Mittwoch, 12. Dezember 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 6
 6. Kriegstag
 - Ganz normaler Krieg -

Gestorben wurd wie eh und je.
Auf dem Schlachtfelde am See
Lagen die Toten kreuz und quer
Zu Tausenden bereits umher.

Hier ein Schwanz nebst einem Ohr,
Dort eine Hand im Froschdekor.
Nebenan ein Eichelhelm
Von einem toten Mäuseschelm.
Ein Schädel von `ner toten Maus;
Ein Schwert, das aus `nem Frosch heraus,
Der schwer verletzt noch jammernd quakte,
Blutig in die Gegend ragte.
Hier ein Schild und dort ein Speer;
Eine Lanze die nicht mehr
Nutzbar war, weil sie zerbrochen
Im Feinde stak, der tot gestochen
Ans Grün geheftet ward durch sie.
Gefallene Krieger in Lethargie,
Die im eignen Blute lagen.
Arm und Beine abgeschlagen
Krauchten Freund und Feind umher
Und wollten nichts als sterben mehr.
Hier einer, der ohn' Beine kroch,
Ansonsten aber lebte noch.
Dort einer der im Krampfe zuckte.
Ein andrer, welcher Galle spuckte,
Lag im eignen Blut daneben
Und wollte nicht mehr weiterleben.
Ein anderer, mit lautem Schreien,
Lag in seinen Innereien,
Ach, es war fürwahr ein Graus,
Denn es sah beinah so aus,
Als ob am eigenen Gedärm
Er die Hände sich dort wärm,
Bevor im Felde ihn der Tod,
Erlösen würd' aus seiner Not.
Aus seiner kühnen Denkerstirn
Tropfte dampfendes Gehirn.
Es ging ihm scheinbar nicht so gut
Denn er spuckte nur noch Blut.
Neben ihm ganz dicht anbei,
Lagen tot schon andre drei.
Zwei graue Mäus und ein einst kühner,
Nun aber mausetoter Grüner.
Mit gebrochnem Augenlicht,
Ruhend auf dem Feld der Ehr,
Sahen das Elend sie nicht mehr.
Sie übten still darauf Verzicht
Sich das grausame Geschehen
Um sie herum noch anzusehen.

Dort ein Torso, hier ein Bein,
Da ein Verletzter nicht ganz rein,
 Der im eignen Kote kroch
Und schon nach Verwesung roch.
Daneben, zu sterben fest entschlossen
Ein Kriegsversehrter ohne Flossen,
Der verzweifelt röchelnd im Gebete
Zu Gott im Himmel innig flehte,
Dass der im Tode steh ihm bei.
Gleich daneben andre zwei,
Die anstatt zu beten, fluchten
Und nach ihren Schwänzen suchten
Welche der Feind ohn' sie zu fragen,
Hatte ihnen abgeschlagen.
Andre indes suchten nach Waffen.
Um sich diese zu beschaffen
Riss in der Not man sie den Toten,
Leichen fleddernd auf den Pfoten.
Neben Waffen ist so mancher Orden
Heimlich auch gestohlen worden.
Ach es war fürwahr ein Graus.
Doch, so sieht es eben aus
Wenn zwei Tiervölker im Krieg,
Für ihres erlauchten Königs Ehr,
Mittels Schwert, Speer und Gewehr
Erkämpfen müssen seinen Sieg.

Da fliegen zum Entsetzen
Der Beteiligten die Fetzen
Und liegen eben drum,
Überall herum.


Über all den Leichenteilen
Schlugen die kriegs- und rachegeilen
Kämpfer, so musst es wohl sein,
Sich weiter ihre Köpfe ein.
Leichengestank lag in der Luft.
Bestialisch, wie in einer Gruft,
Stank es süßlich, beißend, scharf.
Als Paddux in den Kampf sich warf
Dachte er insgeheim bei sich:
"Im Krieg ist man nicht zimperlich!"
Er nahm Anlauf und mit Schwung,
Hüpfte im geschlossnen Sprung
Wütend, tolldreist und verwegen,
Einer Spitzmaus er entgegen.
Der ist vor lauter Angst und Bangen


Ein Mausekötel abgegangen.
Der tapfre Frosch in seiner Wut
Warf den grauen Tunichtgut
Auf den Rücken sogleich nieder,
Dass er verlor dabei sein Schwert
Und prellte sich den Mausestert.
Ob er hoch kam jemals wieder
Ist zu bezweifeln denn Paddux
Machte sich selten nur `nen Jux.
Wenn er angriff war's kein Spaß.
Sein Würgegriff noch immer saß.

Ein andrer Frosch, er hieß Margacker,
Schlug im Feld sich auch sehr wacker.
Er kämpfte zehn Minuten lang
Bis schließlich er im Waffengang
Gegen den Mauser Rattenzahn,
Tapfer und gar unerschrocken
Einen Schwerthieb brachte an.

Den Gegenangriff konnt' er blocken.
Dann schlug er mit dem Langschwert zu.
Dem Gegner ist der Schild zerbrochen.
Da hat er noch mal zugestochen.
Der Mauser dacht bei sich "Nanu,
Was ist das für ein dummer Schmerz?"
Murgackers  Schwert drang ihm ins Herz,
Durchbohrte es und riss es aus.
Das war zuviel für eine Maus.
Sie dacht, "Was ist der Kerl verroht".
Dann sank sie nieder und war tot.

Nicht weit entfernt vom Ort der Tat
Sich etwas dann ereignet hat
Was die Mäus' in nah und fern,
Noch heute sich erzählen gern.


Eine Maus gar ungezogen
Hatte einen Frosch, als der grad war verblichen,
Seine noch warme Froschhaut abgezogen.
Und sich damit zum Teich geschlichen.
So getarnt, den Dolch im Gewande,
Traf Muttkraat sie am Teichesrande.
Der dachte dass es Mottgeck wär.
"Willst du auch zum Militär?"
Wollte er gerade fragen,
Da hörte er den andern sagen:
"Hände hoch du dummer Frosch!"
Muttkrats Freundlichkeit erlosch
Als unter der Froschhaut eine Maus,
Ihn zu bedrohen, sprang heraus.


Was am Teich danach geschah,
Im Schilf versteckt Frosch Brettje sah.
Sein bester Kamerad von allen,
Er konnt' nicht helfen, musste fallen.
Der Mauser hat ihn umgebracht.
So wie einst in der Ilion-Schlacht
Der tapfre Troer Autonoos
Getötet ward von Patroklos,
(Ilias 16/694;)
So musste Muttkraat nun dran glauben.
"Was sich die feigen Mäus erlauben
Geht zu weit" dacht Brettje; drum
Schnallte er das Schwert sich um
Und griff zu seinem Pickelhelm.
"Du verdammter Mäuseschelm"
Schrie er vom Zorne angefacht
Den dreisten Mauser vor sich an;
"Das hast du nicht umsonst getan!"
Der Mauser hat ihn ausgelacht.
Da zeigte Brettje wutentbrannt
Das Victory ihm mit der Hand.


Der Mauser, welcher Beißer hieß,
Tat erstaunt und grinste fies.
"Was ist das für ein Fingerzeichen?"
Wollte der Maussoldat gerissen
Von seinem Gegenüber wissen.
Der Frosch darauf: "Du blöde Maus,
"Das ist seit Jahren schon im Krieg
Unser Zeichen für den Sieg.
Wem ich es zeig, mit dem ist's aus!"
"Aha, soso" sprach da die Maus
Und fügte unvermittelt dann
Noch einen Nachsatz dazu an.
"Du blöder Frosch, für deinesgleichen"
So warf sich der Mauser in die Brust
"Ist es das Zeichen für -verlieren-!"

Der Frosch wollt grade protestieren,
Da traf es ihn. Den Kopfverlust

Hat Brettje niemals überwunden.
Als seine Leiche wurd gefunden
Hatt' die das Schwert noch in der Hand.
Der Kopf lag blutig dicht daneben
Samt Pickelhelm am Teichesrand.
So endete Frosch Brettjes Leben.
Die abgehau'ne Linke, die
Lag dicht anbei. Das Victory
Zeigte sie noch immer zwar
Obgleich das jetzt vergebens war.

Ein Stückchen weiter rechterhand
Wo Mullkäckert auf Wache stand,
Kam es erneut zu einem Mord.
Der dreiste Mauser hatte dort
Dem Wächter erst das Bein gebrochen
Und dann so in ihn hinein gestochen,
Dass der Frosch nach dieser Sache
Niemals wieder musst auf Wache.
Er hat zwar noch sein Schwert gezückt;
Doch es ist ihm nicht geglückt
Die Maus entscheidend zu verletzen.
Als er mit ihr das Schwert wollt wetzen,
Geschah im  Kampf das Ungemach.
Als seine Klinge plötzlich brach
Traf es ihn. Dann sah er rot.
Sekunden später war er tot.


Doch Ekelpadde, blitzesschnelle,
War mit seinem Schwert zur Stelle.
Er hat den Mörder im Schilf versteckt,
Mit scharfem Blick sogleich entdeckt
Denn das Schwänzchen von der Maus
Ragte aus dem Grün heraus.
Wütend stach er in das Rohr
Vom Ufer aus im Zorn hinein.
Da hörte drinnen er ein Schrei'n.
Als er die Klinge zog hervor,
War sie mit Mäuseblut beschmiert.
"Hurra, der Mörder ist krepiert"
Rief Ekelpadde nach dem Coup
Seinem Kameraden zu.
Doch dem war das ganz einerlei.
Für ihn war längst der Krieg vorbei.

***








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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.