Sonntag, 9. August 2009

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 1-10
Rüstung zum Kriege

Nachdem die Jungen wie die Alten
Den Kriegsrat hatten abgehalten,
Fingen die Frösche an und Mäuse
Zu rüsten sich auf beste Weise,
Zu ordnen ihre Heeresreihen,
Die Fahnen festlich auch zu weihen
Und sich allesamt zur Schlacht
Klar zu machen über Nacht.

Die Mäuse sich zu Waffen machten,
Was alles sie zusammenbrachten.
Aus Bohnenschoten für Brust und Bein
Bereitet ward der Harnisch fein,
Mit langen Riemen fest verbunden,
Die von toten Katzen sie geschunden.
Die Schilde waren von Horn gebissen,
Von alten Laternen abgerissen.
Die schönen Katzenrippenbogen
Mit Riemen stramm ganz fest gezogen.
Von schneidigem Glase die Schwerter all,
Die Spieße von Nadeln, spitz und schmal.
Nussschalenhelme auf das Beste
Kinnriemen hielten am Kopfe feste.
Und wer verloren einen Finger,
Und wessen Hand vielleicht im Zwinger
Der Mausefalle war zerschlagen,
Der musste einen Reiter tragen,
Mit Sattel wie bei einem Ross.
Es war ein stattlich langer Tross.

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Der König aber in Sonderheit
Ließ antun sich ein Wunderkleid
Von eines Maulwurfs schwarzer Haut,
Davor den Mäusen selber graut;
Das Maul ganz schrecklich aufgesperrt,
Als ob vor Todesmut es plerrt,
Dass man die scharfen weißen Zähn’
Sah drohend beieinander steh’n.


Dann legt er an den Harnisch klar,
Der wie Kristall, durchsichtig war,
Von einem Federkiel gedreht,
Daran des Maulwurfs Schuh genäht.
Am goldnen Gürtel Glöcklein hingen,
Die hörte man von Weitem klingen.
Die königliche Krone zuletzt
Er auf des Maulwurfs Haupthaar setzt,
Von Golde glänzend, mit viel Strahlen,
Wie man die Sonne pflegt zu malen.
Dann steckt das Schwert er an die Seit’,
Ein Federmesser mit scharfer Schneid’
Und einem Heft von Elfenbein.
Die Scheide zierlich auch und fein
Mit Gold und Seide überzogen,
War nach der Klinge krumm gebogen.
Mit der Linken fasste er den Schild,
Darauf ein wunderliches Bild.
Dreiköpfig eine Fledermaus
Die Klauen und Flügel breitet aus;
Des Reiches Apfel ist zu schauen,
Das Zepter auch in ihren Klauen,
Ein Katzenschwanz ihr hängt herunter.
Von Farbe schwarz, die Ohren munter
Gespitzt zu lauschen und ganz weiß,
So schaut sie horchend aus mit Fleiß.
Der reiches Wappen offenbar,
Das ziemlich leicht zu deuten war.

Der Mäuse ruhmvoll Regiment
Umfasst den ganzen Kontinent,
Europa, Asien, Afrika,
Hat Anrecht auf Amerika.
Es freuet sich der Finsternis
Und endigt durch den Katzenbiss.
Ihr bester Rat sind wackre Ohren,
Wer die nicht braucht, der ist verloren.

Mit dieser Rüstung, Schild und Schwert,
Sprang Schinkenklauber auf das Pferd,
Warf ritterlich es hin und her,
Zur Rechten, Linken, kreuz und quer,
Und sprach: „Es walt der liebe Gott!
Ich räche meines Sohnes Tod.“

Drauf auf dem Felde wird die Schlacht-
Ordnung mit Bedacht gemacht.
Bestimmt, wer soll den Vortrab führen,
Wer´s Hintertreffen, wer den Flügel,
Im Zentrum wer, wie auf dem Hügel
Und in dem Tale soll agieren.

Der König hielt noch eine Rede,
Anfeuernd aller Krieger Mut;
Wer brav sich hielt und kämpfte gut,
Gegen die Frösche sich zu wehren
Sollt´ sicher sein der höchsten Ehren,
Und wer da stürb´ in seinem Blut,
Dess´ Frau und Kinder würd´ man rühmen
Mehr noch als Aphrodites Hymen.

Dann beim Schalle der Trompeten
Die Armee stand angetreten,
Und bei der Trommel Rassellschalle,
Schnettreng teng teng rataplan plan plan,
Frisch vorwärts da marschierten alle,
Mehr denn zehnhunderttausend Mann.

Als alles auf dem Marsche war,
Kam Friedlieb an mit seiner Schar,
Der Fürst, der in dem Rat gewollt,
Dass man den Frieden wählen sollt´.
War auch sein Rat zurückgewiesen,
So ließ er dies sich nicht verdrießen;
Er dacht´: „Ist unklug auch der Krieg,
So will ich Tod doch oder Sieg,
Für unser Reich mit andern teilen.“
Darum marschiert er ohne Weilen
Und ließ den König höflich bitten,
Dass er ihn in der Andern Mitten
Auch ziehen ließe. Rau antwortet
Der König: „Wo man kämpft und mordet,
Ist Friedlieb´s Stelle nicht. Er bleib´
Daheim und pflege seinen Leib
Gleich einem zarten Mägdelein;
Das möcht` ihm besser wohl gedeih´n!“

Friedlieb und seine ganze Rotte
Ward von dem Heere drauf mit Spotte
Begrüßt. Gar sehr verdross es ihn;
Er musste sich zurück nun zieh’n,
Sprach aber dann zu seinen Leuten
Um seine Haltung anzudeuten:
„Wenn gleich ein unverdienter Hohn
Dem guten Willen wird zum Lohn,
So halte dies nicht ab in Zeiten
Der Not fürs Vaterland zu streiten.
Es kann dem Heer ein Unfall kommen;
Dann unsre Hilfe ist willkommen,
Wir können dann den Sieg entscheiden.
Drum folgen wir dem Heer vom weiten!“


Die Frösche gleicher Art und Macht
Sich bewaffneten zur Schlacht
Mit Muschelschwertern, Binsenspießen,
Den Feinden in das Herz zu schießen.
Sie putzten grimmig sich heraus
Mit einem Helm vom Schneckenhaus,
Mit einer Fisch- oder Schlangenhaut,
Wovor den Fröschen selber graut,
Mit großen Mummelschilden prächtig
Und langen Kolbenkeulen mächtig.
Von ihren Grätenbögen schossen
Sie in das Ziel mit spitzen Flossen
Und jagten beritten kreuz und quer
Auf ihren Rossen all daher.


Auf König Pausback sah’n vor allen
Die Krieger hin mit Wohlgefallen.


Er war vor Hieb und Schuss bewehrt
Vom Kopf herab bis auf die Erd’
Durch eine grüne Eidechsenhaut.
Von seinem Haupte niederschaut
Mit Funkeln eine Schlangenkrone,
Karbunkeln waren’s zweifelsohne.
Den Hals umschließt ein Perlenkragen,
Ein Muschelgürtel schützt den Magen;
Ein langes Schwert von Perlenmutter
Zur Seite hing im Schneckenfutter.
Der Schild von Perlenmutterschalen
Erglänzte hell in Silberstrahlen;
Darin war künstlich eingegraben,
Mit Farben noch verziert, erhaben,
Ein Wappentier gar wunderlich,
Halb Hund, halb Frosch und Fisch. Es glich
An Vorderfüßen, Kopf und Mund
An Augen und Zähnen ganz dem Hund.
Die Hinterbeine Zunge und Schwanz
Sich Frosch und Fisch verglichen ganz.
Am Kopfe blähend bis zur Nasen
Bauschten seitlich sich zwei Blasen,
Die lange Zunge gierig klappte
Heraus und eine Mücke schnappte.
Darunter las man eingraviert
In kunstvoller Weise ziseliert:
„Ich bin bekannt als Mückenfänger
Und Musikant je mehr, je länger;
Ich bell und hüpf zu Lande frisch
Und schwimm im Wasser wie ein Fisch.“

Man brachte Pausback auch sein Ross,
Bekleidet schön mit goldnem Moos,
Das hing in Streifen lang umher
Und rauschte laut, wie Seide schwer.
Drauf schwang sich der Rex mit einem Satz
Und tat drei Sprünge auf dem Platz,
Nahm seinen langen Binsenspieß,
Den er vom Herold bringen ließ
Und rief: „Treff ich den Mausekönig,
Er bitte viel mich oder wenig,
Ich will ihn mit dem Speer durchstechen,
Die Spitz im Herzen ihm abbrechen.“

Und weiter fügte er noch an:
"Getreue, Tapfre! Nun wohlan!
Jetzt gilt’s zu zeigen, dass ihr wert
Des Namens „Frosch“ und eurer Ahnen.
Gedenkt, es geht um euren Herd,
Ihr kämpft für Freiheit, Weib und Kind
Und die, die sonst noch lieb euch sind.
Drum haltet treu euch bei den Fahnen!“

Neben ihm, als Adjutant
Sein erster Sohn, Frommkind genannt,
Im vornehm höfischen Gewand
Zur Seite seines Vaters stand,
Ein tapfrer Jüngling: All die Scharen,
Die aus dem See gesprungen waren,
Sie stellten sich am Ufer drauf
In wohlbedachter Ordnung auf.

„Ich selbst“, so sprach er zu dem Sohn
Und einstigen Erben seiner Kron’,
„Will ein gutes Beispiel geben,
Wie man für seine Sache gut
Zu streiten hat mit kühnem Mut.
Ich will, und koste es mein Leben,
Die tollen Mäuse Mores lehren;
Sie sollen nimmer wiederkehren;
Und kommt der Mäusekönig hier
In meinen Weg im Kampfgewühl,
So ist sein Herz, das glaube mir
Meines ersten Speeres Ziel.“
Und zu den andern schrie er laut:
"Verteidigt tapfer eure Haut.
Stellt sicher, dass nicht eine Maus
Kehrt aus diesem Krieg nach Haus
Zu melden ihre Niederlage.
Drum schwört, ihr wollet eure Pflicht
Als treues Heer vergessen nicht.
Wir siegen, das steht außer Frage!“

Sie riefen: „Jeck, keck quak, ja, ja,
Dazu sind wir alle da!“
Und wären gern aus Kriegsverlangen,
Dem Feind entgegen gleich gegangen,
Statt selbigen abzuwarten hier;
Vor Ungeduld sie starben schier.



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.