Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 37
Auf dem Feld der Ehre
wo die Tannen standen
Sich zwei zum Waffenstreite fanden
Die sich bislang noch nie gesehen,
Gelebt hatten in Wohlergehen,
Bis man sie zum Waffengang
Auf des Feld der Ehre zwang.
Beide mit inn‘rem Widersterben
Hatten sich dort hinbegeben
Denn sie hielten nichts davon,
Hatten gar `ne Aversion
Gegen den Krieg denn jeder wusste
Wie es im Kampfe kommen musste.
„Krieg“, dacht jeder, „ist eine Tat
Weitaus schlimmer noch als Hochverrat.
Wenn zwei Völker sich bekriegen
Muss das Volk im Blute liegen.
Die Führer die es sich erlauben
An einen Sieg im Krieg zu glauben
Sind allesamt nicht recht bei Trost“,
So dachten beide sie erbost.
„Krieg zu führen heißt nichts mehr
Als einen Knoten zu zerhauen!
Statt aufzulösen ihn mit Ehr
Die klügsten Leute zu betrauen
Schickt man uns Soldaten hin.
Kriege haben keinen Sinn“!
So dachten beide; was sie glaubten
Sie sich zu sagen nicht erlaubten.
Stattdessen taten sie ohne Lust
Was man im Kriege machen musst‘.
Beide hatten sich zwar vorgenommen
Gesund vom Kriege heim zu kommen;
Doch es kam anders als gedacht!
Es wurde ihre letzte Schlacht.
Prassophagos hieß der grüne
Sonst so friedfertige Hüne.
Sein Gegenüber Flusenschwanz
War etwas kleiner zwar von Wuchs
Doch im Kampf aus der Distanz
Beschlagen und listig wie ein Fuchs.
Mit dem Speer, das konnt‘ man sehen,
Verstand er bestens umzugehen.
Er wehrte mit dem langen Stab
Prassophagos Angriff ab.
Dessen Schwert, das buckelschwere
Hieb immer wieder nur ins Leere.
Dann stieß sie zu die tapf’re Kleine.
Heiß fuhr der Speer ihm durch die Beine.
Er war blockiert, konnt‘ nicht mehr laufen;
Sinnlos war das Weiterraufen.
Mit dem Schwerte in der Hand
Er aufrecht noch ein Weilchen stand.
Dann stürzte er, gefesselt so
Ward er des Lebens nicht mehr froh.
Sein Gegner hat den Speer zerbrochen.
Den Schaft ihm dann ins Herz gestochen.
Gebettet auf den Lederschild
War der Frosch nicht mehr gewillt
Zum Gegenschlage auszuholen.
Dazu war er schon zu tot.
Seine Seele in höchster Not
Ach was hatte sie Manschetten,
Hat heimlich sich davongestohlen
Um ihr Leben sich zu retten.
Sie ist Flusenschwanz entkommen.
Mit dem hat es ein End genommen
Welches noch schlimmer war als das
Von Prassophagos alias.
Im Rohrdickicht am Krötenpfuhl
Lauerte Pogg Quakecool.
Der stieß, wie bei Homer Achill
Einst Mulios den Speer mit Drill,
Gekonnt als wär‘s ihm angeboren
Flink durch beide Mäuseohren.
Flusenschwanz vom Speer durchbohrt,
Wollt‘ fliehen doch er konnt‘ nicht fort.
In den Ohren die ehern scharfe Spitze
Brannte in mörderischer Hitze
So dass Ihr beinah die Sinne schwanden.
„Wenn mir das Leben kommt abhanden“,
So dacht die Maus fern von zu Haus,
Dann ist es mit dem Mausen aus.
Da löste sich der Speer. „Den bin ich los“
Dach‘ sie. Da traf sie dessen Stoß
Mit Wucht erneut, nun in die Stirn
Und drang tief ein in ihr Gehirn.
Sie dachte nur noch „wie gemein“;
Dann trat der Exitus schon ein.
Sie hatte Glück: Sekunden später
Kam des Wegs ein Sanitäter.
Der stellte gleich den Hirntod fest.
Er schlug den Kopf ihr ab: Den Rest
Nahm er mit ins Lazarett
Denn die Maus trug im Jackett
Ein unterschrieb’nes Formular
Wonach Organspender sie war.
Im Lazarett der Stabsarzt dann
Sah sich die frische Leiche an.
Leber, Milz, das Herz, die Nieren,
Alles gut zu transplantieren.
Magen, Blase, Darmgeschling
Auch noch zu verwenden ging
Freute er sich: Auch der Schwanz,
Ja sogar das Fell ist ganz.
Auch die Beine sind noch heil.
Mit dem Skalpell schnitt Teil für Teil
Er aus dem edlen Spender-Nager
Heraus für das Ersatzteillager.
Der Oberstabsarzt bot derweil
Im Lazarett die Teile feil.
Da wurd gefeilscht; wer noch Fressalien
Hatte bekam die Materialien.
Die Kriegsversehrten stritten sich:
„Die Leber heut bekomme ich“
Brüllte der Hauptmann Schlürfebier;
„Ich hab noch etwas Trüffel hier.
Das Griebenschmalz soll obendrein
Für dich ein kleiner Anreiz sein
Mir auch die Leber einzubauen.
Ja ich hab zu dir Vertrauen.
Wenn du mich hast operiert
Und alles gut dann funktioniert,
Lade ich Dich zum Essen ein
Und zu `ner Flasche Schampus-Wein“!
Dem Angebot, wie vorgeschlagen,
Konnte der Doktor nicht entsagen.
Ein Handschlag, schon war‘s abgemacht,
Die Sachen an die Maus gebracht.
Die andern Teile, gegen Speck
Gingen wie warme Semmeln weg.
Pfoten, Milz und beide Nieren
Blieben bei den Offizieren
Denn die lagen erster Klasse
und hatten eine bessre Kasse.
Das Herz bekam Graf Quietscheklug
Weil seines schon sehr schwächlich schlug.
Er bezahlte keinen Cent
Denn er war Privat-Patient.
Der Oberst ließ den Doktor kommen
Und hat beiseite ihn genommen.
„Einen Orden schenk ich dir
Wenn du die Blase dort gibst mir
Samt dem ganzen Drum und Dran,
Damit ich wieder pinkeln kann.
Du kennst mein kleines Problemchen ja
Die viel zu große Prostata.
Flusenschwanz hätt‘ nichts dagegen“.
„Ja“ sprach der Stabsarzt, „sollst du haben;
Ich flick den Schwanz vom toten Knaben
Dir auch, wenn Du ihn willst, noch an.
Vieleicht brauchst du ihn ja irgendwann“
Dann hat schelmisch er gelacht
Und an die Arbeit sich gemacht.
Der Generaloberst von Rattenstein
Erhielt das rechte Hinterbein
Des Spenders namens Flusenschwanz
Denn ein rechter Offizier
Braucht neben Popanz und Ordensglanz
Für den Aufrechtgang stets vier.
Er hatte die rechte Hinterhand
Verloren jüngst im Feindesland
Als er in eine Falle trat
In welcher Käse lag parat.
Piepser, der Spieß hat Speck geboten
Für den Pelz von jenem Toten
Der als Soldat im Krieg bewährt
Zum Spender hatte sich erklärt.
Der Kirchenmauser Flizz arg arm,
Bekam umsonst ein Stückchen Darm,
Obwohl es davon reichlich gab,
Vom gefallenen Helden ab
Um sein Gedärm zu reparieren
Und den Bauchschuss zu kurieren
Den er sich eingefangen hatte.
Doch letztendlich war er angeschmiert.
Weil, als er wurde operiert,
So steht‘s auf seinem Krankenblatte,
Bei der OP ging was daneben.
Das Ersatzteil war zu kurz,
Tritt nun seitwärts aus sein Furz.
So ist das manchmal eben,
Im Frontlazarett beim Militär!
Für nichts gibt es im Krieg Gewähr
Schon gar nicht für das Leben
So ist‘s im Kriege eben.
Eines bleibt noch nachzutragen:
Fürst Schmalzner hat `nen neuen Magen,
Weil ein Geschwür saß drin im alten,
Auf diese Weise auch erhalten.
Außerdem Graf Spinneratz
Erhielt für seinen Schwanz Ersatz
Denn er hatte bisher einen
Viel zu kurzen und zu kleinen.
Während im Lazarett in Eile
Die Ärzte bauten neue Teile
Den Verletzten hastig ein,
Tobten draußen querfeldein
Die grauen und die grünen Streiter
Befehls- und pflichtgetreu brav weiter.
Die Heroen beider Staaten
Drängte es zu Heldentaten.
Der grüne Krieger Quakelaut,
Ansonsten eine brave Haut,
Schlug, er fühlte sich bedroht,
Auf einen Mauser ein verroht.
Mittels gezieltem Keulenhieb
Er den Gegner rückwärts trieb.
Dann stellte er der Maus ein Bein
Und hieb weiter auf sie ein.
Als sie dann am Boden lag,
Mit voller Wucht, der letzte Schlag,
Zornig und gar ungehalten
Vom wilden Frosche ausgeführt
Hat den Schädel ihr gespalten
Was zu ihrem Tod geführt.
Hopp Quäkeling mit seinem Speer
War hinter Speckaufspürer her.
Der hatte im Kampf sein Schwert verloren.
Drum blieb er jetzt nicht ungeschoren.
Aber der Mauser war nicht feig!
Bewaffnet mit einem Dornenzweig
Stellte er sich Hopp erneut.
Doch er hat es schnell bereut.
Des Frosches Lanze, sechs Ellen lang,
Ihm durch die Mäuse-Gurgel drang.
Als der Verletzte warmes Blut
An sich herunterströmen spürte
Verließ urplötzlich ihn der Mut.
Er tat was sterbend sich gebührte
Und sprach zum Himmel das Gebet
Welches bei Matthäus steht.
(Mt 6,5-15)
Den Text hatt‘ er nicht mehr ganz drauf.
Nach „Dein Reich komme“ gab er auf.
Dann schwand um ihn herum die Sicht.
„Tollkühnheit lohnt sich wirklich nicht“
So dachte er, dann kam das Aus.
Ob im Himmel dann der toten Maus
Vergeben wurden ihre Sünden
Könnt einer uns allein nur künden,
Der dort oben ist zu Haus.
Doch der schweigt sich lieber aus,
Vermeidet sich zu offenbaren
Hält sich aus allen Schlachten raus
Die auf Erden hier die Scharen
Seiner Geschöpfe tragen aus.
Auf dass man weiterhin ihn rühm
Bleibt er lieber anonym
Und lässt die Völker unten denken
Er würd für sie das Schicksal lenken.
Doch wie wir schon erfahren haben
Regieren die Götter all erhaben
Und lassen selbst, wenn sie es sehen
Das Unrecht auf der Welt geschehen
Ohne sich einzumischen weil
Auch ihnen ist das eig’ne Heil
Wichtiger als das der Ihren
Die an sie glauben all den Tieren.
Drum wurde unten in der Schlacht
Weiter gekämpft und umgebracht.
Mancher musst sein kostbar‘ Leben
Im Krieg den Göttern treu ergeben,
Kämpfend gegen fremde Rassen,
Draußen auf dem Schlachtfeld lassen.
Quäx von Quakus beispielsweise.
Er starb auf gar brutale Weise.
Gruselratt, ein Mäusekrieger
Und kampfbegabter Überflieger
In Sachen Unmoral und List
Rammte ihm zwecks Lustgewinn,
Einen Baumstamm unters Kinn
Dass dem Frosch der Helm wegflog
Und ihm der Spaß vergangen ist.
Obwohl er sein Buckelschwert noch zog,
Und mit dem Schilde blocken wollte,
Sein Kopf kurz drauf im Staube rollte.
Der Baumstamm traf mit dumpfen Krach,
Worauf das Genick dem Quakus brach.
Aus seinem Rumpfe bläulich-rot
Spritzte Blut. Er war schon tot
Bevor sein Schädel hinter ihm
Ausgerollt war ganz intim.
Das Schwert behielt er in der Hand.
Der Schild worauf geschrieben stand
„Gott mit uns“ lag gleich daneben
Schien zu verspotten den Epheben
Welchen der Mauser Gruselratt
Ins Jenseits just befördert hatt‘.
„Gott mit uns“! In großen Lettern
Prangte es der Maus entgegen.
„Trotzdem konnt‘ ich ihn zerschmettern“
Dacht‘ sie bei sich. Mit Gottes Segen
Werde ich meine Mordlust stillen
Und noch viele weitre killen.
„Ich weiß nun“, dacht‘ sie, „dass im Streite
Der Herrgott ist auf unsrer Seite“!
Gleich nebenan ein Stückchen weiter
Traf Gruselratt der Mäusestreiter
Auf die nächsten beiden Gegner.
Diesmal griff er noch verweg‘ner
Als er es zuvor getan
Blutrünstig und ohne Zögern an.
Mit dem Schwert beim Ausfallschritte
Traf er den ersten in die Mitte.
Vom Nabel bis zum Kehlkopf-Knauf
Schlitzte er den Gegner auf;
Ja er stach durch ihn hindurch
Und traf den zweiten Kämpferlurch,
Der den Kumpel stützte, in die Scham,
Was dem nicht nur den Atem nahm.
Sein bestes Stück samt einem Hoden
Fiel blutend vor ihm auf den Boden.
Mein Gott dachte der Frosch bei sich
„Das ist ja mehr als fürchterlich.
Was soll ich ohne Penis machen?
Die Weiber werden mich verlachen
Wenn ich so vom Krieg heimkehre
Und eine von ihnen begehre.
Schnell wurde dem stolzen Krieger klar
Dass dies das End‘ von allem war
An dem er bisher so sehr hing.
„Was nun“? dachte der Wollüstling.
Wie Aias der Große einst und Sohn
Des Insel-Königs Telamon,
Nach Aischylos, ins Schwert sich stürzte,
Sein Wahnsinns-Dasein so verkürzte,
So tat es nun in Pausbacks Reich
Der entmannte Frosch ihm gleich.
„Leben heißt kämpfen“ in Latein
Ritzte er ins Schwert noch ein.
Dann stellte er die Waffe auf
Vor sich, nach unten mit dem Knauf.
„Deo volente, so Gott will“
Hörte Gruselratt ihn lallen.
Ein Todesschrei gar schrecklich schrill;
Schon war der arme Frosch gefallen.
Quix von Krötenstein, ein Kamerad,
Seit Tagen auf dem Maus-Kriegspfad,
Hörte des Freundes letzten Schrei
Und stürmte durch das Schilf herbei.
„Ach großer Gott“ hat er gesagt,
„Wie konnte das passieren“?
Doch hat er nicht erst lang geklagt;
Er musst‘ es respektieren
Und griff zum Spaten. In der Grube
Liegt nun der tapf‘re grüne Bube.
Sein Schwert als Grabmal aufgestellt
Verweist darauf: Hier liegt ein Held.
Hier ruht Quax Reticulatus,
Ein Frosch vom Eridanos-Fluss.
Ruhe sanft, ohne Geschwafel
Stand darunter auf der Tafel.
Damit es im Jenseits gut ihm geht
Sprach Quix, der Freund noch ein Gebet:
„Er war ein guter Kamerad!
Sein Froschleben war viel zu kurz!
Oh Gott erweise ihm die Gnad‘
Nimm ihn auch ohne Schniedelwurz
Gnädig auf im Paradies
Den Freund: Ich bitt dich überdies
Gib ihm `nen Job; mach den Versuch;
Er war nie schlecht; jetzt als Eunuch
Könnte er deinem Weibe dienen
Nebst ihren Schwestern und Cousinen.
Ich bitte dich, erweis ihm Gnad;
Er war ein tapferer Soldat“!
Ob Zeus sich seiner angenommen
Und ob den Job er hat bekommen
Ist nicht sicher, fest steht nur,
Dass eine grünliche Figur
An jenem Tag den steilen Pass
Hinauf stieg langsam zum Parnass.
Der Aufstieg wurde ihm zu Qual.
Er wollt, so hieß es, sich zur Wahl
Stellen und gegen Zeus antreten.
Pausback hätte ihn gebeten
Diesen steilen Weg zu gehen
Um oben für Frieden einzustehen.
Ja selbst ein großer Teil der Mäus
War inzwischen gegen Zeus.
Viele konnten es nicht fassen
Dass der den Krieg hat zugelassen.
Nur Söldner und Berufssoldaten
Haben dem Grünen abgeraten
Für den Frieden dort zu werben.
„Besser ist’s wenn ein paar sterben“
Schimpften sie gar rigoros
„Als ohne Krieg hier arbeitslos“
Wie die Sache weitergeht
In der nächsten Folge steht.
-----
wird fortgesetzt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen