Mittwoch, 4. Februar 2009

Bitte bleiben sie dran

Max Schmäh saß still. Nach kurzer Pause
Sprach er: „Liebe Zuschauer zu Hause,
Ich hoffe, dass Spaß macht das Programm
Und sie verfolgen aufmerksam,
Was wir über die Literatur
Zum Froschmäusekrieg berichten.
Vergessen sie einmal die Uhr
Und verfolgen sie die Geschichten,
Die wir im Zweiten, was mich freut,
Weltweit ausstrahlen erstmals heut.
Vielen Dank für ihr Interesse“,
So sprach er weiter mit Finesse,
„Sie trafen eine kluge Wahl
Mit den ZDF-Kanal.
Bleiben sie ruhig weiter dran
Und sehen sie sich alles an,
Was wir ins Zimmer ihnen strahlen.
Sie brauchen nicht mehr deswegen zahlen,
Auch wenn Frau Sinnierlich wie noch nie,
Zeigt weitaus mehr als nur ihr Knie“.
„Ergötzen sie sich“, sprach er heiter
„An ihrem Anblick ruhig weiter.
Abschalten das können sie ja doch,
Morgen früh dann immer noch.

Ist die Sendung dann vorbei,
Gleich nach ihrem Frühstücksei,
Springen sie hinein ins Bett.
Dort ist es am Morgen auch sehr nett,
Wenn sie mit ihrem Partner tun,
Was dann nötig ist, sprich auszuruh’n.

Die letzten Zuschauer der Nacht
Hat Schmäh so wieder wach gemacht.

Der eine schlich zum Kühlschrank hin,
Weil ihm der Durst kam in den Sinn.
Der andre ging kurz zum WC,
Weil langsam der Nachmittagstee
Abgegossen werden musst’.
Der Dritte griff vor lauter Frust,
Vor sich in die runde Schale
Mit Süßigkeiten zum x-ten Male
Und mancher blinzelte nur schief,
Bevor er müde weiterschlief.

Ähnlich wie im Manntierreich,
War es auch am Froschenteich.

Blähbauch saß schnarchend auf seinem Thron.
Mit müden Froschaugen neben ihm sein Sohn.
Er kaute lustlos auf einer Fliege herum.
„Die Sendung haut, weiß Gott keinen um“
Sprach er zu Krümeldieb, der neben ihm saß
Und gelangweilt ein Stück von einem Lotos aß.

Fast alle Gäste im Schilfblättersaal
Wirkten übermüdet. „Es ist ein Skandal“,
Schimpfte Teichhilde im zornigen Ton,
„Was die Manntiere da, vom zweiten Programm,
Uns zum Wochenende bieten hier wieder mal an.
Ist in der fürwahr der pure Hohn
Und für uns Frösche kaum zu glauben,
Was die am Rhein sich da erlauben“.

Im Studio im Mainz, gab der Intendant,
Der Welt erneut die Nachricht bekannt,
Dass der Papst persönlich würde gleich kommen
Und auch Zeus mit der Tochter der frommen
Göttin Athene, die vor Schönheit erstrahlt.
Und dann hat er werbend weiter geprahlt.

Der Papst wird sich wohl auf bequemen
Und Stellung sicher dazu nehmen,
Weshalb und wie es dazu kam,
Dass er den Bischof wieder nahm
Der den Holocaust verleugnet hatte.
Das wird eine hitzige Debatte".
Versprach und kündigte er an.
Und, so fuhr er fort, „zum Abschluss dann,
Schließlich, als Höhepunkt der Nacht,
Von kurz nach fünf bis kurz vor acht,
Wird Aristoquakes Werk besprochen,
Von dem in Frankfurt schon seit Wochen,
Auf der Buchmesse durch die alle Hallen
Hochrufe auf den Autor schallen".


Die Nachricht jagte um die Welt.
„Jetzt wird es endlich vorgestellt,
Das neue Buch von jenem Mann,
Der schreiben wie kein andrer kann“,
Quakte der Froschkönig am Teich
Zu Käslieb aus dem Mäusereich.

Die Telefone liefen heiß.
Um den ganzen Erdenkreis
Jagte nun die frohe Kunde,
Dass zur frühen Morgenstunde
Aus dem Studio Mainz in Germany,
Die neue Batrachomyomachie
Life für alle auf der Welt
Vom Autor selbst wird vorgestellt,
Welcher den Nonplusultra – Band
Mit Phantasie und Sachverstand,
In nur einer Nacht ersonnen hat.

„Den Nobelpreiskandidat,
Der sich Aristoquakes nennt,
Ab morgen jedes Kleinkind kennt“,
Freute Käslieb sich und sprach
Weiter zu seinem Freund danach.
„Keiner von uns sollte nun
Versehentlich ein Aug zu tun,
Denn was wir gleich erfahren werden,
Gab es noch niemals hier auf Erden“.

Das ganze Volk war aufgeregt
Und keiner mehr schlecht aufgelegt,
So wie im Froschpalast zuvor.
Alle waren nun ganz Ohr.
Wie noch niemals, so gespannt,
Blickten sie zum Schirm gebannt,
Auf welchem Aristoquakes, der Autor
Gleich aus seinem Werk las vor.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.