Teil 8 - 41 -
Ganz normaler Krieg
Aristoquakes auch
Kämpften, wie es damals Brauch
Mittels Pfeil und mittels Bogen,
Wie man es ihnen anerzogen,
Auf Befehl der Potentaten
In der Schlacht die Frontsoldaten.
Die Feldmaus und ihr Gegenüber
Dachten nicht lang nach darüber
Was es heißt im Krieg zu töten.
Die Sache war nun mal vonnöten
Und hatte ihre Richtigkeit.
Denn Könige die sind gescheit,
Die werden schon wissen, was sie wollen
Und auch wie es die Ihren machen sollen.
Sapito ein tapferer quakischer Infant
Hatte dabei den Bogen überspannt.
Die Waffe brach. Des Gegners Pfeil
Traf ihn. Er dachte „mein Vorurteil
Über die Mäus besteht zu Recht“.
„Verflucht sei euer Pelzgeschlecht“
Schrie tobend er im ersten Schmerz
Da fuhr der Pfeil ihm schon ins Herz.
Der Feldmauser blieb ungeschoren.
Nachdem sein Leben er verloren
Lag Sapido noch eine Stunde
Auf dem Schlachtfeld bis die Kunde
Von seinem Tod via Großes Moor,
Drang zum Thron von Quakien vor.
Dort hat man lange sich beraten.
Auch drei Mäuse-Diplomaten
Wurden zum Vorfall angehört.
Der König sprach: „Ich bin empört,
Mein Sohn wurd von euch in der Schlacht
Am Eridanos umgebracht.
Meldet euerm König dass
Mein Volk vor Wut kocht und vor Hass.
Ich werde die Heimwehr alarmieren
Und heut noch bei euch einmarschieren“,
„Richtet das“ sprach er zur Maus,
„Schnellstens euerm König aus“!
Gesagt, getan, wie abgemacht
Zog Quakiens Heimwehr in die Schlacht.
Allen voran, schon schlecht zu Fuß,
Ranos der Generalissimus.
Er hatte keine Lust zum Kriege
Mehr denn er wurde hundert bald
Und fühlte zum Kämpfen sich zu alt.
Drum machte er auch bald `ne Fliege
Und setzte sich ins Schilfrohr ab.
Dort warf er seinen Feldherrnstab
Schnell weg und auch sein Schießgewehr.
Die Uniform flog hinterher.
Er hatte satt den ganzen Mist
Zu lang war er nun schon Soldat.
Seit damals ist er Zivilist.
Später als Winkeladvokat
Machte er sich einen Namen
Bei Deserteuren wenn sie kamen
Um sie für ein paar Dukaten
Rechteverdrehend zu beraten.
Die Heimwehr marschierte indes weiter.
Vorneweg nun ein Gefreiter.
Der hatte den Befehl bekommen
Und die Truppe übernommen.
„Männer“ sprach er „Kameraden,
Ich denk, es könnte uns nicht schaden,
Wenn man sich ausruht vor der Schlacht
Und erst mal eine Pause macht.
Dann sind wir nachher doppelt fit
Und kämpfen für sechs erholt zu dritt“.
Die andern stimmten sofort zu.
„Die erste Wache nimmst gleich du“
Lachten Krött und Kroxi heiter.
„In zehn Minuten geht es weiter“
Hieß der Befehl, ganz kurz und knapp
„Krött, Du löst mich nachher ab“!
Da auch Gefreite schlafen müssen
Hörten sie nichts von den Schüssen
Welche die Mäusekombattanten
Ihnen in die Bälge brannten.
Sie schliefen fest. Vom Überfall
Hörten sie nicht einen Knall.
Keiner ist mehr aufgewacht.
Keiner musst mehr in die Schlacht.
Weil man vom Kriege nichts verstand
Starben die drei im Feindesland.
Doch Ihre Seelen waren froh
Was ihren Teil am Krieg betraf
Denn so schön stirbt sich‘s nirgendwo
Als auf dem Schlachtfelde im Schlaf.
Ein anderer, der Fachmann war
In Sachen Krieg, Graf Quax von Quarr,
Nahm sich indessen Schwänzner vor
Die Maus vom vierten Heereskorps.
Tapfer zog beim Waffengang
Er der Maus die Ohren lang.
Als die sich so behandelt fand
Fiel ihr die Streitaxt aus der Hand
Und auch ihr Helm flog in den Dreck;
Erfüllte nicht mehr seinen Zweck.
Den Schild hatt‘ längst sie weggeschmissen;
Sie wollt vom Kriege nichts mehr wissen..
Doch dem Frosch war das egal.
„Wir sterben schließlich alle mal“
Rief er der Maus zum Abschied zu.
„In unserm Falle bist es du.
Deine Uhr ist abgelaufen“!
Noch ein kurzes letztes Raufen;
Dann stach Graf Quax, der Adelslurch
Sein Schwert in sie hinein und durch.
Ihr Todesschrei glich einem Fluch:
„Du verdammter Schwanzlos…uuuuch“!
Dann war’s vorbei und aus mit ihr.
Das schöne langgeschwänzte Tier
Sank vor dem grünen Tunichtgut,
Vorbei war all ihr Hoffen,
Nieder in ihr eig’nes Blut
Und ist darin ersoffen.
Einer andern Maus ging es nicht besser.
Mit Namen hieß sie Käslochfresser.
Sie hatte grad der Vesper wegen
Am Schlachtfeldrande Platz genommen
Und abgeschnallt bereits den Degen.
Da sah sie Flops von Teichner kommen.
Mit einem Mühlstein schlug er zu.
Es war das letzte Rendezvous,
Das die beiden lebend hatten.
„Du wirst“ sprach er zu ihr „gestatten,
Dass ich den Lochkäs‘ weiteresse“.
Die Maus unter der Mühlsteinpresse
Konnte nichts mehr darauf sagen;
Dafür war sie zu totgeschlagen.
Der Kriegsberichter indes saß
Auf seinem Hocker wo mit Spaß
Er alles notierte was geschah
Um ihn herum wie er es sah.
Er waren schlimme Katastrophen
Von denen er berichten musste.
Er stets die rechten Worte wusste
Um alles korrekt aufzuschreiben
Und unverletzt dabei zu bleiben.
Nicht einmal die Philosophen
Hatten so was schon berichtet.
Aischylos hat zwar gedichtet
Doch seine Tragödie Orestie
War gegen die Batrachomyomachie
Die reinste Kleinstkind-Literatur.
Und auch Euripides schrieb nur
Werke die wirken wie Komödie
Gegen diese Kriegs-Tragödie
Die vor des Kriegsberichters Augen
Stattfand. Es war kaum zu glauben.
Da wurde gemordet und gekillt.
Es war gar graulich welches Bild
Auf seinen Knien da entstand.
Mit dem Stilus in der Hand,
Historisch exakt, reich illustriert
Hat Aristoquakes auf-skizziert
Was sich tat im Schlachtfeldrund
Und kommentiert es höchst profund.
Herodot hat zwar geschrieben.
Herodot
Doch der Mann hat untertrieben.
Er war vermutlich nicht dabei
Bei der größten Keilerei
Welche die Welt bis dahin sah.
Vom Unheil welches da geschah
Berichtet nicht mal Thukydides.
Thukydides
Aristoquakes schrieb bona fides
Den gesamten Schlachtverlauf,
Gott sei Dank der Nachwelt auf.
Auf Hesiod, Plato, Sokrates,
Hesiod, Plato, Sokrates
Ja selbst auf Aristoteles
Aristoteles
Ist kein Verlass, die schrieben nur
Profane Schund-Literatur.
Wär Aristophanes nicht gewesen
Aristophanes
Könnte man heut „Die Frösche“ nicht lesen.
Hätt es Aristoquakes nicht gegeben
Wüssten wir heute nichts vom Leben
Der Frösche und Mäuse jener Zeit
Und auch nichts von ihrem Streit.
Doch Gott sei Dank gab’s auch Homer.
Der berichtet uns noch mehr.
Seine Ilias, wie man weiß,
Steht dafür heute als Beweis.
Das Werk ist eine Parodie
Auf die Batrachomyomachie!!!
So sehen es, beim alten Zeus,
Die Frösche noch heut und auch die Mäus!
Doch wir wollen nun weiter sehen
Was damals sonst noch ist geschehen.
Also vorwärts ohne Geschwafel.
Auf der nächsten Polyptychon-Tafel,
Die kürzlich man erst fand im Müll
Findet bei Aristoquakes sich
Ein hochinteressanter Stich.
Er zeigt das nächste Schlachtidyll,
Von zwei tapferen und würdevollen
Kriegern über die wir nun berichten wollen.
Frosch Wurmschmeck Quax von Quakula
Und Nagekeck Beiß von Mausulos
Stritten wie einst in Phrygia
Antilochos und Atymnios
(Ilias 16. 317 ff)
So wie einst des Nestors Sohn
Stieß Maus Mausulos ohne Pardon
Dem Gegner aus dem Froschteich-Reiche
Seine Nadel in die Weiche.
Der Frosch geriet in Atemnot.
Er fiel vornüber und war tot.
Indes im Schilfrohr nebenan
Stritt Sicanus mit Quakeran.
Der letzt‘re hatte sich verstolpert
Und war aufs Kreuz dabei geholpert.
Die Maus setzte den Speerstich an.
Kurz drauf starb Quaxe Quakeran.
Bevor die Seele ihm entwich
Dachte er sterbend „Schad um mich
Denn ich war als Frontsoldat
Stets ein Kämpfer von Format.
Siebzehn Mäus hab‘ in der Schlacht
Ich heut‘ allein schon umgebracht.
Was soll nur werden ohne mich“?
Da traf der zweite Lanzenstich.
Um ihn herum wurd’s plötzlich Nacht.
Das hatte Sicanus vollbracht.
Ein andrer Zweikampf, den bebildert
Uns der Kriegsberichterstatter schildert
Ist der vom großen grünen Kikker
Und dem Mauser Peanutszwicker.
Die beiden, zwei gar üble Strolche,
Als sie aufeinander prallten,
Zogen sofort ihre Dolche
Und ließen rohe Kräfte walten.
Jeder wollt der Erste sein
Der dem andern kam zuvor.
In Kikkers grünes Nasenbein,
Dann durch’s Auge, bis ins Ohr,
Fuhr der Dolch des Mäusekriegers.
In der Pose eines Siegers
Erwischte ihn im Gegenzug
Des Kikkers Stich denn der hat klug
Sich aufs Knie sofort gebückt
Um dem Dolch, den spitzen großen
In die Maus hineinzustoßen.
So ist es schließlich ihm geglückt
Sterbend den Mauser zu bezwingen
Um ihn zum Hades mitzubringen.
Gemeinsam sind sie dort erschienen.
Gemeinsam sie noch heut dort dienen.
Der eine nennt sich Sisyphos
Nach dem Sohn des Aiolos.
Er schleppt dort Steine; kurios
D‘ran ist, er wir nie arbeitslos.
Der andre liegt für Persephone
Als Fußabstreifer vor dem Throne.
Zwei andre kämpften auf der Erde,
Damit es endlich Friede werde,
Tapfer weiter. Bis zum Ziele
Mussten sterben noch sehr viele.
Utrunk Köcks im Feindesland
Verlor dabei die rechte Hand.
Maus Schmalzverkoster ohne Zagen
Hatte sie ihm abgeschlagen.
„Wer zuletzt stirbt ist der Sieger“
Quakte er. Dem Mäusekrieger
Stieß indessen in Ekstase
Sumpfhops den Speer quer durch die Nase.
Das hat dem Mauser wehgetan.
Schmalzverkoster hat spontan
Vom Frosch verfolgt durchs Land gehetzt,
Sich in sein Mausloch abgesetzt.
Dem Frosch mit seiner Leibesfülle
Blieb nichts als zorniges Gebrülle.
Der Maus zu folgen mit Geschick
Um ihr den Garaus dann zu machen
War er leider viel zu dick.
Mit dem Schwerte in der Hand
Quäck Quäkig vor dem Mausloch stand.
Von drinnen, aus dem sich’ren Fort
Sah Schmalverkoster frech hervor
Um ihn spottend zu verlachen:
„Du blöder Frosch bist viel zu fett.
Versuch es mal mit `nem Korsett;
Vielleicht gelingt es Dir ja dann,
So geschnürt hier einzudringen“.
Während sie so sprach ersann
Sie einen Plan ihn umzubringen.
Dann zog sie sich erst mal ein Stück
Weiter in ihr Loch zurück
Um ihre Nase zu kurieren
Und den Plan zu konkretisieren.
Der Frosch dacht nach: „Was mach ich nun“?
Dann fiel ihm ein was er musst tun.
„Belagerung ist angesagt“
Hat leis er vor sich hingequakt.
Dann legte er die Waffen ab.
„Ihr Mauseloch wird ihr nun zum Grab“
Dacht er, „Ich setz den Schild davor,
Dann hockt die Maus im Korridor
Eingesperrt im eignen Haus
Und kommt lebend nicht heraus.
Wie Agamemnon jahrelang
Troja in die Mauern zwang,
So werde ich es hier und nun
Mit dem verfluchten Mauser tun.
Verhungern muss der graue Schuft.
Das Mausloch wird zu seiner Gruft“.
Er wollte grad den Schild sich holen,
Da ward „Ergib dich“ ihm befohlen.
Schmalzverkoster mit dem Speer
Stand hinter ihm: „Das Haus ist leer“
Rief er. „ich hatt‘ es im Gespür,
Dass du das Loch wolltest versperren.
Drum kam ich durch die Hintertür“.
Dann stach er zu. Ein schrilles Plärren.
Quäck Quäkig so vom Speer getroffen
War sofort tot. Das Loch blieb offen.
Der Mörder eignete sodann
Sich des Toten Waffen an.
Doch er kam damit nicht weit.
Schon gab es wieder neuen Streit.
Kvekke Kvaks von Hetschenlache
Nahm sich persönlich an der Sache.
„Waffendiebstahl“ schrie der Lurch,
„Geht ungestraft bei uns nicht durch“!
Zwecks Vergeltung Stein um Stein,
Warf dem Dieb er hinterdrein
Als der mit Schwert und Schild sich trollte.
Als er zum Kampf sich stellen wollte
Traf ihn ein mittelschwerer Brocken
Mitten in sein Mausgesicht.
Den Mauser riss es von den Socken.
Er wollt was sagen, konnt‘ es nicht
Denn schon flog der nächste Stein
Auf ihn zu. Sein Nasenbein
Wurd zertrümmert: Dem grauen Recken
Blieb das Wort im Halse stecken.
Dann kam der siebte Stein geflogen.
Da hat der Dieb es vorgezogen
Die Waffen kampflos abzugeben.
Das Letzte was er dacht‘ im Leben
War für den Krieger Schmalzverkoster
Das letzte Wort vom Paternoster.
(gemeint ist das Gebet gem. Mat 6,5 – 15)
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Wie Soldaten beten sollen
Wenn sie überleben wollen
Um nach Haus zu kommen heil
Berichte ich im nächsten Teil.
wird fortgesetzt
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