Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 299
Märchenerzähler
im Olymp
Leukos, der so kampfbewährte
(Ilias 4/492; Gefährte des Odysseus)
Tapfere Odysseus-Gefährte
War al nächster Redner dann
mit einer Froschgeschichte dran.
Er griff sogleich zum Mikrophon
Und mit Stolz im Unterton
Rezitierte er den Thriller
Von Daniel Wilhelm Triller.
Der Storch und der Frosch
Daniel W. Triller
(1695-1782)
Ein Storch
stakte suchend durch das feuchte Gras auf einen alten Tümpel zu. Er erspähte
einen Frosch, welcher gerade nach einer Mücke schnappte. Geschwind schnellte
der Storch seinen Kopf vor und packte den Frosch fest mit seinem Schnabel.
"Was
fällt dir ein?" quakte dieser entrüstet. "Ich habe dir doch gar
nichts getan. Warum willst du mich umbringen! Lass mich los!"
"Du
hast recht", antwortete der Storch ruhig, "du hast mich weder
beleidigt, noch mir irgendein Leid zugefügt. Trotzdem werde ich dich
verschlingen."
"Das
ist ungerecht!" zeterte der Frosch. "Hilfe! Erbarmen! Verschone mich!
Du gibst doch zu, dass ich unschuldig bin. Bitte, lass mich laufen."
"Und
die Mücke, die du gerade verschluckt hast, als ich kam, was hat sie dir denn
getan? Warum hast du sie nicht verschont?"
Verblüfft
glotzte der Frosch in die Wolken; damit hatte er nicht gerechnet. Die Rede des
Storchs hatte ihm die Sprache verschlagen; er konnte sie nicht widerlegen. Es
fiel ihm auch keine Ausrede zu seiner Verteidigung ein.
"Siehst
du, du schweigst! Also plärr nicht länger, ich habe Hunger, und du sollst ihn
mir vertreiben." Mit diesen Worten verschlang der Storch den Frosch.
"Das ist der Lauf der Welt", brummte er beim Weiterschreiten und fing
sich eine Heuschrecke. "Der eine lebt auf Kosten des anderen, der Größere
frisst den Kleineren auf, wer nicht stark genug ist, sich zu wehren, soll sich
auch nicht mucksen."
wird fortgesetzt
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