Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 278
Märchenerzähler
im Olymp
Der kurzen Fabel schloss spontan
Sich Klytämnestra sogleich an
(Ilias 1/114; Tochter des Tyndareos,
Gemahlin des Agamemnon)
Des Agamemnons Eheweib
Sprach: "Ich trag euch vor zum Zeitvertreib
Was mir Papa dereinst erzählte
Bevor er später mich vermählte
Mit Agamemnon den ihr alle kennt,
Den man auch Atride nennt
Weil er wie ihr alle wisst
Der Sohn des großen Atreus ist.
Mein Vater, er hieß Tyndareos,
Konnte erzählen ganz famos.
Ich weiß es noch als wär' es heute,
Wie sehr er sich darüber freute
Wenn es ihm gelungen war
Mich zu veralbern mit `ner Mähr.
Mir ist als ob es heute wär',
Ach was war es wunderbar.
Agamemnon hatte nie
Wie mein Papa solch Phantasie.
Er hatte ganz andere Interessen.
Schiffe, Pferde, Krieg, Mätressen.
Er hat auch nicht sehr gern gelesen.
Er ist ein Realist gewesen
Der nicht viel von Märchen hielt.
Er hat lieber Krieg gespielt",
So sprach sein Weib ganz ungeniert,
"Und auch zu Haus nur kommandiert".
Nach diesem kleinen Seitenhieb
Auf ihren angetrauten Mann,
Dem sie noch nie was schuldig blieb
Fing sie zu erzählen an.
Der verheiratete Frosch
Es war einmal ein Mann, der kam eines Abends spät nach Hause, während
seine Frau gerade auf einer Reise war, und da fand er einen kleinen Frosch auf
der Matte vor seiner Haustür sitzen. Es war ein sehr hübscher kleiner Frosch.
Er konnte auch sprechen. Er sagte: "Ich bin in Wirklichkeit ein schönes,
junges Mädchen, das durch Zauberei in einen Frosch verwandelt wurde, aber wenn
ich ins Bett gelegt werde, wird der Zauber behoben".
Der Mann war natürlich ziemlich erstaunt, aber selbstverständlich
wollte er dem armen Frosch helfen, und deshalb nahm er ihn mit hinein und
setzte ihn auf sein Bett. Und tatsächlich verwandelte sich der Frosch in ein
entzückendes junges Mädchen. Im selben Augenblick aber kehrte die Frau des
Mannes zurück, und - ob du's glaubst oder nicht - sie wollte ihm diese
Geschichte nicht abnehmen.
Quelle: Lutz Röhrich
"Gebärde-Metapher-Parodie"
Düsseldorf 1967
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