Mittwoch, 27. Juni 2012


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 111
Sagenerzähler im Olymp




Der heilige Benno und die Frösche


Von Meißen, dort am Elbestrom,

In etwa da, wo heut' der Dom

Über die Stadt ragt hoch hinaus,

Zog einst der heil'ge Benno aus,

Um in den Elbe-Uferauen

Sein Abendmahl gut zu verdauen.

Als er in Andacht schritt dahin,

Störten die Frösche seinen Sinn,

Die im Schilf am Ufersaum

Quakten laut, so dass er kaum

Gottes Weisheit konnt' lobpreisen,

Die offenbarte sich um Meißen

Durch die Vielfalt der Natur.

Doch im Ried, da lärmten stur

Die Frösche, störten ihn dabei

Mit ihrem Quaken und Geschrei.

Weil zum Gebet er nicht recht fand,

Hob der Heilige die Hand

Und gebot dem lautem Volke

Zu schweigen dort im Uferkolke,

Denn er musste schließlich beten.

Die Frösche schwiegen ganz betreten.

 

Doch als die Lurche dann verstummt,

Nur noch 'ne Mücke hat gesummt,

Da viel dem heil'gen Manne ein:

"Es loben und es benedei'n,

Gott im Himmel rund die Uhr

Der Mensch und alle Kreatur."

 

Er dachte also: "Vielleicht loben

Die Frösche quakend den da oben.

Und vielleicht ist ihr Geschrei

Gott nicht ganz so einerlei.

Mag sein, dass dem das Froschkonzert

Viel mehr als mein Gebet ist wert."

 

Aus dem Gedankengang heraus

Rief laut er in das Schilf hinaus:

"Ich gebiete euch zu singen.

Lasst euer Quaken neu erklingen.

Wenn ihr wollt, dann lärmt und schreit,

Betet nur und benedeit."

 

So kommt es, dass am Elbestrom

Die Frösche heut' recht autonom

Quaken laut und selbstbewusst,

Dann, wenn sie grad haben Lust.

 

R.W.A.
***

Benno und das Froschkonzert

Man erzählte sich auch, Benno habe von einer seiner Visitationen zurückkehrend den wegen Unwetters eingestellten Fährbetrieb in Meißen nicht mehr benutzen können. Er breitete seinen Mantel über die Fluten und habe trockenen Fußes die Elbe überquert. Den lärmenden Fröschen, die ihn in seiner Meditation störten, gebot er erfolgreich heiliges Schweigen; als er aber auf Psalm 148,7 stieß („lobet den Herr, ihr Walfische und alles in den Wasserstiefen“) bereute er seine Anweisung und nahm sie zurück. Sofort ließen die Frösche ihre Stimme zu Gottes Ehre wieder erschallen. Für durstgepeinigte Hörer einer Predigt unter Sonnenglut im Freien stieß er seinen Bischofsstab in den Boden, und unmittelbar darauf schüttete eine Quelle reichlich frisches Wasser.

Benno und die Frösche

Bischof Benno half den Bauern, wo er konnte. Sie sollten die Sümpfe trockenlegen, damit sie neues Ackerland daraus gewinnen konnten. Doch die Bauern fürchteten sich vor den Sümpfen. Die Alten erzählten von Gespenstern, die sie dort gesehen hätten, von Irrlichtern und unheimlichen Gestalten. So versprach Benno den Bauern, segnend durch das Sumpfgebiet zu gehen, damit sie keine Angst mehr zu haben brauchten. Benno ging also mit seinem Gebetbuch durch die Sümpfe und betete. Da quakten die Frösche so laut und aufdringlich, dass Bischof Benno sich in seinem Gebet gestört fühlte und laut rief: „Ruhe, schweigt endlich.

Sogleich kehrte Ruhe ein.

Benno wollte weiter beten, überlegte aber dann: Hatte nicht Gott all die schönen Dinge der Natur erschaffen und auch den Fröschen im Teich ihre Stimme gegeben, damit sie quaken konnten nach Herzenslust? So blieb er stehen und besann sich. Dann rief er den Fröschen zu: „Quakt weiter euer Lied, denn Gott hat euch so geschaffen!“ Und gleich quakten sie wieder laut im Chor. Bischof Benno segnete weiter das Land. Am nächsten Tag teilte er das Land an die Familien auf und die Bauern machten sich an die Arbeit.

(Quelle: nach „Das gefurchte Antlitz“ Derksen, S. 429/430; www.gemeinden-in-berlin.de Heiliger des Monats)




Der Reformator

 

Froschgequake kann sehr stören,

Muss man es andauernd hören.

Dies wissen wir seit Luther schon,

Der zornig, voller Aggression,

Weil ihm der Lärm hat zugesetzt,

Als er die Bibel übersetzt,

Halbfertig erst mit seinem Buch,

Verwünschte sie mit seinem Fluch:

"Ihr Frösche dort zu Wittenberge,

Zur Hölle, über alle Berge."

 

Im Schanzgraben, erzählt die Sage,

Ist es still seit jenem Tage.

Kein Frosch lässt sich heut' dort  mehr hören

Aus Angst, es könnt' noch immer stören.


R.W.A.
***


Der Pfingstquak


Im Brauchtum spielte stets der tolle
See- und Teichfrosch eine Rolle.
Selbst wenn seit alters her bekannt,
Dass ihn zu schinden war riskant,
Weil man erblinden konnt' dabei,
War das den Burschen einerlei.

Die wussten, dass es Regen gibt,
Wenn der Frosch quakte verliebt.
Und daraus zogen sie den Schluss,
Dass man den Frosch nur zwicken muss,
Wenn es mal wieder regnen sollte
Und der Frosch nicht quaken wollte.

Drum hat man ihn, so wird erzählt,
Im Frühjahr ziemlich oft gequält,
Bis sein Quaken man vernahm,
Damit endlich der Regen kam.
Man zwackte ihn schmerzhaft ins Bein
Und tötete ihn hinterdrein.
Der Froschschinder, nach altem Brauch,
Stieß ihm 'nen Holzspieß in den Bauch.

Pfingstquak sich der Schinder nannte,
Der mit dem toten Frosch dann rannte
Durchs Dorf, hat Kühe ausgetrieben
Am Pfingsttag, die dann draußen blieben.

Um den Regen zu bekommen,
haben feiertags die frommen
Dörfler die Schinderei geduldet.
Sie hatten sie ja nicht verschuldet
Und begleiteten den Trubel
Mit Beifall und fröhlichem Gejubel.

Doch ist verbrieft, dass mancher Junge
Einen Frosch trägt auf der Zunge,
Als Strafe für die Freveltat,
Die er am Frosch begangen hat.

Das Brauchtum ist tot heut, Gott sei Dank,
Doch manchmal wird noch jemand krank,
Trägt ein Froschgeschwulst mit sich herum
Und weiß nicht recht wieso, warum.

Doch ist die Antwort schnell gegeben:
Auch heute lässt der Frosch sein Leben.
Wir graben ihm das Wasser ab
Und schaufeln ihm somit sein Grab.
Wir schwemmen Unrat, Gift und Gülle
In seinen Teich in Hüll' und Fülle
Und töten ihn, ganz nebenher,
Auf der Straße im Verkehr.

Wir stellen uns dabei noch blind,
was zeigt, dass wir nicht besser sind,
Als der Pfingstquak seinerzeit.
Auch wir sind heut' zum Mord bereit
Und töten weiter ungestüm,
Nur killen wir heut' anonym.

R.W.A.
***



 

Frösche stillen


Aus Frankreich stammte einst der Brauch
Frösche zu stillen, welcher auch
Später sollt' bei uns sich zeigen,
Hier genannt wurd': Frösche schweigen.

Damit die Gutsherrn oder Grafen
Konnten nachts schön ruhig schlafen,
                                                Und nicht erwachten durchs Geschrei
Von der Frösche Plärrerei,
Musst' das Gesinde Frondienst leisten
Für die Herren, jene dreisten,
Welche im Bett sich derweil gut
Vom Nichtstun haben ausgeruht.

Da Leibeigenschaft seinerzeit
Im Lande herrschte weit und breit,
Musste die Knechtschaft wider Willen
Nächtelang die Frösche stillen.
Mir Ruten aufs Gewässer schlagen
Und immer dafür Sorge tragen,
Dass am Teich es ruhig geblieben
Ist und die Frösche darin schwiegen
Damit die Herren, die tags sich sonnten
Des nachts auch ruhig schlafen konnten.

Selbst im Kloster bei den Mönchen
Und sogar auch bei den Nönnchen
Ging es damals lustig zu.
Wollt' man von den Fröschen Ruh',
Musste nachts, bis hin zum Morgen,
Das Gesinde dafür sorgen,
Dass Frosch und Kröte, wie auch Quappen,
Störten nicht, hielten die Klappen.

Auf der Insel Reichenau,
Wenn die Frösche nachts Radau
Machten, so wird es erzählt,
Die Fridinger war'n auserwählt
Ihre Knechtschaft loszuschicken.
Mit Ruten oder Stecken, dicken
Knüppeln oder and'ren Dingen
Die Frösche zum Schweigen schnell zu bringen,
Damit der Klerus in der Nacht
Nicht wurde um den Schlaf gebracht.

So war's im Mittelalter Brauch
in Frankreich und in Deutschland auch.

R.W.A.
***



Der Gärtner und die Kröte


Dem Gärtner Beck, vor vielen Jahren,
Ist 'ne Geschichte widerfahren,
Die er mir um Neunzehnhundert
Erzählte. Ich war ganz verwundert.

"Als ich einmal im Garten stand"
So sprach der gute Gärtner Beck,
"Ich eine dicke Kröte fand,
Die fraß den Salat mir dauernd weg."

"Die gräßlich' Krott, die musst du töten",
Hörte ich mein Weib schrill flöten.
"Die frisst von Rüben und Salat
Die besten Blätter, in der Tat.
Tu was, schnell, bring sie doch um.
Sie stiehlt uns unser Eigentum."

Doch Beck, das war ein guter Mann.
Zwar setzte er den Spaten an,
Doch hat er unterstochen
Die Kröte und gesprochen:

"Die Kröte ist ein Seelentier.
Liebe Frau, das merke dir.
Wer sie tötet oder schindet,
Später selbst nicht Ruhe findet."

Er trug die Pogg, in guter Laune,
Auf dem Spaten hin zum Zaune.
"Ich setze dich behutsam lieber
Auf die and're Seite rüber"
Sprach er zu ihr mit frohem Sinn
"Und nun leb wohl lauf schnell dahin.
Und wenn du Kinder hast zum Glück,
Komm ruhig zu mir wieder zurück.
Schau mit ihnen bei mir rein,
Dann will ich ihr Gevatter sein."

Ein Jahr später dann beim Beck,
Stand ein Zwerg im Garteneck
Und bat den Gärtner hinterm Gatter
Bei seinen Kindern zu Gevatter.

Beck nahm die Einladung gleich an
Und so kam es schließlich dann,
Dass er bei der Kindstauf saß,
Im Zwergenhaus das Festmahl aß.

Doch plötzlich, als er hob den Blick,
Erkannte er sein Mißgeschick.
Über seinem Kopfe hing
Ein Mühlstein. Riesengroß, das Ding.
Den Gast zu töten offenbar,
Hing er an einem Pferdehaar.
Beck sprang auf in seinem Schreck
Und wollte aus dem Haus schnell weg.
Doch der Zwerg hielt ihn zurück.
"Sei unbesorgt, genieß das Glück.
Lass feiern uns gemeinsam nun
Die Kindstauf. Einmal gar nichts tun.
Ich beschütze dich vor der Gefahr,
Wie du beschützt vor Tag und Jahr
Meine Frau, als sie war drüben
Als Kröte bei euch in den Rüben.
Wie du beschützt sie hast bei dir,
So schütz ich dich nun hier bei mir.
Sorg dich nicht wegen dem Stein,
Lass uns lieber fröhlich sein."
So stießen sie zur Taufe dann
Auf den Zwergennachwuchs an.

Als Beck viel später Abschied nahm,
Die Frau des Zwerges zu ihm kam.
Sie stopfte ihm die Taschen voll
Mit Pferdemist, der gut sein soll,
So sagte sie, für den Salat,
Den sie als Kröt getestet hat.

Der gute Beck zu Haus alsdann
Sich auf den Pferdemist besann.
Als den Salat er düngen wollt',
Fand seine Taschen er voll Gold.

So hat mir's einst um Neunzehnhundert
Beck selbst erzählt: Ich war verwundert
Und suchte lang nach der Moral.
Dann fand ich sie, sentimental.
Wenn offenbar selbst Pferdemist
Zur Verwandlung fähig ist,
So wurde damals es mir klar,
Die Kröt' 'ne arme Seele war,
Die drüben nun im Zwergenland
Glückliche Erlösung fand.

R.W.A.
***

Wundersame Heilung

-Sagenhaftes nach einem alten Brauch-

Wenn einer Kuh das Euter schwoll
Und keiner wusst' recht, was das soll,
Haben einst die Leut', die groben,
Dies auf einen Frosch geschoben
Und mit falscher Zung' erzählt,
Dass jener Nachts die Kühe quält.
Er war, so hat es dann geklungen,
Der Kuh ans Euter hoch gesprungen
Und hat, so glaubte man zu wissen,
Blutgierig dort dann zugebissen.
Um das Rindvieh noch zu heilen,
Musste schnell deshalb man eilen
Zum Teiche hin, den Frosch zu fangen,
Den man später aus Belangen
Des Aberglaubens ganz bewusst,
Und zwar lebend, so der Wahn,
In zwei Hälften reißen musst'
Den Fröschen hat das wehgetan.
Dem Vieh, das wollte man gesunden,
Hat man die Hälften umgebunden
Und zwar am Euter unterm Bauch.
Ja so war es eben Brauch.

Dass ein Rindvieh ist gesundet
Wurde hingegen nicht bekundet.

R.W.A.
***

wird fortgesetzt



Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 110
Sagenerzähler im Olymp


Aus der Sagenwelt
- Teil 2 -

Seelenwanderung


In Wusseken bei Bütow, dort
Lebt noch heut die Sage fort,
Dass die Seele hüpfen kann,
Aus dem Munde einem Mann
Um auf Wanderschaft zu gehen.

 Es ist vor langer Zeit geschehen,
Als zwei Männer sich zur Ruh'
Ausstreckten für eine Pause.
Auf dem Felde vor dem Hause
Sah der eine noch dem andern  zu,
Wie dem als der bereits schon schlief,
Etwas aus dem Rachen lief.
Ein großer Frosch kam ei der Daus
Mit dem Speichel dort heraus.
Der hüpfte fort sehr schnell jedoch
Wonach er sich im Busch verkroch.
Jener Mann, der wach noch war,
Folgte ihm, das ist wohl klar.
Nach einer Weile, ganz salopp,
Sah er den Frosch der im Galopp
Hüpfte er auf dem selben Wege
Zurück. Der schlafende Kollege
Merkte nichts von alledem,
Denn er schlief ja ganz bequem,
Wie der Frosch im Mund verschwand,
Und dort erneut den Wohnsitz fand.

Am nächsten Morgen, als erwacht,
Die beiden dann, so gegen acht,
Aus ihrem tiefen Schlummer waren
Erzählte jeder seinen Traum
Der ruhend ihnen widerfahren.
Der eine glaubte dem andern kaum.
Sie stellten fest, jetzt aufgeweckt,
Dass sie 'nen Schatz hatten entdeckt
Im Traum unter dem Weißdornbusch.
Sie sprangen auf. Ruck Zuck, Husch Husch
Die beiden unterm Busche standen,
Wo wirklich sie den Schatz auch fanden.
Sie hoben ihn als reiche Leute.
Und lebten sie etwa noch heute
Würden sie erzählen dann,
Dass die Seele wandern kann,
In Gestalt von einem Frosche,
Durch eines Mannes off'ne Gosche.

Was würden wir wohl heute glauben?
Geträumt damals mit off'nen Augen.

R.W.A.
***




Als Nächstes nun zum Zeitvertreibe
Die Sage von der Krott im Leibe



Die Kröte im Leibe

Im Kriege, durstig vom Marschieren,
Ein Soldat hat beim Campieren
Aus dem Graben einst getrunken,
In welchem lebten auch die Unken.

Doch das Wasser war verdorben.
Beinah' wär er dran gestorben.
Er überlebte, Gott sei Dank,
Doch war er fortan immer krank.

Sein Hunger wurde furchtbar groß,
Er wurde diesen nicht mehr los.
Er musste Riesen-Mengen essen,
Und wurde dünner unterdessen.

Zum Hunger traten, nebenbei,
Noch Schmerzen auf gar mancherlei.
Die Ärzte wussten keinen Rat,
Kein Mittel ihm geholfen hat.

So wurd' der Mann vom Militär
Entlassen, so erzählt die Mär.
Sterbenskrank kam er nach Haus.
Er sah schon ganz erbärmlich aus.

Im Dorf gab's einen, der uralt
War und deshalb als weise galt.
Und dieser greise, alte Mann
Sich auf ein Hausmittel besann,
Was ihn in seiner Jugendzeit
Von böser Krankheit hat befreit.

Ein Salzhering wird helfen dir.
Beschaff' ihn schnell, vertraue mir.
Diesen musst du roh dann essen
Und das nächste nicht vergessen...
Selbst wenn nach Fisch du solltest stinken.
Auf keinen Fall darfst du drauf trinken.
Leg dich mit offenem Munde nun
Am Teiche hin um auszuruhn.
Denk dran, sollte der Durst dich plagen,
Diesen gilt es zu ertragen.

Der kranke Mann, in seiner Not,
Tat wie der Alte ihm gebot.
Nachdem der salz'ge Fisch verschlungen,
Legte er sich durstdurchdrungen,
Mit off'nem Munde in die Nähe
Des Teiches hin, wartend was geschähe.

Als er so lag und sich nicht regte,
In seinem Inneren bewegte
Sich etwas; es rumorte schlimm.
Ein Tier, vom Durst geplagt im Grimm.

Aus der scharfen Heringsjauche,
Drinnen dort in seinem Bauche,
Krabbelte, kaum zu ertragen,
Etwas heraus aus seinem Magen
Und sprang zum off'nen Mund heraus.
'Ne Kröte, die sah durstig aus,
Sie hüpfte schnell zum Wasser hin,
Hatte Trinken nur im Sinn.

Doch dann, als sie den Durst gestillt,
Drehte sie um und war gewillt
In ihr Heim zurückzukehren.
Der Soldat ihr diese zu verwehren.
Griff sogleich zum Bajonett,
Machte die Heilung fix komplett
Indem mit großer Tapferkeit
Er sich vom Krötenungemach
Und von der Krankheit hat befreit
 Die beide mutig er erstach.



Was am Teiche ist geschehen
Konnte jedermann verstehen
Der an diesem schönen Tag,
Die Kröte sah die tot dort lag.

Der tapfere Soldat wurd später
Im Feldheer Sanitäter
Und hat Karriere dort gemacht
Es bis zum General gebracht.


R.W.A.
***


Giftiges Wasser


Im Mittelalter jedermann
Wusst', dass man beim Trinken kann
Schwere Krankheiten sich holen.
Drum sagte man ganz unverhohlen:
"Wenn das Wasser ist nicht rein,
Fängst du Pogg und Padd dir ein,
Denn im Wasser folgenreich,
Schwimmt von diesen ja der Laich."
Und der, so dachte man alsdann,
Sich innerlich entwickeln kann.
Der wächst im Leibe, welch ein Graus,
Weiter bis `ne Krott wird draus,
Die im aufgedunsenen Bauch
Quakt ganz fürchterlich dann auch.

Doch war der Wanst erst aufgebläht,
Dann war es ohnehin zu spät.

Wem solches ist dereinst passiert,
Der ist jämmerlich krepiert.
Es sei denn er war klug genug,
Und er das Mittel bei sich trug,
Was denkbar einfach in dem Falle,
Die Klugen trugen bei sich alle.

Die schluckten statt Tabletten munter
Einfach drei Frösche lebend runter,
Welche dann in Darm und Magen
Der Krankheit gingen an den Kragen.
Die wühlten die Verstopfung auf,
So dass die Blähung den Verlauf
Später konnte wieder gehen,
Der dafür ist extra vorgesehen.
Das Mittel, ein Naturprodukt,
Wurde damals oft geschluckt.
Es wirkte schnell wenn eingenommen.
Den Fröschen ist es nicht bekommen.

R.W.A.
***





 

Die Feuerkröte aus dem Harz


Über Kröten zu berichten
gibt es vielerlei Geschichten.
Und sicher seid ihr nun gespannt,
wie die nächste wird benannt.
D'rum hört gut zu, dann ihr erfahrt's

Die Feuerkröte aus dem Harz

Ein Schneider auf der Wanderschaft
Hat's bis nach Andreasberg geschafft.
Im Dämmerlicht am späten Tage
Hat er die Übernachtungsfrage
Schnell gelöst und kurz nach acht
Im Moose sich sein Bett gemacht.
So konnte er das Schlafgeld sparen.
Auch gab es sicher kaum Gefahren
In Gestalt von wilden Tieren,
Die ihn könnten schikanieren.

Er legte sich recht bald zur Ruh'
Und deckte sich mit Wolken zu.
Es wär schad um's schöne Geld,
Wenn kostenlos das Sternenzelt,
So dachte er in seiner List,
Hoch droben ja am Himmel ist.
Auch musste Frischluft er nicht missen.
Bald schlief er fest im Blätterkissen.
Nahe dem Frau Hollen-Platz
Und schnarchte tief, so wie ein Ratz.

Doch plötzlich, wie vom Blitz getroffen,
Schreckte er hoch, die Augen offen.
Vor ihm der Berg ist feuerrot,
Als ob er gleich zu bersten droht.
Als er die Augen reibt und schaut,
Bemerkt er wie von unten laut
Rot Feuer fauchend eine Kröte
Herauf kriecht. Er hat seine Nöte.
Die Angst schnürt ihm die Kehle dicht.
Er will davon, doch geht es nicht.
Die Beine folgen ihm nicht mehr.
Das Untier es kommt schnell daher.
Der Schneider, der nicht sehr beherzt
Denkt, dass er gleich würd' ausgemerzt.
Angstschweiß steht ihm auf der Haut.
Er bibbert und er wimmert laut.
Und das Tier, das glühend rote,
Streckt nach ihm bereits die Pfote.
Es sperrt den Rachen ganz weit auf.
"Gleich nimmt das Schicksal seinen Lauf",
Denkt der Schneider und er spürt
Den heißen Atem, frisch geschürt.
Noch zwanzig Schritte ungefähr.
Die Lage sie ist sehr prekär.
"Gleich", denkt er, "macht sie dich nun kalt",
Als die Turmuhr laut erschallt.
Vom Glockenberg her, Schlag um Schlag,
Klingt aus der laue Sommertag.
Und als der zwölfte Gong ertönt,
Die wilde Kröte vor ihm stöhnt,
Sie jammert, als wäre sie geschunden.
Plötzlich ist sie ganz verschwunden.
Und der Berg, der grad' noch glühte,
Ist wie vorher. "Meine Güte",
Denkt der Schneider, "war's ein Traum?",
Da er wach ist nun, wohl kaum.

Die Sterne blinzeln und sie prangen,
Sogar der Mond war aufgegangen.
Doch der Schneider rannte schnelle,
Weg von der Gefahrenstelle,
Nach Andreasberg hinein,
Wollte nicht allein mehr sein.
Die Stadt lag still und menschenleer,
Bis auf den alten Nachtwächter,
Der mit Laterne seine Runde
Drehte just zur späten Stunde.
Der verschaffte ihm Quartier
"Du schläfst heute Nacht bei mir.
Kannst in meinem Bette ruh'n.
Ich muss ja meinen Job hier tun.
Wahren Feuer und das Licht,
Was meine Arbeit ist und Pflicht."

So schlief der Schneider bis zum Morgen
Wohlbewacht, ohn' Angst und Sorgen.
Am ander'n Tag, so gegen zehn,
Sah man ihn zum Pastor geh'n.
Dem geist'gen Herrn hat ohne Fragen
Erzählt er was sich zugetragen
Auf dem Frau Hollen-Platz bei Nacht
Und was er hatte durchgemacht.
Der Pastor war ein weiser Mann.
Er hörte sich die Erzählung an
Und meinte, dass der Schneider solle
Nicht bange sein, und ob er wolle,
Mit ihm zusammen hinzugeh'n
Am Abend, nach dem Rechten sehn.
Dass verwünscht wäre die Kröte
Und dass es sich dem Schneider böte,
Das arme Tier vom Fluch des Bösen
Mit Mut und Einfalt zu erlösen.
Er müsste nur das Ungetüm
Küssen, nicht zu ungestüm
Und dabei vor allem schweigen,
Dann würde sicherlich sich zeigen,
Dass er dazu war auserlesen,
Zu befreien jenes Wesen,
Dem vor vielen, vielen Jahren
Böser Zauber widerfahren.

Des Abends gegen zehn Uhr dann
Schritten sie hinaus sodann.
Um der Kröte aufzulauern,
Sah man sie im Grase kauern.
Dem Schneider perlte schon der Schweiß.
Vor Angst schien sein Gesicht ganz weiß.
Dann sprachen beide nochmal durch,
Wie zu begegnen sei dem Lurch.
"Wenn ich hier im Buche lese",
Erklärte der Pastor seine These,
"Bist du ganz ruhig und sitzt schön still,
Lässt kommen, was da kommen will.
Selbst wenn sie dich sollt überfallen.
Wehr dich nicht, lass dir's gefallen,
Selbst wenn sie sollt' dich halb verschlingen.
Bleib' ruhig. Das muss ich ausbedingen.
Denn nur so lässt es sich entdecken,
Was hinter alledem mag stecken.
Du wirst seh'n, das glaube mir,
Bald sind wir alle glücklich hier
Und sicher werden wir auch reich.
Also dann, mach's gut, bis gleich."

So warten sie, dann schlägt die Uhr.
Beim elften Schlag erglüht die Flur.
Viel heller noch als tags zuvor
Erscheint's dem Scheider. Der Pastor
Ließt indes so schnell er kann
Das Buch, es zieht ihn voll in Bann.
Dann sehen sie die Kröte kommen
Den Berg herauf, sie sind beklommen,
Denn das abscheulich große Tier
Faucht züngelt wieder voll Begier,
Kriecht Feuer speiend schnell heran,
Der arme Schneider ist gleich dran.
Der Pastor liest in seinem Buch.
Der Schneider zittert, schluckt 'nen Fluch.
Die beiden ihre Hände falten.
Nur den Mut zusammenhalten.
Dann ist das Untier bereits da.
Dem Schneider ist es schon so nah,
Dass ihm der gift'ge Schwefelhauch
Den Atem nimmt, Feuer und Rauch.
Und womöglich beim nächsten Schritt
Die Feuerkröte ihn zertritt
Mit ihren glühend heißen Pfoten,
Sie sein Leben nun bedrohten.
Das Herz schlägt ihm im Leib ganz doll.
Schon längst hat er die Hosen voll.
Sieht über sich den Feuerrachen.
Der Pastor ruft: "Lass sie nur machen!"
Der Schwefel dämpft ihm das Gesicht.
Der Pastor liest: "Rühr' dich nur nicht."
Grad' als die Kröt ihn küssen will,
Erträgt er nicht mehr die Unbill
Und wendet ab schnell sein Gesicht
Vor Abscheu, dass die Kröte nicht
Zu Pastors Ärger und Verdruss.
Anbringen kann den heißen Kuss.

Dann schlägt die Turmuhr Mitternacht.
Die Lurcherlösung - unvollbracht.

Nach dem letzten Stundenschlag,
War es wie am andern Tag.
Die Feuerkrötenhexerei
War plötzlich ganz abrupt vorbei.
Doch lange währte nicht die Stille.
Ein Schimpfen drang durch die Idylle.
"Was für ein Narr, welch eine Memme,
Hilft der Kröt' nicht aus der Klemme.
Nur noch ein kurzer Augenblick,
Dann wär' des armen Tiers Geschick
Besiegelt. Vom Erlösungsglück
Hätt' jeder von uns nun ein Stück."
So hörte man den Pastor fluchen.
"Jetzt müssen wir's erneut versuchen."

Der Schneider jedoch meinte d'rauf:
"Ich hielt es einfach nicht mehr aus.
Ich hab' der Kröt' ins Aug' gesehen
Und dacht', es wär' um mich geschehen.
Ich wusst', sollt mich die Kröte küssen,
Würd' ich dabei ersticken müssen.
Ich spürte plötzlich Todesangst,
Doch wenn du es von mir verlangst,
Werd ich morgen beim Vollmondschein
Noch tapferer als heute sein.
Und werd' ausharren, voller Mut,
Selbst wenn sie mir Gewalt antut.
Werd' stille halten und nicht zagen,
Nicht zappeln, zittern auch nicht klagen.
Gesagt, getan. Am Abend drauf
Machten sie erneut sich auf,
Um die Feuerkröte vom bösen
Zauber endlich zu erlösen.

Es kam so, wie es kommen musst'.
Beim elften Glockenschlage, just
Als der Vollmond aufgegangen,
Hat es wie immer angefangen.
Der Berg erglühte lichterloh
Und die Kröte sowieso
Brannte glühend purpurrot,
Bracht' den Schneider arg in Not.
Der nahm all seinen Mut zusammen
Und scheute nicht einmal die Flammen.
Er wollt' es diesmal besser machen,
Erlösen endlich diesen Drachen.

Aus dem heißen Krötenmaul
Zischte es und stank ganz faul.
Schwefeldampf vermischt mit Ruß,
Siedendheißer Speichelfluss.
Das breite Maul voll Geiferschaum.
Der Schneider, der ertrug es kaum.
Ihm wurde übel, angst und bange
Und er wendete die Wange,
Bevor der finst're Krötenrachen
Konnt' was er lüstern wollte, machen,
Küssen den Schneider recht beherzt.
Doch wurd' ihr dieser Spaß verscherzt,
Denn der Glockenschlag der Uhr
Beendete die Prozedur.

In jener Nacht, erzählt die Sage,
War laut das Heulen und Geklage.
Der Pastor sprach: "Hörst du, es scheint,
Genau als ob 'ne Jungfrau weint."
So saßen sie bis morgens früh.
Vergebens alle Angst und Müh'.
Der Schneider war ganz aufgelöst,
Weil das Geschöpf er nicht erlöst.
Die Feuerkröte aus dem Harz
Indes, sie ärgerte sich schwarz.
Sie spie fortan kein Feuer mehr,
Und blieb Single wie bisher.

Wenn heut' die Sonn' rot untergeht
Und wie ein Feuerball dort steht,
Den Berg mit rotem Licht umhüllt,
Dann wird ein Wunsch bald dem erfüllt,
So berichtet es die Sage
Im Harze dort seit jenem Tage,
Der sich vor Kröten niemals scheut,
Wenn er sie sieht, sich daran freut.


R.W.A
nach einer alten Sage aus dem Harz
***

 wird fortgesetzt





Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.