Freitag, 28. Dezember 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 14
 6. Kriegstag
 - In der Heimat fern vom Krieg -

Drum sandte Herolde er aus
Die im Land von Haus zu Haus
Gingen, in der Hand sein Schreiben,
Von ihm selbst und seinem lieben
Kriegsminister unterschrieben.

Höhere Steuern einzutreiben
War den Boten anempfohlen
Und die sollten sie nun  holen.


Auch nach Froschheim bei Froschhausen,
Wo die Wasserkrotten hausen,
Kam ein Herold. "Hört ihr Kröten,
Höhere Steuern sind vonnöten,
Denn der Krieg hat seinen Preis.
Was Pausback die Soldaten kosten
An der Front allein im Osten,
Im Kampf gegen das Mäus - Geschmeiß,
Kann er bezahlen längst nicht mehr.
Also gebt mir alles her
Was ihr überhabt und dann
Fangt zu sparen endlich an.

Der König muss dringend neue Waffen
Für seine Froscharmee beschaffen,
Sonst verliert er diesen Krieg.
Wenn ihr wollt, dass wir den Sieg
Auf dem Schlachtfelde erringen,
Dann müsst auch ihr hier Opfer bringen.
Was ihr nicht braucht zum Überleben
Das müsst ihr euerm König geben
Damit es der den Truppen dann
Für neue Waffen geben kann.


Auch muss den Sold für die Soldaten
Erhöhen er weil Heldentaten,
Das weiß doch heute jedes Kind,
Umsonst nicht zu bekommen sind.
 
Er argumentierte sehr gekonnt.
"Es kommt", so hörte man ihn tönen,
"Zugute euern eignen Söhnen,
Die vorn im Kampfe an der Front
Ohne Nachschub all verbluten
Weil der Feind sie in der Schlacht,
Waffentechnisch überlegen,
Mit neuen Klingen an den Degen
Sie sonst alle niedermacht.

Also ihr lieben , braven, guten
Kröten greift in eure Taschen.
Ich lass mich gerne überraschen.
Gebt so viel, wie ihr all könnt.
Pausbacks Dank sei euch vergönnt.
Er wird's euch nach dem Krieg vergelten.
Gebt ihr nichts, wird er euch schelten
Weil ihr, falls ihr zu wenig gabt
Seinen Krieg verloren habt."

So sprach der Herold zu den Poggen
Um sie zum Spenden zu verlocken.

Als er dann später zum Palast
Zum König ist zurückgekehrt,
Trug er `nen Geldsack auf dem Ast
Der Pausbacks Reichtum hat vermehrt.

In Schlickseeau am Krötenstuhl
Saßen zwei Frösche indes am Pfuhl,
Die während sie bei'nander saßen,
Nebenbei die Zeitung lasen.


"Im  Schlickseeblatt", der eine fand,
"Nicht sehr viel Lesenswertes steht.
Wie gut es den Adeligen geht
Und was bei Hof man alles treibt,
Gleich vorn nach aktuellstem Stand
Hüpphüpp der Hofreporter  schreibt.
Dass Peleus Dreckpatz, Pausbacks Vater
Gestern Abend im Theater
Dem alten Dreckfrosch Matscheplum
Hängte einen Orden um,
Weil der bei Hofe der Königsmutter
Eine Fliege fing als Futter
Und zu Ihrem großen Glücke,
Auch noch eine Nachtischmücke,
Und auch dass Moriam schwanger wär,
Sowie auch Hüppehoppe Pausbacks Nichte.
Das schreibt er aber ohn' Gewähr.
Ansonsten nichts als Kriegsberichte."

Und er fügte gleich spontan
Verärgert einen Nachsatz an:
"Gäbe es kein Militär
Die Zeitung längst schon pleite wär!"

"Es gibt nichts Neues mehr im Krieg.
An der Westfront zwar ein Sieg,
Doch im Osten nichts als Tote.
Unsere Kriegsgefallenenquote"
Sprach Marspogg zu Krotosch, "ist zu hoch.
Das halten wir nicht lange durch."

"Drei, vier Tage vielleicht noch,"
Erwiderte der andre Lurch.

"Hier steht, dass Pausback wird vermisst;"
Las Marspogg laut die Nachricht vor,
Krotusch darauf mit Humor:
"Der hat sich sicher nur verpisst,
Du weißt, er hat `ne große Gosch;
Ansonsten ist der Kerl ein Frosch!"

"Ich mag ihn nicht, den Hetsch der dort
Im Palast auf unserm Throne hockt.
Fuhr Krotusch  weiter fort:
"Er hat schon viel zu viel verbockt.
Als König taugt er nicht sehr viel!
Im Krieg sein ganzer Führungsstil
Ist von Zurückhaltung geprägt.
Am, End wird er noch abgesägt
Vom Militär. Der Feldmarschall
Und auch Quakquak der General,
Die gestern ihm noch wünschten Heil
Sind auf seinen Posten geil.
Wenn es nicht bald besser flutscht
An der Front im Osten
Wird er demnächst weggeputscht
Von seinem schönen Posten."


"Ja,. ja" sprach Marspogg, "du hast Recht,
Als Kriegsherr ist er wirklich schlecht.
Da macht er sich nicht grade gut.
Für den Kampf fehlt ihm der Mut.
Im Krieg, statt ihm ein Militär
Besser für uns alle wär'.
Der König sitzt zu lange schon
Im Palast auf  seinem Thron.
Er ist bequem geworden dort.
Er führt zwar gern das große Wort,
Doch er wäre gut beraten
Wenn er seinen Worten Taten
Würde endlich folgen lassen.
Wenn sein Ruhm soll nicht verblassen
Muss nach vorn er an die Front.
So wie einst am Hellespont,
Menelàos, Atreus Sohn
Und König von Lakedämon,
Tat im Kriege seine Pflicht,
Müsst' auch König Pausback nun,
Auch wenn er nicht drauf ist erpicht,
Seinen Part im Felde tun.
Unsere tapferen Frosch-Epheben
Lassen für ihn all ihr Leben
Und der feige Tunichtgut
Hat Angst um jeden Tropfen Blut
Den er im Krieg verlieren könnt.
Statt vorne mitzukämpfen gönnt
Er sich Nacht für Nacht für unser Gold,
Der Verschwendung und den Weibern hold,
Auf seinem Seeschloss eine Ball.
Es geht dort schlimmer zu sogar
Als es bei Silvio Berlusconi war!"
So wetterte Marspogg  im Redeschwall.

"In seinem Bett beim faire l'amour,
Macht er `ne bessere Figur"
Hat Krotosch lauthals losgelacht,
"Als auf dem Felde in der Schlacht."

 Marspogg grinste als erneut er sprach:
"Im königlichen Schlafgemach
Da übt er nicht so gern Verzicht.
Dort tut er mehr als seine Pflicht.
Doch draußen auf dem Feld der Ehr
Sah man ihn schon lang nicht mehr.
Dort könnte er mir imponieren.
An der Tete zu marschieren
Wär' für den Feldherrn angebracht.
Zu demonstrieren Herrschermacht
Wie es einst Agamemnon tat,
Wäre als oberster Soldat
Seine erste Führerpflicht.
Doch der feige, dreiste Wicht
Drückt sich im Kriege wo er kann
Und Parteckfresser der Tyrann,
Gewinnt im Krieg die Oberhand!"

"Ja, es steht schlecht um unser Land"
Fuhr Krotosch dem andern stante pede
Gar aufgebracht in seine Rede.
"Die Mäuse stehen schon am Teich!
Pausback ist im Krieg zu weich!
Am Ende werden wir verlieren!
Wenn die Mäus erst einmarschieren
Steht uns allerhand bevor."
"Lymnocharis, dieser Thor",
Shimpfte Krotosch, "ist dran Schuld
Wenn die Mäus, die wir bekriegen,
Uns in der letzten Schlacht besiegen.
Doch vielleicht sollten wir mehr Geduld
Mit unserm Imperator haben
Anstatt ihn so zu untergraben
Wie wir beide es hier nun,
Just im Moment mal wieder tun.
Wir sollten vielleicht einbedenken
Dass ihm die Mäuse auch nichts schenken.
Er hat es nicht so leicht wie Bill.
(Bill Clinton, US-Präsident)
Wenn der ein Volk bekriegen will
Ruft er die NATO-Partner an.
Die schlägt am Telefon er breit,
Bis sie ihm alle untertan
Gehorsam beistehen im Streit
Und sie sich dazu aufbequemen
Die Kriegskosten zu übernehmen.
So lässt sich leicht ein Krieg beginnen.
Pausback hat es nicht so leicht.
Wenn man ihn mit Bill vergleicht,
Ist er mit seinem grünen Heer
Weitaus schlechter dran als der.
Obgleich er nur den Seekrieg kennt
Und auch wenn es sich Feldherr nennt,
Wird diesen Krieg er nicht gewinnen.

Der Mauskönig ist besser dran.
Denn von seinem Feldmausclan
Und auch im regelrechten Heer
Ist zum Angriff und zur Gegenwehr,
Im Kriegsfeldzug ein jedermann
Auch ein geschulter Partisan.
Und Partisanen zu besiegen
War schon immer schwer in Kriegen."

"Wir sollten Pausback nicht verfluchen"
Fuhr Krotosch in seiner Rede fort,
Sondern nach den Gründen suchen
Die auf dem Schlachtfelde vor Ort
Unseren tapferen Epheben
Im Krieg das Siegen so erschweren.
Sie lassen all umsonst ihr Leben.
Weil die Mäus sich nicht ums Kriegsrecht scheren,
Fällte es unseren braven Offizieren
Schwer sie so zu attackieren,
Dass ihre Schlachten Wirkung zeigen.
Die Feldmäus', partisaneneigen,
Kämpfen gar hinterlistig; beinah so
Wie Slobodan im Kosovo.
Die Schufte machen was sie wollen.
Was sie nicht dürfen oder sollen
Macht ihnen in ihrem Froschvolkhass,
So scheint es mir, besonders Spaß.
So wie der Serbe Slobodan
Es hat im Kosovo getan,
Benutzt die lang geschwänzte Gilde
Zivilisten gar als Schilde
Um den Adel zu beschützen.
Unsere Waffen gar nichts nützen
Bei dieser üblen Kampfmethode,
Kämen Tausende zu Tode
Die unschuldig am Kriege sind.
Unsre Armee, würde sie blind
Den Adel bombardieren,
Müssten hunderttausende krepieren
Die keine Schuld am Kriege tragen.
Mörder würd' man zu Pausback sagen
Wenn er das befehlen würde.
Du siehst es, Seebold hat's nicht leicht.
Sein Amt ist eine schwere Bürde.
Wenn er bis jetzt nicht viel erreicht
In der Schlacht hat, liegt das dran,
Dass die Mäus wie Slobodan
Allesamt für Geld und Orden,
Hinterhältig feige morden.

Vor keiner Mäusegrausamkeit
Sind unsre Krieger mehr gefeit.
Parteckfresser lässt einfach alle killen
Die ihm im Krieg sind nicht zu Willen.
Er lässt foltern, verstümmeln, Leichen schänden.
Das eigne Volk in seinen Händen,
Setzt er ein zum Schutz der Brücken.
Troxartes kennt wirklich alle Tücken
Des Partisanenkrieges. Er
Hat im Krieg nur ein Begehr:
Morden, vernichten, massakrieren
Um unsern Teich zu annektieren.

Als Krotosch eine Weile schwieg
Sprach Marspogg: "Der verdammte Krieg
Kostet uns noch unser Reich
Mitsamt dem schönen Badeteich.
Mein bequemer Lotosstuhl,
Auf dem ich sitze hier am Pfuhl,
Wird mir, falls die Mäuse kommen,
Genau wie dir dein Blatt genommen
Auf dem du just die Zeitung liest."

"Jetzt hast du das Lesen mir vermiest"
Quakte der andre. "Der Tyrann
Nimmt alles was er kriegen kann.
Er mordet ohne jeden Sinn
Selbst uns Rentner noch dahin.
Man sollte, das wär' längst vonnöten,
Den Maustyrannen endlich töten.
Wenn Parteckfresser nicht mehr wär',
Könnt ein geschickter Parlamentär
Diplomatisch, ohne Waffen,
Sicher ganz schnell Frieden schaffen.
Deshalb muss Troxartes weg.
(Parteckfresser/ Troxartes der Mäusekönig)
Tyrannenmord aus `nem Versteck
Heraus ist zwar nicht heldenhaft.
Doch wenn man dadurch Frieden schafft
Und stürzen kann das Mausregime,
Ist das Mittel legitim."

Und dann fügte er noch an:
"Was ich nicht verstehen kann
Ist, dass der Herr Verleger
 Quaxe Quack vom Schlickseeblatt
Keine eigne Meinung hat.
Es ist wirklich nicht integer,
Für uns mit einem Schulterzucken,
Speichel leckend ungeniert
All das genau so abzudrucken,
Wie Pausback es ihm vordiktiert.
Hätte er ein "Nein" geschrieben
Damals an Stelle von "Hurra"
Wär' friedlich unser Teich geblieben
Doch der Herr sagt immer "Ja",
Weil er keinen Spaß versteht
Wenn's um seine Kröten geht!"



***

Was tatsächlich noch geschah,
So wie im Felde ich es sah,
Ohne dass ich Euch verhöhne
Oder hier gar etwas schöne,
Wie es mit verzagten Mut
Die Crew vom Schlickseeblatte tut,
Es ist wirklich ein Skandal,
...
Berichte ich das nächste Mal

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.