Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 10
6. Kriegstag
- An
der Front -
An der Front im Kreker-Moor
Tat Pternoglyphus sich hervor.
(Name eines Mauskriegers bei Homer und Rollenhagen)
Die Maus, die sich auch Bohrschinck nannte,
Im Kriege kein Erbarmen kannte.
Im Rohr getarnt und gut gedeckt
Hat Murag sie zu Tod gestreckt.
Ein Schwerthieb und ein Lanzenstoß,
Schon war es mit dem Frosch vorbei.
Der Kollateralschaden war groß;
Das verriet ein spitzer Schrei
Der nach Murags letztem Quak
Erfolgte. Die abgebroch'ne Lanze stak
In einem Mause-Kumpel. Der
Lebte nun leider auch nicht mehr.
Er hauchte, ach es war ein Graus,
Pfeifend seine Seele aus.
Der grüne Feind lag dicht daneben.
Auch er schien gänzlich ohne Leben.
Bohrschinck sah sich die Lage an.
Dann riss sein Schwert er sich spontan
Aus dem toten Frosch heraus.
Als nächsten Gegner nahm die Maus
Sich den Hünen Pfaude vor.
Der riesenhafte grüne Thor
Trat aus dem Schilfe dreist verwegen
Bohrschinck prahlerisch entgegen.
"Was willst du grauer Zwerg von mir?"
Quakte er, "ich rate Dir,
Verschwinde, sonst bring ich dich um;
Hier ist unser Territorium.
Du hast hier nichts verloren, drum
Verschwinde schleunigst, sei nicht dumm,
Geh mir aus dem Weg du Maus,
Sonst lösch ich dir das Leben aus."
So prahlte im Rüstzeuge der Grüne
Behelmte und geschiente Hüne.
Sechs Ellen und eine Spanne groß,
Ein Riese wahrlich kurios,
Schienen und Helm aus Erz gemacht,
(AT, David und Goliath, 1.
Samuel 17,1-58)
Hielt er am Schilfrohrrande Wacht.
Sein Schuppenpanzer offenbar
Aus Bronze angefertigt war.
Fünftausend Schekel oder mehr
War seine Rüstung sicher schwer.
Das Langschwert in der rechten Hand
Er wie in Erz gegossen stand.
Den Speer, dick wie ein Weberbaum
Im linken Arm und auch den Schild;
So trotzte er am Röhrichtsaum
Dem Feind. Aufs Kräftemessen schon ganz wild
Hat er den Gegner angestiert
Und ihn verhöhnend provoziert.
Voller Verachtung sah der Grüne
Wie Goliath aus der kühne
Philister-Vorkämpfer aus Gat.
So wie der es einst mit David tat,
Sah auf Bohrschinck er herab.
"Bestell dir" sprach er "Sarg und Grab
Bevor du wagst mich anzugreifen.
Ich werde dich zu Tode schleifen
Und deine Leiche dann als As
Den Vögeln vorwerfen zum Fras!"
Darauf erwiderte die Maus:
"Lass dich ruhig weiter aus;
Doch warte ab, Du wirst es sehen,
Dir wird dein Prahlen noch vergehen.
Ich kleine Maus werd dich erschlagen
Und mit dem Schwerte dir am Kragen,
Du wirst jammern und laut flennen,
Dir deinen Kopf vom Rumpfe trennen.
Mein Gott steht mir zur Seite. Er
Hat keine Angst vor deinem Speer.
Er fürchtet weder Dolch noch Schwert.
Er hat das Schießen mich gelehrt
Und auch das Zielen mit der Schleuder."
Bei diesen Worten zog die Maus
Die Zwille aus dem Sack heraus.
Der Schütze war kein Steinvergeuder.
Gleich der erste Kieselstein
Drang Pfaude in das Großhirn ein.
Wie von einer Axt gefällt
Sank der Frosch zu Boden.
Sein Kopf schlug den Rasensoden.
Die Lust am Kampf war ihm vergällt.
Es hat ein böses End genommen.
Als er grad wollte zu sich kommen
Bereitete Bohrschinck ihm behände
Schnell das vorausgesagte Ende.
Wie David den Philister köpfte,
So ist es Paude nun ergangen.
Als jener grade Hoffnung schöpfte,
Traf es ihn, dass sein Verlangen
Nach Krieg und Zwist und Lust am Streit
Ihm verging für alle Zeit.
Erst sah er grau, dann sah er rot,
Dann sah er nichts mehr und war tot.
Der tapfre Krieger Bohrschinck drauf
Hob Pfaudes Helm samt Schädel auf
Und zog mit diesem in der Hand
Zur Abschreckung durch Pausbacks Land.
Alle Hetschen die ihn nahen
Mit der Froschtrophäe sahen,
Haben ängstlich ihn verflucht
Und sich ein Versteck gesucht,
In dem sie vor dem Mausbarbaren
Und vor dem Tode sicher waren.
Die meisten tauchten einfallsreich
Tief unter schnell in ihren Teich.
Hunderte nach feiger Flucht
Haben dort nun Schutz gesucht.
Keiner der Grünen war so verwegen
Um sich mit Bohrschinck anzulegen.
Alle hatten Angst vor ihm
Und das war auch legitim,
Denn die Maus, das sprach sich herum,
Brachte jeden Froschlurch um
Der ihr im Schilf entgegenkam.
Wie vielen er das Leben nahm,
Ist obwohl es interessant
Heute wäre, nicht bekannt.
Da man mit David ihn verglich
War die Summe unterm Strich
Eine fünfstellige Zahl.
(AT,Samuel 18,7)
Wie Israels Frauen dazumal
Ein Loblied auf König David sangen,
Nun auch im Mäusereich die Hymnen klangen
In denen in Siegeseuphorie
Auf Bohrschinck nun zur Melodie
Des Kriegsschlagers Lili Marleen
Besungen wurde das Gescheh'n.
Kein Krieger war im ganzen Land
So wie Pternoglyphus bekannt.
Sein Name war aus gutem Grunde
In Mausheim nun in aller Munde
Und sogar im Nacktlurchreich
Rings um Pausbacks großen Teich,
Hatte sein Name einen Klang
Dass manchem Frosche angst und bang
Wurd wenn den Namen er im Röhricht
Hörte. "Ach was seid ihr alle töricht"
Beschimpfte Rapetschke die Kollegen.
"Ich trete dem Mäuserich entgegen
Und fordere ihn zum Zweikampf auf.
Nur wer wagt, kann auch gewinnen.
Also lasst mich gleich beginnen!"
Drauf griff des Schwert er sich am Knauf
Und stürzte zänkisch sich gar wild,
Gedeckt durch seinem Froschhautschild,
Durchs Rohr mit zornerfülltem Fluchen,
Um Pternoglyphus sich zu suchen,
Um der Maus in Rachesachen
Tapfer den Garaus dann zu machen.
Der hatte sich im Loch versteckt.
Dort hat Rapetschke ihn entdeckt.
"Komm heraus und stelle dich"
Schrie ins Mausloch er hinein.
"Nun schlägt auch dir das Stündelein
Das jedem schlägt." Gar lästerlich
Hat er den Mauser laut verhöhnt.
Als es "Du Feigling" hat getönt
Kam Bohrschink, die so tapfre Maus,
Zornig aus dem Loch heraus.
Im Rüstzeug, die Waffen in der Hand
Dem Frosch sie gegenüber stand.
"Wenn du sterben willst" schrie sie
Ihn zornig an von vis a vis,
"Dann hast, so ist es bei uns Sitte,
Du die Waffenwahl. Ich bitte
Dich, such dir `ne Kampfart aus
Die standesgemäß ist für `ne Maus."
Rapetschke hat kurz nachgedacht.
"Wie Ritter wollen wir uns schlagen"
Hörte Bohrschinck ihn dann sagen.
So wurd es schließlich auch gemacht.
Hoch zu Ross ritten die kecken
Todesmutigen wackren Recken
Kurz drauf mit ihren Lanzen dann
Gegeneinander wütend an.
Der bess're Reiter, zweifelsfrei,
War auf Otsch, der Frosch dabei.
Als der Mauser das erkannte
Riss er seine Rosinante
Abrupt herum; hat in der Flucht
Im Mausgalopp sein Heil gesucht.
Doch da hatte Pech die Maus.
Ach es war fürwahr ein Graus.
Wie Abschalom mit langem Haar
(2 Sam 18,6-18)
Es bei Efraim einst ergangen war,
Blieb, als er durchs Dickicht wollt sich zwängen,
Er mit dem Helmbusch plötzlich hängen.
Sein Gaul lief weiter, er dagegen
Hing fest. Dem Frosch kam das entgegen.
Er stach gleich zu mit seinem Speer.
Dem Mauser ging es durch und durch.
Seit jener Stund lebt er nicht mehr.
Hingegen schlug der tapfre Lurch
Für seinen König brav sich weiter
Im Felde und hat in der Schlacht
Noch manchen Mauser umgebracht.
Als er starb war er Gefreiter.
***
Wie die Geschichte
weitergeht
In der nächsten Folge
steht
wird fortgesetzt
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