Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 114
- Im Elysium -
Als ob die Story Wahrheit sei,
Die heut noch in der Slowakei
Von den Leuten wird erzählt,
Hat Hera die Geschichte vorgetragen.
***
"Ich hab von all den alten Sagen
In denen um es Frösche ging,
Auch eine schöne ausgewählt"
Sprach Thetis zum erlauchten Korps.
"Die Sage heißt - Vom Krötenring -"
Die trug sie sogleich vor.
Die Sage vom Krötenring
-
Anhaltisches Sagen- und Geschichtenbuch -
Unter den Kostbarkeiten, die das herzogliche Haus
Anhalt von seinen Vorfahren her besitzt, befindet sich ein seltsamer Ring. Er
ist von feinem blassen Golde und mit Diamanten geziert. Niemand weiß, wer ihn
angefertigt und wer ihn getragen hat. Eine Fürstin von früher muss es gewesen
sein, denn der Ring ist ein Damenring. Er ist auch nicht ringsum geschlossen,
wie die Ringe heute alle sind, vielmehr unten offen. Das ist auch ein Zeichen
seines hohen Alters. Er wird der Krötenring genannt. Die Sage ist es,
der er diesen Namen verdankt. Und diese Sage erzählt folgendes:
Vor alten Zeiten lebte in Dessau eine Fürstin, die war so gütig und
mildtätigen Herzens, dass sie nur immer darauf bedacht war, den Menschen, die
es nötig hatten, Gutes zu erweisen. Wer von den Untertanen Not litt oder Sorgen
hatte, kam zu ihr, und wenn sie irgend konnte half sie mit ihrem Rat und ihren
Gaben. Wie für die Menschen, Brocken und Brotsamen, die beim Essen abfielen,
nicht achtlos beiseite, sondern strich sie fein sorgsam auf dem Mundtuche
zusammen und schüttet sie vor das Fenster. auf dass die Vögel davon Speise
hätten. Das tat sie jeden Tag und freute sich, wenn es den kleinen Sängern oder
auch den nichtsnutzigen Spatzen schmeckte. Eines Tages sah sie nun, wie eine
große Kröte schwerfällig auf dem Boden dahin kroch, unter dem Fenster der
Fürstin stille hielt und von den Brotsamen, die auf die Erde gefallen waren,
nahm.
Von da ab kam das Tier jeden Tag, lange Zeit hindurch.
In einer Nacht nun lag die Fürstin zu Bett und konnte nicht schlafen. Da stand mit einem Male eine fremde Frauensperson mit einer Laterne in der Hand vor ihrem Lager. Wie sie hereingekommen, war ganz rätselhaft. Die Fürstin erschrak zuerst sehr, aber die Fremde sagte, sie möge sich nicht sorgen, sie habe nichts böses im Sinne. Ihre Frau Kröte habe sie gesandt, um der Fürstin für die Brocken Brotes zu danken, die sie unter dem Fenster des Schlosses erhalten habe, und schicke ihr aus dankbarer Erkenntnis einen Ring. Diesen möge die Fürstin aber wohl verwahren und dafür Sorge tragen, dass er immerdar im fürstlichen Hause bleibe. Solange dies gehalten werde, solle es den im Schlosse Wohnenden vom Stamme des Hauses Anhalt wohl ergehen und der Stamm werde nicht aussterben. In der Christnacht aber solle man im Schlosse fleißig Aufsicht auf das Feuer haben, weil sonst in einer solchen heiligen Nacht das Schloss leicht in Brand geraten und ganz und gar abbrennen könnte. Damit verschwand die Frauensperson so geheimnisvoll, wie sie gekommen war, und die Kröte wurde von da an nicht wieder unter dem Fenster gesehen.
***
Der Krötenring
Der Krötenring gehört zum Juwelenschatz des Herzoglichen Hauses
Anhalt. Es ist ein altertümlicher Ring von etwas bleichem Golde, sehr breit,
nach unten schmal zulaufend und dort offen. Die Steine darin sind drei roh
geschliffene Diamanten, der mittlere viereckig, die beiden zur Seite dreieckig.
Der Ring ist zweifellos ein Damenring und trägt die Spuren langjährigen
Tragens. Seine Entstehungszeit dürfte in das 15. Jahrhundert zu legen sein. Er
wird sehr sorgfältig aufbewahrt, seitdem einmal durch augenblicklichen Verlust
desselben in der Tat ein Unglück geschehen sein soll - wie die Leute sagen.
***
wird fortgesetzt
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