Samstag, 29. Dezember 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 15
 6. Kriegstag
 - Neuer Ärger -

Während die beiden diskutierten
Über all das, was nicht im Blatte stand
Und die Lage resümierten,
Geschah etwas am Froschteichstrand,
Was Pausback, als er es erfuhr
Veranlasste zum Racheschwur.

Was war gescheh'n? Ein Späher sah
Wie eine Maus ganz ungeniert
Hat in den Froschteich uriniert.

Das war nach Kriegsrecht ein Fauxpas
Wie er noch nie war vorgekommen.
Der König, vor Zorn beinah benommen,
Die Lage musst beraten sein,
Rief die Volksversammlung ein.

Um Siebzehn Uhr am Nachmittag
Traf man sich im Areopag
Um im Kreis der Diplomaten
Über den Vorfall zu beraten.
 Koraxus Quaxus Hopsassa,
Der vorstand der Ekklesia,
Leitete die Besprechung ein:


"Ein gottverdammtes Mäuseschwein,
Vermutlich war's ein Royalist,
Hat in unsern Teich gepisst.
Pausback drob arg echauffiert
Hat ziemlich sauer reagiert.
Er verlangt in dieser Sache
Erstens heut noch unsre Rache,
Und zweitens trug er mir noch auf
Dass wir reagieren drauf,
Und für die nächsten Angriffswellen
Dem Feldmarschalle alles stellen
Was grün ist und noch hüpfen kann."

Nach diesen Worten war sodann
Hetscha dran etwas zu sagen
Und seine Meinung vorzutragen.

"Ich bin der Meinung" sprach er, "dass
So langsam überläuft das Fass.
Unser Teich ist ruiniert.
Eine Maus, die uriniert
Verspritzt das ganze Rattengift,
Das ihr in ihrem Mäuseleben
Vom Manntier wurde eingegeben.
Wenn eine Maus ins Wasser schifft
Ist das Trinkwasser verdorben.
Zehn Quappen sind bereits gestorben,"
So argumentierte er gar laut,
"Weil Pisse verbrannte ihre Haut.
Maus-Urin ist schärfer als
Essig-Essenz, das Zeug im Hals
Verursacht ein noch schlimmres Brennen
Als wir es von den Nesseln kennen.
Wir können lange nicht mehr baden
Weil das Wasser ist verseucht!
Den Mauser, welcher uns den Schaden
An unserm Teich hat zugefügt,
Hat zwar der Adebar verscheucht;
Dass dies als Strafe nicht genügt
In diesem Völkerrechtsbruch-Falle,
Wisst ihr doch ganz sicher alle.
Wir sollten ihn, den dreisten Knaben,
Wenn wir ihn erst gefangen haben,
Verurteilen im Tribunal
Zum Foltertod am Marterpfahl.
Darüber hinaus sollten wir nun
In punkto Kriegsdienst alles tun,
Die Maus hat unser Volk brüskiert,
Dass so etwas nie mehr passiert.
Wir sollten, um uns selbst zu schützen
Die Truppe noch mehr unterstützen
Und gegen die nächsten Angriffsstufen
Die Reservisten einberufen."

"Hört her" rief da der Fürst von Straezzer,
"Was ich dazu zu sagen hab."
Doch der war teichbekannt als Schwätzer,
Weshalb man ihm das Wort nicht gab.

Koraxus Quaxus Hopsassa,
Der die Lage übersah,
Weil er auf einem Sockel stand
Bat um Ruhe. Mit der Hand
Gab er ein Zeichen. "Leiser bitte."

Nach alter Tradition und Sitte
Wurd abgestimmt. In aller Ruh
Stimmte man dem Plane zu,
Den Hetscha vorgetragen hatte.

Nach einer längeren Debatte
Verständigte man sich darauf,
Ohne sich erst groß zu streiten,
Wer im weitren Kriegsverlauf
Hatte wann was einzuleiten.

Dem General ward anbefohlen
Die dreiste Maus herbeizuholen,
Damit sie dann ein Kriegsgericht
Im Schnellverfahren schuldig spricht.

Wie beschlossen, so getan.
Der General von Quakert Quäckert
Hat zwar ein bisschen erst gemeckert,
Doch dann entschied er sich spontan
Und zog mit seinen Frosch-Epheben,
Wie einst die Sieben gegen Theben,
Mutig, mürrisch und mit Fluchen,
Aus die dreiste Maus zu suchen,
Die Pausbacks Teich als Pissoire
Benutzt hatte und Schuld dran war,
Dass er und seine Kameraden
Konnten im Pfuhle nicht mehr baden.

Im Schilf, wohin sie war entschwunden,
Wurde die Maus alsbald gefunden.

"Du bist des Giftmords angeklagt"
Hat Quäckert kalt zu ihr gesagt
Und angefügt mit Hohn im Ton
"Nun bekommst du deinen Lohn."
Und dann ließ die Maus er wissen:
"Du wirst in keinen Teich mehr pissen!"

Gefesselt ward sie heim gebracht.
Schnell wurd ihr der Prozess gemacht.
Dem Kriegsgericht saß Quäckert vor.
Das Urteil sprach ein Frosch-Major.

"Foltertod am Marterpfahl.
Vollstreckung durch den General!"
So gab man es zu Protokoll.
Quakert Quäckert fand es toll,
Dass ihm die Ehre wurd zuteil.
Er war schon lange darauf geil
Einmal eine Maus zu quälen.
Am Ufer bei dem Marterpfählen
Gab er den Befehl dann aus
Was zu tun war mit der Maus.

Am hölzern Pfahle festgebunden
Wurd sie gefoltert und geschunden,
Dass sie in ihrer argen Not
Ein Bild des Jammers nur noch bot.


"Aua" schrie sie, "habt Mitleid doch
Mit mir ein einz'ges Mal nur noch.
Was ihr habt am Teich gesehen,
Ist aus Versehen nur geschehen.
Ist es denn so schwer zu fassen,
Dass auch Mäus mal Wasser lassen?
Glaubt mir, selbst der stärkste Mann
Sich dem nicht widersetzen kann.
Dass in den Teich das Bächlein floss,
Das ich am Uferrand vergoss,
Tut mir leid, das wollt ich nicht.
Da habe ich wohl schlecht gezielt.
Ich bitt ganz inständig euch nun.
Ich werd so was nie wieder tun."

"Das hättest du dem Kriegsgericht
Erklären müssen, denn wer schielt
Kann nichts dafür, wenn ihm im Leben
Beim Pinkeln geht mal was daneben"
Hat da der General gelacht.
"Das nächste Mal gib besser Acht.
Man pinkelt nie im freien Raum
Sondern sucht sich einen Baum,
Das weiß bei uns hier jedes Kind."

"Und keinen Falls gegen den Wind"
Ergänzte Protz der Korporal
Grinsend seinen General.

Der Maus kam diese Art Humor
Nicht gerade lustig vor.
Sie hat die Frösch' erneut gebeten:
"Ich bitte euch, bringt mich nicht um!"
Doch die grünen Teich-Proleten
Kümmerten sich nicht darum.

Der General schrie lachend froh:
"Gut gemacht, nur weiter so",
Und Hebbert, der die Peitsche schwang,
Tat dies gut eine Stunde lang,
Bis am End mit Weh und Ach,
Der Mauser tot zusammenbrach.

Nie wieder hat nach diesem Zwist
Er je in einen Teich gepisst.



Und seine Seele die behänd
Aus seinem toten Körper floh
Und zum Hades hin entschwand
Dachte nach dem Ultimo
Was posthum sie nun verstand:

Der Krieg  hat nie ein happy End


***

Was weiter noch im Krieg geschah,
So wie es der Kriegsreporter sah,
Im Tierkrieg anno dazumal
Berichte ich das nächste Mal.

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.