Montag, 13. August 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 225
  Märchenerzähler im Olymp

Es gibt vielerlei Geschichten
 Von den Unken zu berichten
Sprach Merops Sohn und ganz spontan
Fügte er noch eine an.


Die Unke und das Weisenkind

Ein Waisenkind saß an der Stadtmauer und spann, da sah es eine Unke aus der Öffnung unten an der Mauer hervorkommen. Geschwind breitete es sein blauseidenes Halstuch neben sich aus, das die Unken gewaltig lieben und auf das sie allein gehen. Alsbald die Unke das erblickte, kehrte sie um, kam wieder und brachte ein kleines goldenes Krönchen getragen, legte es darauf und ging dann wieder fort. Das Mädchen nahm die Krone auf, sie glitzerte und war von zartem Goldgespinst. Nicht lange, so kam die Unke zum zweiten Mal wieder: wie sie aber die Krone nicht mehr sah, kroch sie an die Wand und schlug vor Leid ihr Köpfchen so lange dawider, als sie nur noch Kräfte hatte, bis sie endlich tot dalag. Hätte das Mädchen die Krone liegen lassen, die Unke hätte wohl noch mehr von ihren Schätzen aus der Höhle herbei getragen.


Unke ruft 'huhu, huhu,' Kind spricht 'komm herut.' Die Unke kommt hervor, da fragt das Kind nach seinem Schwesterchen 'hast du Rotstrümpfchen nicht gesehen?' Unke sagt 'ne, ik og nit: wie du denn? huhu, huhu, huhu.'
Quelle: Kinder- und Hausmärchen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), 1812-15, KHM 105

wird fortgesetzt

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