Mittwoch, 14. September 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8- 40

Auf dem Schlachtfeld


achdem

die Orden war’n verliehen

Sah man die Krieger weiterziehen.

Schlammrich und Schlüpfrich sein Kumpan

Wandten eine neue Taktik an.

Sie gingen an die Front zu zweit

Und stellten jede Maus mit Schneid

Gemeinsam, tapfer und spontan

Die ihnen dort entgegenkam.

Schlammrich hielt am Schwanz sie fest

Und Schlüpfrich gab ihr dann den Rest.

Beim nächsten Gegner umgekehrt

Bediente Schlammrich dann das Schwert.

Das Morden mit Dolch und Bajonett

War wirklich einfach im Duett.

Manch Maus-Krieger kam so zu Tode.

So wurd die neue Taktik Mode.

Das Mäusemorden Pärchen-weise

Als rationelle Arbeitsweise

Ist manchem Mauser widerfahren.

Käsverehrer an den Haaren

Und am Schwänzchen festgehalten,

Wurde der Schädel so gespalten.

Nicht immer ging’s so glatt wie eben.

Manchmal ging auch was daneben.

Quapprich der mit Wurmwürg jagte

Schlug mit seinem Säbel zu.

Doch statt der Maus sein Jagdfreund klagte

„Du Anfänger, du blöder du

Hast statt die Maus zurechtzustutzen

Mir den Achtersteven abgetrennt.

Wie soll ich mir nun den Hintern putzen“?

Hat er gezetert und geflennt

Während der Mauskrieger entkam

Und aller schnellstens Reißaus nahm.

Quapprich sprach darauf im Zorn,

Denn er fühlte sich gekränkt:

„Dann putzt du eben wieder vorn,

Sei doch nicht so beschränkt“!

Bald war der kleine Zwischenfall

Vergessen wie das Stückchen Po.

Wurmwürg, Pausbacks Frosch-Vasall

Starb kurz darauf. Von irgendwo

Aus dem Schilf schwirrte ein Speer

Zischen heran und traf so schwer,

Dass dem Frosch vor Schmerz wurd schlecht.

Quapperich zog deshalb weidgerecht,

Entschlossen ohne lang zu fragen

Ihm den Wurfspieß aus dem Kragen.

Der Kumpel wurde plötzlich rot.

Ein letztes „Quak“, dann war er tot.

Die Seele ihm mit leisem Zischen

Durch der gestutzten Po entwich.

Ohne den Arsch der Leiche zu wischen

Empfahl sie in den Hades sich.

„Siehst du“ dachte Quapperich:

„Die Sorge um dein Hinterteil

War unbegründet. Wesentlich

Ist eines nur, das Seelenheil“!

Dann drückte er zwecks letzter Ruh

Dem Kamerad die Augen zu.

„Mach gut mein Freund“. Ein letzter Gruß

So ist es wenn man weiter muss

Um im Krieg was opportun

An der Front die Plicht zu tun

Auf die man jedes Protestes bar

Vom König eingeschworen war.

Kurz drauf nahm in der Todessache

Wurmwürg, Quapprich furchtbar Rache.

Am Feldrain traf er Rindenschäler.

„Du verdammter Froschtierquäler“

Schrie er den Feindsoldat spontan

Zornig in seiner Trauer an.

Dann nahm er sich den Mauser vor.

„Den Freund den ich gerad verlor

Hast du auf deinem Mausgewissen.

Dann stach er zu. Gar dienstbeflissen

Hat er den Grauen umgebracht.

Dass unbegründet sein Verdacht

In Sachen Wurmwügs Mordfall war

Wurde ihm erst später klar.

Doch da war es schon zu spät.

„Wer Gewalt statt Frieden sät“

Hat Soßenschnüffler ihn belehrt,

Der stirbt meist selber durch das Schwert.

Wie einstmals im Westjordanland

Josua mit dem Krummschwert in der Hand

Mit viel Geschrei und Horrido

Es tat in Ai und Jericho,

(Jos 6,4; 8,2)

So jagte er nun sieben Mal

Frosch Quapprich um das Teichoval.

Dann schlug er zu; der Frosch fiel nieder.

Er sah die Sonne niemals wieder.

Wo er starb liegt heut ein Stein.

Man sagt es soll sein Grabmal sein.

Den Namen kann man nicht mehr lesen.

Doch dass kein Feigling er gewesen

Das hat bezeugt uns einst Homer.

Doch der lebt leider auch nicht mehr.

Helden, Heroen, wack‘re Krieger,

Die kämpfen wie der wilde Tiger

Und die aus purer Lust am Streiten,

Sich töten, gab‘s zu allen Zeiten.

So war’s auch in den Sumpfrohrlanden

Wo Frösch‘ und Mäus‘ zum Krieg sich fanden.

„Der Frosch, will er ein Sieger sein,

Muss tapfer wie ein Tiger sein“

War Pausbacks Losung, ohne Hehl

Gab man sie weiter als Befehl

Bis jeder Frosch im weiten Land

Voll hinter diesem Motto stand.

Das ganze Volk hielt sich daran

Und hat was machbar war getan

Um den Feind im zähen Ringen

Endlich in die Knie zu zwingen.

Padda Quaks von Qua-Qua-Qua,

So steht’s in der Historia

Von Pigres handschriftlich notiert,

Hat Borstenschwänzer massakriert.

Erst stieß die Lanze er robust

Dem grauen Recken durch die Brust.

Als der zu Boden ging, im Fallen

Halt suchte mit den Mäusekrallen,

Schlug Padda Quaks von Qua-Qua-Qua

Nochmal zu: Dieser Fauxpas

Rief Handkässchnüffler auf den Plan.

Jener, ein grauer Partisan,

Bracht den Frosch im Zweikampf um.

Am Racheakt das Odium

War, dass er seine Rachelust

Mit seinem Leben zahlen musst.

Am Ende waren beide hin.

„Der ganze Krieg macht keinen Sinn“

Dachten beide als sie starben.

Doch die Zeit heilt alle Narben!

Heute sind im Hades sie

Längst ein Herz und eine Seele.

Sie konnten dort mit Phantasie

Mit dem Dolche in der Kehle

Und dem Schwert im grünen Rücken

Vom Kriegsdienst bisher stets sich drücken.

Amphibius Unk von Quakelurch

Bracht die Verweigerung nicht durch.

Sein Opa war im Krieg gestorben.

Man hat ihn trotzdem angeworben

Und an die Front nach vorn gebracht.

Als es das erste Mal gekracht

Und er den Kumpel fallen sah,

Machte er sich nass beinah.

Er warf die Flinte schnell ins Korn

Und sprang in Deckung fix nach vorn.

Ein Scharfschütze aus dem Mäuseheer

Schoss zweimal ihm noch hinterher.

Doch er traf nicht, schoss vorbei.

Letztendlich war es einerlei

Denn Unk, der in der Radspur-Schlucht

Deckung hatte schnell gesucht

Ist rastend dort kurz drauf gefallen.

Mit einer Lanze in den Krallen

Griff hinterhältig ihn und schlau

Der Maussoldat Rosinenklau

An und spießte ihm den Speer

Ins Herz; da wollte er nicht mehr.

„Ich habe keinen umgebracht“

Dacht er, dann wurd es um ihn Nacht;

„Nanu“ „geht das heut aber schnell“

Hat er sich gewundert noch.

Doch wurd‘s für ihn nie wieder hell.

Endgültig befreit vom Joch

Des Krieges ruht Unk nun,

Oh’n einer Flieg je was zu tun,

Bis ans Ende aller Zeit

Drüben in der Ewigkeit.

Ob Zeus den Braven hat belohnt

Und er jetzt im Elysium wohnt

Weil er niemals in der Schlacht

Hat einen andern umgebracht

Ist dem Autor nicht bekannt.

Homer hat nichts davon genannt.

Rosinenklau indes vor Ort

Fuhr mit dem Morden weiter fort.

Als erstes zog die dreiste Maus

Die Lanze aus dem Toten raus

Womit sie wenig später dann

Ein weiteres Gefecht gewann.

Doch zuvor, das gilt‘s zu sagen,

Hat sich etwas zugetragen

Was noch nachzutragen ist.

Ein grüner Krieger hatte mit List

Und auch ein bisschen bauernschlau

Dem Mauskrieger Rosinenklau

Als der auf der Latrine saß

Und die Welt um sich vergaß

Just als er sich den Mors geputzt,

Den Mausschwanz um drei Zoll gestutzt.

Als Rosinenklau `nen Frosch sah kommen

Hat Rache furchtbar er genommen.

„Du grüner Schuft“ schrie er spontan

Den Frosch vor sich im Sumpfland an.

Dem Gegner der Coqui Croaker hieß

Stieß mit Anlauf er den Lanzenspieß

In den Hintern dass der Speer

Im Frosch war nicht zu bremsen mehr.

Aus seinem rechten Nasenloch

Trat er aus. Minuten noch

Zappelte der Todgeweihte,

Gänzlich durchbohrte auf dem Speer

Blutend im Winde hin und her.

Er hatte die Nase voll vom Streite.

Das Letzte was er sterbend dacht

War „das war meine letzte Schlacht“.

Der Mäusekrieger fluchte laut:

„Du hast mir meinen Schwanz geklaut.

Dafür werden deine Kinder

Büßen und dein Weib nicht minder“.

„Ich bringe“ fügte er noch an

„Alle um. Dein ganzer Clan

Soll mit dem Tode mir bezahlen,

Dass mir mein Mausschwanz fehlt zum Prahlen.

All deine über tausend Quappen

Sollen mir dafür berappen,

Dass du mir hast abgeschnitten

Was meine Frau hat so gelitten.

Dein Weib, dies gelt dir als Versprechen,

Soll dafür mir die Zeche blechen.

Selbst wenn sie hässlich von Gestalt

Nehm ich sie täglich mit Gewalt.

Ich werde sie drangsalieren,

So lang mich mit ihr amüsieren

Bis endlich mein Verlangen

Nach Rache mir vergangen.

Du verfluchter Quakfrosch du“.

So fluchte weiter er verroht.

Doch jener hörte nicht mehr zu

Denn dazu war er schon zu tot.

Indessen kämpften andre Streiter

Weil noch lebendig, tapfer weiter.

Am Bachufer nahm Naschezahn

Sich des Breitfußfrosches an.

Der dreiste bräunlich-grüne Hüpfer

Hatte den wack’ren Kühlschrankschlüpfer

Vor seinen Augen just bekriegt

Und mittels Fußtritten so besiegt,

Dass wie ein Häuflein Elend der

Am Boden saß und konnt‘ nicht mehr.

Wie Hektor einst und Aias stritten,

Mit Speer und Schwert als Requisiten

Und mit siebenhäutigen Schilden,

Trafen entschlossen nun die wilden

Tierischen Berufssoldaten

Aufeinander. Ihre Taten

Hat Homer uns eist gelungen

In der Ilias schon besungen.

Doch Homer sang meist vom Adel.

Auch die andern ohne Tadel

Kämpften glorreich ebenso,

Freilich mehr inkognito.

Sie hatten weder Rang noch Namen

Und für das Töten kein Examen.

Dennoch hatten sie mehr Schneid

Als mancher Geck im Adelskleid.

Und klüger war‘n sie sowieso

Denn sie scheuten jedes Risiko.

Maus Hartbrotstipper beispielsweise

Schlich von hinten still und leise

Sich an Hoppelkröter an.

Der von einer Fliege angetan

Wollt die Kleine grade essen.

Hinterrücks jedoch indessen

Holte zielsicher die Maus

Zum Vernichtungsschlage aus.

Der Frosch vor ihr das nicht ertrug.

Wie Kain den Abel einst erschlug

Brachte ihn der Mauser um.

Der dacht noch im Delirium

„Schade um die schöne Fliege.

Hartbrotstipper nach dem Siege

Wandte sich in aller Ruh

Indes dem nächsten Gegner zu.

Der kam bereits schon angelaufen

Um die Fliege sich zu kaufen

Die den Kameraden

Hatte so verladen.

Die Augen voll auf sie justiert

Hat er sich vergaloppiert.

Er sah den Speer nicht, lief hinein.

Statt ihr fing er den Tod sich ein.

Die Fliege ist entkommen.

Sie hat sich vorgenommen

Nie wieder einen Frosch zu blenden

Denn das könnte tödlich enden.

Tödlich ging für Zuckerschleck

Der erste Fronteinsatz gleich aus.

Kermit, als Krieger mehr als keck

Traf mit seinem Pfeil die Maus.

Durch Unterlippe, Mund und Ohr

Fuhr ihr das Ding. Sie schaute empor

Und sah ganz oben, schon verschwommen

Hermes den Seelenführer kommen.

Wohin der ihre Seele brachte

Erfuhr sie nicht denn grade eben

Als sie fragen wollt‘ umnachte

Sie der Tod. „Mein teu’res Leben“

So fuhr es ihr noch durch den Sinn,

„Gab ich für einen Toten hin,

Für Krümeldieb, Rex Pausbacks Sohn“.

„Das hab ich“ dachte sie „davon“

Als im Astralleib sie schon schwebte

Und mit Hermes ab ins Jenseits strebte.

Ihr Leichnam liegt auf jenem Hügel

Wo sie im Krieg bezog die Prügel.

Die Zeit deckte in aller Ruh

Ihr Skelett mit Erde zu.

So wie Troja einst verschwand,

Zugedeckt mit Schutt und Sand

Liegt Zuckerschleck heut dort begraben

Wo Frösche und Mäus gekämpft einst haben.

Wie Schliemann Ilios hat gefunden

Welches Jahrtausende verschwunden

Unterm Hisarlik versteckt

Zwölf Meter hoch lag zugedeckt,

So wird man graben und sich schinden

Um jenes Schlachtfeld aufzufinden

Wo nach den alten Tierkriegssagen

Die Helden haben sich geschlagen

Über die wir hier berichten

Ohne was dazu zu dichten.

Die Forschung wird nicht eher ruh’n

Um es Schliemann gleichzutun,

Bis, wie es sich für sie gehört,

Der letzte Zweifel ist zerstört

Und der Schauplatz offenliegt

Wo Mäus und Frösche sich bekriegt.

Im Griechischen Kalender steht

Fingiert zwar und noch nicht konkret

Wann und wo das wird passieren.

Für Archäologen die studieren

Findet auf der Spurensuche

Sich manches hier in diesem Buche.

Was zum Suchen könnte ihnen

Ad calendas Graecas dienen.

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Ob die hoch studierten Leute

Weitermachen hier und heute

Wo Schliemann einst begonnen hat

Steht auf unserm nächsten Blatt.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.