Sonntag, 11. September 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 38

Auf dem Feld der Ehre


ährend

der Grüne aufwärts strebte

Es auf dem Schlachtfeld weiter bebte.

Felsen flogen und Hinkelsteine.

Einer traf Hupp Hüppers Beine.

Mit gebroch‘nen Schenkeln lag

Er unterm Fels am Wiesen-Hag.

Er hat sich mehrmals hochgestemmt

Doch blieb er weiter eingeklemmt.

Es war schlimmer noch als Mord

Denn er ist verhungert dort.

Ein Mühlstein, geschleudert aus der Halbdistanz

Flog Reismehlwühler auf den Schwanz.

Dort gelandet blieb er liegen

Und war auch nicht mehr wegzukriegen.

Der tapf’re Krieger Reismehlwühler,

Ein heller Kopf und äußerst kühler

Soldat, er wollt ja weiter rennen,

Musst sich von seinem Schwänzchen trennen.

Mit dem Dolch schnitt er behände

Mutig ab das hint’re Ende.

Es ging um sein Leben ja dabei.

Ritsch ratsch, schon war er wieder frei.

„Lieber vom Schwanz ein Stückchen ab

Als mit siebzehn schon ins Grab“

So dachte er, dann lief er heiter

Der Gefahr entronnen weiter.

„Für Pausback, Volk und Vaterland“

Auf jenem gelben Blähbauch stand

Welchen er rammte aus Versehen,

Weil er allzu hastig rannte.

Doch da war es schon geschehen!

Der Frosch welcher sich Dickwanst nannte,

Gestört in seiner Mittagsruh,

Stach mit der Lanze kurz mal zu.

Die drang in des Kriegers Schädel ein

Und kam hinterm grauen Ohr heraus.

Mit gebrochenem Schädelbein

Verstarb kurz drauf die Maus.

Ihre Seele zischte mit `nem „hui“

Aus dem Pelze und jaulte „pfui“

Als sei den Hohlweg hat passiert

Der unter ihrem Schwänzchen lag.

Am Ende ging es wie geschmiert

Und noch am selben Nachmittag

Ist sie am Grenzfluss angekommen

Wo sie Charon hat wahrgenommen.

Es war gerade siebzehn Uhr.

Der Fährmann stach zur letzten Tour

Gerade in den Styx hinaus.

Er nahm die Seele von der Maus,

Widerwillig noch an Bord

Und setzte die Überfahrt dann fort.

Fünf Minuten später schon

Kreuzten sie den Acheron.

Neben Reismehlwühlers Seele

Zigtausend andere fidele

Seelen zuckend jedoch ohn‘ zu klagen,

Auf zwei großen Haufen lagen.

Vorne auf dem Seelenkahn

Hatte der grau gepelzte Mäuseclan,

An den Schwänzen festgebunden,

Vom Bug bis mittschiffs Platz gefunden.

Im Achterschiff die grünen Seelen.

Zum ewigen Leben fest entschlossen

Hörte quakend man krakeelen

Und sah sie winken mit den Flossen.

Am Heck, das Ruder in der Hand,

Der Seelenfährmann aufrecht stand.

Er fluchte wütend. Die Astralen

Wollten die Überfahrt nicht zahlen.

„Ich werf‘ euch alle über Bord“

Schimpfte er und wies nach Nord.

„Ich fahre euch das kurze Stück

Bis zum Kokytos zurück.

Der Fluss des Wehklagens ist breit.

Dort schwimmt ihr dann in Ewigkeit

Ihr verdammten, schäbigen Seelen.

Ich wollte Gott Hades euch empfehlen

Damit des alten Kronos Spross

Euch aufnimmt in den Tartaros.

Doch ihr wollt mich all bescheißen,

Mich um meinen Fährlohn prellen.

Ich werde über Bord euch schmeißen

Ihr durchsichtigen und kriminellen

Geschwänzten und nasskalten Seelen.

Ihr wollt davon euch alle stehen,

Euch aus dem Staub machen geschwind

Wenn wir drüben angekommen sind“.

So fluchte Charon vor sich hin.

„Die Fuhre bringt keinen Gewinn“

Dachte er und wollt grad wenden.

Doch sollt noch alles glücklich enden.

Da schwebten gleich einem Aeroplan

Zwei Offiziers-Seelen heran.

Die warfen flugs im Überflug

Zwei Doppeldrachmen ab; genug

Um das Fährgeld zu begleichen.

Reismehlwühler dacht: „die Reichen,

Als sie sind hier her gekommen

Haben die Kasse mitgenommen.

Damit heuern Mann für Mann

Sie im Hades demnächst an“.

„Ich traue diesen Brüdern nicht“.

Dacht er mit traurigem Gesicht.

„Die wollen, so scheint es konkret,

Dass der Krieg dort weitergeht.

Es könnte sein, dass die von oben

Die Waffen schon dorthin verschoben

Haben um solch dumme Sachen

Wie am Teich auch hier zu machen“.

So hat die astrale Maus gedacht.

Währenddessen ging die Schlacht

Oben, ach es war ein Graus

Weiter und war längst nicht aus.

Grünrock außer Rand und Band

Vor zwei Mäusekriegern stand.

Jene feindlich ihm gewogen,

Hatten beschimpft ihn ungezogen.

Sie hatten ihn gar ungalant

„Schleimig feiger Frosch“ genannt.

Solche Red‘ fand er nicht fein.

Es sollte das letzte Mal auch sein,

So wahr er Quakus Grünrock hieß,

Dass er sich so beschimpfen ließ.

Der einen stieß die Lanze er

In den bepelzten Balg hinein.

Sie hat gelästert niemals mehr

Denn ihr Tod trat sofort ein.

Die andre wollte darauf fliehen.

Er hat ihr hinterhergeschrien:

„Du hinterhältige, feige Maus;

Nimm deinen Kumpel mit nach Haus;

Begrab ihn erst mal ordentlich,

Und dann komm wieder, stelle dich

Damit für deinen Spott als Rache,

Ich dir hier den Garaus mache.

Ich warte hier; beeil dich bitte

Damit nach guter alter Sitte

Du mir hier dann in Person

Gewähren kannst Satisfaktion.

Ich bleibe hier an dieser Stell‘;

Freu mich schon jetzt auf das Duell.

Der Mäus‘rich trug den Toten heim.

„Ich geh dem Frosch nicht auf den Leim“

Dacht er, der ist ja viel zu groß“.

Drum schickte er den Vater los.

Der stürmte los und dacht „dem Frosch

Verhau ich ordentlich die Gosch“.

Am See bei Grünrock angekommen

Hat Haltung er kurz angenommen.

„Gestatten“ sprach zum Frosch die Maus,

„Mein Name der ist Knubberknaus.

Ich komm hierher für meinen Sohn;

Weshalb das weißt du sicher schon“

Fuhr er fort ruhig und gefasst,

„Den du gar sehr beleidigt hast“.

„Feigling“ schrie der Duellant,

„Hab ich deinen Sohn genannt

Und wie ich seh‘, trifft das auch zu.

Statt deinem Filius stirbst nun du“!

„Der Worte sind genug gesprochen“

Schimpfte die Maus. „Was du verbrochen

Hast an meinem Fleisch und Blut

Mach ich an dir nun wieder gut“!

Dann griff sie schnell zu ihrem Schwert.

Dem Frosch, es war bedauernswert

Trennte mit dem ersten Streich

Den Kopf vom Halse sie sogleich.

Sein Blut, in riesig großen Tropfen

Spritzte im Rhythmus mit dem Klopfen

Des Frosch-Herzens aus dem Kragen.

Bei jedem neuerlichen Schlagen

Verlor der Frosch vom Lebenssaft

Ein Schnapsglas voll von seiner Kraft.

Dennoch war er längst nicht tot.

Das Bild das sich dem Rächer bot,

Wird der sein Lebtag nicht vergessen.

Der Grüne kämpfte wie besessen,

Den eigenen Kopf unter dem Arm,

Trotz schlimm und bitterlicher Harm

Schlug er, es war gar fürchterlich,

Weiter mit dem Schwert um sich.

Aus Versehen schlug dabei

Er seinen eig‘nen Schild entzwei.

Endlich nach langen zehn Sekunden

War alle Kraft aus ihm geschwunden.

Das Schwert rutschte ihm aus der Hand.

Schwankend wurd des Helden Stand.

Dann ließ er seinen Schädel fallen.

Der landete mit dumpfen Knallen

Dort wo sein Helm im Grase lag.

„Der Frosch ist hin, gar keine Frag“

Dachte sein Gegner Knubberknaus

Und legte die graue Stirne kraus.

Dann sah sie wie der grüne Rumpf

Nach hinten kippten in den Sumpf

Um dort langsam zu versinken.

„Wenn richtig ist was Forscher sagen“,

Dacht die Maus mit kurzem Winken,

„Dass Moor die Leichen konserviert,

Wird er gefunden garantiert.

Irgendwann in tausend Jahren

Wird die Nachwelt so erfahren

Wie brutal waren die Sitten

Als wir uns mit den Fröschen stritten.

Was jene einst im Kriege trieben

Hat Aristoquakes aufgeschrieben.

Bei ihm lesen wir froh und heiter

Nun in seinem Machwerk weiter

In dem der Dichter detailliert

Homers Iliade parodiert.

Wie Odysseus einst Demakoon

Tötete den Bastard-Sohn

Von Trojas König Priamos

Durch einen gezielten Lanzenstoß,

(Ilias 4/ 499ff)

So brachte Pädde Pfützhupf nun

Den Mauser Springgut um sie Ecke.

Ohne ihm groß weh zu tun

Rammte er zu diesem Zwecke

Gezielt den Speer, damit er träfe,

Dem grauen Schurken in die Schläfe.

Die eherne Spitze verletzte die Augen.

Zu was doch Waffen alles taugen

Staunte Pädde und stieß nochmal zu.

Da stürzte die Maus. Der grüne Filou

Stahl ihr den Dolch und das Waffengeschmeide

Und verbarg es diskret im eigenen Kleide.

Den Toten ließ er einfach liegen.

So war es immer schon Kriegen;

Und was seit jeher so war Brauch,

Geschah im Felde diesmal auch.

Ein andrer Frosch, Hupp Olunx Quacker

Hielt aufrecht sich wie immer. Wacker

Brachte Maus um Maus er um.

Den Mäusen wurde das zu dumm.

Hundert hatte in der Schlacht

Der wilde Frosch schon umgebracht.

Da taten zwei Gladiatoren

Sich zusammen. Ungeschoren

Sollt er ihnen nicht entkommen

Hatten sie sich vorgenommen.

Da die Sache war riskant

Hatten sie gut vorgeplant.

Mitten auf der Schilfrohrlichtung

Sollte geschehen die Vernichtung.

Sie spannten für das Attentat

Im Grase einen Stolperdraht.

Dann warteten im Schilfe sie

Auf das dreiste, grüne Vieh.

Wie man es hatte vorgesehen

Ist es schließlich auch geschehen.

Der Frosch fiel auf die Nase,

Lag unterm Schild im Grase.

Von zwei Seiten simultan,

Griffen ihn die Mäuse an.

Olunx Quacker höchst verdutzt,

Griff zu seinem Schwert. Genutzt

Hat es ihm nichts: Pausbacks Helot

Starb durch den Feind den Heldentod.

Der Krieg nahm nun an Grausamkeit

Mehr und mehr zu. Im Geleit

Folgten Elend ihm und Not.

Der ganze Erdteil war bedroht

Auf welchem Mausulina lag.

Und auch auf dem andern Teil

Der Welt war kaum noch etwas heil.

Dann am späten Nachmittag

Griffen die Mäuse unbeschwert

Pausbacks Reich von neuem an.

Die Frösche haben umgekehrt

Alles Erdenkliche getan

Um Mausulina zu besetzen

Und die Mäus‘ davon zu hetzen.

Wie gesagt, das war die Lage.

Um siebzehn Uhr am Nachmittage

Traf sich die Generalität

Der Mäuse: „Noch ist’s nicht zu spät“

Sprach der Feldmarschall ad hoc

Und zeigte mit dem Marschallstock

Auf die Stelle wo nach seinem Plan

Er die Offensive setzte an.

„Unsere Truppen, um zu streiten,

Greifen an von allen Seiten.

Das hat sich immer noch bewährt“!

So hat er seinen Plan erklärt.

„Von Sibirien und aus Kanada,

Aus Nord-und Südamerika;

Vom schwarzen Kontinent,

Vom Orient und vom Okzident,

Aus Skandinavien am Belt;

Auch Heere aus der dritten Welt

In Indien und sonst wo stationiert,

Für welche ihres Elends wegen

Der Kriegseinsatz kommt grad gelegen

Um sich in ihrer Hungersnot

Zu verdienen in der Schlacht das Brot

Hab ich hierher schon kommandiert.

Aus Spanien, Frankreich Portugal,

Aus Deutschland und aus Österreich.

Wie gesagt von überall

Hab ich die Truppen her befohlen.

Sie rücken an auf leisen Sohlen,

Oder kommen über See,

Wie einst der Admiral von Spee.

Die ersten werden da sein gleich“.

Um zwanzig Uhr, nach unsrer Zeit

Stehen die Heere hier bereit.

Er zeigte mit dem Feldherrnstabe

Auf das Kreuz im Schlachtplan und

Gab mit prahlerischem Gehabe

Seine Absichten den andern kund.

Er erklärte seinen Offizieren

Wie das Froschreich zu okkupieren

Ohne jegliche Gefahr

Für die eignen Truppen war.

Die meisten fanden interessant

Was der Feldmarschall da sagte;

Bis auf den Herren Leutenant,

Welcher ein Schläfchen lieber wagte.

Er wusste, dass er nichts versäumt

Und hat indessen von der hübschen Maus

Die im Nachbarloch zu Haus

Wohnte, wunderschön geträumt.

Hinter einen Blatt versteckt

Lauerte ein Froschspion.

Was die Mäuse ausgeheckt

Erfuhr so wenig später schon

Pausback der König. Der ließ gleich

Den schnellsten Froschboten im Reich

Zu sich beordern. Als er kam

Die Depesche er entgegen nahm.

Der König sprach: „Lauf schnell nach Rom;

Du kannst verhindern das Pogrom

Das unserm Volk, Gott sei‘s geklagt,

In drei Stunden etwa droht“!

Der Bote hat nicht erst nachgefragt

Wem er, was König Pausback wollte

In Rom das Schreiben geben sollte.

Tempo war nun das Gebot

Der Stunde! Er rannte sofort los.

Kurz darauf, bei Marathon,

Wo man die Perser einst besiegt,

War er außer Puste schon.

Ob er die Kurve hat gekriegt,

Ob er den rechten Weg genommen,

Ob er in Rom ist angekommen

Und auch welcherlei Gefahren

Ihm drohten, wird man nie erfahren.

Fest steht eines bisher nur.

Er folgte auf Aeneas Spur!

-----

Welchen Weg Aeneas nahm

Und wie der nach Rom einst kam

Biete ich im nächsten Teil

Von diesem Machwerk ich Euch feil.

wird fortgesetzt

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.