Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 44 - 1
Maxima
und der Dichterling
mun
derart von ihr umschmeichelt
Hat übers Haar ihr zart gestreichelt
Indem er lächelnd zu ihr sprach:
"Das ist schön, dass ihr so denkt,
Du und der Sterbliche auf Erden.
Der könnte dank deiner Musengunst,
In Sachen Dicht- und Zeichenkunst,
Wenn er noch hundert Jahre übt,
Fürwahr ein großer Künstler werden."
Über sein Gotteswort betrübt
Hat sie verschämt den Blick gesenkt.
Worauf er fortfuhr ihr zu sagen:
Du brauchst darin nur nachzuschlagen,
Säuberlich in Hieroglyphen,
Bereits vor gut fünftausend Jahren,
Als am Nil noch herrschten wir,
(Gemeint sind neben Amun auch die anderen drei
froschköpfigen Schöpfergottheiten der ägyptische Achtheit)
Es für dich und all die Lieben
Die ich erschuf, einst aufgeschrieben."
"Damit auch unten die erfahren,
Jetzt, wo die Zeit reif ist, von Dir,
Was alles in den Apokryphen,
Wenn es um uns Frösche geht,
Im Siebencode verschlüsselt steht,
Solltest du, wie es gewesen
Und ich's notiert hab, ruhig mal lesen!"
***
Maxi griff zum Almanach
Sie staunte was sie darin fand.
Bauern im alten Griechenland,
Das war dargestellt in Bildern,
Wie sie zu Fröschen wurden, schildern.
Mit Amun dem Schöpfergott verwandt,
Konnte sie deren Quaken, "quaquaqua",
Als wollten die Lurche sie betören,
Beim Bilderbetrachten förmlich hören.
Wie es dazu gekommen war
Machte der Text dazu ihr klar.
Von Ovid einem der großen alten
Dichter das ganze Zetermordio
An einem Froschteich festgehalten,
Und von Meister Voß zuletzt
In deutsche Sprache übersetzt,
Stand es da in etwa so.
Die Frösche
Habet
ihr Lust und Weile, so höret mich. Eine Geschichte
Weiß
ich aus älterer Zeit: wie in Lycias fruchtbaren Äckern
Nicht
ungestraft die Latona verachteten Bauern der Vorwelt.
Zwar
ist dunkel die Tat, wie selbst die Männer; allein doch
Wunderbar.
Ich sah in Person den sumpfigen Weiher,
Wo
das Wunder geschah. Denn mein schon alternder Vater,
Schwach
für weitere Wege, befahl mir, ihm die erlesnen
Rinder
daher zu holen; und gab mir einen Geleiter
Mit
aus dem Lyciervolk. Da zugleich wir die Triften umwandeln;
Denkt
doch! mitten im See, von Opferasche geschwärzet,
Stand
ein alter Altar, umgrünt von zitterndem Rohre.
Stehen
blieb der Gefährt', und: Gnade mir! flüstert' er ängstlich
Gegen
den See; und sogleich: o Gnade mir! flüstert' ich selber.
Ist
der Altar der Najaden? so fraget' ich; oder des Faunus?
Oder
des örtlichen Gottes? Zur Antwort sagte der Fremdling:
Nein,
nicht wohnet, o Jüngling, ein Berggott hier im Altare.
Jene
nennt ihn den ihren, der einst die Königin Juno
Ganz
die Erde verbot, der kaum die irrende Delos
Gab
die erbetene Ruh', als leicht noch die Insel umherschwamm.
Dort,
an die Palme gelehnt, und den Baum der Pallas, genas sie,
Der
Stiefmutter zum Trotz, von Zwillingen endlich, Latona.
Dort
auch entfloh, wie man sagt, die Gebärerin ängstlich vor Juno,
Tragend
im eigenen Busen die neugeborenen Götter.
Schon
in das Land der Chimära, in Lycia kam sie, von langer
Arbeit
matt, da die Sonne mit Glut anstrahlte die Fluren;
Und
sie lechzte vor Durst in der dörrenden Flamme des Himmels;
Auch
war die Brust ihr erschöpft von den gierig saugenden Kindern.
Jetzo
traf sie den Teich von besserer Flut in des Tales
Niedrungen:
wo Landleute sich staudende Reiser zum Flechten
Sammelten,
Binsen zugleich, und klobige Schilfe des Sumpfes.
Näher
ging die Titanin, und senkend das Knie auf die Erde,
Neigte
sie sich, zu schöpfen den Trunk des kühlen Gewässers.
Aber
der ländliche Haufen verbot. Drauf sagte die Göttin:
Warum
Wasser verwehrt? Zu aller Gebrauch ist das Wasser!
Eigen
erschuf nicht Luft die Natur, noch eigen die Sonne,
Oder
die lautere Flut! Am Gemeingut nehm' ich nur Anteil!
Dennoch
erfleh' ich solches zur Gabe mir! Nicht ja gedacht' ich
Hier
zu baden den Leib, und die abgematteten Glieder;
Sondern
den Durst zu kühlen! Mit fehlt schon Feuchte zum Reden;
Trocken
ist Zung' und Kehle; ja kaum noch lautet die Stimme!
Wassertrunk
wird Nektar mir sein! Ja, das Leben verdank' ich
Euch
mit dem Trunke zugleich; ihr gewährt mir Leben im Wasser!
Werdet
durch diese gerührt, die hier im Busen die Händchen
Strecken
nach euch! Und es traf sich, die Kindelein streckten die Hände.
Wen
nicht hätten gerührt die schmeichelnden Worte der Göttin?
Dennoch
bestehn sie zu hemmen die Bittende; Drohungen endlich,
Wo
nicht fern sie entweiche, mit schmähender Lästerung fügt man.
Noch
nicht genug: ihn selber umher mit Händen und Füßen
Machen
sie trübe den Teich; und tief aufwühlend vom Grunde,
Regen
sie weichen Morast ringsum mit neidischen Sprüngen.
Unmut
täubte den Durst; nicht mag die Tochter des Cöus
Noch
Unwürdigen flehn; es verdrießt, noch länger zu reden
Worte,
der Göttin zu klein; und die Händ' aufhebend zum Himmel:
Lebt
denn, sagte sie, ewig hinfort in jenem Gesümpfe!
Schnell
war Tat, was die Göttin gewünscht. In die Fluten zu springen,
Freut
sie und bald ganz unter den Pfuhl zu tauchen die Glieder,
Bald
zu erheben das Haupt, und bald auf der Fläche zu schwimmen;
Oft
sich über dem Bord zu sonnen am Sumpf, und hinab dann
Wieder
zu plumpen in kühlende Flut. Noch jetzo beständig
Gellt
von Zank die schmähliche Zung'; und der Schande nicht achtend,
Ob
sie die Flut auch bedeckt, auch bedeckt noch schimpfen sie kecklich.
Selber
der Ruf tönt rauh, und es schwillt der geblähete Hals auf,
Und
viel weiter noch sperrt den gedehneten Rachen die Schmähung.
Schulter
und Haupt sind gesellt, und scheinen den Hals zu verdrängen,
Grünlich
gefärbt ist der Rücken, der groß vorragende Bauch weiß.
Jugendlich
hüpfen herum im morastigen Sumpfe die Fröschlein.
Wie das Ganze
weitergeht
In unsrer nächsten
Folge steht.
wird fortgesetzt
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