre Troer
Autonoos
Getötet ward von
Patroklos,
(Ilias 16/694;)
So musste
Muttkraat nun dran glauben.
"Was sich
die feigen Mäus erlauben
Geht zu
weit" dacht Brettje; drum
Schnallte er das
Schwert sich um
Und griff zu
seinem Pickelhelm.
"Du
verdammter Mäuseschelm"
Schrie er vom
Zorne angefacht
Den dreisten
Mauser vor sich an;
"Das hast du
nicht umsonst getan!"
Der Mauser hat
ihn ausgelacht.
Da zeigte Brettje
wutentbrannt
Das Victory ihm
mit der Hand.
Der Mauser,
welcher Beißer hieß,
Tat erstaunt und
grinste fies.
"Was ist das
für ein Fingerzeichen?"
Wollte der
Maussoldat gerissen
Von seinem
Gegenüber wissen.
Der Frosch
darauf: "Du blöde Maus,
"Das ist
seit Jahren schon im Krieg
Unser Zeichen für
den Sieg.
Wem ich es zeig,
mit dem ist's aus!"
"Aha,
soso" sprach da die Maus
Und fügte
unvermittelt dann
Noch einen
Nachsatz dazu an.
"Du blöder
Frosch, für deinesgleichen"
So warf sich der
Mauser in die Brust
"Ist es das
Zeichen für -verlieren-!"
Der Frosch wollt
grade protestieren,
Da traf es ihn.
Den Kopfverlust
Hat Brettje
niemals überwunden.
Als seine Leiche
wurd gefunden
Hatt' die das
Schwert noch in der Hand.
Der Kopf lag
blutig dicht daneben
Samt Pickelhelm
am Teichesrand.
So endete Frosch
Brettjes Leben.
Die abgehau'ne
Linke, die
Lag dicht anbei. Das
Victory
Zeigte sie noch
immer zwar
Obgleich das
jetzt vergebens war.
Ein Stückchen
weiter rechterhand
Wo Mullkäckert
auf Wache stand,
Kam es erneut zu
einem Mord.
Der dreiste
Mauser hatte dort
Dem Wächter erst
das Bein gebrochen
Und dann so in
ihn hinein gestochen,
Dass der Frosch
nach dieser Sache
Niemals wieder
musst auf Wache.
Er hat zwar noch
sein Schwert gezückt;
Doch es ist ihm
nicht geglückt
Die Maus
entscheidend zu verletzen.
Als er mit ihr
das Schwert wollt wetzen,
Geschah im Kampf das Ungemach.
Als seine Klinge
plötzlich brach
Traf es ihn. Dann
sah er rot.
Sekunden später
war er tot.
Doch Ekelpadde,
blitzesschnelle,
War mit seinem
Schwert zur Stelle.
Er hat den Mörder
im Schilf versteckt,
Mit scharfem
Blick sogleich entdeckt
Denn das
Schwänzchen von der Maus
Ragte aus dem
Grün heraus.
Wütend stach er
in das Rohr
Vom Ufer aus im
Zorn hinein.
Da hörte drinnen
er ein Schrei'n.
Als er die Klinge
zog hervor,
War sie mit
Mäuseblut beschmiert.
"Hurra, der
Mörder ist krepiert"
Rief Ekelpadde
nach dem Coup
Seinem Kameraden
zu.
Doch dem war das
ganz einerlei.
Für ihn war längst
der Krieg vorbei.
***
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