Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 38
Auf dem Feld der Ehre
der Grüne aufwärts strebte
Es auf dem Schlachtfeld weiter bebte.
Felsen flogen und Hinkelsteine.
Einer traf Hupp Hüppers Beine.
Mit gebroch‘nen Schenkeln lag
Er unterm Fels am Wiesen-Hag.
Er hat sich mehrmals hochgestemmt
Doch blieb er weiter eingeklemmt.
Es war schlimmer noch als Mord
Denn er ist verhungert dort.
Ein Mühlstein, geschleudert aus der Halbdistanz
Flog Reismehlwühler auf den Schwanz.
Dort gelandet blieb er liegen
Und war auch nicht mehr wegzukriegen.
Der tapf’re Krieger Reismehlwühler,
Ein heller Kopf und äußerst kühler
Soldat, er wollt ja weiter rennen,
Musst sich von seinem Schwänzchen trennen.
Mit dem Dolch schnitt er behände
Mutig ab das hint’re Ende.
Es ging um sein Leben ja dabei.
Ritsch ratsch, schon war er wieder frei.
„Lieber vom Schwanz ein Stückchen ab
Als mit siebzehn schon ins Grab“
So dachte er, dann lief er heiter
Der Gefahr entronnen weiter.
„Für Pausback, Volk und Vaterland“
Auf jenem gelben Blähbauch stand
Welchen er rammte aus Versehen,
Weil er allzu hastig rannte.
Doch da war es schon geschehen!
Der Frosch welcher sich Dickwanst nannte,
Gestört in seiner Mittagsruh,
Stach mit der Lanze kurz mal zu.
Die drang in des Kriegers Schädel ein
Und kam hinterm grauen Ohr heraus.
Mit gebrochenem Schädelbein
Verstarb kurz drauf die Maus.
Ihre Seele zischte mit `nem „hui“
Aus dem Pelze und jaulte „pfui“
Als sei den Hohlweg hat passiert
Der unter ihrem Schwänzchen lag.
Am Ende ging es wie geschmiert
Und noch am selben Nachmittag
Ist sie am Grenzfluss angekommen
Wo sie Charon hat wahrgenommen.
Es war gerade siebzehn Uhr.
Der Fährmann stach zur letzten Tour
Gerade in den Styx hinaus.
Er nahm die Seele von der Maus,
Widerwillig noch an Bord
Und setzte die Überfahrt dann fort.
Fünf Minuten später schon
Kreuzten sie den Acheron.
Neben Reismehlwühlers Seele
Zigtausend andere fidele
Seelen zuckend jedoch ohn‘ zu klagen,
Auf zwei großen Haufen lagen.
Vorne auf dem Seelenkahn
Hatte der grau gepelzte Mäuseclan,
An den Schwänzen festgebunden,
Vom Bug bis mittschiffs Platz gefunden.
Im Achterschiff die grünen Seelen.
Zum ewigen Leben fest entschlossen
Hörte quakend man krakeelen
Und sah sie winken mit den Flossen.
Am Heck, das Ruder in der Hand,
Der Seelenfährmann aufrecht stand.
Er fluchte wütend. Die Astralen
Wollten die Überfahrt nicht zahlen.
„Ich werf‘ euch alle über Bord“
Schimpfte er und wies nach Nord.
„Ich fahre euch das kurze Stück
Bis zum Kokytos zurück.
Der Fluss des Wehklagens ist breit.
Dort schwimmt ihr dann in Ewigkeit
Ihr verdammten, schäbigen Seelen.
Ich wollte Gott Hades euch empfehlen
Damit des alten Kronos Spross
Euch aufnimmt in den Tartaros.
Doch ihr wollt mich all bescheißen,
Mich um meinen Fährlohn prellen.
Ich werde über Bord euch schmeißen
Ihr durchsichtigen und kriminellen
Geschwänzten und nasskalten Seelen.
Ihr wollt davon euch alle stehen,
Euch aus dem Staub machen geschwind
Wenn wir drüben angekommen sind“.
So fluchte Charon vor sich hin.
„Die Fuhre bringt keinen Gewinn“
Dachte er und wollt grad wenden.
Doch sollt noch alles glücklich enden.
Da schwebten gleich einem Aeroplan
Zwei Offiziers-Seelen heran.
Die warfen flugs im Überflug
Zwei Doppeldrachmen ab; genug
Um das Fährgeld zu begleichen.
Reismehlwühler dacht: „die Reichen,
Als sie sind hier her gekommen
Haben die Kasse mitgenommen.
Damit heuern Mann für Mann
Sie im Hades demnächst an“.
„Ich traue diesen Brüdern nicht“.
Dacht er mit traurigem Gesicht.
„Die wollen, so scheint es konkret,
Dass der Krieg dort weitergeht.
Es könnte sein, dass die von oben
Die Waffen schon dorthin verschoben
Haben um solch dumme Sachen
Wie am Teich auch hier zu machen“.
So hat die astrale Maus gedacht.
Währenddessen ging die Schlacht
Oben, ach es war ein Graus
Weiter und war längst nicht aus.
Grünrock außer Rand und Band
Vor zwei Mäusekriegern stand.
Jene feindlich ihm gewogen,
Hatten beschimpft ihn ungezogen.
Sie hatten ihn gar ungalant
„Schleimig feiger Frosch“ genannt.
Solche Red‘ fand er nicht fein.
Es sollte das letzte Mal auch sein,
So wahr er Quakus Grünrock hieß,
Dass er sich so beschimpfen ließ.
Der einen stieß die Lanze er
In den bepelzten Balg hinein.
Sie hat gelästert niemals mehr
Denn ihr Tod trat sofort ein.
Die andre wollte darauf fliehen.
Er hat ihr hinterhergeschrien:
„Du hinterhältige, feige Maus;
Nimm deinen Kumpel mit nach Haus;
Begrab ihn erst mal ordentlich,
Und dann komm wieder, stelle dich
Damit für deinen Spott als Rache,
Ich dir hier den Garaus mache.
Ich warte hier; beeil dich bitte
Damit nach guter alter Sitte
Du mir hier dann in Person
Gewähren kannst Satisfaktion.
Ich bleibe hier an dieser Stell‘;
Freu mich schon jetzt auf das Duell.
Der Mäus‘rich trug den Toten heim.
„Ich geh dem Frosch nicht auf den Leim“
Dacht er, der ist ja viel zu groß“.
Drum schickte er den Vater los.
Der stürmte los und dacht „dem Frosch
Verhau ich ordentlich die Gosch“.
Am See bei Grünrock angekommen
Hat Haltung er kurz angenommen.
„Gestatten“ sprach zum Frosch die Maus,
„Mein Name der ist Knubberknaus.
Ich komm hierher für meinen Sohn;
Weshalb das weißt du sicher schon“
Fuhr er fort ruhig und gefasst,
„Den du gar sehr beleidigt hast“.
„Feigling“ schrie der Duellant,
„Hab ich deinen Sohn genannt
Und wie ich seh‘, trifft das auch zu.
Statt deinem Filius stirbst nun du“!
„Der Worte sind genug gesprochen“
Schimpfte die Maus. „Was du verbrochen
Hast an meinem Fleisch und Blut
Mach ich an dir nun wieder gut“!
Dann griff sie schnell zu ihrem Schwert.
Dem Frosch, es war bedauernswert
Trennte mit dem ersten Streich
Den Kopf vom Halse sie sogleich.
Sein Blut, in riesig großen Tropfen
Spritzte im Rhythmus mit dem Klopfen
Des Frosch-Herzens aus dem Kragen.
Bei jedem neuerlichen Schlagen
Verlor der Frosch vom Lebenssaft
Ein Schnapsglas voll von seiner Kraft.
Dennoch war er längst nicht tot.
Das Bild das sich dem Rächer bot,
Wird der sein Lebtag nicht vergessen.
Der Grüne kämpfte wie besessen,
Den eigenen Kopf unter dem Arm,
Trotz schlimm und bitterlicher Harm
Schlug er, es war gar fürchterlich,
Weiter mit dem Schwert um sich.
Aus Versehen schlug dabei
Er seinen eig‘nen Schild entzwei.
Endlich nach langen zehn Sekunden
War alle Kraft aus ihm geschwunden.
Das Schwert rutschte ihm aus der Hand.
Schwankend wurd des Helden Stand.
Dann ließ er seinen Schädel fallen.
Der landete mit dumpfen Knallen
Dort wo sein Helm im Grase lag.
„Der Frosch ist hin, gar keine Frag“
Dachte sein Gegner Knubberknaus
Und legte die graue Stirne kraus.
Dann sah sie wie der grüne Rumpf
Nach hinten kippten in den Sumpf
Um dort langsam zu versinken.
„Wenn richtig ist was Forscher sagen“,
Dacht die Maus mit kurzem Winken,
„Dass Moor die Leichen konserviert,
Wird er gefunden garantiert.
Irgendwann in tausend Jahren
Wird die Nachwelt so erfahren
Wie brutal waren die Sitten
Als wir uns mit den Fröschen stritten.
Was jene einst im Kriege trieben
Hat Aristoquakes aufgeschrieben.
Bei ihm lesen wir froh und heiter
Nun in seinem Machwerk weiter
In dem der Dichter detailliert
Homers Iliade parodiert.
Wie Odysseus einst Demakoon
Tötete den Bastard-Sohn
Von Trojas König Priamos
Durch einen gezielten Lanzenstoß,
(Ilias 4/ 499ff)
So brachte Pädde Pfützhupf nun
Den Mauser Springgut um sie Ecke.
Ohne ihm groß weh zu tun
Rammte er zu diesem Zwecke
Gezielt den Speer, damit er träfe,
Dem grauen Schurken in die Schläfe.
Die eherne Spitze verletzte die Augen.
Zu was doch Waffen alles taugen
Staunte Pädde und stieß nochmal zu.
Da stürzte die Maus. Der grüne Filou
Stahl ihr den Dolch und das Waffengeschmeide
Und verbarg es diskret im eigenen Kleide.
Den Toten ließ er einfach liegen.
So war es immer schon Kriegen;
Und was seit jeher so war Brauch,
Geschah im Felde diesmal auch.
Ein andrer Frosch, Hupp Olunx Quacker
Hielt aufrecht sich wie immer. Wacker
Brachte Maus um Maus er um.
Den Mäusen wurde das zu dumm.
Hundert hatte in der Schlacht
Der wilde Frosch schon umgebracht.
Da taten zwei Gladiatoren
Sich zusammen. Ungeschoren
Sollt er ihnen nicht entkommen
Hatten sie sich vorgenommen.
Da die Sache war riskant
Hatten sie gut vorgeplant.
Mitten auf der Schilfrohrlichtung
Sollte geschehen die Vernichtung.
Sie spannten für das Attentat
Im Grase einen Stolperdraht.
Dann warteten im Schilfe sie
Auf das dreiste, grüne Vieh.
Wie man es hatte vorgesehen
Ist es schließlich auch geschehen.
Der Frosch fiel auf die Nase,
Lag unterm Schild im Grase.
Von zwei Seiten simultan,
Griffen ihn die Mäuse an.
Olunx Quacker höchst verdutzt,
Griff zu seinem Schwert. Genutzt
Hat es ihm nichts: Pausbacks Helot
Starb durch den Feind den Heldentod.
Der Krieg nahm nun an Grausamkeit
Mehr und mehr zu. Im Geleit
Folgten Elend ihm und Not.
Der ganze Erdteil war bedroht
Auf welchem Mausulina lag.
Und auch auf dem andern Teil
Der Welt war kaum noch etwas heil.
Dann am späten Nachmittag
Griffen die Mäuse unbeschwert
Pausbacks Reich von neuem an.
Die Frösche haben umgekehrt
Alles Erdenkliche getan
Um Mausulina zu besetzen
Und die Mäus‘ davon zu hetzen.
Wie gesagt, das war die Lage.
Um siebzehn Uhr am Nachmittage
Traf sich die Generalität
Der Mäuse: „Noch ist’s nicht zu spät“
Sprach der Feldmarschall ad hoc
Und zeigte mit dem Marschallstock
Auf die Stelle wo nach seinem Plan
Er die Offensive setzte an.
„Unsere Truppen, um zu streiten,
Greifen an von allen Seiten.
Das hat sich immer noch bewährt“!
So hat er seinen Plan erklärt.
„Von Sibirien und aus Kanada,
Aus Nord-und Südamerika;
Vom schwarzen Kontinent,
Vom Orient und vom Okzident,
Aus Skandinavien am Belt;
Auch Heere aus der dritten Welt
In Indien und sonst wo stationiert,
Für welche ihres Elends wegen
Der Kriegseinsatz kommt grad gelegen
Um sich in ihrer Hungersnot
Zu verdienen in der Schlacht das Brot
Hab ich hierher schon kommandiert.
Aus Spanien, Frankreich Portugal,
Aus Deutschland und aus Österreich.
Wie gesagt von überall
Hab ich die Truppen her befohlen.
Sie rücken an auf leisen Sohlen,
Oder kommen über See,
Wie einst der Admiral von Spee.
Die ersten werden da sein gleich“.
Um zwanzig Uhr, nach unsrer Zeit
Stehen die Heere hier bereit.
Er zeigte mit dem Feldherrnstabe
Auf das Kreuz im Schlachtplan und
Gab mit prahlerischem Gehabe
Seine Absichten den andern kund.
Er erklärte seinen Offizieren
Wie das Froschreich zu okkupieren
Ohne jegliche Gefahr
Für die eignen Truppen war.
Die meisten fanden interessant
Was der Feldmarschall da sagte;
Bis auf den Herren Leutenant,
Welcher ein Schläfchen lieber wagte.
Er wusste, dass er nichts versäumt
Und hat indessen von der hübschen Maus
Die im Nachbarloch zu Haus
Wohnte, wunderschön geträumt.
Hinter einen Blatt versteckt
Lauerte ein Froschspion.
Was die Mäuse ausgeheckt
Erfuhr so wenig später schon
Pausback der König. Der ließ gleich
Den schnellsten Froschboten im Reich
Zu sich beordern. Als er kam
Die Depesche er entgegen nahm.
Der König sprach: „Lauf schnell nach Rom;
Du kannst verhindern das Pogrom
Das unserm Volk, Gott sei‘s geklagt,
In drei Stunden etwa droht“!
Der Bote hat nicht erst nachgefragt
Wem er, was König Pausback wollte
In Rom das Schreiben geben sollte.
Tempo war nun das Gebot
Der Stunde! Er rannte sofort los.
Kurz darauf, bei Marathon,
Wo man die Perser einst besiegt,
War er außer Puste schon.
Ob er die Kurve hat gekriegt,
Ob er den rechten Weg genommen,
Ob er in Rom ist angekommen
Und auch welcherlei Gefahren
Ihm drohten, wird man nie erfahren.
Fest steht eines bisher nur.
Er folgte auf Aeneas Spur!
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Welchen Weg Aeneas nahm
Und wie der nach Rom einst kam
Biete ich im nächsten Teil
Von diesem Machwerk ich Euch feil.
wird fortgesetzt
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