Samstag, 24. Januar 2009

Fortsetzung
des literarischen Streits


Dem wer die Spucke weggeblieben.
„Was da der Martial geschrieben
Haben soll“, sprach er wütend, leise,
„Ist unerhört, doch die Beweise
Liefern sie uns bitte doch,
In ihrem Buch dann später noch.
Es ist mir schleierhaft warum,
Sie sagten es selbst, er war nicht dumm,
Der gute Mann, er konnte denken,
Unsern Blick auf Homer wollt lenken“?

Aristoquakes lachte nur.
„Martial legte die falsche Spur,
Denn er wollt durch Nero nicht,
Wie Lucanus enden. Mit Übersicht
Wies er sich selbst aus als Homer.
Jenen konnte Nero nicht mehr,
Wie Senecas Neffen einst, zu Tode treiben.
Er war längst tot, doch ewig bleiben,
So hat Martial damals gedacht,
Wird seines Dichterwortes Macht.

Martials Bände, mit des Griechen Namen,
Weltweit zu Ansehen so kamen.
Den ersten im Geschichtsverlauf,
Nahm man in die Bibel auf.
Als Offenbarung steht nun dort
Des Martiales Dichterwort.
Und auch die Zahl steht dort geschrieben.
Drei Mal die Sechs, sie ist geblieben.
Da wurde nicht manipuliert.
Wenn einer heute es probiert
Und auszählt, so wie ich mit Fleiß,
Gibt sie uns schnell den Querverweis
Auf jenen aufgeblasenen Frosch
Mit der unsäglich großen Gosch.
Auf jenen Mann der Nero hieß,
Auf den Petronius verwies:
„Qui fuit rana nunc rex est“!

Schnell berichtete noch den Rest.
Bringt man ein in die Debatte,
Den Schimpfnamen, den jener hatte,
„Blähbauch oder Gernegroß“
In Rom „Latinos Batrachos“,
Und setzt dafür den Zahlenwert,
Wird sechs-sechs-sieben uns beschert.
Das A ist gleich dem Omega.
Drum zieh ich einen ab von da.
Und siehe da, des Tieres Zahl
Erscheint erneut, zum zweiten Mal.
Diesmal unterstreich ich sie.
Ich halte das nicht für Blasphemie,
Denn es trifft auf all das zu,
Was der Autor einst in aller Ruh,
Damit es auch erhalten blieb,
In die Offenbarung schrieb“

„Ich möchte hier mein Buch nicht preisen,
Der Forschung nur die Richtung weisen“,
Wollte Aristoquakes sagen…..

„Ach lassen sie ihr blödes Quaken“,
Schimpfte Max Schmäh da los.
„Das ist mir alles zu dubios.
Hören sie auf, das ist doch wirr.
Sie machen uns noch alle irr“,
So wetterte wütend er im Zorn.
„Sie schöpfen da aus einem Born,
Der ihrer Phantasie entspringt.
Mag sein, dass damit es gelingt,
Ein paar Leser zu gewinnen.
Sie sollten sich auf das besinnen,
Was heute zur Debatte hier
Als Sendetitel haben wir.
Ich will das Kapitel Forschung jetzt
Abschließen. Deshalb nun zuletzt,
Ein Wort noch schnell zu Rheinhold Glei,
Was wichtig ist für Philologen.
Gleich vorne an, auf Seite drei,
Bis Seite siebzehn einbezogen,
Führt Gleim im Buch, mit Akribie,
Die einschlägigen Werke auf.
Dass die Batrachomyomachie
Auch im weiteren Zeitverlauf
Beeinflussen wird die Literatur
Schreibt er, wäre er sicher, nur,
Wird man, was man ließ verschwinden,
Auch in der Zukunft nicht mehr finden.
Und dann schrieb er, auf sich bezogen,
Gleichsam für alle Philologen,
Was man als Forscher wissen muss.
„Wissenschaft ist kein Genuss“!
Er entschuldigt sich, dass nicht so schön
Die Analyse ausfiel, wie das Poem,
Denn schließlich meint er, wäre er
Weder Pigres noch Homer.



Weiter berichtete uns Glei,
Hochinteressantes nebenbei.
Dass die Batrachomyomachie
Ist eine Epos-Parodie,
In der Homer den Krieg beschreibt,
Welcher tobte vor seiner Zeit.
Der Kampf um Troja, nach der Sage,
Währte zehn Jahre und drei Tage.
In unsrem Tier-Epyllion
Wird karikiert der Krieg mit Hohn.
Was in der Iliade Schlacht um Schlacht
Geschah, geschieht in einer Nacht.
Als die Nacht dem Tage weicht,
Ist das Ziel des Kriegs erreicht.
Gewonnen hat keiner der Streiter.
Doch die Welt drehte sich weiter.

Zu Titel- und Verfasserfragen
Kann Glei uns auch so manches sagen.
Das alte Werk hat viele Gesichter.
Je nach Sicht der Kriegsberichter,
Wurden die Titel abgefasst.
Froschmäuseler, Tierkieg, Ijobsade
Frösche- und Mäuse- Iliade,
Wir müssen ja nicht alle kennen
Nur um ein paar davon zu nennen.
Nur eine ist echt, die Batrachomyomachie.
Sie ist die homerische Ilias – Parodie.

Bei mancher Ungereimtheit Glei
Führt eine Klärung schnell herbei.
Doch zum toten Psicharpax,
Der im Vers zweihundertvierunddreißig
Erneut auftritt, meint er nur lax:
Krümeldieb war eben fleißig,
Oder aus des Hades Landen,
Ist er wiederauferstanden.

Ich sage das ganz ungeniert,
Herr Aristoquakes, ich denk das wird
Ganz sicher ihren Beifall finden.
Doch gleich mit der Bibel zu verbinden
Deshalb die Batrachomyomachie,
Und mit dem Herrn dem so geschah,
Wie sie es tun, ist Blasphemie.
Auch wenn der Vergleich liegt nah.

Aristoquakes winkte ab.
Die Zeit zur Antwort war zu knapp.
Indes fuhr wortreich fort Max Schmäh
In seinem Rheinhold Glei Porträt.

„Glei schreibt es deutlich und konkret,
Was ähnlich schon bei Wölke steht,
Dass das Poem entstanden ist
In etwa als Herr Jesus Christ
War hier auf Erden zu Besuch.
So klar steht es zwar nicht im Buch,
Doch angedeutet hat bisweilen
Glei es zwischen seinen Zeilen.

Auch die Metrik hat er untersucht
Und die Vokal- Isochronie
In der Batrachomyomachie.

Den größten Erfolg hat er verbucht,
Weil synoptisch dargestellt
Er den Zusammenhang erhellt,
Der besteht zwischen den Rezensionen.
Eines möchte ich noch betonen“,
Sprach Max Schmäh nun im Metier
Und schloss damit sein Glei- Essay.
„Glei hat sich verdient gemacht“.
In der Wissenschaftlerschlacht,
Fuhr er fort mit Sprachgewalt,
Ist es oftmals dergestalt,
Dass sich die Forscher untereinander
Und gegenseitig sind nicht grün.
So entstand ein Durcheinander
In dem auch Unkraut konnte blühn“.

Und dann schnappte er nach Luft:
„Die Wissenschaft ist ausgebufft.
Hat sie erst Witterung genommen,
Will unbedingt ans Ziel sie kommen.
Wenn einer auf der Fährte sitzt,
Geht durchtrieben und gewitzt,
Der Forscher nach, der heißen Spur.
Ein jeder will das Eine nur.
Hinterlistig und verwegen,
Das Ungewisse zu belegen,
Und mit Fakten zu beweisen
Die ewig seinen Namen preisen“.
„Oft“, lachte Schmäh, „trotz rotem Faden,
Ging einer dabei auch schon baden.
Wie Schweißhunde durchstreiften sie,
Die Batrachomyomachie.
Leckten mal hier an einem Wort
Oder setzten ihre Marken dort
Wo ein andrer falsch bedacht,
Einen Fehler hat gemacht.


Das ist die Welt der Literaten!
Der Nachwelt seine Ruhmestaten
Nebst dem eignen Namen zu bewahren
Ist der Sinn! In hundert Jahren
Können die Urenkel noch lesen,
Was für ein toller Mann gewesen
Ist der Opa von dem Großpapa.
Die Batrachomyomachia
Für Forscher ist ein weites Feld.
Teilweise ist dies längst bestellt.
Doch die Saat geht erst noch auf.
Bisherige Recherchen im Verlauf
Der Zeit haben nicht sehr viel ergeben“!

„Aber, ihr werdet es erleben“,
Hakte Aristoquakes ein,
„Demnächst wird das anders sein!
Mein Buch wird dazu Anlass geben,
Die Wissenschaft neu zu beleben.
Man wird meiner Zeilen sich besinnen
Und zu forschen neu beginnen“.

Max Schmäh schüttelte nur den Kopf.
Die Gelegenheit beim Schopf
Nahm jetzt Konträr und scherzte kurz:
„Nach Hochmut folgt gar oft der Sturz“!

Max Schmäh nickte ernst, „merkt euch das Wort“!
Dann fuhr er in seiner Erklärung fort.
„Die Philologen aller Zeit
Klopften das Epyllion breit
Um jenen Querverweis zu finden,
Aus welchem sich ein Kranz ließ winden,
Was jeder Forscher gerne hat,
Fürs eigne Haupt aus Lorbeerblatt.
Der eine weniger, der andre mehr,
Übernahm was lange schon vorher,
Ein dritter hatte aufgeschrieben.
Oft wurde dabei übertrieben.
Es wäre falsch sich zu bequemen
Und schlicht all das zu übernehmen,
Was dazu schon geschrieben wurd.
Vieles davon ist absurd.
Auch so manche Dissertation
Hielt treu den angestimmten Ton
Und wiederholte episch breit,
Was ein anderer vor langer Zeit,
In einem andern Werk gesagt.
Auch heut wird kaum danach gefragt,
Wenn ein Titel wird vergeben,
Woher all die Weisheit kommt,
Die manchem Einfaltspinsel frommt.
So ist das heute, leider eben“.
Dabei hat Schmäh, wie aus Versehen,
Zu Aristoquakes hin gesehen
Welcher ihm gegenüber saß.
„Meist steht der Wissenschaftsbericht
Im krassen Missverhältnis zum Gedicht“,
Fuhr er dabei fort, „so dass,
Oft das, was uns die Forscher sagen,
Ist wirklich kaum noch zu ertragen“.

Aristoquakes bat ums Wort.
„Bevor wir Gleis Werk legen fort,
Noch eine Anmerkung zum Schluss:
Glei schrieb zu meinem Überdruss,
Zur Verszeile dreihundertdrei,
Dass da nicht Mysteriöses sei.

Anmerkung zur Zeile 303 der Batrachomyomachia

Dem widerspreche ich deutlich hier.
Das dritte Wort Initiation ,
Steht nicht für Krieg auf dem Papier
Sondern für Inkarnation.
Daraus ziehe ich den Schluss,
Dass ich das richtig stellen muss“.

„Ja, ja“, unterbrach ihn Maxe Schmäh.
„Wir wissen ja, dass in die Näh
Der Bibel das Poem sie wollen rücken.
Doch ich sag, das wird nicht glücken.
So lang man mich Max Schmäh noch nennt,
Kämpf ich dagegen vehement,
Dass man ihren Unsinn druckt.
Mein Wort hat hier im Land Gewicht
Und ihr Geschreibsel liegt mir nicht.
Aristoquakes hat die Schultern nur gezuckt,
Und still für sich dabei gedacht,
Dass er’s auf eigne Rechnung macht.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.