Montag, 16. Februar 2009


„Nachdem sie all das vorgestellt
Und Fakten haben uns erhellt“,
Sprach der Moderator nun,
“Können sie noch etwas tun.
Liebe Dame, seien sie doch
So nett zu Leopardi noch
Ein paar Worte uns zu sagen.

Sie stöhnte zwar, doch ohne zu klagen
Fing sie zu berichten an.


„Ja Giacomo, das war ein Mann!
Er war ein Graf und wurd’ Poet.
In seinem Werk es darum geht,
Weltschmerz und Leid uns aufzuzeigen.
In Todessehnsucht, die ihm eigen,
Galt er, der Neapolitaner
Im Pessimismus stets als Mahner,
Der die Vergänglichkeit des Seins
Stets als Thema Nummer Eins
Sah in seiner Poesie.
Die Batrachomyomachie
Fand er hoch interessant, ja grandios.
Sie ließ den Dichter nicht mehr los.
Drei Mal hat das Epos er
Ins Italienisch übertragen.
Das Werk beeindruckte ihn sehr.
Mit Freude, ohne sich zu plagen,
Hat er mit siebzehn Jahren schon
Übersetzt das Epyllion.
Vor seinem Tode schließlich dann,
Fügte er die Folgen an.
Paralipomeni nennt
Er was man als Nachtrag kennt.
Mit philologischem Genie
Hängt Giacomo der Parodie
Der Iliade nun spontan
Den Krieg der Krebse und der Mäuse an.
Aus dem Italienisch jetzt,
Hat Endrulat uns übersetzt,
Was der Graf für uns gemacht,
Die Kapitel eins bis acht.


Von Canto prima bis ottavo
Alles prima. Na dann bravo,
Denk ich und danke Endrulat
Der selbst dazu geschrieben hat:


„Das Tierepos wurde geboren
Als Griechenland bereits verloren

Und nah dem Untergange war.
Dann schreibt er weiter: “Sonderbar,
Entstand die Satire nicht in Rom?
Ist das nicht gar ein Symptom
Dafür, dass in römischen Landen
Der Froschmäusekrieg entstanden?



Und dann reihte er Namen auf:
Seneca, Petronius und Martial!

Weist dies nicht etwa hin darauf,
Sprach Frau Sinnierlich kollegial,
Auf das was Aristoquakes meint.
Auch wenn es sehr abstrakt erscheint;
Ist an der Sache doch was dran?
Sie sah ihr Gegenüber an.
„Krebse beispielsweise könnte
Man als das, was Rom sich gönnte,
Ansehen, als gepanzerte Legionen,
Die in biblischen Regionen,
So manchen Landstrich routiniert
Für den Kaiser haben okkupiert.

Aristoquakes dankte ihr.
„Lesen sie es nach bei mir“,
Sprach er, nun wieder oben auf
Zu den Kollegen. „Der Verlauf
Von Frau Sinnierlichs Rede war
Genau was er partikular
In seinem ersten Buche schreibt.
„Ich hoffe, dass mir Zeit noch bleibt“,
Sprach er zu Maxe Schmäh gewandt.
„Nun wird es langsam interessant“,
Gab auch der Moderator zu.
„Wenn sie reden wollen partout,
In zehn Minuten sind sie dran.
Also schweigen sie bis dann“!

Das saß und hatte voll getroffen.
Über den Ton, den reichlich schroffen,
War er erbost, was sollt’ er tun?
Max Schmäh war widerwortimmun.

„Es könnte sein“, sprach da Konträr,
„Dass an der Sache doch was wär.
Vielleicht hat der Kollege Recht,
Wenn er im Buche radebrecht,
Dass Frösche darstellen Judäa
Und die Mäuse Galiläa.
Das wäre fürwahr ein Querverweis
Auf den, soweit ich selbst es weiß,
Von den Forschern all, genau genommen,
Kein einziger ist noch gekommen“.

An dem was er hatte gehört,
Hat Aristoquakes eines gestört.
„Das Wort, ich mein geradebrecht“,
So sagte er, „das passt nicht recht“.
Und dann räumte er es ein:
„Ein Dichter wollt ich niemals sein.
Ich wollte mit dem Reime schreiben,
Mir die Zeit doch nur vertreiben.
Dass ein Bestseller wurd’ draus
Macht mir aber auch nichts aus.
Ich denke, Herr Kollege, Neid
Führt in unserm Fall nicht weit.
Sie haben Recht, ganz zweifellos,
Die Sache ist recht dubios,
Denn wenn man in die Bibel schaut,
Man seinen Augen kaum noch traut.
Matthäus zwo Strich zwei mal zwei.
Dort steht zu lesen einwandfrei,
Ein Name, der uns wohl bekannt.
Ich hab vor kurzem ihn genannt,
Als ich über jene viel zu große
Signatur an der Apotheose
Des Homer hab referiert.
Der Name Archelaus weist
Nach Judäa und es heißt,
Dass des Herodes Jüngster dort
Noch grausamer herrschte und setze fort,
Was sein Vater hat begonnen“.

„Das haben sie ganz nett gesponnen“,
Fuhr Maxe Schmäh wieder dazwischen.
„Was sie uns hier erneut auftischen,
Macht doch alles keinen Sinn“.

„Es führt uns nach Palästina hin,
Erwiderte Aristoquakes da.
„Die Batrachomyomachia,
Jetzt muss ich es ganz deutlich sagen,
Wurde am Jordan einst geschlagen.
Blättern Sie den Atlas auf.
Folgen sie dem Flussverlauf,
So finden sie zur rechten Hand,
Judäa, eben jenes Land,
Aus welchem Jesus, er war grad zwei,
Flüchten musste. Damals die drei
Zogen weg von jenem Ort
Wo später dann der Kindermord
Geschah und haben auf der Flucht
In Ägypten Schutz gesucht.

Nachdem der Mordtyrann gestorben
Ging zurück es in den Norden.
Doch inzwischen war daheim
Archelaus an der Macht.
Dem gingen sie nicht auf den Leim.
Josef hat sie durchgebracht
Nach Galiläa wie es steht
Im Buch der Bücher. Nazareth.
Dort siedelten sie erst sich an.
Das Weitere ergab sich dann.


Was hat der Umzug, fragt ihr nun,
Denn mit unserm Poem zu tun“?

„Genau: Das wollt ich grade fragen“,
Spöttelte am Tisch Konträr.

„Hört zu, ich werde es euch sagen“,
Fuhr fort der Redner doktrinär.
„Sie gingen nach Judäa nicht,
Weil dort der Frosch- und Mauskrieg tobte.
Das Land, das ach so hoch gelobte,
War der Schauplatz im Gedicht,
Das wir heute hier besprechen.
Ich will für Mörder keine Lanze brechen.
Archelaus genannt auch Phryne,
Hat auf der Palästinenserbühne
Voll Grausamkeit und ungerührt,
Einst das Drama aufgeführt,
Das allzeit unvergesslich bleibt,
Weil die Bibel es beschreibt“.

„Phryne, das als Querverweis,
Gab Aristoquakes weiter preis,
Heißt Kröte, wie ihr sicher wisst.
Dass dies kein Kosename ist,
Wird euch sicher auch bald klar.
Ein Giftkröter der Herrscher war,
Der wegen Grausamkeit ward abgesetzt
Und von Augustus aus dem Land gehetzt.

Die Namen Archelaos und Phryne
Weisen hin auf jenes kühne
Kunstwerk in welches eingraviert
Jemand die Namen motiviert,
Uns einen Querverweis zu geben
Auf des Erlösers Erdenleben“.




„Wie ein Frosch hüpft, zwecks der Laich,
Zurück an seinen Heimatteich,
So machte einst der Gottessohn,
Aus Ägypten sich davon
Um nach Haus zurückzukehren
Wo er wollt sein Volk bekehren.

Vermutlich durch das Jordan-Tal
Ging die Reise dazumal,
Bis zum See Genezareth
Und weiter dann nach Nazareth,
Wo er eine Bleibe fand
Und Nazoräer fortan ward genannt“.


„Was hat das alles aber nun
Mit unserm alten Poem zu tun“,
Wollte Konträr erneut nun wissen.
Aristoquakes, geschichtsbeflissen,
Ging auf die Frage nicht erst ein
Und setzte den nächsten Meilenstein.

„Auf dem Wege, der sich windet,
Bis man die Verbindung findet,
Vom Bibelwort mit Phantasie,
Bis hin zur Batrachomyomachie,
Muss man manchen Umweg gehen“,
Gab er den andern zu verstehen
Und dann fügte er spontan
Das Folgende erklärend an:

„Der Eridanos, jener Strom,
In den einst stürzte Phaèthon,
Wie man erzählt nach alten Sagen,
Mit dem geliehenen Sonnenwagen,
Ist der Jordan. Dort am Uferrand
Schwelt noch heut der Weltenbrand“.

Aristoquakes, exzellent,
Argument um Argument,
Führte als Beweise auf.
„Es zeigt uns den Geschichtsverlauf“,
So fuhr er fort, und machte klar,
Dass Jesus, wo als Kind er war,
In Ägypten damals schon
Verehrt wurde als Gottessohn.
Doch offiziell solches zu glauben
Durfte dort keiner sich erlauben.


Und dann fügte er noch an,
Was man bei Hirschberg lesen kann.

Der hatte es einst festgeschrieben
Was die Kopten am Nilstrom trieben.
Auf deren Öllampen aus Ton
Saß ein Frosch, so war es Brauch,
Dort seit vielen, vielen Jahren schon,
Der so wie Jesus später auch,
Als Auferstehungsgottheit galt
Und den Menschen Glauben gab und Halt.
Der Querverweis auf Jesus Christ
Durch Inschriften verdeutlicht ist.
„Ego eimi anastasis“.



Der Satz bildet die Glaubensbasis.
„Ich bin die Auferstehung“ steht
Rings um den Frosch, um den es geht.
Später fügte man das Kreuz noch an.
Woraus der Forscher schließen kann,
Dass tatsächlich Er gemeint.
Ob Der ein Frosch war, wie es scheint,
Lassen wir dahingestellt.
Der Lurch um seinen Job geprellt,
Wurde verteufelt und galt fortan
Als Antigott im Vatikan.
Ihre Froschverehrungsriten
Verbot der Papst den Batrachiten.
Den Zuzug ins Reich verbot er rigoros.
Die Kopten sagten sich nicht los
Von dem der aus des Sumpfes Schoß
Am Nilstrom ward geboren.
Zu ihrem Gotte auserkoren
Hielt dort am Fluss ein kleiner Rest
Der neuen Christen an dem fest,
Was man vom Anbeginn der Zeit
Zu glauben war in Land bereit.

Was blieb, sind jene Querverweise,
Die ich aus dem Mysterienkreise,
Wo noch so manches liegt versteckt,
Für euch hab hier kurz aufgedeckt.

Wenn ihr noch mehr wissen wollt,
empfehl’ ich was ihr machen sollt.
Kauft euch mein Buch, dort leg ich klar
Was da alles sonst noch war“.


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.