Samstag, 21. Mai 2016

Maxima und der Dichterling



Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 44 - 2
 Maxima und der Dichterling

axima, 

sehr verwundert nun,
Wandte sich fragend an Amun.

"Wie konntest du zu deiner Zeit
In Ägypten auf dem Götterthron,
In dieses Almanach mir schon
Schreiben was in unserm Reiche
Latona ist an einem Teiche
Viel, viel später erst geschehen?"

"Ich habe es voraus gesehen!
Wie kannst du so was fragen?"
Sprach Amun drauf und lachte breit.

Da gab Maxi sich geschlagen
Und blätterte zufrieden heiter,
 Neugierig im alten Buche weiter.

Sie staunte sehr drob was im Band
Sie auf den nächsten Seiten fand.


Ein meisterliches, nicht grad profanes
Uraltes Werk, das inhaltsschwer,
Für uns allesamt als Lehr,
Beschreibt noch in der Gegenwart
Was Dionysos auf Hadesfahrt,
Ist in der Unterwelt passiert,
Als er dort gar couragiert,
So wie es ihm ward anbefohlen,
Euripides den Dichterspross,
Zurück nach oben wollte holen.

 

Erste Szene

In der Unterwelt  im Ruderboot auf  Hadesfahrt

 


Dionysos auf dem Ruder sitzend: Was ich mache? Nun, ich sitz'
Am Ruder, ganz wie du befohlen hast.
Charon: Da setz dich hin, du Fettwanst!
Dionysos: Sitze schon!
Charon: Die Hand' im Schoße? Streck dich!
Dionysos: Strecke schon!
Charon: Was Flausen! Stemm dich an, mach's kurz, nur frisch
Gerudert!
Dionysos: Guter Gott, wie soll denn ich
Landratt', unsalaminisches Geschöpf,
Wie soll ich rudern?
Charon: Macht sich, schlag nur mal
Hinein, dann hörst du Melodien –
Dionysos: Woher?
Charon: Von Fröschen-Schwanen, göttlich!
Dionysos:  Fang' du an!
Charon: Hoiho, hoiho!
Sie rudern
Frösche von Zeit zu Zeit auftauchend:

" Brekekekex, koax, koax!
Brekekex, koax, koax!
Brüder in Sumpf und Bach,
Lasst uns im Flötenton
Feierlich unser Lied
Anstimmen, süß melodisch,
Koax, koax!
Das wir von jeher dem Sohne des Zeus,
Dem Nysischen Bakchos aus Sümpfen laut
Zugejubelt, wenn trunkenen Zugs
Am heiligen Topffest alles Volk
Wallfahrte zu unserm Gefilde!
Brekekekex, koax, koax!
Dionysos: Mich aber brennt schon am Gesäß
Ein Wolf bei euerm ›Koax, koax, koax!‹
Frösche: Brekekekex, koax, koax!
Dionysos: Euch schiert das wenig, wie mich deucht!
Frösche: Brekekekex, koax, koax!
Dionysos: Dass ihr zerplatzt mit eurem ›Koax!‹
Nichts, nichts als ›koax‹ und wieder ›koax!‹
Frösche: Allerdings, Herr Naseweis!
Denn uns lieben die leierkundigen Musen,
Liebt der bocksfüßige Pan,
Virtuos auf dem Haberrohr,
Uns geneigt ist der Harfner Apollon,
Denn er braucht Rohr zum Steg seiner Zither,
Das wir ihm feucht in Sümpfen ziehn.
Brekekekex, koax, koax!
Dionysos: Aber ich habe Blasen schon,
Mein Podex schwitzt entsetzlich, und
Beim nächsten Bücken quakt er mit:
›Brekekekex, koax, koax!‹
Ich bitte dich, o musikalische Bande,
Hör auf!
Frösche: Lauter noch lasst es erschallen als je,
Wenn wir an hellen Sommertagen
Aufgehüpft aus Kress' und Kalmus
Auf melod'schen Wellen schwammen,
Sangesfrohe Musenjünger,
Oder, uns vorm Regen duckend,
Tief im Grund den Unkenreigen
Orgelten, vergnüglich sprudelnd
Wasserblasenperlengequirl!
Brekekekex, koax, koax!
Dionysos den Schenkel lüpfend:
So! Das klingt zu euerm Ton!
Frösche: Oh, da wird's uns schlimm ergehn!
Dionysos: Schlimmer mir noch hier am Ruder,
Immer auf dem Punkt zu bersten!
Frösche: Brekekekex, koax, koax!
Dionysos: Meinthalb könnt ihr all' krepieren!
Frösche immer crescendo:
Jetzt erst lasst uns mächtig schrein,
Was vom Morgen bis zum Abend
Unsre Gurgel halten will:
Brekekekex, koax, koax!
Dionysos schreit:
Brekekekex, koax, koax!
Meister sollt ihr doch nicht werden!
Frösche: Du willst uns bemeistern? Koax!
Dionysos: Aber ihr noch minder mich!
Schreien will ich, muss es sein,
Tagelang, bis auf den Hund
Ich für immer mich gequakt!
Brekekekex, koax, koax!
Frösche verstummen
Dionysos: Vertrieben hätt' ich euch das ›Koax, koax, koax!‹
Charon: Halt an und schieb ans Ufer mit der Stange!
Steig aus! Das Fahrgeld!"


 Die Illustrationen


 







 






"Oh Gott", hat Maxima gedacht,
"Das hat der schon einmal gemacht.
Hätte Zeus das abgestellt
Wäre unsre Götterwelt
Noch heute und für immerdar,
Wie sie hier oben einmal war,
Bevor durch des Säufers letzten Furz,
Es kam zu jenem Göttersturz,
Damals als das Weltall bebte,
Den nur Amun überlebte.

***

Wie das Ganze weitergeht
Im Musenalmanache steht.
Und aus jenem, ganz legal
Berichten wir das nächste Mal.

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.