Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 225
Märchenerzähler
im Olymp
Es gibt vielerlei Geschichten
Von den Unken zu berichten
Sprach Merops Sohn und ganz spontan
Fügte er noch eine an.
Die Unke und das Weisenkind
Ein
Waisenkind saß an der Stadtmauer und spann, da sah es eine Unke aus der Öffnung
unten an der Mauer hervorkommen. Geschwind breitete es sein blauseidenes
Halstuch neben sich aus, das die Unken gewaltig lieben und auf das sie allein
gehen. Alsbald die Unke das erblickte, kehrte sie um, kam wieder und brachte
ein kleines goldenes Krönchen getragen, legte es darauf und ging dann wieder
fort. Das Mädchen nahm die Krone auf, sie glitzerte und war von zartem
Goldgespinst. Nicht lange, so kam die Unke zum zweiten Mal wieder: wie sie aber
die Krone nicht mehr sah, kroch sie an die Wand und schlug vor Leid ihr
Köpfchen so lange dawider, als sie nur noch Kräfte hatte, bis sie endlich tot
dalag. Hätte das Mädchen die Krone liegen lassen, die Unke hätte wohl noch mehr
von ihren Schätzen aus der Höhle herbei getragen.
Unke ruft
'huhu, huhu,' Kind spricht 'komm herut.' Die Unke kommt hervor, da fragt das
Kind nach seinem Schwesterchen 'hast du Rotstrümpfchen nicht gesehen?' Unke
sagt 'ne, ik og nit: wie du denn? huhu, huhu, huhu.'
Quelle: Kinder- und Hausmärchen,
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), 1812-15, KHM 105
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