Samstag, 17. Januar 2009

Aristoquakes fügt weitere Fakten an


„Doch nun noch einmal zu den nackten
Beweisen dazu und den Fakten“,
Fuhr Aristoquakes sichtlich heiter,
In seiner Erklärungsrede weiter.
Und dann fügte er spontan,
Auch das folgende noch an:

Als Lyra getarnt, dem Frosch ad hoc,
Begegneten wir im ersten Stock
Auf der Homerapotheose.
Als Heptachord, mit sieben Saiten,
Taucht er mit jenem in Symbiose,
In eine dunkle Höhle ein.
Mit den Jungfern welche ihn begleiten,
Hatte er ein Stelldichein.

Die beiden tragen Bücherrollen.
Was sie damit machen wollen
Wird am Höhlenausgang klar.
Das Geschehen im Dunkel, wunderbar,
Hatte die eine aufgeschrieben.
Die Fälschung ist im Loch geblieben.
Das Original nun gebt gut Acht,
Hat die Jungfrau mitgebracht.

Die Kugel weist aufs Wunder hin
Welches in der Höhle drin
In der Finsternis geschehen.
Wie wir im Bilde deutlich sehen,
War die Jungfer schwanger nun.
Was blieb weiter noch zu tun?
Des Frosches Hülle musst verschwinden;
Man durfte später sie nicht finden.
Die Schwangere deutet nach Westen
Und spricht zur Nachbarin: „Am besten,
Bringen wir den Frosch nach Rom.

Detailvergrößerung aus
der Homerapotheose


Dort liegt er unterm Petersdom
In der tiefsten Gruft begraben.
Die Bücherrolle indes haben,
Die Apostel der Jungfrau abgenommen,
So ist zum Papst sie dann gekommen.
Der hatte, als er darin las,
An den Texten wenig Spaß.
Er war entsetzt als er gelesen
Wie es in Wahrheit ist gewesen,
Und wie vom Frosch, es war absurd
Die reine Jungfer schwanger wurd.


Sieben Tage dacht nach der Mann
Grübelnd nach doch dann
Wurde ihm ganz plötzlich klar,
Dass er der Einzige ja war,
Der den Text der Rolle kannte.
Weil den die Bibel auch nicht nannte,
Hat sein Wissen gar gediegen,
Er den anderen verschwiegen.

Damit das Ding man nicht entdeckt,
Hat unterm Bett er es versteckt.

Sein Nachfolger im Amte dann
Fand die Rolle irgendwann
Und las, so lang er Papst war, drin.
Jeden Abend nahm der Thor
Sich erneut die Rolle vor.
Weil fehlte ihm der Siebte Sinn,
Verstand er nicht was in ihr stand.

Nach seinem Tode mit Gefluche,
Im Dunkel bei der Nachttopfsuche,
Ertastete die zitterige Hand,
Von Julius das Verschnürungsband
Der geheimnisvollen Schrift.
Er fand sofort den Code heraus
Und wies die Batrachiten aus.

Das Faktum, so wie es gewesen
Kann man im Code Julianus* lesen.

Walter Hirschberg Seite 47
Hinweis Ägypten

„Ich bitt sie“, unterbrach Konträr,
„Wer übernimmt dafür Gewähr,
Dass das, was sie da fabulieren,
Die Wissenschaftler tolerieren“?

Aristoquakes darauf sauer:
„Bei Hirschberg steht es noch genauer,
Und Wölke, über den wir sprechen,
Tischt Fakten auf die uns bestechen“.

Danach zählte Fakt auf Fakt
Im weiteren Diskussionsverlauf ,
Punkt um Punkt und höchst exakt,
Er den Kollegen weiter auf.

„Faktum fünf ist das Gebet,
Das in der alten Handschrift steht,
Die bei Ludwich, der nie irrt,
Casanatensis genannt wird.

Ich hab mir die Zeilen vorgenommen.
Doch ich bin nicht weit gekommen,
Denn Dorisch, da ich nicht vom Fache,
Ist nicht gerade meine Sache.
Der erste Vers nach Siebenzahl
Ausgezählt gab ein Fanal.
Ein Wort und die hieß „Konstantin“.
Erst verstand ich nicht den Sinn.
Dann fiel es wie Schuppen mir von Augen:
Donnerwetter, kaum zu glauben!
„In diesem Zeichen wirst du siegen“,
Das alte Christenmonogramm.
Ich hielt das wahrlich für gediegen“.

„Das Rho mit dem Chi an seinem Stamm“,
Ergänzte Maxe Schmäh gequält,
Hatten sie schon ausgezählt
Als sie von Rhakendytes sprachen.
So langsam glaub ich all die Sachen,
Die sie, um sich hier zu bewähren,
Im Quartett so toll erklären.

Aristoquakes hat es überhört
Und sich an der Häme nicht gestört.
Im Gegenteil, mit neuem Elan,
Reihte er weiter Fakten an.

„Tatsache“, sprach er weiter, „ist“,
Was ihr sicher alle wisst,
Dass unser Tierepyllion
Im Mittelalter bereits schon
Als Handschrift hundertmal bestimmt,
Den Weg durch ganz Europa nimmt.
Achtundsiebzig Ausgaben davon nannte
Ludwich, der die meisten kannte“.

Konträr warf ein: „Genau, das stimmt.
Er schrieb dazu, es gibt noch viel,
Doch weil er käme nicht zum Ziel,
Hat er es lieber vorgezogen,
Das Feld den jüngeren Philologen
Damit sich die damit befassen,
Klugerweise zu überlassen.

Dass sie die Sporen damit sich verdienen,
Wünschte er abschließend schelmisch ihnen
Und fügte als Nachsatz schließlich dann,
Dafür die besten Wünsche an“.

„Fakt Sieben, nun zum dritten Mal“,
Fuhr Aristoquakes stante pede,
Fort in der Erklärungsrede.
„Das Labarum steht hier dual.

Detailvergrößerung aus der
Homervergöttlichung


Im Zentrum daneben steht en bloc,
Direkt über dem Flöten-Zeigestock,
Das Rho gleich mit dem Chi daneben.
Kann es einen solchen Zufall geben,
Frag ich euch! Ich denke nicht!
Dann fuhr er weiter im Bericht.

Tatsache Acht, die Siebenzahl.
Im Archelaos- Relief, gleich sieben Mal,
Fügte er als Faktum an
Und weiter wie man sehen kann…“

„Halt“, griff da der Moderator ein:
„Lassen sie das endlich sein.
Wir finden das schon nicht mehr witzig.
Sie kämen sicherlich bis siebzig“.

Schadenfroh grinsend sprach Konträr:
„Wie ich ihn kenn, noch sieben mehr“.

Da haben allesamt schallend gelacht
Und eine Verschnaufpause gemacht.

„Ist gut“, fügte Aristoquakes dann
Beschwichtigend im Tone an.
„Lassen wir die Sache nun
Bis auf weitres erst mal ruh’n.
Sparen wir den Streit uns auf
Bis im späteren Verlauf
Der Sendung wir mein Buch besprechen.
Ich möchte nicht den Frieden brechen,
Der uns allen heilig ist“.

„Ich hoffe, dass ihr alle wisst“,
Sprach Max Schmäh, mit Blick zur Uhr,
„Dass vier kappe Stunden nur
Uns bleiben dafür noch an Zeit.

Ich nutze die Gelegenheit,
Zu erinnern, Dank meines Amtes Kraft,
Dass wir bei der Wissenschaft
Noch immer sind. Drum fasst euch knapp“!

„Sie halten uns ganz schön auf Trab“,
Lachte Madam Sinnierlich da.
Drum lasst mich schnell, vor allen Dingen,
In Kurzform und Essentia ,
Paul Mitzschke nun zum Abschluss bringen.
Der Froschmäusekrieg war ausersehen,
Als erstes Buch hervorzugehen,
Das in Griechisch ward gedruckt.
Als in Venedig das Produkt
In Schwarz und Rot kam aus der Presse
War ungeheuer das Interesse.
Tausendmal bestimmt und mehr,
Wurde erneut es aufgelegt seither.
So mancher Philologe verdankt
Dem Epos seinen Doktorhut.
Wie Frösche und Mäuse sich gezankt,
Und wie ausging der Disput,
Beschrieb Mitzschke, nach Gelehrtenbrauch,
So wie es üblich war einst auch.
Die „deutsche Erstübersetzung“ schreibt
Paul Mitzschke, unvollendet bleibt,
Weil ihr Autor Zachariä
Abberufen wurde jäh,
Während er noch daran schrieb.
Er starb siebzehnhundert-sieben-sieben,
Bevor zu Ende er geschrieben.

Sein Werk das zwar erhalten blieb,
Ist aus dem erwähnten Grunde
Unbedeutsam für die Tierkriegskunde.

Hingegen hat in Petersburg,
Im Jahre siebzehn-einundsiebzig,
Willamor, ein Dramaturg,
Den Tierkrieg, den er fand sehr witzig,
Für Kathi übersetzt, die Kaiserin.
Als Widmung liest man heut darin:

„Für Katherina II von Anhalt/Zerbst
In Treue, Johann Gottlieb, W“.
Sankt Petersburg, Deutschland im Herbst“.
Der Gute war ihr Protegè.

Bei Mitzschke noch etwas ist neu,
Womit auch ich euch nun erfreu.
Er setzt Autoren einfallsreich
Untereinander zum Vergleich.
Vier Verse aus dem Ur-Gedicht.
Aus verschiedener Poetensicht
Fügte Madam Sinnierlich dann
Nach Paul Mitzschkes Vorbild an.


Wiegran (2000)
„Lauthals lachte Pausback drauf:
Lieber Freund, nun hör schon auf.
Deine ganze Prahlerei
Ist mir vollends einerlei.
Mir scheint, du denkst mit deinem Bauch.
Das ist bei uns jedoch nicht Brauch.
Komm mit, mein Freund, ich lad dich ein,
Bei mir zu Haus mein Gast zu sein.
In meinem Reich gibt’s viel zu schauen.
Du wirst den Augen kaum noch trauen,
Gottvater Zeus hat uns gegeben,
Wir danken ihm, ein zweifach Leben.
Das eine, das auch dir bekannt,
Das triste Dasein hier an Land.
Doch das andre, das dir fremd,
Nur ein Volk wie meines kennt.
Die Existenz im Wasser drin
Erst gibt dem Leben tiefen Sinn.“


„Am Besten haben mir von allen
Die vom Letzteren gefallen,
Fügte Madam Sinnierlich an.
Ich kauf das Buch mir irgendwann.
Bestimmt im Antiquariat
Find ich noch ein Duplikat.

Doch nun, um Mitzschke abzuschließen
Ein letzter Hinweis zum genießen.


Um fünfzehnhundert in Graubünden.
In einer Schmähschrift über Sünden
Zwischen Mönchen und den Nonnen,
Von Simon Lemnius ersonnen,
In Anlehnung an den antiken Strauss
Und Mönchmetzenkrieg tituliert,
Bracht einen Porno der heraus.

Den Autor hat man relegiert
Und von der Hochschule geschmissen.
Der hat sich nicht darum geschissen
Und was pornographisch er geschrieben,
Erfolgreich in Wittenberg vertrieben.


Seine „Monachopornomachia“,
Behandelt, ziemlich delikat,
Die Verfehlungen im Zölibat,
Welche im Kloster nach dem Singen,
Die braven Leutchen einst begingen.
So steht es in Ludwichs Scholastica“.


„Die ist bestimmt nicht so vulgär“!
Grinsend ergriff nun Herr Konträr
Das Wort um Ludwich abzurunden.
„Ich bin ihnen wirklich sehr verbunden“,
Sprach er zu Aristoquakes hin,
„Dass sie für mich, in meinem Sinn,
Das Wichtigste schon angesprochen.
Ich lese zu Hause schon seit Wochen,
Nur noch Ludwich, sonst nichts mehr.
Ich zieh aus seinem Werk die Lehr,
Dass er, was gar nicht mir gefällt,
Pigres für den Autor hält
Von unserm alten Kriegsgedicht.
Ich sag es laut, das glaub ich nicht!

In seinem Wälzer weist mit Eigensinn,
Er immer wieder darauf hin,
Dass er den Karer als Verfasser
Vorzieht wie den Wein dem Wasser.

Die Scholien und sein Kommentar
Machten mir das Eine klar,
Dass Ludwichs Werk, er schrieb arg schroff,
Ist nicht der rechte Lesestoff
Um sich damit zu unterhalten,
Und schön den Tag sich zu gestalten.
Belletristik ist auch nicht
Die Paraphrase zum Gedicht.

Zur Wissenschaft in Kiloware
Den Kommentar ich mir erspare.

„Doch, vielleicht das eine nur“,
Sprach er nach kurzem Blick zur Uhr,
Im Kreise der Kollegen heiter,
Schelmisch und listig zwinkernd weiter:

„Die Schwarte ist lehrreich für den,
Der Hintergründe will verstehn.
Hochinteressant, Punkt notabene
Für Forscher und all jene,
Die Genaueres wissen wollen
Über Zeilen die verschollen
Und über Worte die verdreht
Nur der Forscher noch versteht.
Kurzum, das Werk hat die Struktur
Der Wissenschaft. Als Literatur
Das will ich Euch hier nicht verhehlen,
Würde ich niemand es empfehlen“.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.