Samstag, 13. Dezember 2008

Glei, Ludwich, Mitzschke, WölkeZentriert

„Gut, gut“, meldete sich jetzt Maxe Schmäh,
„Ich komme jetzt zu einem Essay
Über die Studie zur klassischen Philologie
Von Reinhold Glei zur Batrachomyomachie“.


Parallel dazu bitt ich sie Herr Konträr
Arthur Ludwich’s Meinung, wo sie doktrinär
Abweicht von Glei, uns immer zu sagen.
Und sie Frau Sinnierlich, wir wollen es wagen,
Vergleichen was Mitzschke zum Thema erzählt.
Für sie Aristoquakes, hab ich Wölke gewählt


Nach einer kurzen Kunstpause begann
Maxe Schmäh und sprach, den andern voran,

„Wo eine Wissenslücke klafft
Bedient man sich der Wissenschaft
Damit uns die, die Lücke schließt,
Die uns den Wissensdrang vermiest.

Ich schick es voran, bei Reinhold Glei
Fand ich so manches nebenbei
Was ich gar nicht wissen wollt!
Ich hab ihm deshalb nicht gegrollt.
In seiner Synoptischen Edition,
Steht allerhand, doch nichts davon,
Wer schuld war am antiken Streit.
Dafür hat man die Möglichkeit,
Altgriechische Ausdrücke zu studieren
Und hin und her zu deklinieren“.

„Ja, ja“ fiel ihm Konträr ins Wort,
„Auch Ludwich macht das immerfort.
In seinen Scholien und Paraphrasen
Erklärt er sogar die Ektasen
Der antiken Laut- und Reimungslehre.


Das jedoch, was wichtig wäre,
Lässt der Mann, obgleich kein Thor,
Unbeantwortet und außen vor.

Was für uns kaum interessant,
Steht mehrmals in seinem Werk genannt.
Hingegen was wir wollen wissen,
Umging der Autor ganz gerissen.
Das Thema Kriegsschuld spart er aus.
Und was schließen wir daraus?
Er wusste es scheinbar selber nicht.
Kein Wort steht davon im Bericht“.

„Als ich mein Wissen wollt auffrischen“,
Warf Madam Sinnierlich nun dazwischen,
„Fand ich bei Mitzschke auch nicht viel.
Doch sein Vorwort mir auffiel.



Es ist vierzig Seiten lang.
Nichts für meinen Wissensdrang!
Was ich dort fand, das war mir schnurz.
Der Hauptteil hingegen ist zu kurz!
Der ganze Krieg, samt Vorbereiten,
Hat Platz auf magren dreizehn Seiten.
Viel zu wenig für ne Schlacht
Geschweige denn für einen Krieg.
Das ganze Werk ist schlecht gemacht“!
„Genau“, warf Aristoquakes ein,
Als Madam Sinnierlich schwieg.
„Und das wollen Literaten sein“!

Wölke’s Werk, ein Kilo schwer,
Gibt auch nicht grade sehr viel her.


Die Schlacht beschrieb er beinah so
Wie Stolberg, Ahlborn, Thassilo.*

Zehn Seiten kurz ist das Gedicht.
Viel zu kurz für das Gewicht.
Der größte Teil der tausend Gramm
Ist Erläuterung zum Epigramm.
Fakten, Annahmen, Beweise, Zahlen.
Nicht etwa um damit zu prahlen.
Nein Wölke schrieb, genau genommen,
Um seinen Doktor zu bekommen.
Und er hatte recht getan
In Meisenheim damals am Glan.
Der Doktorhut wurde sein Lohn
Für die zwei Pfund Dissertation.


„Ja, ja“, sprach Schmäh, die Wissenschaft
Hätte auch mich beinah geschafft.
Doch dann, mit Ruhe und Humor,
Nahm ich mir die Studie vor
Von Reinhold Glei samt Kommentar.
Schlagartig wurd’ mir dabei klar,
Dass er, Ludwich, Wölke und Genossen,
Den Urtext des Krieges so verknappten
Weil sie all selbst im Dunkel tappten
Und mangels Wissen unverdrossen
Zum Fabulieren sich entschlossen.
Was sie in ihre Schwarten schrieben
Ist Wortklauberei, gelehrt betrieben.

Sukzessive und ganz sachte,
Ging ich bei Glei ins Eingemachte.
Von Seite fünf bis sechzehn nur
Froschmäusekriegs-Literatur.
Ganz nebenbei, hochinteressant,
Gibt Glei das Folgende bekannt.

-Die gültige Ausgabe der Batrachomyomachie
Die den Forschern könnte dienen
So schrieb er, ist noch nicht erschienen-.
Und weiter voller Ironie,
Dass wir uns nicht wundern sollen,
Denn das Original gilt als verschollen.
Auch bliebe eine Rekonstruktion
Des Archetypus Abstraktion,
weil die Batrachomyomachie
Mit jeder Handschrift und Kopie
Verändert wurd` zig- hundertmal.
Solange man das Original
Nicht findet bleibt das Werk Fragment,
So wie man es heut weltweit kennt.

Auf Seite siebzehn, ungelogen
Wird Schiller gar herangezogen
Und behauptet frank und frei
Dass der als Lebens– und Jahrmarktdudelei
Den antiken Krieg bezeichnet hat.

Da hatte ich das Lesen satt".
Führte Schmäh gar zornig aus
Und erntete dafür viel Applaus.

"Sehen sie", sprach Aristoquakes,
"Ich sagte es bereits und sag es,
Und betone es ganz unverhohlen:
Die Päpste haben es gestohlen,
Und das sage ich als Christ.
Das Werk welches verschwunden ist,
Liegt im Archiv in Rom versteckt.
Was man dort damit bezweckt,
Erfahrt ihr alle aus meinem Buch".

Madam Sinnierlich stoppte den Versuch
Ihres Kollegen in aller Ruh
Indem sie leise, kaum zu hören
Zischte „bitte jetzt nicht stören“.
Dann wandte sie sich Hase zu.


* Batrachomyomachia-Autoren

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.