Donnerstag, 26. Februar 2009

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 1-2

Nicht weit vom Olympos, den ihr kennt,
Den man den Berg der Götter nennt,
Lag einst ein Teich. An seinem Rand
Ehrwürdig eine alte Weide stand.

Oben auf des Berges Spitze,
Direkt unter dem Göttersitze,
Rauschte ein klarer kühler Quell,
Der springend über Felsen schnell
Strebte dem fernen Walde zu.
Dort tränkte er in aller Ruh,
Im warmen Maiensonnenschein
Bäume, Kräuter und Blümelein.
Er hegte Fische, Frösche, Schnecken
Und speiste Büsche, Gräser, Hecken,
Während er zum See hin floss,
In den er sprudelnd sich ergoss.

Dort wo an seinem Ufersaum
Am Schilfrand stand der alte Baum,
Erklang mit süßem reinem Schall,
Das Lied nicht nur der Nachtigall,
Auch Rohrdommel, Amsel, Meise, Star,
Dort im Geäst versammelt war,
Um den Göttern durch ihr Singen
Den Dank fürs Dasein darzubringen.

Allabendlich der Vögel Sang,
Durch die Lüfte froh erklang
Und Antwort gab mit Freudenschall
Der Götterberg im Widerhall.

Nachdem die Nacht den Tag erlöst,
Die Vögel all schon eingedöst,
Begann nicht ganz so hörenswert,
Unterm Baum das Froschkonzert.

Das Loblied welches mit Geduld
Und Inbrunst das Froschvolk nächtelang
Im Frühling hier im Schilfrohr sang,
Galt dem Froschherrscher als Huld.


König Pausback herrsche hier.
Der ganze See war sein Revier.
Die Grenze seines Königreichs
War das Uferband des Teichs,
An dem allabendlich im Rohr
Die Untertanen all im Chor,
Ihn, den sie sich dereinst erkiesen
In den schönsten Tönen priesen.

Eines Tags, im Monat Mai,
Von der Regierungsarbeit frei,
Rief der König die Nation
Mit ihm zu feiern vor dem Thron.

Die Herolde wurden ausgesandt
Um überall im Froschvolkland,
Lautstark und mit vollen Backen
Die Einladungen auszuquaken.

Ein Frühlingsfestspiel aufzuführen,
Sich bei Hof zu amüsieren
Und wieder mal in Saus und Braus
Zu feiern mit dem Königshaus,
War der Sinn und alle kamen
Herbeigeeilt mit ihren Damen.

Zum Auftakt gab’s ein Freudenmahl.
Fliegen satt, nur erste Wahl.
Grillkäfer, Motten- und Wurmkotelett,
Gebraten fein in Spinnenfett,
Asseln, Maden, Schaben,
Alles war zu haben.
Wespen, Läuse, Wanzen,
Als Aufschnitt und im Ganzen.
Zum Nachtisch konnt’ verdrücken
Jeder noch zehn Mücken.

Getrunken wurde Mückensaft.
Den Bauch gefüllt mit purer Kraft,
Folgte nach der Völlerei,
Der Festlichkeit bei Hof Teil zwei.

Ein Turnier war angesetzt.
Das ganze Froschvolk drängte jetzt
Hin zum Schilfrohrdomizil
Wo man mit Spaß am Ritterspiel,
Der Grünen gegen die Braunen
Das Spiel der Ritter konnt’ bestaunen.


Der König saß im Sonnenschein
Auf seinem Throne ganz allein
Während seine Mannen
Mit dem Turnier begannen.

Hüpfen, Klettern, Überspringen,
Griechisch und auch Freistilringen,

Griechisch römisch


Lanzen werfen, Bogenschießen,


Stechen, Hauen, Fliegenspießen,

Fliegen spießen

Schwimmen, tauchen, Wassertreten.
All das zeigten die Athleten.

Reiten, Fechten, Würmerhetzen,

Wettreiten und fechten

Mückenfangen zum Ergetzen.

Mückenfang

Aufrechtsteh’n auf gradem Fuß,
Den anderen am Ohr zum Gruß.

Lustig war das Ritterspiel.
Kurzweil gab es dabei viel.
Schlickweitwurf und Dreckschlammschlacht
Hat man dem Volke vorgemacht.

Mückenfang mit Fliegenklatsche,
Oder mit der Zungenpatsche

Mit Fliegenklatsche

Im Sprunge eine Muck erklappen.
Ein leckres Würmlein so zu schnappen

Würmlein schnappen

Dass es, bevor man es verschluckt,
Mit dem Schwanze nicht erst zuckt.
Aufrecht, wie ein Mensch zu stehen

Aufrecht wie ein Mensch

Mit Glotzaugen um Ecken sehen.
Mit dem Kopf voraus so wie der Hecht,
Steckentauchen kunstgerecht.
Mit offenen Maul ohne zu trinken
Im Wasser auf- und niedersinken.

Das Volk indes im kühlen Schatten,
Saß auf moosbedeckten Matten
Und klatschte Beifall den Soldaten
Die alles gaben und alles taten,
Was sie gelernt beim Militär,
Wenigstens so ungefähr.

Zum Schluss, aus dem Elite-Korps,
Trat ein Einzelkämpfer vor.
Mit Namen hieß er Quacker.
Der Kämpfte wahrlich wacker.

Einzelkämfer "Quacker"

Er kannte jeden Trick.
Wie einer Mücke das Genick
Man bricht ohne dass sie lange summt
Zeigte er. Sie war verstummt
Bevor sie sich noch recht versah,
Was im Zweikampfe geschah,
War der Hebel angesetzt, ruck zuck.
Es schien ganz leicht, ein kurzer Druck,
Schon war die Mücke mühelos
Gekillt und ihre Sorgen los.

Das Publikum geriet ins Staunen.
Durch die Reihen ging ein Raunen,
Als der Einzelkämpfer dort
Mit seiner Vorstellung fuhr fort.

Nun ging es drum `nen Wurm zu fangen
Und zwar einen von den langen.
Mit dem Schwerte und mit Tücke,
Zerschnitt er ihn in Stücke.
Die waren nicht mehr ganz solang,
So dass das Fangen ihm gelang.

Der Jubel rings umher war groß.
„Bravo“, schrie das Volk, „famos“.

Doch für Ovationen war
Keine Zeit: Das wurde klar
Als Pausback nun, der Potentat,
Selbst in die Arena trat.

„Lasst uns um die Wette springen“,
Sprach er. „Wer mich kann bezwingen,
Dem gebührt der Lorbeerkranz
Und beim Ball der erste Tanz“.

Hei, wie sind sie da gesprungen.
Die besten Hüpfer waren die jungen.
Die hatten Kraft noch in den Waden
Und hüpften Energie geladen,
Weit über die Dreimetermarke.
„Prassophagus II, der Starke“
Sprang drei Meter zehn genau.

Drei Meter und zehn Zentimeter

„Hurra“ jubelte da seine Frau,
„Das war der größte Satz von allen“.
„Denkste, auf den Bauch gefallen“
Sprach der König lächelnd heiter
Und sprang gut einen Meter weiter.

Der Jubel kannte keine Grenzen.
Gern ließ Pausback sich bekränzen.
Den Lorbeer trug ganz zweifelsohne
Er lieber noch als seine Krone.

Montag, 23. Februar 2009

Der Froschmäusekrieg

Batrachomyomachia, Ilais post Homerum
- Der Froschmäusekrieg -
Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 1-1

Als Archäologen jüngst in Rom
Nahe dem Petrusgrab im Dom,
Das Fragment von einem Schriftstück fanden,
Sie es mit Homer sogleich verbanden“.

So begann, wie es gewesen,
Der Buchautor nun vorzulesen.

„Die Frage, die man lösen musste.
Wie kam das Schriftstück, das bewusste,
In die Cloaca Maxima.
Als man es genau besah,
Fand man heraus: Aus einem Codex
Stammte der Fezen und ein Podex
Hatte Spuren hinterlassen.
Doch die Lettern, kaum zu fassen,
Ergaben, so der Fundbericht,
Es ist ein Stück von dem Gedicht,
Welche jene, die es kennen,
Batrachomyomachia nennen.

An dem Poem des Interessante
Ist, dass man es in Rom schon kannte.
Auf das Jahr einhundert unserer Zeit,
Als in Rom die Christenheit
Wurde verfolgt und massakriert,
Hat man das Fragment datiert.

So begab ich mich nach Rom
Und suchte weiter: Autonom
Stieg wissbegierig und putzmunter
Ich in die Unterwelt hinunter.

Ich untersuchte jede Spur
Die von historischer Natur
Stammte oder könnte stammen.
Oft lagen Hunderte dicht beisammen.
So manches habe ich gefischt
Mit dem ein Hintern ward gewischt
Am Tiber einst ums Jahr einhundert.
Ich hab mich nicht darob gewundert
Dass selten ein Abriss war noch schön.
So manches las ich: Homers Poem,
Ich geb’ es zu ganz unumwunden,
Hab ich nicht darauf gefunden.

„Arcem facere e cloaca“,*
Hieß für mich die Problemata.
Aus einem Fragment ein Buch zu schmieden,
So schien es mir damals beschieden.
Ich stöberte noch weiter rum.
Schließlich im Triclinium
Der Mitrassekte in einem Loch,
Wurd Gott sei Dank, ich fündig noch.

Altes Papier in Wachs gehüllt.
Mein Traum, so schien es, war erfüllt.
Im Hotel dann angekommen,
Hab ich die Schrift mir vorgenommen.
Nach Langenscheidt sie übersetzt,
So dass ich euch in Deutsch kann jetzt
Erzählen was dereinst geschah.
Die Batrachomyomachia,
So wie ich sie in Rom einst fand,
Ist dick, so wie ein Brockhausband.

Ich hab daraus euch ausgewählt
Segmente und sie nacherzählt.

Das Proömium lasse ich absichtlich weg,
Denn es dient ja nur dem Zweck
Zu berichten, dass schöpferisch gesinnt,
Vom Tierkrieg zu erzählen man beginnt.

In der Antike unter dem Helikon
Gehörte es zur epischen Konvention.
Doch heute, so find ich, passt es nicht mehr.
Darum lasse ich dafür den Platz hier leer.



Auch die Einladung an all die schönen Musen,
Mit der Bitte herunter zu mir schnell zu kommen,
Kann heute kein Leser mehr so recht verknusen.
Drum hab ich sie nicht übernommen.

Und das antike „Um Zuhörer Flehen“
Muss in meinem Falle nicht erst geschehen
Denn Abermillionen sind längst ja schon dran
Und hören mir zu im Zweiten Programm.
Drum bitt ich die Götter letztendlich nur drum,
„Gebt Acht drauf, dass keiner heut Nacht schaltet um“.

Und dann fuhr er fort: „Meine Damen und Herrn,
Ich lese jetzt vor, und das mache ich gern,
Aus meinem Buch, es wird euch gefallen.
Viel Spaß beim Zuhören wünsche ich allen!

*aus einer Kloake eine Burg bauen oder aus
einer Mücke einen Elefanten machen

Sonntag, 22. Februar 2009

Philologische Bewertung
durch den Kritiker Konträr

Eine ganze Weile war es still.
Dann fragte Schmäh: „Wer von Euch will
Zu dem, was wir bis jetzt besprochen,
Noch etwas wissen oder sagen“?

„Ich hab noch etwas nachzutragen“
Sprach Konträr: „Seit sieben Wochen
Studiere und lese ich Homer.
Ich las seitdem nichts andres mehr.
Sein Poem mir schon zum Hals raus hängt.
Dennoch es mich zu sagen drängt,
Dass die Batrachomyomachie
Weltweit in der Philologie,
Steht wirklich einzigartig da.
Vom griechischen Thessalia,
Das damals hieß noch Theben,
Trat es seinen Feldzug an,
Ganz in dem Bestreben,
Die Länder rings dem Ozean
Im Handstreiche zu nehmen.
Von Pergamon bis hin zum Jemen,
Von Karthago bis Athen,
Von Byzanz bis Jerusalem,
Von Damaskus und Antiochia,
Über Sparta und Alexandria,
Patmos, Kreta, Brundisium,
Ums ganze Mare Internum rum,
Wuchernd wie ein Karzinom,
Erreichte das Gedicht auch Rom.

„Genau“, fuhr Aristoquakes nun dazwischen.
„Um die Wahrheit aufzufrischen“,
Sprach er, „“heut liegt als Axiom,
Das Original im Petersdom
Und nur der Papst kennt ganz allein
Den Inhalt….“. Konträr gemein,
Unterbrach den Redefluss.
„Erstens quatschen sie da Stuss
Und zweitens, Herr Kollege, bitte,
Halten auch sie sich an die Sitte,
Und unterbrechen sie nicht jeden.
Lassen sie zu Ende reden
Mich erst mal. Ich hab das Wort“.
Und dann fuhr er weiter fort.
„Von Rom, so heißt es allgemein,
Verbreitete man in Latein,
Und auch dies ist leider wahr,
Das gefälschte Exemplar
Der Batrachomyomachia.
In Europa und in Afrika.
Vom Nordkap bis Cape Agulhas
Man bald danach den Poem schon las.
Noch später übersprang er dann
Den Atlantik irgendwann.
Von Grönland bis nach Feuerland
Ist heute das Gedicht bekannt.
Von Greenwich bis zum Tonga-Graben
Ist das Epyllion heut zu haben.
In jedem Buchgeschäft weltweit,
Steht zum Verkaufe es bereit.

Das Werk ist heut so populär
Wie vom Froschkönig die Mähr,
Die auch ein jeder kennt weltweit.
Das Buch spielt auch im Glaubensstreit,
Zwischen Heiden und Katholen
Eine gar geheimnisvolle
Ziemlich interessante Rolle.
Was im Froschmäusekrieg ganz unverhohlen,
Schulz Bodmer einst im Forschertrieb,
Über Unglaube und Glaube schrieb,


Das betrachtet selbst in Rom
Der Papst noch heute als Axiom.


Auch der Froschmäusekrieg wider Heine,
Ihr wisst es sicher alle hier,


Welche Schrift ich damit meine,
Die Steinmann brachte zu Papier,
Streitsüchtig, einfältig und stur,
Ist heute Weltliteratur.

Auch der Froschmäusekrieg von Brather,
Um die Exklave Ostheim vor der Rhön,
Ist, das sag ich euch als Fachberater
Für Literatur, zu lesen schön.

Als Schlusskritik hier anzufügen
Möchte ich ohne zu lügen,
Ein paar nette Worte doch
Zum antiken Werke noch.

Die Batrachomyomachia
Ist nebst dem Evangelia,
Die Krönung der Weltliteratur.
Es gibt nichts besseres a jour.

Beifall klatschend die Kollegen
Gaben dazu ihren Segen.


Die Zuhörer im Studio
Klatschten Beifall ebenso
Wie die Frösche in Blähbauchs Reich.
„Jetzt kommt Aristoquakes gleich“,
Sprach der Froschkönig zum Gast.
Käslieb darauf sehr gefasst:
„Ja, ja, der Papst soll auch noch kommen
Und Gott Zeus mit seiner frommen
Tochter. Noch bevor es tagt,
So haben sie es angesagt.

In Gedanken, der Mäuseprinz jedoch,
War bei des Königs Tochter noch.
Würde er Quapphilde noch mal sehn,
Bevor er morgen musste gehen?
Werde ich Gelegenheit noch finden,
Die Pflicht mit dem Angenehmen zu verbinden?
So dachte er, um ihr zu sagen
Was ich fühle. Ich werd sie fragen…

Aus diesem Gedanken riss ihn jäh
Die Stimme nun von Maxe Schmäh:

„Meine Herrschaften“ sprach moderat
Der lauthals im Fernsehapparat.
„Bleiben sie dran, sie wissen schon“,
So fuhr er fort darauf mit Hohn,
„Denn jetzt kommt unser werter Gast,
Er ist ein Kritiker wie wir,
Und aus einem Grund nur hier.
Er will, was er hat selbst verfasst,
Ein Machwerk von vielen tausend Seiten
In unserer Sendung hier verbreiten.
Er möchte für sein Buch heut werben.
Ich will den Plan ihm nicht verderben.
Also bitte Herr Kollege, sie sind dran“!

„Danke“, sprach der und fing an,
Zu verdienen sich die Spesen,
Aus seinem Machwerk vorzulesen.

Freitag, 20. Februar 2009

Giacomo Leopardi
- Fortsetzung -


Madam Sinnierlich bat ums Wort.
„Ich fahre mit Leopardi fort“,
Sprach sie und schickte hinterher,
Die letzten Verse welcher der
In seinem Werk geschrieben hatte.

"Bevor wir kommen zur Debatte,
Hört euch erst mal alle an,
Was uns schrieb der weise Mann".

Damit bin ich mit Maus und Lurch
Bei Giacomo Leopardi durch.

Sie seufzte tief und wie befreit
Und ergänzte moderat,
„Doch falls noch jemand Fragen hat,
Oder diskutieren will,
Bin ich gern dazu bereit".
Und dann war sie still.


Eine Minute Ruhe, dann:
Konträr fing sich zu räuspern an,
„Bleibt eine Frage nur noch offen.
Es macht mich wirklich sehr betroffen,
Denn ich frage mich wieso
Leopardi so abrupt es enden lässt.


„Weil ich erzähle euch den Rest
Heut gleich hier im Studio“,
Hat Aristoquales frech gelacht,
Als sein Späßchen er gemacht.

„Na gut“, ergänzte Maxe Schmäh
Doch urplötzlich dann und jäh,
Sprach er, „ach Kinder zur Lektion
Gehören die Bilder noch von John.
Ich will sie euch ganz kurz erklären:

Im ersten muss sich der Frosch bewähren
Als Freund und guter Kamerad.

Die Seefahrt des Mäuseprinzen

Doch der Mäuserich nahm ein Bad“,
Sprach er weiter, und betroffen
Ergänzte er; „Er ist ersoffen“.

Als der Frosch der Schlange wich aus
Ging unter sie, die blöde Maus,
Nur deshalb weil ganz offenbar
Zum Schwimmen sie zu dämlich war.

Als zweites Bild im Tierkriegband
Ich jenes graue Mäuschen fand
Das auf einem Berge steht

Eine Maus bittet Zeus um Beistand
in der Schlacht


Und ängstlich zum Göttervater fleht.
„Ach lieber Zeus, ich bitte Dich,
Nimm etwas Rücksicht doch auf mich,
Dass ich nicht im Kriegsgetümmel,
Von einem dieser grünen Lümmel,
Werde im Felde in der Schlacht,
Gleich als erste umgebracht.

Als nächstes folgt ein Mobile,
Es kann auch eine Waage sein.


Ein Krebs scheint abzuwägen wem
Er beisteht im kriegerischen Poem.

Was meint da John? „Perpetuum
Bringt sich die ganze Welt noch um
Oder dass man es wägen soll,
Bevor den Mund man nimmt zu voll“?

Manch ein Streit, der unbesonnen,
Spontan im Zorne ward begonnen,
Hätte sich vermeiden lassen
Wenn man sich hätte Zeit gelassen
Und den Streitpunkt überdacht
In Ruhe erst mal eine Nacht.

Der Krebs im Bilde in der Mitte
Ist obenauf weil er der Dritte
Ist zwischen den beiden Völkerseiten
Und Sieger bleibt wenn zwei sich streiten.

Vor Canto terzo, Gesang drei,
Setzte John uns jene zwei
Mäuse die, das kann man sehen,
Dem König melden was geschehen.

Berichterstattung bei Hofe

Krümeldieb ist umgekommen,
hat der König da vernommen.
Jener Mäuserich, dessen Ruhm
Die Forscher seit dem Altertum
In aller Welt rief auf den Plan.
Was jenem wurde angetan,
So sagen sie, der Hauptgrund ist
Für den Frosch- und Mausvolkzwist.


Zur Einleitung vierter Gesang,
Hat John die Mäuse uns skizziert,
Wie sie diskutieren breit und lang,
Ob es sich auszahlt und rentiert
Gegen die Frösche in den Krieg zu ziehen.
So wie in allen Monarchien,
Hatte, nachdem er sich besann,
Das letzte Wort der König dann.

Streit um das Für und Wider
eines Krieges im Mäuselager


Wie er entschied, ihr wisst es ja!
Die Batrachomyomachia
Zeigt auf es deutlich, macht uns klar,
Dass falsch seine Entscheidung war.

Deshalb merkt euch, lasst euch raten,
Wählt nächstes Mal die Demokraten“.
So sprach Max Schmäh und lachte froh,
Sonst geht es euch womöglich so,
Wie in Canto quinte John
Die Mäuse zeigt: Auf und davon
Stürmen sie. Das Seekrebsheer
Setze ihnen zu gar sehr.

Die Krebse greifen in den Krieg ein

Zangenstark und Messermaul,
Krummrücker und Fischlaichgraul,
Und auch der Kampfkrebs Hammerkopf
Packten die Gelegenheit beim Schopf,
Und als Drittmacht die Gelegenheit,
Die sich bot im Völkerstreit.
Ohne Verluste zu erleiden,
So wie im Feld die andern beiden,
Die den Krieg begonnen.
Hinterhältig doch besonnen,
Sieht man sie zum eignen Nutzen
Im Bilde Mäuseschwänze stutzen.


Vor den Canto sesto setzt
John zwei Mäuse, schwer verletzt.

Zwei kriegsversehrte Mäuse

Im Todeskampf, den Blick zurück,
Erkennen sie zu spät das Glück,
Das ihnen dereinst ward beschert
Und ihnen nun den Rücken kehrt.

Vor den Canto Settimo
Setzt John ein Bild der Unterwelt.
Die liegt im Süden irgendwo.

In der Unterwelt

Der Styx ist darauf dargestellt
Als jene Furcht erregend lange,
Mörderische Wasserschlange,
Die damals in antiker Zeit
Ausgelöst den Frosch-Maus-Streit.

Weiter gibt es Bestien dort.
Wahrlich nicht der schönste Ort
Um den Rest der Ewigkeit
Zu leben da in Seligkeit.
Gott Hades selbst, von Zeus der Bruder,
Mit Krümeldieb dem Mäuseluder,
Schweben oben rechts im Bilde
Über dem Unterweltgefilde.

Kümeldieb hat kehrt gemacht.
Das wissen wir, weil in der Schlacht,
Damals am Eridanosstrom,
Erneut er auftaucht. Das Axiom
Nach dem man wieder aufersteht
Ist gültig demnach und konkret.

Zuletzt im Leopardi –Band,
Ich den Kriegsheimkehrer fand.

Ein Kriegsheimkehrer

Auf einer Krücke sieht man ihn
Humpelnd durch die Lande zieh’n.
Dem Mäusejüngling er erklärt,
Dass er sich hat im Krieg bewährt
Und kämpfte mutig wie Achill.
Was ich damit sagen will,
Sprach weiter dann der Veteran
Und sah ernst den Jüngling an,
Bevor er schloss seinem Bericht:
Kriege, mein Sohn, die lohnen nicht!

Montag, 16. Februar 2009


„Nachdem sie all das vorgestellt
Und Fakten haben uns erhellt“,
Sprach der Moderator nun,
“Können sie noch etwas tun.
Liebe Dame, seien sie doch
So nett zu Leopardi noch
Ein paar Worte uns zu sagen.

Sie stöhnte zwar, doch ohne zu klagen
Fing sie zu berichten an.


„Ja Giacomo, das war ein Mann!
Er war ein Graf und wurd’ Poet.
In seinem Werk es darum geht,
Weltschmerz und Leid uns aufzuzeigen.
In Todessehnsucht, die ihm eigen,
Galt er, der Neapolitaner
Im Pessimismus stets als Mahner,
Der die Vergänglichkeit des Seins
Stets als Thema Nummer Eins
Sah in seiner Poesie.
Die Batrachomyomachie
Fand er hoch interessant, ja grandios.
Sie ließ den Dichter nicht mehr los.
Drei Mal hat das Epos er
Ins Italienisch übertragen.
Das Werk beeindruckte ihn sehr.
Mit Freude, ohne sich zu plagen,
Hat er mit siebzehn Jahren schon
Übersetzt das Epyllion.
Vor seinem Tode schließlich dann,
Fügte er die Folgen an.
Paralipomeni nennt
Er was man als Nachtrag kennt.
Mit philologischem Genie
Hängt Giacomo der Parodie
Der Iliade nun spontan
Den Krieg der Krebse und der Mäuse an.
Aus dem Italienisch jetzt,
Hat Endrulat uns übersetzt,
Was der Graf für uns gemacht,
Die Kapitel eins bis acht.


Von Canto prima bis ottavo
Alles prima. Na dann bravo,
Denk ich und danke Endrulat
Der selbst dazu geschrieben hat:


„Das Tierepos wurde geboren
Als Griechenland bereits verloren

Und nah dem Untergange war.
Dann schreibt er weiter: “Sonderbar,
Entstand die Satire nicht in Rom?
Ist das nicht gar ein Symptom
Dafür, dass in römischen Landen
Der Froschmäusekrieg entstanden?



Und dann reihte er Namen auf:
Seneca, Petronius und Martial!

Weist dies nicht etwa hin darauf,
Sprach Frau Sinnierlich kollegial,
Auf das was Aristoquakes meint.
Auch wenn es sehr abstrakt erscheint;
Ist an der Sache doch was dran?
Sie sah ihr Gegenüber an.
„Krebse beispielsweise könnte
Man als das, was Rom sich gönnte,
Ansehen, als gepanzerte Legionen,
Die in biblischen Regionen,
So manchen Landstrich routiniert
Für den Kaiser haben okkupiert.

Aristoquakes dankte ihr.
„Lesen sie es nach bei mir“,
Sprach er, nun wieder oben auf
Zu den Kollegen. „Der Verlauf
Von Frau Sinnierlichs Rede war
Genau was er partikular
In seinem ersten Buche schreibt.
„Ich hoffe, dass mir Zeit noch bleibt“,
Sprach er zu Maxe Schmäh gewandt.
„Nun wird es langsam interessant“,
Gab auch der Moderator zu.
„Wenn sie reden wollen partout,
In zehn Minuten sind sie dran.
Also schweigen sie bis dann“!

Das saß und hatte voll getroffen.
Über den Ton, den reichlich schroffen,
War er erbost, was sollt’ er tun?
Max Schmäh war widerwortimmun.

„Es könnte sein“, sprach da Konträr,
„Dass an der Sache doch was wär.
Vielleicht hat der Kollege Recht,
Wenn er im Buche radebrecht,
Dass Frösche darstellen Judäa
Und die Mäuse Galiläa.
Das wäre fürwahr ein Querverweis
Auf den, soweit ich selbst es weiß,
Von den Forschern all, genau genommen,
Kein einziger ist noch gekommen“.

An dem was er hatte gehört,
Hat Aristoquakes eines gestört.
„Das Wort, ich mein geradebrecht“,
So sagte er, „das passt nicht recht“.
Und dann räumte er es ein:
„Ein Dichter wollt ich niemals sein.
Ich wollte mit dem Reime schreiben,
Mir die Zeit doch nur vertreiben.
Dass ein Bestseller wurd’ draus
Macht mir aber auch nichts aus.
Ich denke, Herr Kollege, Neid
Führt in unserm Fall nicht weit.
Sie haben Recht, ganz zweifellos,
Die Sache ist recht dubios,
Denn wenn man in die Bibel schaut,
Man seinen Augen kaum noch traut.
Matthäus zwo Strich zwei mal zwei.
Dort steht zu lesen einwandfrei,
Ein Name, der uns wohl bekannt.
Ich hab vor kurzem ihn genannt,
Als ich über jene viel zu große
Signatur an der Apotheose
Des Homer hab referiert.
Der Name Archelaus weist
Nach Judäa und es heißt,
Dass des Herodes Jüngster dort
Noch grausamer herrschte und setze fort,
Was sein Vater hat begonnen“.

„Das haben sie ganz nett gesponnen“,
Fuhr Maxe Schmäh wieder dazwischen.
„Was sie uns hier erneut auftischen,
Macht doch alles keinen Sinn“.

„Es führt uns nach Palästina hin,
Erwiderte Aristoquakes da.
„Die Batrachomyomachia,
Jetzt muss ich es ganz deutlich sagen,
Wurde am Jordan einst geschlagen.
Blättern Sie den Atlas auf.
Folgen sie dem Flussverlauf,
So finden sie zur rechten Hand,
Judäa, eben jenes Land,
Aus welchem Jesus, er war grad zwei,
Flüchten musste. Damals die drei
Zogen weg von jenem Ort
Wo später dann der Kindermord
Geschah und haben auf der Flucht
In Ägypten Schutz gesucht.

Nachdem der Mordtyrann gestorben
Ging zurück es in den Norden.
Doch inzwischen war daheim
Archelaus an der Macht.
Dem gingen sie nicht auf den Leim.
Josef hat sie durchgebracht
Nach Galiläa wie es steht
Im Buch der Bücher. Nazareth.
Dort siedelten sie erst sich an.
Das Weitere ergab sich dann.


Was hat der Umzug, fragt ihr nun,
Denn mit unserm Poem zu tun“?

„Genau: Das wollt ich grade fragen“,
Spöttelte am Tisch Konträr.

„Hört zu, ich werde es euch sagen“,
Fuhr fort der Redner doktrinär.
„Sie gingen nach Judäa nicht,
Weil dort der Frosch- und Mauskrieg tobte.
Das Land, das ach so hoch gelobte,
War der Schauplatz im Gedicht,
Das wir heute hier besprechen.
Ich will für Mörder keine Lanze brechen.
Archelaus genannt auch Phryne,
Hat auf der Palästinenserbühne
Voll Grausamkeit und ungerührt,
Einst das Drama aufgeführt,
Das allzeit unvergesslich bleibt,
Weil die Bibel es beschreibt“.

„Phryne, das als Querverweis,
Gab Aristoquakes weiter preis,
Heißt Kröte, wie ihr sicher wisst.
Dass dies kein Kosename ist,
Wird euch sicher auch bald klar.
Ein Giftkröter der Herrscher war,
Der wegen Grausamkeit ward abgesetzt
Und von Augustus aus dem Land gehetzt.

Die Namen Archelaos und Phryne
Weisen hin auf jenes kühne
Kunstwerk in welches eingraviert
Jemand die Namen motiviert,
Uns einen Querverweis zu geben
Auf des Erlösers Erdenleben“.




„Wie ein Frosch hüpft, zwecks der Laich,
Zurück an seinen Heimatteich,
So machte einst der Gottessohn,
Aus Ägypten sich davon
Um nach Haus zurückzukehren
Wo er wollt sein Volk bekehren.

Vermutlich durch das Jordan-Tal
Ging die Reise dazumal,
Bis zum See Genezareth
Und weiter dann nach Nazareth,
Wo er eine Bleibe fand
Und Nazoräer fortan ward genannt“.


„Was hat das alles aber nun
Mit unserm alten Poem zu tun“,
Wollte Konträr erneut nun wissen.
Aristoquakes, geschichtsbeflissen,
Ging auf die Frage nicht erst ein
Und setzte den nächsten Meilenstein.

„Auf dem Wege, der sich windet,
Bis man die Verbindung findet,
Vom Bibelwort mit Phantasie,
Bis hin zur Batrachomyomachie,
Muss man manchen Umweg gehen“,
Gab er den andern zu verstehen
Und dann fügte er spontan
Das Folgende erklärend an:

„Der Eridanos, jener Strom,
In den einst stürzte Phaèthon,
Wie man erzählt nach alten Sagen,
Mit dem geliehenen Sonnenwagen,
Ist der Jordan. Dort am Uferrand
Schwelt noch heut der Weltenbrand“.

Aristoquakes, exzellent,
Argument um Argument,
Führte als Beweise auf.
„Es zeigt uns den Geschichtsverlauf“,
So fuhr er fort, und machte klar,
Dass Jesus, wo als Kind er war,
In Ägypten damals schon
Verehrt wurde als Gottessohn.
Doch offiziell solches zu glauben
Durfte dort keiner sich erlauben.


Und dann fügte er noch an,
Was man bei Hirschberg lesen kann.

Der hatte es einst festgeschrieben
Was die Kopten am Nilstrom trieben.
Auf deren Öllampen aus Ton
Saß ein Frosch, so war es Brauch,
Dort seit vielen, vielen Jahren schon,
Der so wie Jesus später auch,
Als Auferstehungsgottheit galt
Und den Menschen Glauben gab und Halt.
Der Querverweis auf Jesus Christ
Durch Inschriften verdeutlicht ist.
„Ego eimi anastasis“.



Der Satz bildet die Glaubensbasis.
„Ich bin die Auferstehung“ steht
Rings um den Frosch, um den es geht.
Später fügte man das Kreuz noch an.
Woraus der Forscher schließen kann,
Dass tatsächlich Er gemeint.
Ob Der ein Frosch war, wie es scheint,
Lassen wir dahingestellt.
Der Lurch um seinen Job geprellt,
Wurde verteufelt und galt fortan
Als Antigott im Vatikan.
Ihre Froschverehrungsriten
Verbot der Papst den Batrachiten.
Den Zuzug ins Reich verbot er rigoros.
Die Kopten sagten sich nicht los
Von dem der aus des Sumpfes Schoß
Am Nilstrom ward geboren.
Zu ihrem Gotte auserkoren
Hielt dort am Fluss ein kleiner Rest
Der neuen Christen an dem fest,
Was man vom Anbeginn der Zeit
Zu glauben war in Land bereit.

Was blieb, sind jene Querverweise,
Die ich aus dem Mysterienkreise,
Wo noch so manches liegt versteckt,
Für euch hab hier kurz aufgedeckt.

Wenn ihr noch mehr wissen wollt,
empfehl’ ich was ihr machen sollt.
Kauft euch mein Buch, dort leg ich klar
Was da alles sonst noch war“.


Montag, 9. Februar 2009

Die Batrachomyomachia
im Ausland
(Dr. Friedrich Wild)

Im Studio indes war Madam
Sinnierlich nun als nächste dran.

Nachdem sie sich zurechtgesetzt,
Sprach sie: “Ins Ausland gehen wir jetzt.

Nicht weit, nur über den Kanal,
Nach England hin zunächst einmal.
In der englischen Philologie
Tauchte die Batrachomyomachie
Bereits vor tausend Jahren auf.
Doktor Friedrich Wild zuhauf
Bracht davon mit, ganz ungeniert
Aus London wo er recherchiert,
Sechzehn Tierkriegexemplare.
Ganz ohne Ausfuhrformulare,
Trug er am Tag vor Kriegsbeginn,
Sie von der Insel weg, nach Deutschland hin.

Er wollte ein Buch darüber schreiben.
Die Arbeit musste liegen bleiben,
Denn Wild zog als Soldat ins Feld.
Deutschland und der Rest der Welt
Schlitterten ins Kriegsgeschehen,
Wie einst die Tiere, aus Versehen.
Doch die Batrachomyomachie
War nichts gegen die Schlachten die,
Vom Führungsstil her nicht grad klug
Von vierzehn man bis achtzehn schlug.
Keinen der Kriegsteilnehmer fragte
Man, ob es ihm auch war genehm,
Bevor man ihn auf Schlachtfeld jagte,
Um kämpfend zu lösen das Problem,
Welches die Obrigkeit verbockt,
Sich hatte damals eingebrockt,
Die Unfähigkeit der Diplomaten,
Zwang rund den Globus die Soldaten
In den Krieg. Es sollte sich lohnen.
Nahezu siebzig Millionen
Männer zogen in die Schlacht.
Keinem hat es Spaß gemacht!

Nachdem der Schlieffen-Plan gescheitert,
Ward das Kriegsfeld kühn erweitert.
Manch unnütze Schlacht, wie Forscher sagen,
Wurde dereinst nur geschlagen,
Weil die Kriegsherren in jenen Jahren,
Noch dümmer als die Tiere waren,
Über die wir heute sprechen.
Es war ein Hauen und ein Stechen,
Das es zuvor, seit Menschen leben,
Gemessen am Ausmaße der Grausamkeit,
Seit dem Anbeginn der Zeit,
Hat auf der Welt noch nicht gegeben.
Von ihren Heerführern bewogen,
Soldaten in die Schlachten zogen.
„Marne“, “Loretto“, „Verdun“ und Flandern,
Von einem Einsatzort zum andern,
Zogen die Truppen und gekonnt
Verschanzten sie sich an der Front.
Schlamm im Westen, Frost im Osten.
Ganz Europa stand auf Posten.
Kugelhagel, Pulverdampf,
Mörderischer Grabenkampf,
Panzer, Mörser und Kanonen,
Bradschatzung wo Menschen wohnen.
Minen, Bomben und Granaten,
Gift und Gas. Für Heldentaten,
War in diesem Krieg kein Raum.
Es ist wahr, man glaubt es kaum,
Unnütz brachte man sich um.
Wieso das Ganze und warum,
Konnte keiner jenen sagen,
Die es wagten nachzufragen.

Der Krieg, das feige Ungetüm,
Zwang brave Menschen anonym,
In seine grauenhaften Klauen
Und zog zum Fürchten und zum Grauen,
Mit ihnen im Felde kreuz und quer,
In der ganzen Welt umher.
Er riss Bauern weg vom Pfluge
Und wütete zum eignen Truge.
Ohne sich lang zu besinnen,
Wen er lässt gewinnen.
Er stürzte, wie es seine Masche,
Die halbe Welt in Schutt und Asche.

Am Ende konnte keiner sagen
Wie viele Menschen ihm erlagen.
Neun Millionen oder mehr?
Friedrich Wild, der hatte Glück.
Schwer verletzt kam er zurück,
Mit einem Oberschenkelbruch.
Nutzlos geworden für das Heer,
Lag er, gefesselt nun ans Bett,
Wochenlang im Lazarett.
Dort schrieb er für uns dieses Buch,
Das wir als letzte seiner Gaben,
Heute Abend vor uns haben“.



Madam Sinnierlich holte Luft.
„Der Krieg der mörderische Schuft,
Zwang Wild zurück erneut zur Front.
Dort wo der Tod im Feld gekonnt,
Seinen Tribut fordert in der Schlacht,
Hat er auch Friedrich umgebracht.
Das letzte Wort von jenem Mann,
Das der im Felde für uns schrieb,
Füg ich hier in Prosa an,
So wie es uns erhalten blieb“.



„Die Feldpost ist hier angekommen“,
Sprach Madam Sinnierlich leis.
Ich habe sie mir vorgenommen.
Hier ist sie“. Und zum Beweis
Rückte das Werk von Friedrich Wild
Nebst sich selbst, sie stolz ins Bild.



Auch in England war es einst Mode,
Sprach sie erklärend frank und frei
Zu den Kollegen nebenbei,
Zu lesen den Tierkrieg von Homer.
Zum Griechisch-Studium mit Methode
War das Gedicht geeignet sehr.
Um fünfzehnhundertachtzig rum,
Setzte man ins Englisch um,
Was in Griechisch nur zu lesen
War bis zu jener Zeit gewesen.

Purfoote hieß der Übersetzer,
Dem seine Tat gereicht zur Ehr.
Friedrich Wild, obgleich kein Petzer,
Nannte uns noch viele mehr.

Ich will mit Namen euch verschonen“,
Gab Frau Sinnierlich zu verstehen.
Für Interessierte kann es lohnen,
Bei Aristoquakes nachzusehen,
Denn der, das hat er mir erzählt,
Hat die besten davon ausgewählt,
Und soweit sie ihm bekannt,
In seinem eignen Werk genannt.
Er führt allesamt auf mit Bravour
In seinem Band Literatur,
Des Machwerkes an dem er schreibt.
Keiner unerwähnt dort bleibt.



„Vier davon füge ich hier an,
An denen man ersehen kann,
Dass die Batrachomyomachie
Dereinst in England, dank dem Esprit
Von Dichtern und von Philologen
Beim Übersetzen wurde kaum verbogen.

„The Crown of Homer’s work“s, das passte.
Chapman, der das Werk verfasste,
Fügte als Nachsatz ein, im Eigenhohn,
„The work that I was born to do is done“.

Ein zweiter schrieb in Schwarz auf weiß:
„The Battle of the Frogs and Mice“

Auf einen wies besonders sie
Hin in der Kurz-Bibliographie.

Samuel Parker, ein Bischofssohn,
Legte in Oxford voller Hohn,
Erstmals das Poem politisch aus.
Er machte jene Posse draus,
Die, so wie er die Sache sah,
Der Wirklichkeit kam ziemlich nah.

Die Frösche als Anhänger von Wilhelm Drei
Waren die Bösen. Ihrer Prahlerei
War der Skandal am Hof zu danken
Sowie das Zerren und das Zanken
Um den Thron, der hoch begehrt,
Den Stuarts erstmals ward verwehrt.

Der Froschkönig, ein Bösewicht,
Stellt im englischen Gedicht,
Das wird jedem Dummkopf klar,
König Wilhelm als Verbrecher dar,
Der trotz allem Weh und Ach
Die Verfassung mehrmals brach.


Die Mäuse waren den Stuarts treu.
Das ist euch sicher alles neu“,
Lachte Madam Sinnierlich froh,
„und das nächste ebenso“.

„The Iliad in a Nutshel nannte
Wesley aus Angelsachsensicht,
Das uns allen wohlbekannte
Schöne homerische Gedicht,


“The Frog and Mouse Fight”
Hieß bei Lord Thurlow seinerzeit,
Das zweitausend Jahre alte Poem.

„Ich fand sie alle wunderschön“,
Sprach Frau Sinnierlich noch und dann
Fügte sie Fragmente an.
Und zeigte so damit versteckt,
Dass sie Englisch sprach perfekt.





wird fortgesetzt

Mittwoch, 4. Februar 2009

Bitte bleiben sie dran

Max Schmäh saß still. Nach kurzer Pause
Sprach er: „Liebe Zuschauer zu Hause,
Ich hoffe, dass Spaß macht das Programm
Und sie verfolgen aufmerksam,
Was wir über die Literatur
Zum Froschmäusekrieg berichten.
Vergessen sie einmal die Uhr
Und verfolgen sie die Geschichten,
Die wir im Zweiten, was mich freut,
Weltweit ausstrahlen erstmals heut.
Vielen Dank für ihr Interesse“,
So sprach er weiter mit Finesse,
„Sie trafen eine kluge Wahl
Mit den ZDF-Kanal.
Bleiben sie ruhig weiter dran
Und sehen sie sich alles an,
Was wir ins Zimmer ihnen strahlen.
Sie brauchen nicht mehr deswegen zahlen,
Auch wenn Frau Sinnierlich wie noch nie,
Zeigt weitaus mehr als nur ihr Knie“.
„Ergötzen sie sich“, sprach er heiter
„An ihrem Anblick ruhig weiter.
Abschalten das können sie ja doch,
Morgen früh dann immer noch.

Ist die Sendung dann vorbei,
Gleich nach ihrem Frühstücksei,
Springen sie hinein ins Bett.
Dort ist es am Morgen auch sehr nett,
Wenn sie mit ihrem Partner tun,
Was dann nötig ist, sprich auszuruh’n.

Die letzten Zuschauer der Nacht
Hat Schmäh so wieder wach gemacht.

Der eine schlich zum Kühlschrank hin,
Weil ihm der Durst kam in den Sinn.
Der andre ging kurz zum WC,
Weil langsam der Nachmittagstee
Abgegossen werden musst’.
Der Dritte griff vor lauter Frust,
Vor sich in die runde Schale
Mit Süßigkeiten zum x-ten Male
Und mancher blinzelte nur schief,
Bevor er müde weiterschlief.

Ähnlich wie im Manntierreich,
War es auch am Froschenteich.

Blähbauch saß schnarchend auf seinem Thron.
Mit müden Froschaugen neben ihm sein Sohn.
Er kaute lustlos auf einer Fliege herum.
„Die Sendung haut, weiß Gott keinen um“
Sprach er zu Krümeldieb, der neben ihm saß
Und gelangweilt ein Stück von einem Lotos aß.

Fast alle Gäste im Schilfblättersaal
Wirkten übermüdet. „Es ist ein Skandal“,
Schimpfte Teichhilde im zornigen Ton,
„Was die Manntiere da, vom zweiten Programm,
Uns zum Wochenende bieten hier wieder mal an.
Ist in der fürwahr der pure Hohn
Und für uns Frösche kaum zu glauben,
Was die am Rhein sich da erlauben“.

Im Studio im Mainz, gab der Intendant,
Der Welt erneut die Nachricht bekannt,
Dass der Papst persönlich würde gleich kommen
Und auch Zeus mit der Tochter der frommen
Göttin Athene, die vor Schönheit erstrahlt.
Und dann hat er werbend weiter geprahlt.

Der Papst wird sich wohl auf bequemen
Und Stellung sicher dazu nehmen,
Weshalb und wie es dazu kam,
Dass er den Bischof wieder nahm
Der den Holocaust verleugnet hatte.
Das wird eine hitzige Debatte".
Versprach und kündigte er an.
Und, so fuhr er fort, „zum Abschluss dann,
Schließlich, als Höhepunkt der Nacht,
Von kurz nach fünf bis kurz vor acht,
Wird Aristoquakes Werk besprochen,
Von dem in Frankfurt schon seit Wochen,
Auf der Buchmesse durch die alle Hallen
Hochrufe auf den Autor schallen".


Die Nachricht jagte um die Welt.
„Jetzt wird es endlich vorgestellt,
Das neue Buch von jenem Mann,
Der schreiben wie kein andrer kann“,
Quakte der Froschkönig am Teich
Zu Käslieb aus dem Mäusereich.

Die Telefone liefen heiß.
Um den ganzen Erdenkreis
Jagte nun die frohe Kunde,
Dass zur frühen Morgenstunde
Aus dem Studio Mainz in Germany,
Die neue Batrachomyomachie
Life für alle auf der Welt
Vom Autor selbst wird vorgestellt,
Welcher den Nonplusultra – Band
Mit Phantasie und Sachverstand,
In nur einer Nacht ersonnen hat.

„Den Nobelpreiskandidat,
Der sich Aristoquakes nennt,
Ab morgen jedes Kleinkind kennt“,
Freute Käslieb sich und sprach
Weiter zu seinem Freund danach.
„Keiner von uns sollte nun
Versehentlich ein Aug zu tun,
Denn was wir gleich erfahren werden,
Gab es noch niemals hier auf Erden“.

Das ganze Volk war aufgeregt
Und keiner mehr schlecht aufgelegt,
So wie im Froschpalast zuvor.
Alle waren nun ganz Ohr.
Wie noch niemals, so gespannt,
Blickten sie zum Schirm gebannt,
Auf welchem Aristoquakes, der Autor
Gleich aus seinem Werk las vor.

Montag, 2. Februar 2009

Christian Graf zu Stolberg
Illustrationen Renate Totzge-Israel


„Nun gut, das ist ja schnell gegangen“,
Schaltete Max Schmäh sich ein.
„Ich hab jetzt erst mal das Verlangen
Nach einem Schlückchen Wein“.
Und dann prostete er heiter
Allen zu. „Ich mache weiter“,
Sprach er und wischte sich den Mund,
„Mit Stolberg und das aus gutem Grund.

Obgleich sein Werk wird nie verblassen,
Kann auch ich mich kurz hier fassen.

Was der Graf in Hamburg schrieb,
Uns Wort für Wort erhalten blieb.
Es stimmt dem Sinn nach überein
Mit Ahlborn, so hat es den Schein.
Die Handlung stimmt, indes manch Namen
Zum ersten Mal mir unterkamen.


Rohrheim, Schilfner, Pfuhllieb, Quaker nannte
Er die Frösche in seiner Variante
Der Batrachomyomachia.
Und die Mäuse ebenda,
Speckschnapp, Schlauraps, Ritzenschmieger.
Auch Scharfzahn, Weizenesser und Gierblick waren Krieger
Die bei Homer, genau genommen,
In Griechisch sind nicht vorgekommen.
Grasbauch, Beutegreif und Raubherz sind,
Wie Sumpfheim, das weiß jedes Kind,
Das will ich deutlich hier vermelden,
Weder Trojaner - noch Iliashelden.

Doch weil der Mann war adelig
Wollen wir nicht so pingelig
Mit ihm und seinen Bruder sein.
Die beiden haben im Verein,
Ohne zu jammern und zu klagen,
Homer ins Deutsche übertragen
Vor etwa hundertachtzig Jahren.
Die beiden Grafensöhne waren
Die ersten aus dem Adelsstand,
Die sich in unserm Heimatland,
Zum antiken Poem bekannten
Und es nicht übles Machwerk nannten,
So wie es andere schon taten.
Das Buch ist wirklich gut geraten.

Vor etwa vierzig Jahren dann,
In der so genannten DDR,
Man sich auf Stolberg neu besann,
So wie auch auf Herrn Homer.

Die Bilder von Totzge-Israel,
Machen das Werk zu einem Juwel,
Welches heut in Sammlerkreisen
Gehandelt wird zu stolzen Preisen.
Die Ausgabe aus Ostberlin,
Die damals dort erschien,
Verdoppelt jährlich ihren Wert.
So wie der Trabby war begehrt,
Im Arbeiter- und Bauernstaat,
So ist es Stolberg, in der Tat.






Die Illustrationen von Renate Totzke-Israel

Die Bilder stellen erstmals klar
Szenen aus der Ilias dar.

Das erste Bild, gleich zum Beweis,
Zeigt aus dem Griechen-Sagenkreis,
Den Heerführer Agamemnon
Mit Chrysèis seinem Feldzuglohn.


Er ist, so wie das Bild es zeigt,
Der süßen Maus sehr zugeneigt.
Indes, des Priesters Töchterlein
Konnte nicht lang die Seine sein.
Apollon sandte, wie man weiß, die Pest
Den beiden in ihr Liebesnest.
So kam es, dass anstatt der Lust
Chrysèis zurück zum Papa musst’.

Den Abschied zeigt das nächste Bild
Und wie dabei die Träne quillt.

Auf Seite vierunddreißig dann,
Ein hübsches Kind mit einem Mann.

Der Bärtige, das ist uns klar,
Stellt im Olymp, Gott Zeus wohl dar.
Das hold gelockte Kind ist jene
Jungfräuliche Tochter Athene,
Die ihrem Vater grad erklärt,
Was als Waffe sich bewährt.
„Dein Blitz“, gibt sie ihm zu erkennen,
„Allein kann nur die Kämpfer trennen,
Die unten am Eridanos toben.
Der Krieg ist unten, nicht hier oben,
Deshalb bleib ich lieber zu Haus
Und ruh vom letzten Krieg mich aus.

Das nächste Bild, vor Trojas Mauern,
Zeigt einen Kampf und lässt uns schauern.


Achilles links und rechts daneben
Hektor. Der lässt grad sein Leben.

Die Bilder fünf und sechs und sieben,
Zeigen was Homer beschrieben,
Den Krieg um Troja, Schlacht um Schlacht.
So wie es damals ward gemacht,
Geht der Frosch im Bild aufs Ganze,
Ersticht den Gegner mittels Lanze.


Während die Mäuse Schild bewehrt,
Zurückschlagen mit Speer und Schwert,
Wirft ein Froschkrieger mit Dreck;

Wohl nur mit dem einen Zweck,
Dem Gegner, bevor man ihn verbläut
Sand in die Mauseaugen streut,
Damit er nicht mehr sieht
Was mit ihm geschieht.

Doch der, entschlossen wie noch nie,
Stößt seinen Speer dem Frosch ins Knie
So dass die Spitze dringt dem Lurch
Ins grüne Bein und flutscht hindurch.


Bild sieben zeigt, recht schön gemacht,
Das Feld der Ehre nach der Schlacht.
So wie es üblich ist nach Kriegen,
Überall nur Tote liegen.


Ein paar davon sind aufgespießt.
Ihr Blut sich übers Feld ergießt.
Wir sehen alle mit Entsetzen
Von Fröschen und Mäusen nur noch Fetzen.


Bild Nummer acht zeigt uns die Wende
Der Schlacht und auch ihr Ende.
Die Krebse greifen, hundsgemein,
Ganz plötzlich in den Tierkrieg ein


Und zeigen was seit jeher Sitte.
Wo zwei sich streiten freut sich der Dritte.

Was wir von Totzke weiter sehn,
Sind die Bilder neun und zehn.
Sie zeigen auf den Umschlagseiten
Die Helden auf das Schlachtfeld schreiten.


Wie beide Völker aufmarschieren,
Im Gleichschritt um zu imponieren,
Ist wirklich zeitlos dargestellt.
Das letzte Bild zeigt uns zum Schluss
Als Höhepunkt zum Kriegsgenuss,
Wie die Helden von Homer


Kämpften mittels Schild und Speer,
Um Helenas Gunst dereinst im Feld.

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.