Mittwoch, 21. September 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 - 41 -

Ganz normaler Krieg


d calendas

Aristoquakes auch

Kämpften, wie es damals Brauch

Mittels Pfeil und mittels Bogen,

Wie man es ihnen anerzogen,

Auf Befehl der Potentaten

In der Schlacht die Frontsoldaten.

Die Feldmaus und ihr Gegenüber

Dachten nicht lang nach darüber

Was es heißt im Krieg zu töten.

Die Sache war nun mal vonnöten

Und hatte ihre Richtigkeit.

Denn Könige die sind gescheit,

Die werden schon wissen, was sie wollen

Und auch wie es die Ihren machen sollen.

Sapito ein tapferer quakischer Infant

Hatte dabei den Bogen überspannt.

Die Waffe brach. Des Gegners Pfeil

Traf ihn. Er dachte „mein Vorurteil

Über die Mäus besteht zu Recht“.

„Verflucht sei euer Pelzgeschlecht“

Schrie tobend er im ersten Schmerz

Da fuhr der Pfeil ihm schon ins Herz.

Der Feldmauser blieb ungeschoren.

Nachdem sein Leben er verloren

Lag Sapido noch eine Stunde

Auf dem Schlachtfeld bis die Kunde

Von seinem Tod via Großes Moor,

Drang zum Thron von Quakien vor.

Dort hat man lange sich beraten.

Auch drei Mäuse-Diplomaten

Wurden zum Vorfall angehört.

Der König sprach: „Ich bin empört,

Mein Sohn wurd von euch in der Schlacht

Am Eridanos umgebracht.

Meldet euerm König dass

Mein Volk vor Wut kocht und vor Hass.

Ich werde die Heimwehr alarmieren

Und heut noch bei euch einmarschieren“,

„Richtet das“ sprach er zur Maus,

„Schnellstens euerm König aus“!

Gesagt, getan, wie abgemacht

Zog Quakiens Heimwehr in die Schlacht.

Allen voran, schon schlecht zu Fuß,

Ranos der Generalissimus.

Er hatte keine Lust zum Kriege

Mehr denn er wurde hundert bald

Und fühlte zum Kämpfen sich zu alt.

Drum machte er auch bald `ne Fliege

Und setzte sich ins Schilfrohr ab.

Dort warf er seinen Feldherrnstab

Schnell weg und auch sein Schießgewehr.

Die Uniform flog hinterher.

Er hatte satt den ganzen Mist

Zu lang war er nun schon Soldat.

Seit damals ist er Zivilist.

Später als Winkeladvokat

Machte er sich einen Namen

Bei Deserteuren wenn sie kamen

Um sie für ein paar Dukaten

Rechteverdrehend zu beraten.

Die Heimwehr marschierte indes weiter.

Vorneweg nun ein Gefreiter.

Der hatte den Befehl bekommen

Und die Truppe übernommen.

„Männer“ sprach er „Kameraden,

Ich denk, es könnte uns nicht schaden,

Wenn man sich ausruht vor der Schlacht

Und erst mal eine Pause macht.

Dann sind wir nachher doppelt fit

Und kämpfen für sechs erholt zu dritt“.

Die andern stimmten sofort zu.

„Die erste Wache nimmst gleich du“

Lachten Krött und Kroxi heiter.

„In zehn Minuten geht es weiter“

Hieß der Befehl, ganz kurz und knapp

„Krött, Du löst mich nachher ab“!

Da auch Gefreite schlafen müssen

Hörten sie nichts von den Schüssen

Welche die Mäusekombattanten

Ihnen in die Bälge brannten.

Sie schliefen fest. Vom Überfall

Hörten sie nicht einen Knall.

Keiner ist mehr aufgewacht.

Keiner musst mehr in die Schlacht.

Weil man vom Kriege nichts verstand

Starben die drei im Feindesland.

Doch Ihre Seelen waren froh

Was ihren Teil am Krieg betraf

Denn so schön stirbt sich‘s nirgendwo

Als auf dem Schlachtfelde im Schlaf.

Ein anderer, der Fachmann war

In Sachen Krieg, Graf Quax von Quarr,

Nahm sich indessen Schwänzner vor

Die Maus vom vierten Heereskorps.

Tapfer zog beim Waffengang

Er der Maus die Ohren lang.

Als die sich so behandelt fand

Fiel ihr die Streitaxt aus der Hand

Und auch ihr Helm flog in den Dreck;

Erfüllte nicht mehr seinen Zweck.

Den Schild hatt‘ längst sie weggeschmissen;

Sie wollt vom Kriege nichts mehr wissen..

Doch dem Frosch war das egal.

„Wir sterben schließlich alle mal“

Rief er der Maus zum Abschied zu.

„In unserm Falle bist es du.

Deine Uhr ist abgelaufen“!

Noch ein kurzes letztes Raufen;

Dann stach Graf Quax, der Adelslurch

Sein Schwert in sie hinein und durch.

Ihr Todesschrei glich einem Fluch:

„Du verdammter Schwanzlos…uuuuch“!

Dann war’s vorbei und aus mit ihr.

Das schöne langgeschwänzte Tier

Sank vor dem grünen Tunichtgut,

Vorbei war all ihr Hoffen,

Nieder in ihr eig’nes Blut

Und ist darin ersoffen.

Einer andern Maus ging es nicht besser.

Mit Namen hieß sie Käslochfresser.

Sie hatte grad der Vesper wegen

Am Schlachtfeldrande Platz genommen

Und abgeschnallt bereits den Degen.

Da sah sie Flops von Teichner kommen.

Mit einem Mühlstein schlug er zu.

Es war das letzte Rendezvous,

Das die beiden lebend hatten.

„Du wirst“ sprach er zu ihr „gestatten,

Dass ich den Lochkäs‘ weiteresse“.

Die Maus unter der Mühlsteinpresse

Konnte nichts mehr darauf sagen;

Dafür war sie zu totgeschlagen.

Der Kriegsberichter indes saß

Auf seinem Hocker wo mit Spaß

Er alles notierte was geschah

Um ihn herum wie er es sah.

Er waren schlimme Katastrophen

Von denen er berichten musste.

Er stets die rechten Worte wusste

Um alles korrekt aufzuschreiben

Und unverletzt dabei zu bleiben.

Nicht einmal die Philosophen

Hatten so was schon berichtet.

Aischylos hat zwar gedichtet

Doch seine Tragödie Orestie

War gegen die Batrachomyomachie

Die reinste Kleinstkind-Literatur.

Und auch Euripides schrieb nur

Werke die wirken wie Komödie

Gegen diese Kriegs-Tragödie

Die vor des Kriegsberichters Augen

Stattfand. Es war kaum zu glauben.

Da wurde gemordet und gekillt.

Es war gar graulich welches Bild

Auf seinen Knien da entstand.

Mit dem Stilus in der Hand,

Historisch exakt, reich illustriert

Hat Aristoquakes auf-skizziert

Was sich tat im Schlachtfeldrund

Und kommentiert es höchst profund.

Herodot hat zwar geschrieben.

Herodot

Doch der Mann hat untertrieben.

Er war vermutlich nicht dabei

Bei der größten Keilerei

Welche die Welt bis dahin sah.

Vom Unheil welches da geschah

Berichtet nicht mal Thukydides.

Thukydides

Aristoquakes schrieb bona fides

Den gesamten Schlachtverlauf,

Gott sei Dank der Nachwelt auf.

Auf Hesiod, Plato, Sokrates,

Hesiod, Plato, Sokrates

Ja selbst auf Aristoteles

Aristoteles

Ist kein Verlass, die schrieben nur

Profane Schund-Literatur.

Wär Aristophanes nicht gewesen

Aristophanes

Könnte man heut „Die Frösche“ nicht lesen.

Hätt es Aristoquakes nicht gegeben

Wüssten wir heute nichts vom Leben

Der Frösche und Mäuse jener Zeit

Und auch nichts von ihrem Streit.

Doch Gott sei Dank gab’s auch Homer.

Der berichtet uns noch mehr.

Seine Ilias, wie man weiß,

Steht dafür heute als Beweis.

Das Werk ist eine Parodie

Auf die Batrachomyomachie!!!

So sehen es, beim alten Zeus,

Die Frösche noch heut und auch die Mäus!

Doch wir wollen nun weiter sehen

Was damals sonst noch ist geschehen.

Also vorwärts ohne Geschwafel.

Auf der nächsten Polyptychon-Tafel,

Die kürzlich man erst fand im Müll

Findet bei Aristoquakes sich

Ein hochinteressanter Stich.

Er zeigt das nächste Schlachtidyll,

Von zwei tapferen und würdevollen

Kriegern über die wir nun berichten wollen.

Frosch Wurmschmeck Quax von Quakula

Und Nagekeck Beiß von Mausulos

Stritten wie einst in Phrygia

Antilochos und Atymnios

(Ilias 16. 317 ff)

So wie einst des Nestors Sohn

Stieß Maus Mausulos ohne Pardon

Dem Gegner aus dem Froschteich-Reiche

Seine Nadel in die Weiche.

Der Frosch geriet in Atemnot.

Er fiel vornüber und war tot.

Indes im Schilfrohr nebenan

Stritt Sicanus mit Quakeran.

Der letzt‘re hatte sich verstolpert

Und war aufs Kreuz dabei geholpert.

Die Maus setzte den Speerstich an.

Kurz drauf starb Quaxe Quakeran.

Bevor die Seele ihm entwich

Dachte er sterbend „Schad um mich

Denn ich war als Frontsoldat

Stets ein Kämpfer von Format.

Siebzehn Mäus hab‘ in der Schlacht

Ich heut‘ allein schon umgebracht.

Was soll nur werden ohne mich“?

Da traf der zweite Lanzenstich.

Um ihn herum wurd’s plötzlich Nacht.

Das hatte Sicanus vollbracht.

Ein andrer Zweikampf, den bebildert

Uns der Kriegsberichterstatter schildert

Ist der vom großen grünen Kikker

Und dem Mauser Peanutszwicker.

Die beiden, zwei gar üble Strolche,

Als sie aufeinander prallten,

Zogen sofort ihre Dolche

Und ließen rohe Kräfte walten.

Jeder wollt der Erste sein

Der dem andern kam zuvor.

In Kikkers grünes Nasenbein,

Dann durch’s Auge, bis ins Ohr,

Fuhr der Dolch des Mäusekriegers.

In der Pose eines Siegers

Erwischte ihn im Gegenzug

Des Kikkers Stich denn der hat klug

Sich aufs Knie sofort gebückt

Um dem Dolch, den spitzen großen

In die Maus hineinzustoßen.

So ist es schließlich ihm geglückt

Sterbend den Mauser zu bezwingen

Um ihn zum Hades mitzubringen.

Gemeinsam sind sie dort erschienen.

Gemeinsam sie noch heut dort dienen.

Der eine nennt sich Sisyphos

Nach dem Sohn des Aiolos.

Er schleppt dort Steine; kurios

D‘ran ist, er wir nie arbeitslos.

Der andre liegt für Persephone

Als Fußabstreifer vor dem Throne.

Zwei andre kämpften auf der Erde,

Damit es endlich Friede werde,

Tapfer weiter. Bis zum Ziele

Mussten sterben noch sehr viele.

Utrunk Köcks im Feindesland

Verlor dabei die rechte Hand.

Maus Schmalzverkoster ohne Zagen

Hatte sie ihm abgeschlagen.

„Wer zuletzt stirbt ist der Sieger“

Quakte er. Dem Mäusekrieger

Stieß indessen in Ekstase

Sumpfhops den Speer quer durch die Nase.

Das hat dem Mauser wehgetan.

Schmalzverkoster hat spontan

Vom Frosch verfolgt durchs Land gehetzt,

Sich in sein Mausloch abgesetzt.

Dem Frosch mit seiner Leibesfülle

Blieb nichts als zorniges Gebrülle.

Der Maus zu folgen mit Geschick

Um ihr den Garaus dann zu machen

War er leider viel zu dick.

Mit dem Schwerte in der Hand

Quäck Quäkig vor dem Mausloch stand.

Von drinnen, aus dem sich’ren Fort

Sah Schmalverkoster frech hervor

Um ihn spottend zu verlachen:

„Du blöder Frosch bist viel zu fett.

Versuch es mal mit `nem Korsett;

Vielleicht gelingt es Dir ja dann,

So geschnürt hier einzudringen“.

Während sie so sprach ersann

Sie einen Plan ihn umzubringen.

Dann zog sie sich erst mal ein Stück

Weiter in ihr Loch zurück

Um ihre Nase zu kurieren

Und den Plan zu konkretisieren.

Der Frosch dacht nach: „Was mach ich nun“?

Dann fiel ihm ein was er musst tun.

„Belagerung ist angesagt“

Hat leis er vor sich hingequakt.

Dann legte er die Waffen ab.

„Ihr Mauseloch wird ihr nun zum Grab“

Dacht er, „Ich setz den Schild davor,

Dann hockt die Maus im Korridor

Eingesperrt im eignen Haus

Und kommt lebend nicht heraus.

Wie Agamemnon jahrelang

Troja in die Mauern zwang,

So werde ich es hier und nun

Mit dem verfluchten Mauser tun.

Verhungern muss der graue Schuft.

Das Mausloch wird zu seiner Gruft“.

Er wollte grad den Schild sich holen,

Da ward „Ergib dich“ ihm befohlen.

Schmalzverkoster mit dem Speer

Stand hinter ihm: „Das Haus ist leer“

Rief er. „ich hatt‘ es im Gespür,

Dass du das Loch wolltest versperren.

Drum kam ich durch die Hintertür“.

Dann stach er zu. Ein schrilles Plärren.

Quäck Quäkig so vom Speer getroffen

War sofort tot. Das Loch blieb offen.

Der Mörder eignete sodann

Sich des Toten Waffen an.

Doch er kam damit nicht weit.

Schon gab es wieder neuen Streit.

Kvekke Kvaks von Hetschenlache

Nahm sich persönlich an der Sache.

„Waffendiebstahl“ schrie der Lurch,

„Geht ungestraft bei uns nicht durch“!

Zwecks Vergeltung Stein um Stein,

Warf dem Dieb er hinterdrein

Als der mit Schwert und Schild sich trollte.

Als er zum Kampf sich stellen wollte

Traf ihn ein mittelschwerer Brocken

Mitten in sein Mausgesicht.

Den Mauser riss es von den Socken.

Er wollt was sagen, konnt‘ es nicht

Denn schon flog der nächste Stein

Auf ihn zu. Sein Nasenbein

Wurd zertrümmert: Dem grauen Recken

Blieb das Wort im Halse stecken.

Dann kam der siebte Stein geflogen.

Da hat der Dieb es vorgezogen

Die Waffen kampflos abzugeben.

Das Letzte was er dacht‘ im Leben

War für den Krieger Schmalzverkoster

Das letzte Wort vom Paternoster.

(gemeint ist das Gebet gem. Mat 6,5 – 15)

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Wie Soldaten beten sollen

Wenn sie überleben wollen

Um nach Haus zu kommen heil

Berichte ich im nächsten Teil.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.