Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 20-12
Achter Kriegstag
Sie mussten beide
sich beeilen
Denn der Weg war
lang
Zu ihren eignen
Truppenteilen
Und die Schlacht
schon voll in Gang.
Die beiden, auf
verschied'nen Wegen
Fanden Hunderte
von Toten.
Da blieb kaum
Zeit für einen Segen.
Eile war nun mehr
geboten
Denn Mittag war
bereits vorbei
Und pünktlich
Nachmittag um zwei
Gab's in der
Schlacht, so wie zu Hause,
Beim Generalstab
eine Jause.
Da musste man die
Zeit sich stehlen,
Denn dabei wollte
keiner fehlen!
So hat den Toten,
die man fand,
Im Vorbeigeh'n
mit der Hand,
Dort wo sie im
Drecke lagen,
Nur hastig man
ein Kreuz geschlagen;
Denn
Pünktlichkeit ist eine Zier
Im Feld für jeden
Offizier,
Welcher unter Eid
ja steht,
Wenn es um die
Pausen geht.
Auch Krotsche
Krööt der Korporal,
Welcher tot am
Schilfrand lag,
Erhielt an diesem
Nachmittag,
Von Hoppefroh dem
Kardinal,
Dessen großer
Eile wegen,
Nur im
Vorbeimarsch seinen Segen.
Doch Krotch Krööt
war das egal
Denn es war eh
das letzte Mal
Dass er vom
Klerus etwas wollte!
Auch Schabke
Schab, einem Gefreiten,
Der einen Pfeil
beim Vorwärtsreiten,
Vom dreisten
Mauser Miniratte
Von hinten
abbekommen hatte,
Es wie Krotsch
ergehen sollte.
Er lag auf einem
Maulwurfhaufen
Und hatte genug
vom Krieg und Raufen.
Hoppefroh der
Kardinal
Grüßte ihn zwar
pastoral,
Vorbeihastend an
ihm devot,
Doch mehr wollt
er für ihn nicht tun
Denn dazu war der
schon zu tot.
Nun muss Krotsch
ungesegnet ruh'n
Und seine Seele
ist verloren.
Sie muss im Hades deshalb schmoren
Und wird, nur um
es mal zu nennen,
Für alle
Ewigkeiten brennen.
***
Auf der
Gegenseite, der Prälat
Auch das Nötigste
nur tat.
Segnen ja, das
musste sein:
Fürsorge und
Beistand nein,
Dazu war er nicht
bereit
Denn es war ja
Jausenzeit.
Nun galt sein
ganzer Lebenszweck,
Dem Käs, dem
Weißbrot und dem Speck
Und außerdem war
er nicht dumm;
"Wer Gutes
tut braucht Publikum"
So dachte er in
Schwerenot
"Und morgen
sind die eh all tot!"
Dann war im
Generalstabszelt
Nach langem
Marsch er angekommen.
Hier war in
Ordnung noch die Welt!
Er hat sich ein Stück
Käs genommen
Und ließ von all
den andern Dingen
Sich nur die
allerbesten bringen.
Während sie so
beim Schmausen saßen
Die Truppe völlig
sie vergaßen.
Doch draußen für
die normalen Streiter
Ging der Krieg
indessen weiter.
Im Felde gab es
keine Pause.
Vielleicht ein
Maiskorn mal als Jause,
An einer vom
Feind geschützten Stelle,
An der Front in
aller Schnelle;
Mehr war nicht
drin für die Soldaten
Die trotzdem ihre
Pflicht all taten
Um im zähen
Ringen
Die Frösche zu bezwingen.
Indes brachte der
Tross den Speck
Zum Einsatzstabe
mit dem Zweck
Dass die
Generalität
Nicht in
Verlegenheit gerät,
Den Hunger so zu
spüren auch
Wie es draußen
ward der Brauch
Auf dem
Schlachtfelde im Kampfe.
Auch den Käse
bracht der Tross
Nicht an die
Front, sondern zum Schloss
Damit der Adel
ihn dort mampfe.
Dort hatten alle
voll den Schmer
Doch dort wo man
für die sich schlug
Waren alle Bäuche
leer
Weil alles man
nach hinten trug,
Damit die
Herrschaften vom Stabe
Sich erfreuten an
der Gabe
Welche dem
Manntier unerlaubt
Man hatte
heimlich weggeraubt.
***
So ist es wenn
sich Völker streiten.
So war es immer!
Zu allen Zeiten
Haben die Führer
in der Schlacht
Stets zuerst an
sich gedacht.
So wie seit jeher
es war Brauch,
So war es diesmal
wieder auch.
Auch draußen war
es so wie immer.
Doch die Folgen
waren schlimmer.
"Sterben
müssen stets die Kleinen.
Der König jedoch
mit den Seinen,
Damit dem Volk
sie lang noch nützen,
Lässt sich vom
Militär beschützen.
Und die
Generalität,
Von morgens früh
bis abends spät,
Schürt die
Feindschaft, sorgt dafür,
Dass des Krieges
Krebsgeschwür
Weiterwuchert und
gibt Acht,
Dass der
Frontsoldat mit Mut
Die Drecksarbeit
für sie all tut
Auf dem
Schlachtfeld an der Front,
Während man sich
hinten sonnt."
So dacht'
Mauskrieger Beißgern just
Als ihm 'ne Lanze
durch die Brust
Gestoßen wurd von
vis-à-vis,
Dass aus seinem
Rücken sie
Austrat mit
seinem Herz daran.
Ach was hat das
weh getan!
Seine Seele,
schier zur gleichen Zeit,
Nutzte die
Gelegenheit
Und schlüpfte mit
hinaus durchs Loch.
Sie ist im
Paradiese nun
Um ewig sich dort
auszuruh'n;
So stets im
Sterbeprotokoll.
Sie hat vom Krieg
die Schnauze voll
Und lässt sich's
gut gehen dort oben
Wo alle den
Jenseitsfrieden loben
Und für alle
Ewigkeit
Vor dem Ungeheuer
sind gefeit
Welches Volk und
Land verbrennt
Und herrisch
Völkerkrieg sich nennt.
Hingegen
Beißgerns Leiche immer noch,
Liegt mit großem,
rostig rotem Leck,
Da wo sie
gefallen ist, im Dreck
Verwesend, dick bedeckt
mit Schimmel,
Und stinkt
entsetzlich schon zum Himmel,
Als wollte sie
sich so beklagen
Darüber dass sie
totgeschlagen
Ward oder auch erstochen.
Nebenan zur
selben Zeit,
Er hat es nicht
gerochen,
Focht Beißgerns
Bruder einen Streit,
Beißlieb hieß die
tapfre Maus,
Mit Paddehex von
Padde aus.
Erst hieb dem
Frosch ein Bein sie ab.
Als der noch
keine Ruhe gab,
Schlug sie, da er
noch immer stand,
Ihm mit dem
Schwerte ab die Hand.
Als er laut um
Hilfe schrie,
Wurde richtig
wütend sie.
Sie rammte ihm
den langen Speer
Zornentbrannt in
seinen Schmer,
Dass der, nachdem
er Schwung aufnahm,
Rückwärtig zum
Vorschein wieder kam
Und auch noch
seinen Arm durchstieß.
Da schrie der
Frosch so wie am Spieß
Und hauchte dabei
die Seele aus.
"Der ist
hinüber" dacht die Maus
Und wandte sich sogleich
im Nu
Mutig dem
nächsten Gegner zu.
***
Die Schlacht die
nun am Teich entbrannte
Man spätere
Schlacht der Schlachten nannte.
Die tapfersten
Helden beider Seiten,
Berufssoldaten wie
Vasallen,
Sind im Felde all
beim Streiten
An diesem
Nachmittag gefallen.
Tausende in einer
Stunde
Gingen vor die
Hunde.
Quakkopp starb in
Quakmanns Arm.
"Die
abgeschlagnen Hinterbeine"
Dacht' er, "oh,
das waren meine.
Sie haben mich an
manchen Tagen
Des Nachts zum
Froschkonzert getragen,
Wo ich am Teich
so mancher jungen
Kröte hab ein
Lied gesungen,
Dass sie mit den
Augen rollte
Und mit mir
machte was ich wollte
Am Teiche bei der
Quakerei.
"Die
verdammte feige Maus"
Durchfuhr es ihn
nun voller Harm,
"Die schöne
Zeit ist nun vorbei!"
Dann zeigte er
dem Kumpel an
Mit letztem
schwachen Fingerzeig,
Wer ihm das
hinterhältig feig
Hatte im Felde
angetan.
Die Maus hat
schnellstens in der Flucht
Ihr Heil vor
Rache nun gesucht.
Doch sie ist
nicht so weit gekommen
Wie sie es hatt' sich
vorgenommen.
Mitten drin in
ihrer Flucht
Traf es sie mit
voller Wucht.
Ein spitzer
Schrei, schon war es aus
Mit Kralle der
Soldatenmaus.
Knibber ging es
ähnlich; er
Starb nicht durch
eines Gegners Speer.
Es war ein
Schwert, das ganz gemach
Frosch
Krottebabbert in ihn stach.
Er stöhnte nur
laut "aah, oh, uh."
Dann war er tot
und hatte Ruh.
Auch Nusskernspalter
hatte Pech.
Uleckenvadder,
dreist und keck,
Stach ihn mutig im Kampfe nieder.
In den Krieg
musst er nie wieder
Denn als er fiel
war er schon tot.
Kässchmatzer, ein
grauer Patriot,
Folgte seinem
Landsmann nach.
Just als
Schopport ihn erstach
(Alle Froschnamen aus der
Inaugural-Dissertation
von Ursula Wiepen zum Deutschen Wortatlas,
1945)
Und ihm das
Bauchfell hat zerzaust,
Sang mit dem
Banner in der Faust,
Unten am
Pausbacks Moorteichried
Er das
Mausulinalied
"Hoch lebe
Mausulina hoch!"
Zum Schluss war's
nur ein Krächzen noch.
Dann fiel auch
er, sein Fell war rot
Von seinem eignen
Blut getränkt.
Er hat die Fahn'
noch mal geschwenkt
Und starb als Held und Patriot!
***
Gestorben ohne rechten Sinn,
Wurde im Feld auch weiterhin.
Über des weit're Schlachtfanal
Bericht ich hier das nächste Mal.
wird
fortgesetzt
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