Montag, 13. April 2009

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 1-4

Bröseldieb rühmt sein Geschlecht,
seine Klugheit und seine Tapferkeit


Da hub der König Pausback an
Zu reden mit dem kleinen Mann:

„Mein lieber Gast, da meine Leut’
Mir Kundschaft brachten mittags heut,
Du wärest in mein Reich gekommen,
Hab ich als Freund dich aufgenommen.
Berichte mir nun schlecht und recht
Von deinem Stamme und Geschlecht,
Wen Vater du und Mutter nennst,
Und welchen Glauben Du bekennst.
Und find ich würdig dich der Ehr,
So führ ich ohne all Beschwer
Heim in mein Schloss ich dich mit mir
Und schenk die schönsten Dinge dir,
Denn ich bin reich und weiß sehr wohl,
Wie man den Gastfreund ehren soll.
Wie es sich ziemt für einen Mann
Der es vermag, wie ich und kann,
Würde ich dich nach unsern Sitten
Zu mir auf meine Insel bitten.

Ich selbst bin König, werd Pausback genannt;
Alle Frösche dort drüben in meinem Land
Sind mir in Knechtschaft untertan
Und beten mich als Abgott an.
Ich regiere mein Reich gekonnt!
Von Horizont zu Horizont,
Preist mich mein Volk, das ich behüte,
Voll des Lobes meiner Güte.
Mein Vater, Dreckpatz hochwohlgeboren,
Hat zur Gemahlin sich dereinst erkoren
Die edle Wasserfürstin Moriam
Von der ich selbst zur Welt einst kam.
Kein edleres Königspaar je sah
Die Welt als Papa und Mama.

Doch ihr seid auch ein Königskind
Und ritterlich gewiss gesinnt,
Indem ich jetzt nun euch betrachte,
Und auf Gestalt und Kleidung achte,
Scheint gleichfalls ihr ein feiner Herr
Zu sein von königlicher Ehr.

Denn einer wie ich, insofern er was gilt
Im Krötengeschlecht, trägt Gottes Ebenbild
So unverkennbar doch in allen Zügen,
Dass man in ihm sich kann nicht trügen.

Doch werdet ihr selbst mir nun erklären
Wofür man euer Geschlecht soll ehren.

Dem Mäuseprinz das Herze schwoll.
Die Rede war zu ehrenvoll.
Er schämte sich beinah doch dann
Er eines bessern sich besann.


Antwortete: „Eure hohe Tugend
So huldvoll gegen meine Jugend,
Erkenn ich an mit Dankbarkeit,
Bin euch zu dienen gern bereit
Und will auf alle eure Fragen
Eurer Majestät wohl Antwort sagen.

Er räusperte sich, sinnt nach ein wenig,
Und spricht, wie folgt darauf zum König:
„Dass euer Hoheit, aus angestammter Milde,
Sich so, wies bei der Fürstengilde
Seit alter Zeit es sich bewährt,
Hat gegenüber mir erklärt,
Ist wahrlich mehr als gütiglich
Und äußerst schmeichelhaft für mich.

Zu großen Geschenken, Lieb und Ehr,
Wenn dess würdig ich befunden wär,
Das werd ich, so lang ich Atem habe,
Ja noch dereinst im stillen Grabe
Vergelten euch in Dankbarkeit,
Bis in alle Ewigkeit.

Doch bevor ihr mich beschenkt,
Eines wohlweislich bedenkt,
Auch ich entstamm einem Geschlecht,
Dessen Blut wurd artgerecht,
Seit Jahrtausenden und Tagen,
Bis in die Gegenwart getragen.
Meine Sippe, wie sich’s ziemt
Ist auch heut noch weltberühmt.

Rex Schinkenklauber ist mein Vater.
Er ist noch heute mein Berater.
Frau Leckmüll, meine Mutter Lieb,
Nannte mich Prinz Krümeldieb.
Der erste geruhte mich zu erzeugen,
Die andre, an eigenen Brüsten zu säugen,
Wie die Natur und Ärzte wollen,
Dass Mütter, wenn sie’s können, sollen;
Bis mir, in spätren Knabenjahren,
Eigne Beißerchen gewachsen waren.

Der Vater beschützte vor Gefahr
Mich im Schlosse, das ein Mausloch war.
Die Mutter mit der besten Speise
Verwöhnte mich auf ihre Weise,
Auf dass ich über der Mäuse Heer
Nach meinem Vater König wär,
Erzog man mich nach Fürstenweise
Am Hofe im erlauchten Kreise.

Zwei Brüder hab ich noch daheim,
Topfguckeritz und Leckesheim;
Die einzige Schwester die ich hatte
Biss tot vor Jahren eine Ratte.
Nicht mangelts unserem Geschlechte,
An Ruhm; dem Quieker der Gerechte,
Mein Ahnherr hat vor alter Zeit
Den Löwen aus dem Netz befreit,
Wie die Geschichte weiß zu melden;
Auch nach ihm zählt sie tapfre Helden.
Ich selbst focht manchen guten Strauß
Mit unsres Reiches Feinden aus,
Ihr seht’s an meinen Wundenmalen;
Doch ist’s nicht Heldenart zu prahlen.

So wie nun Fürstensöhne sind,
War ich von Anfang an ein Kind,
Das ausgestattet war mit Gaben
Die andre Kinder selten haben.

Daran ist wirklich nichts gelogen,
Das Anseh’n hat euch nicht betrogen.
So hab auch ich, damit ihrs wisst,
Prophetengeist, der wichtig ist.
Den nutze ich, doch nie frivol,
Zu des gesamten Reiches Wohl.
Will etwa ein Schiff mit Mann und Maus
Versinken oder ein altes Haus
Den Leuten auf die Köpfe fallen
Verschwind ich mit den Freunden allen.
Bevor das Unglück kann gescheh’n
Muss man ihm aus dem Wege geh’n .
Wie einst Johann Evangelist
Furchtbar wütend geworden ist,
Als der Unhold Kerinthos
Im Badehause dubios,
Inmitten seiner Ketzermeute,
Sich der Blasphemie nicht scheute.
Er lehrte, dass die Benedeite
Damals an des Josefs Seite,
Nachdem gebor’n das Kindelein,
Könnt füglich keine Jungfer sein.
Da mahnte Johannes die Brüder, schnell
Vom Tode zu retten den Leib wie die Seel,
Und zu entfliehen dem sündigen Haus,
Eh es niederstürzte in Schutt und in Graus.
Sie waren ihm auch gehorsam gleich alle
Und kamen heraus aus Gott Vaters Falle.
Da stürzte das Haus samt dem Bad in den Grund.
So strafte der Himmel Korinths Lästermund.
Rollenhagen S. 794

Drum war ich auch immer so weise und klug;
Hatte nie an einem Löchlein genug;
Wollt deren zwei zum mindesten haben,
Damit, wenn eins mir würde vergraben,
Ich doch noch wüsste wo ein und wo aus.
Denn in der Tat arm ist die Maus
Die, wenn es einmal bei ihr brennt
Nur den Weg durchs Feuer kennt.
Wenn einem Haus der Einsturz droht;
Dann rett ich zeitig mich aus Not.
Ich wandre aus dem Hause still,
Wo Gott die Menschen strafen will.
So als die Leute zu Helice
In Griechenland, der Stadt am See,
Die Feinde aus dem Jonier Land
Wie Opfertiere einst verbrannt,
Rollenhagen S. 794

Verließen flugs wir Stadt und Land,
Entflohen Gottes rächender Hand.
Die Bürger sahen uns entlaufen
Bei Tag und Nacht in hellen Haufen
Und lachten trotzig dieser Mähr,
Als ob es eitel Schimpf nur wär.
Da öffnet sich der Erde Schlund
Und riss sie alle in den Grund,
Die Wasser stürzten drüber her,
Die Stätte kennt heut keiner mehr.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.