Samstag, 31. August 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 20-15
 Achter Kriegstag

Am Poggenpfuhl, vom Ufer aus,
Erschoss der Krieger Wühlemaus,
Just im Moment beim Waffengang,
Als der etwas essen wollte,
Einen Frosch beim Fliegenfang.


Die Fliege ist entkommen.
Der Frosch vom Gegnerpfeil getroffen,
So wie es kommen sollte,
Sank vor Schmerzen arg benommen
Ins Wasser. Dort ist er ersoffen.

Der Frosch war einer der Soldaten,
Weil jung er ward und unerfahren
Von dem noch keine Heldentaten
Groß bekannt geworden waren.
Er starb ganz ohne jede Lust
Am Krieg und hat sein Leben
 Ohn' einen Orden an der Brust
Für den König hingegeben.


Huckefrosch von Huckeperre,
(Alle Froschnamen aus der Dissertation von Ursula Wiepen
zum Deutschen Wortatlas "Der Frosch", Marburg 1945)
Des Getöteten Papa,
Weil den feigen Mord er sah,
Stürmte vor mit Froschgeplärre
Um den Mord an seinem grünen
Pubertären Sohn zu sühnen.

Just als er im Rachedrang
Zornentbrannt ans Ufer sprang,
Wurd er von dem Mäusebiest
Mit der Lanze aufgespießt.



Ähnlich ist es Paung ergangen.
Als er mit seiner überlangen
Lanze sich wollt grad erfrechen
Eine Mücke zu erstechen,
Weil er Appetit grad hatte,
Hat aus ihrem Loch heraus
Ihm eine gottverdammte Maus
Sie hieß mit Namen Miniratte,
Den Speer in seinen großen
Grünen Blasebalg gestoßen.



Paung hat die Mücke schnell vergessen.
Auch mit dem Appetit aufs Essen
War es schlagartig vorbei.
Mit einem lauten Schmerzensschrei,
Ohne erst Rache anzustreben,
Schied ruckzuck er aus dem Leben.


Keppäd Keckt von Fretsch hingegen
(Alle Froschnamen aus der Dissertation von Ursula Wiepen
zum Deutschen Wortatlas "Der Frosch", Marburg 1945)
Hatte Glück; es war ein Segen.
Ein Speer, welcher im hohen Bogen
Kam schwirrend durch die Luft geflogen,
Traf ihn in den Bauchspeck zwar;
Doch weil dahinter auch Speck war,
Sah die Verletzung schlimm zwar aus,
Doch im Lazarett zu Haus,
Würd' wie die anderen Epheben,
Die in der Schlacht verletzt wie er
Worden waren oder gar noch mehr,
Dank der Arztkunst überleben.


Notdürftig die tiefen Wunden
Im Feld vom Sani schnell verbunden,


Ward fix er von ihm hingebracht
Und schnellstens dort gesund gemacht,
Damit erneut er an die Front
Zum Weiterkämpfen wieder konnt'.

Ein andrer Krieger, Röllken Padde,
Am Froschteich ein Erlebnis hatte
Das er, er war sich sicher dessen,
Niemals im Leben würd' vergessen.

Als er am Teich Patrouille ging
Sah er einen Eindringling
Der dorthin ganz offenbar
Mittels Boot gekommen war.

Er schlich sich, ohn' sich aufzublähen,
Vorsichtig an um auszuspähen
Was der Fremdling denn dort wollte.

Als er durch das Schilf von nah
Sich den Eindringling besah,
Ungläubig er die Augen rollte.
Die Mausarmee ganz offenbar,
Das wurde schlagartig ihm klar,
Schickte Weiber in die Schlacht.

Eine Mausdame stand
Bewaffnet dort am Moorteichrand
Die Lanze stichbereit, auf Wache.


"Oh Gott," dacht er, "schnell weg von hier,"
Weil ihm nicht koscher ward die Sache;
Denn zu kämpfen gar mit ihr,
Kam für ihn nicht in Betracht.

Da hat er fix Reißaus genommen.
Quer durch den Teich ist er geschwommen
Um seinen sicher drauf erpichten
Kampfgenossen zu berichten
Was er auf der Teichmoosmatte
Am Ufer just gesehen hatte.

Zwei andre, Baconlick und Baconlover,
Zwei mit Speck geschmierte
Überseeische graue Alliierte,
So wie es ist im Krieg ist Brauch,
Schweigsam ohn' jegliches Palaver
    Waren auf Patrouille auch.

Sie hatten just beim Streife gehen
Vom andern Ufer aus gesehen
Wie der Frosch, vom Weibe bang
Flüchtend in das Wasser sprang.

Erst geschwommen, dann getaucht,
Hat er eilig in der Flucht
Vor der Maus sein Heil gesucht.

"Wenn seine Luft ist aufgebraucht"
Dachten sie, "dann taucht er auf."
Und so lauerten sie drauf,
Dass der Schurke endlich käme
Auf dass man ihn gefangen nähme.

Doch es sollte anders kommen
Als sie es sich vorgenommen!

Als beide sie ins Wasser schauten
Und lauernd fest darauf vertrauten,
Endlich mal beim Teichbewachen,
Einen Gefangenen zu machen,
Sahen die zwei, auf Orden wild,
Beflügelt vom Verlangen,
Endlich einen Frosch zu fangen,
Nur ihr eignes Spiegelbild.


Das stierten, noch ohn' Lametta dran,
Sie von sich selbst begeistert an
Und malten im Geist, in aller Ruh
Sich die Ordenspracht dazu,
Die sie in Zukunft würde schmücken,
Falls was geplant war, würde glücken.

"Da rührt sich was", "Da kommt er schon"
Hauchten sie beide fast synchron
Als das Wasser voller Trug
Vor ihnen endlich Wellen schlug.

  
Doch statt dem Frosche tauchten Speere
Urplötzlich aus den Fluten auf
Und änderten ihren Planverlauf.
Anstatt von Orden, Ruhm und Ehre
Gab Lanzenstiche es furios
Direkt aus dem schwarzen Meer,
Gestoßen und zwar kostenlos,
Mit Hinterlist von unten her.


Oh, was hat das weh getan.
Ach was pfiffen da die beiden;
Solche Schmerzen zu erleiden
Sah nicht vor ihr kluger Plan.

Die Frösche indes grinsten breit.
Sie scherte nur das eigne Leid;
Und davon gab's weiß Gott genug!

Rund um den Froschteich überall
War Lebensgefahr nun in Verzug.
Ein Frosch starb bei 'nem Überfall.

Er wollt, um etwas abzustauben,
Maus Kornsacks Eigenheim ausrauben.
Doch als ins dunkle Loch er sah,
Das Unglaubliche geschah!


Maus Kornsack stieß von unten her
Mit Karacho ihren Speer
Wütend in den Dieb hinein.
Der ließ sofort das Mausen sein
Und quakte nur stattdessen.
Kornsack, gestört beim Abendessen,
Trat durch die Hintertür vom Haus
Mit dem Messer flugs hinaus.



Begleitet von dessen letzten Klängen
Schnitt ab dem Frosch er ohne Eile
Die allerbesten Speckfleischteile
Um sie in den Rauch zu hängen.
"Grüne Schenkel ohne Haaren
Geräuchert noch viel leckrer waren,"
So dacht der Mauser bei sich keck
  Als überbackner Käs mit Speck.


***

Ja, der Krieg war arg brutal.
Es war so wie jedes Mal
Wenn zwei Völker sich mit Macht
Austobten in einer Schlacht.

***

Rittmeister Kollodux hingegen
Hatte Pech. Als im Galopp
Er auf seinem Ross verwegen,
Mit dem Befehle -Allez hopp-,
Den Gaul das Springen wollte lehren,
Begann der Schimmel sich zu wehren.
Er bockte zweimal und sprang weiter.
Kollodux, jedoch sein Reiter,
Ist im hohen Bogen
In den Sumpf hinein geflogen.



Er brach dabei im Ungeschick
An einem Fels sich das Genick.
Als er starb sein letzter Schrei
War "Sieg heil!" Dann war's vorbei.

***

An dem Ross das Interessante
War die amphibische Variante.
Drum fing es die Marine ein.
Die konnt" den Gaul ganz sicher brauchen,
Zum Schleppen, Schwimmen und zumTauchen.

Dort im Hochseeyachtverein
Brachte man dem Zossen bei,
Was Steuerbord und Backbord ist
Wie Flaggen man und Wimpel hisst
Und was man macht bei Meuterei.

Vom Gaul und auch vom Yachtverein
Wird später noch die Rede sein.

***

An dieser Stell' in den Bericht,
Wie der Wahrheit es entspricht,
Füge ich das nächste Mal,
Ach, was war das ein Skandal,
Nach dem Protokoll hier ein
Was dem Mauser Schlürfewein,
Er war im Krieg als Reservist,
An der Front geschehen ist.


***
wird fortgesetzt





Donnerstag, 22. August 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 20-14
 Achter Kriegstag

Was Mäuse sich im Krieg erlauben,
Konnt' Fahnenjunker Gütsch kaum glauben.
Der mordlüsterne Pelzsoldat
Sein Bein ihm abgehauen hat.

Ohn' dass sie sich hätt' vorgestellt,
Hat die Maus ihn so entstellt,
Dass zu seinem Krötchen er
Hüpfen konnte nimmermehr.


Die würde ihn verspotten.
Drum setzte seinen Dolch er an,
Der Frosch war hart gesotten,
Und dann hat er das getan,
Ohn' dass er hat dabei geflennt,
Was man Harakiri nennt.

Als die Maus das Resultat
Von Gütsch'es letzter Heldentat
Betrachtete wurd übel ihr.
Sie dachte: "Nur schnell weg von hier!"
Doch als sie dieses eben wollte
Ein Krieger ihr begegnen sollte,
Der, das wurd ihr sofort klar,
Nicht so zart besaitet war
Wie der Fahnenjunker eben.

"Der wird nicht so schnell aufgeben;"
Dacht die Maus entsetzt bei sich.
Er war ein Hüne in der Tat
Und sicherlich Berufssoldat,
Denn er sah so finster drein
Als würde er ein solcher sein.

Da kam er schon der Wüterich!
Als Waffen trug er Dolch und Speer.

"Na, komm, es ist mir eine Ehr,"
Schrie die Maus und fügte an:
"So wie deinen Kriegskumpan
Werd ich dich ins Elend stürzen.
Ich werde dir die Beine kürzen,
Und das große Maul so stopfen
Dass nie wieder du im Leben
Einen Ton kannst von dir geben
Geschweige wie bisher Sprüche klopfen!"

Doch es sollte anders kommen
Als sie es sich vorgenommen.

Als mit beiden Fäusten sie
Ihrem Schwerte Kraft verlieh
Und es mit Schwung zum Streiche führte,
Sie einen Schlag gar plötzlich spürte
Der ausgeführt mit Wucht und Wut
Stoppte ihren Übermut.


Die Klinge brach, da war es aus!
"Ojemine," dachte die Maus
Als mit dem Stummel in der Hand
Sie entwaffnet vor ihm stand.

Der Frosch schrie: "Merk dir meinen Namen;
- Grünhans Gudla Höppekrah -,
Der ist nicht nur bei den Damen
Weltbekannt; mein Uropa
War der Ägypter Kuk
Aus dem Achtheit-Götter-Stamme.
Die Göttin Heket, meine Amme,
Hat als Quappe mich genährt
Und mir Schutz und Trutz gewährt
Bis ich nach einem halben Jahr
Kräftig genug entwickelt war
Um einem Prahlhans so wie dir,
Ins Fell zu stechen das Rapier.


Blitzartig dann, mit vollem Druck,
Stieß der Frosch erneut nun zu!
Er fragte dabei. "Wer bist denn du,
Dass du mit einem so wie mir
Dich im Kampf willst messen hier?"
Und er fügte zornig dann
Einen Nachsatz auch noch an:
"Du verdammtes graues Luder
Bist bestimmt ein Moslembruder;
Der nichts kennt als Mord und Sünden
Und einen Gottesstaat will gründen
In dem nach eurem Weltenbild
Das Scharia-Recht noch gilt!"


"Ich stamme auch aus edlem Haus;"
Sprach leise stöhnend drauf die Maus,
Getroffen in den Hoden
Und sank vor Schmerz zu Boden.

Im Blute liegend, schließlich dann
Fügte wimmern sie noch an:
"Troxartes ist mein werter Name.
Hoppsegern die grüne Dame
Aus deinem Volk ist meine Braut.
Wir wurden gestern erst getraut.
Ich bitte dich, berichte ihr,
Dass ich, der tapferste von allen
Mäusen bin im Krieg gefallen,
Besiegt durch deines Gottes Hand,
Der dir im Kampf beiseite stand.
Ich bitte dich, versprech' es mir."


"Na gut," sprach darauf Höppekrah
Weil ihren Tod er kommen sah,
"Das werd ich gerne für Dich tun!"
Und er fügte an im Spott
 Nun bete fix zu Deinem Gott,
Wenn er nicht grad döst,
Dass er dich erlöst."


Die Maus in ihrer Todesqual,
Stöhnte leis' darauf nasal,
"Lass mich, mein Herr in Frieden ruh'n."

Dann zuckte ihr der graue Schwanz.
Aus ihren Augen wich der Glanz.
Dann wurd es um sie plötzlich Nacht.
Vorbei war ihre letzte Schlacht.

***

Als Hoppsegern ihn schließlich fand
Nahm sie sein Schwänzchen in die Hand:

"Weißt du noch," sprach sie intim,
Als hörte er es noch, zu ihm.
Sie dachte an die schöne Nacht
Die sie mit ihm zusammen war,
Bevor er wurde umgebracht.

"Ach wie war das doch so schön!"
"Sein Schwanz," durchfuhr es sie obszön,
"Wird tatsächlich noch mal steif!"

Doch was sie wollt konnte nicht sein.
Die Leichenstarre setzte ein
Und nahm die letzte Hoffnung ihr.

Da kam aus einem Nebelstreif,
Überm Pausbacks Schilfrevier
Im Sturzfluge der Adebar
Und bereitete behände
Ihrem Gedanken jäh ein Ende!

***

Während der Storch gar ungezogen,
Mit beiden ist davongeflogen,
Kämpften andre tapfren Streiter
Verbissen um den Endsieg weiter.

Gestorben wurde, klarer Fall,
Auf dem Schlachtfeld überall.

Zigtausend Frösche waren tot!
Überall nur Leid und Not!

Keiner wusst' genaue Zahlen!
Keiner kannte all die Qualen
Die das Volk ertragen musste.
Doch sicher war: Was keiner wusste
Über Krieg und Schlachtverlauf,
Regt auch Keinen erst groß auf!

***

Auch auf der Gegenseite war
Der Generalität nicht klar
Wie viele Mäuse zu beklagen
Bisher waren. Seit acht Tagen
Kämpfte die Truppe schon am See.
Die vierte bis sechste Mausarmee
War, von den Fröschen aufgerieben,
Beinah komplett im Feld geblieben.

Doch die Meldung stand zu Haus
Im Mause-Hauptquartier noch aus.

Kein Offizier im Mäuseheer
Meldete die Toten mehr
Nach Hause von der Front.
Ein jeder dort vermied gekonnt
Die wahre Lage all der Helden
Im Krieg dem Könige zu melden.
Jeder kluge selbstbewusste
Führer verschwieg seine Verluste
Und meldete statt dessen stur
Nach oben die Erfolge nur,
Denn keiner ist je befördert worden
Oder erhielt je einen Orden,
Der eine Schlacht verloren hatte.

Zu einer Generaldebatte
Darüber hatte man im Frieden
Später, wenn der Krieg entschieden
So dacht ein jedermann gescheit,
Wenn man verloren hat, ja Zeit.

***
Nach diesem Grundsatz froh und heiter
Kämpften beide Heere weiter,
So wie es sich gehört im Krieg,
Bis zum Ende um den Sieg.

wird fortgesetzt


Montag, 12. August 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 20-13
 Achter Kriegstag

Der nächste der dran glauben musste
War der stets recht selbstbewusste
Mäusekrieger Mausolus.
Als er grad am Stromzufluss
Des Eridanos in den Teich
Am Rande von König Pausbacks Reich,
Um ein bisschen abzuschalten,
Wollt ein Nickerchen kurz halten,
Wurd er von Quarkpoch umgebracht.



Er ist nicht einmal aufgewacht
Als der Feindspeer spitz und lang
Im Schlafe ihm ins Herz eindrang.

Weil auch die Seele bereits tief
Just in dem Moment schon schlief
Als Quarkpoch hatte zugestochen,
Dauerte es ein paar Wochen
Bis sie erwachte; aber dann
Schickte sie sich sofort an
Aus dem wurmstichigen Leibe
Zu fahren und 'ne andre Bleibe,
Ohne den Toten zu verfluchen,
In einem Mauser sich zu suchen,
Welcher noch besser war zu Fuß
Und nicht so stank wie Mausolus.

***

Die Schlacht wurd immer rabiater.
Unker Quax  von Poggenvater
(Alle Froschnamen aus der Dissertation von Ursula Wiepen
im Deutschen Wortatlas "Der Frosch", Marburg 1945)
Schlug mit einem dicken Ast
Zwei Mäuse tot ganz ohne Hast.


***

Die Kriegsberichter  hatten nun
Allerhand im Feld zu tun.


Jeder Vorfall wurd notiert,
Hinterfragt und recherchiert.
Man wollte schließlich wissen wer
Aus dem Krieg kommt heim nicht mehr.

Auch Schlagrahmschlürfer, eine Maus
Aus einem alten Adelshaus
Stand tags darauf auf jener Liste.
Auch dass man ihren Schwanz vermisste
Ward penibel festgehalten.
Dies übermittelt seiner Alten,
Konnte die den Krieg verfluchen
Und sich dann 'nen andern suchen
Denn ohne einen Mann im Haus
Kommt eine junge Maus nicht aus.

***

Eine andere Geschichte
Die eines Tags am Teich geschah,
Steht noch heut im Kriegsberichte,
So wie die Pressemaus es sah.

Die hatte es sogleich notiert
Und nach Haus telegrafiert.
 Am nächsten Tag, wie es gewesen,
Stand im Blatt daheim zu lesen:

"Feiger Mord aus Hinterhalt"
So lautete die Überschrift!
Und mit etwas dünn'rer Schrift:
"Notdurft beendet mit Gewalt!"

Darunter dann das Kriegsgeschehen
Wie der Reporter es gesehen.

- Ein Frosch welcher am Badestrand
In Pausbacks Reich auf Wache stand,
Auf einem Blatt, vor sich ganz nah,
Den Krieger Käsglocksträuner sah.
Der, ein wahrer Fröschehasser,
Machte sein Geschäft ins Wasser.


Er dachte bei sich ganz offenbar,
"Das Wasser ist hier viel zu klar;
Die Frösche unter Wasser sehen
Das Überwasser-Kriegsgeschehen
Und können, wenn wir vormarschieren
Sich dort unten so formieren
Dass, wenn wir den Angriff wagen
Sie uns mit unsrer Taktik schlagen."

Das wär' fatal, drum galt es nun
Dagegen schnellstens was zu tun!

Um die Sicht hüben wie drüben
Im klaren Wasser einzutrüben,
Machte er, erst Groß dann Klein,
In Physignathus Teich hinein.

Eine heldenhafte Tat
Die nie zuvor in der Geschichte
Stand je in einem Kriegsberichte.

Ein Frosch, der das gesehen hat,
Mit Namen hieß er Karaknitt,
Er war ein Sohn von Tiddalik,
Meldete den Vorfall gleich
An das Hauptquartier im Reich.

Die Generalität zu Haus,
Denn das war wirklich ein Skandal,
Suchte den besten Schützen aus
Und setzte ihn in Marsch
Mit dem Befehl "Ziel auf den Arsch!"

Als die freche Maus zum zweiten Mal
Grad fertig sich den Hintern putzte,
Einem Scharfschützen das  nutzte


Um auf die Maus der Rache wegen
Seinen Bogen anzulegen.

Er schoss gezielt mit einem Pfeil
Dem frechen Tier ins Hinterteil.
Die  Maus am Ufer, noch im Hocken
 Ward in ihren Mors getroffen.
Und fiel darüber arg erschrocken,
Ins Wasser. Dort ist sie ersoffen. -

 -Dann folgte noch ein Hinweis drauf,
Dass ihre Leiche tags darauf
Nach Hause wurde überführt
Und dass ihr große Ehre gebührt.

'Nen Orden sollte sie bekommen!
Ob sie den posthum hat angenommen
Wurde bekannt bisher noch nicht. -

So wie in diesem Kriegsbericht
Wurde alles detailliert
Festgehalten und notiert
Damit man nach dem Krieg in Ehren
Konnte den Ruhm der Toten mehren.

***

Auf dem Schlachtfeld unterdessen
Hat die Kräfte man gemessen
Um zu testen welche Seite
Am Ende siegen könnt im Streite.

Nun hatten grad in Pausbacks Land,
Die Mäus, so schien's, die Oberhand.
Frosch um Frosch wurd in der Schlacht
Verletzt nun oder umgebracht.

Frosch Quaste, Quax von Quarridux
(Alle Froschnamen aus der Dissertation von Ursula Wiepen
im Deutschen Wortatlas "Der Frosch", Marburg 1945)
Starb ohne dass er noch 'nen Mucks
Von sich hätt' geben können. Ach!
Als Langohrer  ihm seinen Spieß

Durch Mark und Bein und Rippen stieß
Wurde der Tapfre plötzlich schwach.
Das Schwert entglitt der grünen Pranke.
Sein allerletzter Froschgedanke
Galt seinem Obergott Amun.
Der würde sicher alles tun
Um die verdammte Maus zu schwächen
Und somit seinen Tod zu rächen.

***

Ob der Ägyptergott das tat
Und Rache an Quastes Tod genommen hat,
Obwohl das war sehr interessant,
Ist im Berichte nicht genannt.

***


Dem grünen Recken Schapperch Jabe
Erging es ähnlich. Ohn' Gehabe
Stach Lukullus Mys von Schmatzekern,
Ein grauer, feiger Möchtegern,
Ihm die Lanze durch die Gosch
Tief in den Kopf bis ins Gehirn.


Jabe runzelte die Stirn
Und dacht bei sich: "Für einen Frosch
Hab ich mich ganz gut geschlagen."
Das wollt er auch dem Mörder sagen,
Doch er bracht das Maul nicht auf.
Der Speer in seinem Mund
War dafür der Grund.
Da nahm er, was da kam in Kauf
Ohne was zu sagen
Und ohne groß zu klagen.

Erst wurd es dunkel, dann wurd's Nacht
Um ihn herum: Nur ein paar Sterne
Sah er verlöschen in der Ferne;
Da war er auch schon umgebracht.

Der Mauser dacht: "Das war nicht schwer!"
Mit dem blutgetränkten Speer
Ging er auf Quarte Quakus los.
Er zielte, es war hundsgemein,
Auf des Grünen rechtes Bein


Und er traf. Die Freud war groß
Bei der Maus, beim Gegner nicht.

Mit ungläubigem Froschgesicht
Sah der sich die Bescherung an.
Quarte als Kriegsdienst-Veteran
Erkannt' sofort, das Bein war hin.
Die Lanze stak so tief darin,
Dass er dem Mauser Schmatzekern,
Weil er sich nicht zu helfen wusste,
Letztendlich darum bitten musste,
Ihm mit dem eignen Schwert mal eben
Gnädig den Gnadenstoß zu geben.

Das hat der Gegner liebend gern,
Auf dessen Bitte hin spontan
Zur Hilfe stets bereit, getan.

Poggoküz von Poggenkanter,
Ein durchtrieben militanter
Froschkrieger wurd in der Schlacht,
Als er sich im Fressverlangen
Wollt 'ne leckre Schnecke fangen,


Von Rahmverkoster umgebracht.
Die Schnecke überlebte; aber er
Der Frosch kann fressen sie nicht mehr.

Quadder, Krott von Quakerdux,
(Alle Froschnamen aus der Dissertation von Ursula Wiepen
im Deutschen Wortatlas "Der Frosch", Marburg 1945)
Ein Frosch von edlem Adel
Hatt' mit dem Feinde seine Crux
Weil der ihm eine Nadel
Von hinten in den Rücken stieß.



Der Krieger welcher Rotta hieß,
Kannte kein Erbarmen.
Im Gegenteil, er stieß dem Armen,
Zornig, nicht befehlsgemäß,
Das Schwert dazu noch ins Gesäß,
Dass der, als just ins Gras er biss,
Seinen letzten Dreck noch schiss.

Als Quadder dacht: "Das ist brutal."
War vorbei bereits die Qual.

Noch schlimmer ist es Fracksch ergangen.
Er verlor sein linkes Bein
Und das Leben obendrein.


Den Mord hat Kirchmauser begangen.
Als Fracksch just grad am Teichrand saß
Und seine Trockenfliege aß,
Schlug der graue Mausfilou
Mit seinem Säbel feige zu.
Ein Hieb, ein Schnitt, das Bein war ab
Grad als es was zu futtern gab.

Die Fliege blieb im Hals ihm stecken.
Was gedacht als Abendbrot
Brachte Fracksch in Atemnot.
"An Erstickung zu verrecken"
So dacht der Frosch im Sterben,
"Ist schlimmer als erdolcht zu werden,"

Der Appetit ward ihm verdorben.
So ist Fracksch der Frosch gestorben!

***

Er hatte in der leid'gen Sache
Just gerade ausgedacht,
Da nahte Moorkex welcher Rache
Für seinen Freund wollte mit Macht.


Die Maus, als Mörder tituliert,
Hat sich mit ihm drauf duelliert.
Das Gefecht ging hin und her
Bis Moorkex wurd der Arm zu schwer,
Um sein Langschwert  noch zu führen.
Ohne den Kampf noch mehr zu schüren
 Entschloss er sich darob zu fliehen
Und sich abrupt zurückzuziehen.

Im dichten Uferschilf versteckt
Hat Quarkgager ihn entdeckt.

Bewusstlos lag er dort wie tot.
Der Kamerad in seiner Not
Wollte just den Puls ihm messen
Und ihn ins Lazarett dann tragen.
Doch der andre unterdessen
Verstarb ganz schlicht an Herzversagen.

Das war Quarkgager sich im Klaren:
"Den Weg dorthin kann ich mir sparen!"

Just als er dieses sich gedacht
Hat eine Erfahrung er gemacht
Die er nie vergessen sollte.
'Ne Maus, von der er gar nichts wollte,
Eine von diesen wieselflinken,
Kam mit dem Schwerte in der Linken
Ganz überraschend angeflitzt
Und hat den Bauch ihm aufgeschlitzt.

Die Sache ging dem Frosch so nah,
Dass er rote Sterne sah.
Als jene langsam dann verblichen
Und ewiglichem Dunkel wichen,
Da wusst' der Frosch: "Nun ist es aus!"
Das gleiche dachte auch die Maus.
Doch sie bezog es nicht auf sich.
Sie zog das Schwert nach ihrem Stich
Aus dem toten Frosch heraus
Und wandte sich, oh Schreck oh Graus,
In Mordlust, nichts war ihr tabu,
Dem nächsten Frosch im Felde zu.

***

Um welchen Krieger es da ging
Dem der graue Mordlüstling
Den Garaus machen wollt brutal,
Verrat ich Euch das nächste Mal.

wird fortgesetzt


Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.